Weil ich es gerade auf Twitter gesehen habe
Nur ein Drittel des Unterschieds erklärt sich durch Veränderungen innerhalb der jeweiligen Gruppen (Aschkenasim, Sephardim, Ultraorthodoxe, Post-Soviet-Einwanderer, arabischstämmige Muslime) in der Bevölkerung. Zwei Drittel des Unterschieds erklärt sich durch Veränderung innerhalb der Zusammensetzung der Gruppen: Ultraorthodoxe, Post-Soviet-Einwanderer und Sephardix sind in den jüngeren Kohorten deutlich stärker repräsentiert, Aschkenasim deutlich schwächer. Die Zustimmung zu Netanyahu ist bei Aschkenasim sehr niedrig, die Verbindung zwischen Staat und Religion ebenfalls (hier gilt dasselbe für Post-Soviet-Einwanderer, also ein ähnliches Phänomen wie man es hier aus Ostdeutschland kennt).
Man muss sich im Klaren sein: Das Israel, das in der Vorstellung der Menschen als liberale Demokratie hier existiert, wird von Jahr zu Jahr zurückgedrängt. Demonstrationen für die Demokratie, so wichtig sie sind, ändern daran nichts. Wer so tut als wäre das Problem nur Netanyahu (geschweige denn solche Figuren wie Smotrich oder Ben-Gvir) lügt sich einfach in die Tasche: Das Problem ist die von Jahr zu Jahr steigende Zahl von Menschen, die entweder noch in autokratischen Regimen oder in Netanyahus Israel sozialisiert worden sind und die sowas wie das, was wir gerade in Gaza gesehen haben, für den normalen Lauf der Dinge halten. Mir graut es davor, dass bei der ganzen Diskussion um die "Staatsräson" so gar nicht miteinbezogen wird, von was für einer Gesellschaft wir da reden und wohin diese Gesellschaft noch steuert.