Original geschrieben von MegaVolt
Ich sehe immernoch keine logische Möglichkeit, Eigentumsrechte aus den liberalen Grundprinzipiel abzuleiten (Besitz dagegen schon, aber das ist ja etwas anderes als Eigentum!).
Das ist weiter oben längst geschehen, ohne dass du irgendwie drauf eingegangen wärst.
Original geschrieben von MegaVolt
Nach dem liberalen Grundsatz darf niemand Gewalt gegen ein Individuum anwenden, solange dieses Individuum nicht vorher selbst Gewalt angewendet hat. Zur Durchsetzung von Eigentumsrechten bedarf es aber immer (aktiver) Gewalt, womit wir einen Widerspruch im System haben.
Wer Gewalt gegen etwas ausübt, das (zu) dir gehört, übt Gewalt gegen dich aus.
Golg,
halt doch bitte deine Fresse und geh woanders Che Guevara spielen. Dein Gewäsch beleidigt die Intelligenz an sich.
Original geschrieben von jack.daniels
Das Problem ist, dass Du die Gesellschaft als Akkumulation ihrer Mitglieder ansiehst. Das halte ich für grundlegend problematisch, und mich erinnert das ein bisschen an diesen Ausspruch von Thatcher. Fakt ist, dass es eine Institution wie den Staat gibt, dessen Aufgabe es ist (bzw. sein sollte!), über private Nutzenkalkulationen hinauszublicken um langfristige Erfordernisse der Gesamtheit zu bedienen.
Das ist kein Fakt, sondern erstmal deine Behauptung.
Du redest schon wieder sehr viel, ohne zu begründen oder zu rechtfertigen. Das führt die Diskussion nicht weiter.
Wir können das auch vereinfachen, formalisieren und u.U. vulgarisieren: der Staat hat die Pflicht, die ihm von der Gesamtheit der Individuen übertragenenen Aufgaben wahrzunehmen, muss sich deshalb zwangsläufig an ethischen Maßstäben messen lassen.
Das ist weder vereinfacht noch formalisiert. Du gehst hier fälschlicherweise davon aus, dass diese
Gesamtheit von Individuen irgendeine transzendente moralische Entität sei. Das ist falsch.
Die Rechte und Pflichten einer Gruppe von Menschen sind durch die Rechte und Pflichten ihrer Mitglieder definiert. Nur weil ich Menschen zu einer Gruppe zusammenfasse, erhalten sie nicht plötzlich zusätzliche Rechte oder Pflichten.
Falls du anderes behauptet, zeig bitte auf, wo die herkommen sollen.
Davon ganz abgesehen ist die gesellschaftliche Dimension bereits im Begriff des Wortes "Ethik" angelegt.
Das kommt darauf an.
Ich fasse Ethik als Entscheidungslehre auf. (Daher bezieht sie sich immer auf eine Person, die als entscheidungsfähiges Subjekt definiert ist.)
Nun gibt es Entscheidungen, die andere betreffen und solche, die nur mich selbst betreffen. In beiden Fällen muss ich mich entscheiden.
Wenn wir in einem politischen Zusammenhang reden, ist aber in der Tat immer klar, dass wir uns nur um erstere kümmern. Letztere sind in einem solchen Zusammenhang ethisch indifferent: Wäre ich allein auf der Welt,
dürfte ich tun, was ich will. Es wäre moralisch statthaft.
Was als ethisch gilt, wird von der Gesellschaft diskursiv konstruiert.
Blödsinn. Begründung?
Und es gibt keinen ontologischen Grund, weshalb lediglich Privatpersonen Träger von Moral sein könnten.
Auch das ist Blödsinn.
Wer auch immer über seine Entscheidungen und damit über Ethik nachdenkt, ist entscheidungsfähiges/ethisches Subjekt und damit gemäß Definition eine Person. Die Person ist die Einheit der Ethik. Darunter geht es nicht und darüber ist es immer ein Konstrukt aus mehreren Personen. Und wenn du so einem Konstrukt Rechte oder Pflichten geben willst, die sich nicht aus denen ihrer Einzelpersonen erklären, musst du das begründen. Und genau diese Begründung ist nicht möglich.
Falls doch, führe sie bitte. Aber es wird dir nicht gelingen, ohne eine ganze Reihe unplausibler Grundannahmen einzuführen.
Um das kurz auszuführen: wenn die Gesellschaft / der Staat o.Ä. nicht die Interessen der Schwächsten Mitglieder im Blick hat, gibt es keinen Grund, wieso es überhaupt eine Gesellschaft geben sollte. Eine Gesellschaft ist überhaupt erst durch einen wie auch immer gearteten Begriff der Solidarität definiert.
Wieder Blödsinn.
Du führst hier völlig unzulässig das Interesse als ethische Kategorie ein, ohne das schlüssig zu begründen. Ob irgendetwas in jemands Interesse liegt, lässt a priori keine Schlüsse über seine moralische Qualität zu.
Auch was du mit dem sehr schwammigen Begriff der Solidarität hier auf einmal willst, ist mir nicht klar.
Man kann den Zweck des Staates sehr gut als reale Vertretung idealer (ethischer) Rechte definieren.
Oder anders: woran willst Du den moralischen Standart einer Gesellschaft (auch wenn Du diesen Begriff sowieso ablehnst!) messen, wenn nicht daran, wie sie mit den Mitgliedern umgeht, die sich am wenigsten zur Wehr setzen können?
Wogegen zur Wehr setzen? In einer ethisch adäquaten Gesellschaft gibt es ja keine Gewalt, gegen die man sich zur Wehr setzen müsste.
Ok, in aller Kürze. Das Problem, dass ich mit dem liberalen Freiheitsbegriff habe, ist dass er Freiheit und Gleichheit als im Konflikt befindliche Ziele betrachtet, und dass ergo Freiheit nur als Freiheit von der Gesellschaft betrachtet wird.
Blödsinn, die Xte.
Kannst du mir mal bitte
einen, wirklich nur einen einigermaßen anerkannten liberalen Denker nennen, der Freiheit so definiert?
Ich habe ja so manchen Autor, dessen Name fast sinnbildlich für den Begriff
Liberalismus steht, gelesen. So eine Definition von Freiheit ist mir
nie untergekommen.
Vielleicht eine kleine Allegorie: solange der Sklave und der Herr nicht gleich sind, wie soll dann der Sklave jemals frei sein?
Ich finde ganz einfach, dass der liberale Freiheitsbegriff und alles was wie ein Rattenschwanz daran hängt, nichts weiter bedeutet als die Heiligsprechung potentiell asozialen Verhaltens.
Hä, wie definierst du denn einen Sklaven, wenn nicht als jemanden, der durch Gewalt seiner Freiheit beraubt ist?
Entweder ist er ein Sklave und unfrei oder er ist frei und kein Sklave. Was hat das jetzt mit Gleichheit zu tun?
In der entscheidenden Hinsicht sind in einer liberalen Gesellschaft ohnehin alle Menschen gleich, nämlich gleich an Rechten.
Freiheit in der Gesellschaft würde eine Übereinstimmung von individueller und kollektiver Rationalität erfordern. Die Liberalen haben immer versucht, dieses Spannungsverhältnis über den Markt zu regeln, in dem Sinne, dass über Marktgesetze individuelle Rationalität zu gesellschaftlicher Wohlfahrt führt. Das kann ich so nicht unterschreiben.
Jetzt wirfst du plötzlich gesellschaftliche Wohlfahrt in den Wertetopf. Es ist zu witzig.
Ich finde, du solltest dir mal gründlich darüber Gedanken machen, welche Werte du eigentlich für erstrebenswert hältst, wie du sie begründest und inwiefern sie überhaupt vereinbar sind. Das würde mir schon mal einiges an Konfusion ersparen, wenn du ständig irgendetwas Neues aus dem Hut zauberst, das jetzt an sich erstrebenswert sein soll.
Mir ist bewusst, dass viele deiner Begriffe, wie etwa Solidarität, allgemeines Interesse oder Wohlfahrt, beim Pöbel immer gut ankommen, weil sie irgendwie "gut klingen". Das macht sie für einen denkenden Menschen, für den ich mich halte, jedoch noch nicht schlechterdings gut. Bedenke das bei allem, was du hier vorbringst.
Aber ich werde auch ganz ehrlich zu Dir sein: dieses Problem, individuelle und kollektive Rationalität in Übereinstimmung zu bringen ohne auf Gewalt zurückzugreifen ist bestimmt nicht einfach, und ich habe selber zur Zeit keine befriedigende Antwort auf dieses Problem. Im Grunde ist alles, was ich hier bisher geschrieben habe, ein offener Denkprozess, und was am Ende dabei rauskommt, kann ich Dir beim besten Willen nicht sagen.
Immerhin eine Sache, bei der wir uns einig wären. Denn ich kenne den Königsweg leider auch nicht.