Weiß ich ja nicht. Während des kalten Krieges galten diese Regeln ja auch und da lief vieles besser. Das Problem ist eher, dass die Verwaltungseinheiten im Laufe der Zeit immer größer wurden und sich teilweise gegenseitig behindern. Soll jetzt nicht heißen, dass ich daran festhalten möchte. Glaube nur nicht, dass die Trennung der Wehrverwaltung an sich das größte Problem ist.
Ich glaube auch nicht, dass es das Hauptproblem ist. Trotzdem scheint es mir kontraintuitiv, dass es eine eigene Behörde außerhalb der Bundeswehr gibt, die bis auf Kleinstbeschaffungen die komplette Versorgung der BW abwickelt. Imo ergibts doch eher Sinn, dass jeweils die tiefste sinnvolle Kommandoebene die Beschaffung und Instandhaltung selbst übernimmt und dafür entsprechende Mittel erhält.
In anderen NATO Ländern läuft auch viel falsch. Die britischen Landstreitkräfte sind völlig kaputt gespart, Frankreich hat auch Probleme mit der Verfügbarkeit seines Materials. Die Niederlande hatten ihre Panzertruppe komplett aufgegeben, weil sie dachten, dass man nur noch Piraten bekämpfen muss. Naja, vor ein paar Jahren hat man sich dann doch wieder umentschieden.
Die US Streitkräfte sind dank richtig viel Geld, hohem Stellenwert in der amerikanischen Gesellschaft und Einsatzerfahrung zwar recht effektiv, aber auch nicht wirklich effizient. Aber wahrscheinlich besser als die Europäer.
Im Tagesspiegel(?) war neulich ein Artikel in dem Tenor, dass Italien vieles besser macht.
Richtig überzeugend wirkte das afair aber auch nicht.
In Deutschland konnte man mit guter Bundeswehrpolitik maximal Wähler verlieren. Den meisten war sie egal, manche quasi gegen jede Finanzierung. Da haben die Politiker dann gerne mal den Rotstift zu Gunsten anderer Projekte angesetzt. Dazu das Problem, dass niemand mehr davon ausging, die Bundeswehr tatsächlich für einen Krieg abseits von Taliban wegschießen zu benötigen. Übrigens inklusive des größten Teils der Bundeswehr selbst.
Deshalb bin ich auch dagegen, den aktuellen Zustand unserer Streitkräfte nur den Politikern in die Schuhe zu schieben. Desinteresse an der Bundeswehr war 20 Jahre lang quasi "gesellschaftlicher Konsens".
Meine Erwartung wäre a priori halt, dass sich fehlendes Interesse eher neutral auswirkt. Es ist ja nicht so, dass wir seit 1990 gar nichts mehr für Verteidigung ausgeben. In absoluten Zahlen verfügt die Bundeswehr im internationalen Vergleich ja über ein immernoch ansehnliches Budget. Schwer verständlich scheint mir die Kombination von einerseits völlig veraltetem (Funkgeräte) oder fehlenden Material (Munition) und grotesk schlechter Einsatzbereitschaft bei vielen Waffensystemem sowie andererseits völlig abgehobenen und überteuerten Prestigeprojekten - Stichwort Goldrandlösung.
Ich sehe da auch keineswegs allein die Politik verantwortlich, denn letztlich muss es doch letztlich den Kommandeuren auffallen, dass sie mit Anforderungen aus Absurdistan auf der einen Seite Milliarden raushauen, während die Soldaten keine warme Unterwäsche und Funkgeräte aus der Zeit des Volksempfängers ins Feld führen.
Man sollte doch erwarten können, dass sich die Ansprüche da einigermaßen den Mitteln und dem Stellenwert anpassen: Wenn wir halt nicht so viel fürs Militär ausgeben wollen, kaufen wir halt nur 100 Eurofighter, nicht 140, haben nur 200 Kampfpanzer, statt 300 usw. und man bestellt dann halt solides Gerät mit gutem Preis-Leistungsverhältnis, das auch funktioniert, statt ein Prunkstück wie den Puma, der es nicht von der Übung heil nach Hause schafft.
Problem überbordender Bürokratie ist vermutlich wie üblich, dass die Verantwortung über die maximale Zahl an Köpfen, Paragraphen, Schreibtische und Abteilungen verteilt ist.
[Edit]
Jede noch so depperte Meinung vermag ja manchmal die Presse zu spalten, aber wer direkt gegen die Presse austeilt, verdient offenbar keine Gnade.
Daher braucht eine erfolgreiche Führungskraft im Wehrressort eine tadellose Außendarstellung und Kommunikation. An beidem hat es Christine Lambrecht zuletzt gefehlt. Denn auch wenn sie in ihrem achtzeiligen Rücktrittsschreiben unverhohlen Medienkritik äußert, war es doch die Ministerin selbst, die sich mit teils fragwürdigen, teils peinlichen Social-Media-Auftritten angreifbar gemacht hat. Ohne ihre Fehler hätte es keine Berichterstattung gegeben.
Nicht erst seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine gehört das Verteidigungsressort zu den schwierigsten Ministerien. Wer auch immer auf Lambrecht folgt, braucht vielfältige Fähigkeiten. Was gehört dazu? Von Uli Hauck.
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