Inflation & Rezession 2022

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hach Jungs, ihr seid doch beide nicht auf den Kopf gefallen, wollt ihr nicht die Metadiskussion über Diskussionskultur in PMs führen oder einfach grad lassen?

zurück zum Thema, das uns gerade quer durch alle Topics verfolgt: wenn man es im Gesamtland anschaut geht der Profit Share hoch und der Wage Share runter und wir sind uns denke ich alle einig, dass das vor allem perspektivisch ein Problem ist, wenn der Trend weitergeht.

Was wir diskutieren ist die Ursache. Da stehen zwei Thesen im Raum:
1. Gierige Unternehmer erhöhen die Preise und cashen ab, aber wollen die Löhne nicht erhöhen
2. Es gibt wenige profitable Unternehmen (primär Tech), diese sind unfassbar profitabel und zahlen ihre Leute auch sehr gut, aber da arbeiten kaum Leute. Umgekehrt sind fast alle Arbeitnehmer bei Firmen angestellt, deren Profitabilität nicht so gut ausschaut, dass sie viel Spielraum bei den Löhnen hätten.

Ich persönlich bin da bei Xantos und glaube es ist eher 2, leite das aber zugegebenermassen eher anekdotisch von den Gewinnen der grossen Tech Riesen ab. Hat irgendjemand ne Statistik, die Wage Share nicht einfach über die Gesamtökonomie abbildet, sondern nach Branche?

Edit: habe nen Split für Fortune 500 nach Branche gefunden. Leider nicht über die Zeit und nur US.
SectorProfits per Employee (USD)Profits (M USD)Employees
Financials116’228378’4453’256’067
Technology87’532252’8362’888’490
Energy85’54775’410881’505
Media57’94721’634373’333
Health Care54’679145’1662’654’872
Telecommunications50’63638’251755’417
F&B incl. Tobacco41’94642’9241’023’317
Business Services39’35436’835936’000
Chemicals27’97711’328404’888
Apparel26’1547’776297’300
Industrials25’82727’0061’045’675
Aerospace & Defence24’79323’903964’100
Household Products24’50410’415425’038
Transportation21’76232’4541’491’358
Engineering & Construction19’6486’773344’716
Materials13’4086’024449’252
Retailing10’37367’3186’489’923
Hotels Restaurants & Leisure9’65316’8801’748’714
Wholesalers9’0255’842647’312
Motor Vehicles & Parts8’1137’108876’123
Food & Drug Stores6’7468’3551’238’645

Profits per Employee ist genau das, was man aufn Lohn pro Mitarbeiter drauftun könnte. Über die Zeit wäre noch besser, aber erstmal wird Xantos These bestätigt, da wo eh schon gut verdient wird ist Potential für Lohnerhöhungen da und da wo schlecht verdient wird, hats auch wenig Potential. Das sind jetzt ja alles noch grosse Fortune 500 Unternehmen. Bei den ganzen kleineren Unternehmen in den einfacheren Dienstleistungsbereichen siehts sicherlich nicht besser aus.
 
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Benrath

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Naja da fehlt doch relative Größe. Find die These eher steil dass auf einmal nur auf tech zu schieben. Den Trend gab's afaik schon länger. Auf der anderen Seite bliebe es eine Verteilungsfrage.

Es ist übrigens auch völlig rational möglichst höhe Löhne zu fordern....
 
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Just for the record: ich glaube schon, dass da jetzt gerade schon viele Firmen (nicht nur wenige) deutliche margin expansion betrieben haben.

Nur dass das eben nicht nur gierig ist in so unsicheren Zeiten. Sondern mindestens teilweiser auch vorsichtig.
 
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Naja da fehlt doch relative Größe. Find die These eher steil dass auf einmal nur auf tech zu schieben. Den Trend gab's afaik schon länger. Auf der anderen Seite bliebe es eine Verteilungsfrage.

Es ist übrigens auch völlig rational möglichst höhe Löhne zu fordern....
ja, schon nicht nur Tech. Energie läuft grad sogar noch besser. Glenncore fährt halt 34bn (+50%) Gewinn ein in 2022 und Aldi macht halt Verlust

aber das ist auch wieder anekdotisch. ich zähle auf Gustavo für den richtigen Chart

ja, klar, ne Verteilungsfrage ist es sowieso. die Lösungsansätze müssen halt vollkommen unterschiedlich sein, je nachdem ob es eine Frage der Verteilung innerhalb der gleichen Firma zwischen Gewinn und Löhnen ist, oder zwischen verschiedenen Firmen. also haben wir mehr Ungleichheit, da:
1. Firmen machen viel Gewinn und zahlen schlecht, oder
2. Manche Firmen machen viel Gewinn und zahlen gut und andere Firmen (insbesondere die mit vielen Angestellten) machen wenig Gewinn und zahlen schlecht
 
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Gustavo

Doppelspitze 2019
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ja, schon nicht nur Tech. Energie läuft grad sogar noch besser. Glenncore fährt halt 34bn (+50%) Gewinn ein in 2022 und Aldi macht halt Verlust

aber das ist auch wieder anekdotisch. ich zähle auf Gustavo für den richtigen Chart

Was ist jetzt die Frage? Warum der wage share runtergeht oder was? Sehe jetzt nicht, warum das wahnsinnig viel mit dem Tech-Sektor zu tun haben soll. Der ist selbst in den USA jetzt nicht SO bedeutend und fast überall sonst ziemlich marginal. Außerdem existiert der Trend schon lange. Tech ist da mit ziemlicher Sicherheit vernachlässigbar als Erklärung.
 
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ja, genau, Frage ist warum Wage Share so stark am fallen ist? sowohl im langfristigen Trend, wie jetzt auch noch einmal aktuell, trotz eines für Firmen vermeintlich schwierigeren Umfeld.

Lässt sich das so simpel auf YesNoCancels Schlagzeile "Profitgier treibt die Preise" zurückführen?

Und dann natürlich die allesentscheidende Frage, ob Politik da jetzt was tun sollte?

Da meine These, dass es an einer neuen Ungleichverteilung zwischen Sektoren liegen könnte, von niemandem auch nur im Ansatz verstanden wird, sehe ich aber wohl ein, dass ich mir das nochmal überlegen muss und ziehe das wieder zurück, bis mir mal Daten dazu unterkommen.
 
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Ist es nicht so, dass die richtig fetten Gewinne in Bereichen gemacht werden, in dem die Herstellungskosten des einzelnen Produkts gegen 0 geht im Gegensatz zu den klassischen Produkten, wo wirklich für jedes Einzelstück noch signifikante Arbeitsleistung erforderlich war? Wäre für mich ein Erklärungsansatz, warum der gemeine Arbeiter trotz hoher Gewinne immer weniger partizipiert.
 
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Dass Globalisierung und Automatisierung tendenziell den Wage Share in der westlichen Welt reduzieren, ist ja logisch. Du hast eben für viele Jobs weltweite Konkurrenz. Zuerst für manufacturing, aber jetzt eben auch für einfachere Dienstleistungen, und auch IT Outsourcing.

In nicht outsourcebaren Jobs gibt es dann oft mehr Konkurrenz, welche die Margen vieler Unternehmen mit vielen Mitarbeitern klein hält.

Und dazu gibt es Themen wie "Outsourcing" im eigenen Land. Bspw Callcenter, Accounting, Reinigung...

Globalisierung führt auch zu mehr Wettbewerb zwischen Ländern (Stichwort Irland/Niederlande/Luxemburg Steuern).

Ein Beispiel wäre ja dass heute schwer geworden ist, Teil der Stammbelegschaft von bspw VW zu werden. Viele neue arbeiten für andere Firmen die dann schlechter bezahlen. Ein Grund dafür ist, dass eben einzelne Werke von VW in Konkurrenz zu denen in anderen Ländern stehen und daher die Entscheidung zu sein scheint, Produktion zu verlagern oder mit solchen "Tricks" hier günstiger zu halten.

Das ist nichts per se gutes. Aber schwerer als früher durch Nationalstaaten zu ändern. Am ehesten kann das noch sehr wettbewerbsfähigen Ländern gelingen. Die USA könnte bspw sicher den Wage Share deutlich erhöhen, da ist es eher mangelnder politischer Wille. In Deutschland spielt vermutlich beides eine Rolle: Auch politischer Wille, aber eben auch weil es nicht so einfach ist, ohne schon bestehende Ängste um den Standort zu verstärken.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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ja, genau, Frage ist warum Wage Share so stark am fallen ist? sowohl im langfristigen Trend, wie jetzt auch noch einmal aktuell, trotz eines für Firmen vermeintlich schwierigeren Umfeld.


Als ich in Princeton war habe ich Gene Grossman mal ein Paper präsentieren sehen, das argumentierte, wenn wir alle Erklärungsansätze, für die Leute plausible statistische Evidenz gefunden haben zusammen nehmen, erklären sie ca. 400% des tatsächlichen Rückgangs. Mit anderen Worten: Irgendeine Kombination davon wird es schon sein, aber was genau weiß immer noch niemand so richtig. Ich wäre jedenfalls mit monokausalen Erklärungen vorsichtig.

Zur aktuellen Entwicklung würde ich mich überhaupt nicht äußern wollen, weil mir da viele Sachen noch völlig unklar sind.

€dit: Über mir wieder ein tolles Beispiel dafür was ich meine, da wird mal so eben en passant und ohne irgendeine ernstzunehmende Erklärung die Behauptung eingeschmuggelt, das hätte irgendetwas mit "Wettbewerbsfähigkeit" zu tun (und Deutschland sei weniger "wettbewerbsfähig" als die USA). Total sinnlos in dem Kontext, trotzdem steht es da. Welch Zufall, dass es zum liberalen Weltbild passt.
 
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Natürlich ist Deutschland weniger wettbewerbsfähig als die USA. Drei wichtige Faktoren:

1. Energiepreise
2. Humankapital durch Migration
3. Venture Capital

Deutschland hat auch Stärken, daher ist der Gap heute nicht gigantisch. Aber schon 2018 war die USA auch im Index vorn, und ich wette, das Gap ist gewachsen. Gerade durch 2022 / Russland.

Natürlich ist das nicht in jeder Branche gleich. Aber du willst doch bspw nicht behaupten, dass die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie im weltweiten Vergleich in den letzten 10 Jahren gewachsen ist? (Gerade vs China und mit Abstrichen USA - da Tesla.)

Oder dass schon vor 10 Jahren im Raum stand, ob der Standort Ludwigshafen langfristig für BASF für energieintensive Prozesse wettbewerbsfähig ist?

Aber nein, anstatt dass du selbst irgendwelche Quellen oder auch nur eine Argumentation zum Thema Wettbewerbsfähigkeit postest, kommt von dir erneut einfach nur destruktive Stichelei ("nicht ernstzunehmend", "Weltbild", "eingeschmuggelt").

Warum machst du das? Tiltest du einfach so schnell? Oder sind das bewusste Versuche, dich vor Publikum über andere zu erheben? Egal was, es ist total unsympathisch.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Natürlich ist Deutschland weniger wettbewerbsfähig als die USA. Drei wichtige Faktoren:

1. Energiepreise
2. Humankapital durch Migration
3. Venture Capital

Deutschland hat auch Stärken, daher ist der Gap heute nicht gigantisch. Aber schon 2018 war die USA auch im Index vorn, und ich wette, das Gap ist gewachsen. Gerade durch 2022 / Russland.

Natürlich ist das nicht in jeder Branche gleich. Aber du willst doch bspw nicht behaupten, dass die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie im weltweiten Vergleich in den letzten 10 Jahren gewachsen ist? (Gerade vs China und mit Abstrichen USA - da Tesla.)


Dazu drei Dinge:
1. Führt uns das inhaltlich vom Thema weg, weil wie gesagt "Wettbewerbsfähigkeit" als Erklärungsansatz für die Lohnquote komplett ungeeignet ist, denn damit hast du die Dependent Variable auf beiden Seiten der Gleichung.
2. "Wettbewerbsfähigkeit" ist ökonomisch ein nicht sehr brauchbarer Begriff. Wettbewerb findet primär zwischen Firmen statt (und diese Art von Wettbewerb haben Ökonomen mittlerweile auch gut verstanden), das ist ein Nullsummenspiel. Der Wettbewerb zwischen Nationen ist kein Nullsummenspiel und ist für den Wohlstand von Nationen ein ziemlich nachrangiger Faktor, weil Nationen kaum miteinander im "Wettbewerb" stehen (und der Grad des "Wettbewerbs", den es gibt, spielt eine sehr untergeordnete Rolle). Mir ist klar, dass das nicht der Eindruck ist, den man aus Politik und teilweise Medien bekommen kann, wo es klingt als wäre Wettbewerbsfähigkeit die zentrale Determinante für nationalen Wohlstand, aber das ist ökonomisch Humbug. "Wettbewerbsfähigkeit" ist häufig nicht viel mehr als ein politischer Kampfbegriff. Eine für Laien verständliche Einordnung gibt es etwa hier.
3. Wenn man sich dessen im Klaren ist und sich trotzdem "Wettbewerbsfähigkeit" anschaut, sieht man schnell, dass der Begriff völlig beliebig ist, ähnlich wie die Begriffe hier. Wissenschaftlich gesehen ist selbst der beste Index (von Sala-i-Martin) noch sehr fragwürdig, weil du immer viele unterschiedliche Faktoren hast, die du in irgendeiner Form gewichten musst, wobei dort die Gewichtung nach Wirtschaftswachstum erfolgt. Das ist "selection on the DV" und sollte tunlichst vermieden werden, wenn man irgendetwas erklären möchte, statt einfach nur Korrelationen aufzuzeigen.
Wenn du diesen Index jetzt allerdings ernst nimmst, dann kannst du viele der gängigen Behauptungen über die deutsche "Wettbewerbsfähigkeit" direkt über Bord werfen, denn Deutschland hat da in den letzten verfügbaren Jahren (seit Covid gab es keine mehr) ganz ausgezeichnet abgeschnitten, wobei genau dasselbe Problem wie bei HDI zu sehen ist, dass weit oben die Länder clustern und die Gemeinsamkeiten viel größer sind als die Unterschiede. Schon alleine die Dinge, auf die du bzgl. Wettbewerbsfähigkeit hinweist, sagen mir dass das wieder total spekulativer Kram ist, der auf deiner Meinung beruht, nicht viel mehr. Aber wie gesagt, das führt vom eigentlichen Thema weg.



Oder dass schon vor 10 Jahren im Raum stand, ob der Standort Ludwigshafen langfristig für BASF für energieintensive Prozesse wettbewerbsfähig ist?

Aber nein, anstatt dass du selbst irgendwelche Quellen oder auch nur eine Argumentation zum Thema Wettbewerbsfähigkeit postest, kommt von dir erneut einfach nur destruktive Stichelei ("nicht ernstzunehmend", "Weltbild", "eingeschmuggelt").

Warum machst du das? Tiltest du einfach so schnell? Oder sind das bewusste Versuche, dich vor Publikum über andere zu erheben? Egal was, es ist total unsympathisch.


Ist mir jetzt eher egal, ob du das für sympathisch hältst oder nicht. Habe ich Unrecht? Weißt du wovon du redest, wenn du von einem Thema, bei dem der Begriff völlig unangebracht ist, mit"Wettbewerbsfähigkeit" kommst oder gibst du nur wieder, was du irgendwo aufgeschnappt hast respektive was sich gut in ein liberales, aber wissenschaftlich unfundiertes Verständnis von Volkswirtschaft einpasst?
 
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Leider nicht überraschend.
Gerade in Deutschland waren Nahrungsmittelpreise sehr niedrig, d.h. es gab keine großen Margen, die Erzeugerpreise teils auffangen konnten.
Und Nahrungsmittelpreise sind ja dreifach impacted durch den Krieg:
  • Flächenverlust
  • Düngemittelproduktion
  • Energiekosten
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Herstellerkosten steigen schon, aber in einem funktionierenden Markt sollte man die nicht mal so eben zu mehr als 100% auf die Konsumenten überwälzen können.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Passt hier vielleicht noch am besten rein: https://archive.ph/hZnQM

Neben vielem Mist, den man dieser Tage in der Presse bzgl. Viessmann lesen muss, tatsächlich auch ein vernünftiger Artikel. Tenor: Die Heizungshersteller haben jahrelang gegen die Wärmepumpe Lobbyarbeit betrieben, weil sie mit Gasheizungen mehr und vor allem mit bereits amortisierten Investitionen Geld verdienen konnten. Jetzt, wo die Wärmepumpe kommt, ist man zu klein und zu spät dran, um noch gegen die Konkurrenz zu bestehen und verkauft lieber. Einziger Unterschied zur Autoindustrie: Viessmann und die anderen Hersteller waren nie so groß, dass man die Investitionen in die neue Technologie ohne Partner hätte bewältigen können.

€dit: Okay, der hier ist auch vernünftig https://archive.ph/RvOb3
 
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"Wettbewerbsfähigkeit" ist häufig nicht viel mehr als ein politischer Kampfbegriff. Eine für Laien verständliche Einordnung gibt es etwa hier.
Schöner Read, btw. Hast du zufällig eine "Politische Ökonomie 101"-Liste gestackt mit den 50 oder so Papers, die man gelesen haben sollte, bevor man naiv den Wirtschaftstail der FAZ aufschlägt? :ugly:
 
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Gerade in Deutschland waren Nahrungsmittelpreise sehr niedrig, d.h. es gab keine großen Margen, die Erzeugerpreise teils auffangen konnten.

finde in dem kontext den kampf von edeka ganz interessant.

Die Hersteller begründen ihre höheren Preisforderungen mit gestiegenen Kosten. Die Händler jedoch halten einen großen Teil der höheren Forderungen für nicht nachvollziehbar. „Durch unsere Eigenmarken haben wir die Transparenz und wissen, was gerechtfertigt ist und was nicht“, sagt der Edeka-Chef.
Rückendeckung bekommen die Händler durch eine Preisstudie von Allianz Trade. Danach trügen übermäßige Gewinnmitnahmen der Hersteller zur hohen Preisinflation bei Lebensmitteln bei. „Wir beobachten, dass insbesondere Lebensmittelhersteller hungrig nach Profiten sind.

 
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Was ja auch hieße, dass man einem Teil der Inflation entgehen kann, indem man Eigenmarken und Discounter nutzt.

Dass Markenherstellern versuchen, höhere Preise zu verlangen und teils hohe Margen haben ist ja nichts neues.
 
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Reallöhne sinken das 3. Jahr in Folge
Diesmal um 4%
Wird Zeit für wirklich mal dicke Tarifabschlüsse.
Und dann kommt Verdi mit so einem Scheiß um die Ecke - es ist echt zum heulen.
Ich kann mich nicht so beschweren, bekomme dieses Jahr 5,2% und nächstes Jahr 3,3. Also wenn mir nicht gekündigt wird - was durchaus realistisch ist...
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Reallöhne sinken das 3. Jahr in Folge
Diesmal um 4%
Wird Zeit für wirklich mal dicke Tarifabschlüsse.
Und dann kommt Verdi mit so einem Scheiß um die Ecke - es ist echt zum heulen.
Ich kann mich nicht so beschweren, bekomme dieses Jahr 5,2% und nächstes Jahr 3,3. Also wenn mir nicht gekündigt wird - was durchaus realistisch ist...

Das Ironische ist ja, dass das Resultat exakt das ist, was die ganzen Leute, die eine "Angebotspolitik" fordern, letztendlich auf andere Weise auch bekommen würden (ob sie es jetzt zugeben oder nicht): Profite steigen, Löhne sinken. Konsequent zuende gedacht sollte es keinen echten Unterschied machen, warum sich die Gewinne anders verteilen. Ich warte jetzt nicht unbedingt darauf, dass die FDP das als großen Erfolg für sich verkauft, obwohl es letztendlich exakt ist, worauf ihr Wirtschaftsprogramm auch hinauslaufen würde (plus ein paar magische Buchungen bzgl. Wirtschaftswachstum, welche nie realisiert würden).
 
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finde in dem kontext den kampf von edeka ganz interessant.


Die Hersteller begründen ihre höheren Preisforderungen mit gestiegenen Kosten. Die Händler jedoch halten einen großen Teil der höheren Forderungen für nicht nachvollziehbar. „Durch unsere Eigenmarken haben wir die Transparenz und wissen, was gerechtfertigt ist und was nicht“, sagt der Edeka-Chef.
Ich kaufe überwiegend bei Edeka ein. Die haben bei den Eigenmarken sehr großzügig bis zu 60% oder noch mehr aufgeschlagen.
 
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Nicht nur da, ich kaufe jeden Sa. bei Edeka ein. Letzten Sa. bei mehreren Produkten von einer Woche auf die andere Preise angezogen, u.a. Patros Feta rauf auf 2,99, Hamfelder Milch nun 1,99 und das heftigste, was ich eh nur im Angebot kaufe: Die Tafel Marabou-Schokolade von 3,19 auf 3,69, wobei es schon vor ca. nem Jahr hier krass erhöht wurde. Hat mich echt umgehauen, von einer Woche auf die andere eine Erhöhung um 50cents.
Tjoah, man hats ja, aber ich werd wohl doch öfter zu Aldi pendeln, der auf dem Rückweg von meiner Arbeit liegt. Auch wenn ich Discounter eig. meide wie die Pest.
 

parats'

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Das müssen diese Lieferkettenprobleme schuld sein.
Aber ist doch wurscht. Wir zerficken denen die Übergewinne wie schon den Energiekonzernen letztes Jahr.
 

parats'

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Wartet nur, bis Rewe ankündigt, auf dem Dach jeder Filiale ein Windrad zu errichten - mit Solarpanels auf den Flügeln.
 

Celetuiw

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Wartet nur, bis Rewe ankündigt, auf dem Dach jeder Filiale ein Windrad zu errichten - mit Solarpanels auf den Flügeln.
Wofür natürlich der Preis der bio veggie wokie blutwurst um 300% steigt und alle am jubeln. Man muss als Endverbraucher auch willens sein son bisschen alles zu schultern!!!
 
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*xantos voice* die Übergewinne sind aus bwl. Sicht geboten, um magere Jahre überstehen zu können
 

Gustavo

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*xantos voice* die Übergewinne sind aus bwl. Sicht geboten, um magere Jahre überstehen zu können

langsam kippt die stimmung etwas :ugly:

Das fundamentale Problem an "Econ 101"-Denken ist halt, wenn es auf ein System trifft, das effektiv nicht Pleite gehen darf. Wenn man Fernseher, Autos oder Waschmaschinen baut, dann ist es volkswirtschaftlich kein Problem, wenn man in guten Zeiten Geld verdient, weil man in schlechten Zeiten im Zweifelsfall auch einfach vom Markt eliminiert werden kann.
Wenn man allerdings eine Bank ist oder sein Geld mit Infrastruktur oder Energie verdient, dann kann man nicht in guten Zeiten garantierte Gewinne erwarten, während in schlechten Zeiten die Verluste zwangsläufig privatisiert werden müssen, weil ein Land halt nicht ohne funktionierendes Bankensystem oder Energielieferanten dastehen kann.

Wenn man besonders dreist ist, wie es in schöner Regelmäßigkeit Arbeitgebervertreter sind, dann würde man dieses Prinzip natürlich gerne auf alle Wirtschaftszweige ausdehnen.
 
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Also wenn ein Unternehmen in guten Zeiten Geld verdient und dieses Geld im Unternehmen bleibt - dann können damit ja auch schlechtere Jahre überbrückt werden.
Soweit die Theorie.
In der Praxis bleibt der Gewinn aber nicht im Unternehmen sondern wird zu guten Teilen als Dividende ausgezahlt an die Aktienbesitzer -welches zum Großteil Menschen sind die schon sehr viel Vermögen haben / Verwalten.
In schlechten Jahren werden dann die Mitarbeiter entlassen und Nullrunden beim Gehalt gefahren. Die Arbeitnehmer werden in den guten Jahren aber auch nicht entsprechend zusätzlich entlohnt - wie man ja aktuell überall sehen kann.
Damit ist das nichts weiter als eine Umverteilung zu den Leuten, die eh schon eher zu "den Reicheren 5%" gehören.
 

Gustavo

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Na ja, mal im Ernst: Ich bin echt immer wieder schockiert, dass Medien aller Art immer noch völlig selbstverständlich dauernd irgendwelche Unternehmerlobbyisten zu Wort kommen lassen. Selbst in der herrschenden Lehre der deutschen VWL (die dem anglophonen Standard doch deutlich hinterher hinkt) hat sich der Wind mittlerweile deutlich gedreht, wie man am Sachverständigenrat mittlerweile sieht, nur in den Medien wird immer noch knallhart so getan, als könne man einfach so voraussetzen, dass "was gut für 'die Unternehmer' ist, ist gut für Deutschland."

So sitzt dann eine Marie Ostermann (ehemalige Vorsitzende von "Die Jungen Unternehmer") bei hart aber fair und darf uns erzählen, dass ihr Unternehmen ja ganz, ganz toll ist, sich aber "nach drei Jahren Corona" leider einen vollen Inflationsausgleich einfach nicht leisten könne, denn "das Geld muss ja erst mal erwirtschaftet werden." Der Gedanke, dass ein einzelnes Unternehmen vielleicht nicht pars pro toto für "die Industrie" stehen sollte, die gerade im Durchschnitt schon den großen Reibach macht, kommt der Redaktion bei hart aber fair scheinbar gar nicht. Und sie zu fragen, ob es nicht vielleicht sein könnte, dass es für die Volkswirtschaft insgesamt besser wäre, wenn wir nicht noch die unproduktivsten Unternehmen mit für Arbeitnehmer ungünstige Regeln zu schützen versuchen, die dann weiter Arbeitskräfte binden, die wo anders auch produktiver sein könnten, traut sich Klamroth offensichtlich nicht.


Dieselbe Frau war gestern bei der Phoenix Runde. Wäre an sich jetzt keine Erwähnung wert, weil sie demnächst Vorstand des Familienunternehmer-Lobbyvereins wird und auch früher schon viel (damals als Vorstand des Jungunternehmer-Ablegers) im Fernsehen war. Die Frau ist eine absolute Maschine darin ist, völlig irreführende "Statistiken" aufzuführen ("Hochsteuerland", "Wettbewerbsfähigkeit*", "Strukturreformen"). Allerdings finde ich interessant, dass dem Presse-Team der Familienunternehmer immer noch nicht aufgefallen ist, dass einer der talking points, den die Frau immer wieder auffährt, ziemlich verräterisch ist: Sie warte seit "14, 15 Jahren auf eine Strukturreform." Jetzt ist es aber so, dass die deutsche Wirtschaft in diesen Jahren bis Corona extrem gut gelaufen ist und sich eine goldene Nase verdient hat, gänzlich ohne Strukturreformen. Folglich geht es wohl weniger um die "wirtschaftliche Gesundheit des Standorts", sondern schlicht darum, dass sie findet unternehmerische Tätigkeit würde noch nicht gut genug entlohnt und zu hoch besteuert, was angesichts der Steuersituation für Vermögen ziemlich durchgeknallt ist.








*wie in der Diskussion oben schon gesagt ist das an sich schon ziemlich irreführend, aber selbst wenn man den "Standortwettbewerb" für bare Münze nimmt, schneidet Deutschland da regelmäßig gut ab; nur der eine Index, bei dem Deutschland außergewöhnlich schlecht abschneidet (Platz 18 von 21) ist zufällig der, den sie aufführt und auch zufällig der, den die deutschen Familienunternehmen bei ZEW in Auftrag geben :mond:


Edit: Lol, alter. Sehe gerade wie Hubertus Heil von irgendeiner Journalistin erst mit der Kamelle "aber, aber die Jobverluste" (bzgl. weiter steigendem Mindestlohn) und dann mit der Lohn-Preis-Spirale konfrontiert wird. Selbst der dümmste Hund rennt nicht mehr los, wenn man zum achten oder neunten Mal nur so tut als würde man das Bällchen werfen.

Edit2: Wow, die Frau ist auch die reinste Klischeemaschine. "Wettbewerb", Sonnendeck, Wohlstandskiller. Auch wenig überraschend: Sascha Lobo weiß nicht, wie man "generative" ausspricht.
 
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Da es hier ja ein, zwei Leute gibt, die sich etwas auskennen: Was denkt bw.de über die aktuelle Geldpolitik und kann jemand Long Reads, Podcasts, Blogs, Twitter-Channels o.ä. empfehlen, über die sich der Laie ein halbwegs fundiertes Bild machen kann, um in der Kaffeeküche aufzutrumpfen? :deliver:
Viele Artikel zu dem Thema hinterlassen bei mir mehr Fragen als Antworten.
 
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Naja, die werden halt weiter der Fed folgen, um die Wechselkurseffekte im Rahmen zu halten. Gleichzeitig werden sie darauf hoffen, dass sich die Zinskurve normalisiert und irgendwann mal die Preise stabiler werden. Mit etwas Glück haben wir dann eine milde Rezession. Dann werden sie die Zinsen langsam senken, und wir warten bis der nächste exogene Schock kommt.

Die Frage aus dem Artikel, die nur so semi beantwortet wird: Geld leihen kostet die Banken bei der Zentralbank halt mehr als beim Michel. Entsprechend bieten sie mehr für's Tagesgeld und machen dabei noch (relativ zur Refinanzierung) über die ZB Gewinn.
Warum leihen sich Banken Geld? Um liquide zu sein und ihre täglichen Zahlungen vornehmen zu können.
Es gibt da im Wesentlichen zwei relevante Beschränkungen:
1- Banken müssen für ihre Kreditsumme genügend Eigenkapital vorhalten (Basel I, II, III)
2- Banken müssen immer genug Cash (bar und digital) herumliegen haben, um ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen
Das nennt man dann "balance sheet"- und "liquidity"- constraint.
Üblicherweise ist nur der liquidity constraint bindend.

Wenn Du etwas lesen willst: https://www.bundesbank.de/de
Unter "Service" und "Publikationen" gibt es eine Menge gutes Material.
Wenn Du eine andere Perspektive willst, schau mal bei der Bank of England. Die haben auch eine ganz gute Info-Sektion --> https://www.bankofengland.co.uk/education
Wenn's nach mir ginge kommt jetzt gerne wieder eine scharfe Rezession. Ideal wäre ein Repeat von Februar/März 2020. Einkaufskurse :mond:
 
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