Meine Wahlentscheidungen haben recht wenig damit zu tun, wodurch ich mich "vertreten" fühle. Ich gebe meine Stimme grundsätzlich der Partei, deren Stärke in meinen Augen Deutschland insgesamt am meisten nützt.Vllt musst du wie der Vorstand der Grünen Jugend zurücktreten und eine eigene Bewegung gründen oder sich derer anschließen, wenn du dich von der aktuellen Bundespolitik der Grünen nicht mehr vertreten fühlst.
Und ich wollte nur sagen, dass ich "sparen" für den falschen Begriff halte, wenn wir mehr ausgeben als jemals zuvor und auch mehr ausgeben, als wir einnehmen.
Jeder Mensch, oder zumindest sehr sehr schlaue Menschen wie @parats' und ich, wissen, dass einzig und allein eine absolute Mehrheit der FDP dieses Land noch vor dem Untergang retten kann.Meine Wahlentscheidungen haben recht wenig damit zu tun, wodurch ich mich "vertreten" fühle. Ich gebe meine Stimme grundsätzlich der Partei, deren Stärke in meinen Augen Deutschland insgesamt am meisten nützt.
Bei der letzten Wahl war das die SPD, weil mir wichtiger war, dass SPD, statt CDU den Kanzler stellt, als dass die Grünen mit ein paar Punkten mehr auf Platz drei landen. Heute schäme ich mich freilich dafür, weil ich nicht damit gerechnet hätte, dass Scholz als Kanzler ein derartiger Totalausfall wird.
#2.Für einen Milei geht es den Menschen noch nicht dreckig genug. Gönnen wir uns noch ein weiteres Jahrzehnt Sozialismus, dann reden wir nochmal.
Wie definierst du für dich libertär?Die FDP war mal ansatzweise liberal, aber das ist vorbei. Für libertäre bleibt nur aushalten oder auswandern.
Und wann/wo hat das jemals funktioniert? Ich finde allein die strikte Trennung von Staat und Gesellschaft befremdlich, als wäre das eine vom anderen entkoppelt.Im Grunde kriegen wir als Gesellschaft fast alles alleine geregelt, ohne das der Staat uns Vorgaben machen sollte. Wenn man aufhört es den Bürgern aus der linken Tasche zu entwenden um es in die rechte Tasche zu stecken, wäre uns allen schon sehr geholfen.
Ich rede davon, dass der Staat sich auf die Kernaufgaben (Verteidigung, Schutz von Eigentum, Rechtsprechung etc. Pp.) konzentrieren soll. Bei bei privaten Lebensführung soll er sich einfach raushalten.Und wann/wo hat das jemals funktioniert? Ich finde allein die strikte Trennung von Staat und Gesellschaft befremdlich, als wäre das eine vom anderen entkoppelt.
Mir fällt kein einziges Land ein, das es mit "Gesellschaft regelt fast alles ohne Staat" geschafft hätte, einen unserem vergleichbaren Lebensstandard für seine Bevölkerung zu schaffen.
Ich streite nicht ab, dass es Beispiele für massive Überregulierung gibt. Trotzdem bin ich skeptisch, ob sich das auf "der Staat sollte sich aus vielen Bereichen einfach raushalten" runterbrechen lässt. Zum einen fallen mir ebenso Beispiele für massive Unterregulierung ein, wo Leute viel zu sehr machen dürfen, was sie wollen - zum Schaden aller. Zum anderen wüsste ich nicht, wie man a priori einen "Kernbereich" des Staats sinnvoll definieren sollte, wo allein Regulierung sinnvoll ist.Ich rede davon, dass der Staat sich auf die Kernaufgaben (Verteidigung, Schutz von Eigentum, Rechtsprechung etc. Pp.) konzentrieren soll. Bei bei privaten Lebensführung soll er sich einfach raushalten.
Es geht mir eben nicht um eine Privatrechtsordnung, sondern dass der Staat in seinen Kernbereichen klar definiert ist und sich aber nur dort bewegt, wo es explizit vorgesehen wird.
Wieso benötige ich eigentlich eine Energieberatung für eine neue Heizungsanlage?
Wieso gibt es kWp Grenzen bei Solar als Privatmensch und zur Hölle damit, wieso muss ich ab einem Grenzwert das sogar versteuern?
Es braucht scheinbar eine Horde von Staatsrechtlern und Beamten die mir drei Cannabispflanzen erlauben oder einen "Club" erst ermöglichen, der maximale Auflagen hat.
Wieso kann ich mit meinem Komparsen Heat0rschel Goldstaub nicht einfach einen Laden aufmachen und dope verkaufen?
Es gibt tausende Beispiele wo der Staat mir explizit erst eine Erlaubnis gibt und unter maximaler Kontrolle dann seinen Autoritätsanspruch durchsetzt.
"Diese Krise kann man nicht mit kaputten Straßen erklären"
Die Wirtschaft kommt einfach nicht in Fahrt. Warum? Der Ökonom Tom Krebs über falsche Marktgläubigkeit, den AfD-Aufstieg und die unterschätzten Folgen der Energiekrise.
schau mal, du sagst das eine, ich das andere, nur weil du mehr wörter schreibst, liegst du nicht richtiger. da kommen wir wohl nicht auf einen nenner."Inefiziente Mitarbeiterprivilegien" -- ich vermute, du meinst da sowas wie Volkswagen?
Die sind eher eine Konsequenz aus Regulierung als aus Deregulierung / freiem Markt.
Ich sage auch nicht, dass wir keine Regulierung brauchen.
Bspw. ist es total sinnvoll zu regulieren, dass man nicht einfach beliebig die Luft oder das Wasser verpesten kann.
In der Praxis sehen wir aber eine Entropie der Regulierung, und eben auch oftmals Regulierungen, die komplett unnötig sind.
Die populären Beispiele wie die Verordnung über die Krümmung von Gurken mögen "lustig" sein -- und in diesem konkreten Falle wurde die Regulierung auch wieder abgeschafft, weil es so viel Aufmerksamkeit gab.
Ich finde die Beispiele aber weniger lustig, weil sie Symptom sind für das Problem, dass Behörden und Politiker die Tendenz haben, immer mehr Dinge regulieren zu wollen - um ihre Existenz zu rechtfetigen, oder ihren Wählen irgendwelche Privilegien zuzuschachern.
Das kann man einfach nicht unendlich lange machen -- irgendwann wird es too much.
Selbst wenn man also sagen würde, dass es heute noch nicht too much sei, so muss man doch das System reformieren, welches immer weiter in diese Richtung läuft.
Sonst hat man irgendwann die Situation wie in Argentinien, und es kommt ein Milei, der mit der Kettensäge die Behörden abschafft.
Gerade wer das nicht will, sollte sich also Gedanken machen, wie man das ohne derartige Polarisierung besser machen kann.
Und dass du eine zurecht sehr umstrittene Regulierung wie 2024/1689 also "bitter notwendig" bezeichnest.
Ich denke, dass gerade die Tech- & Privacy-Regulierungen viele negative Effekte haben & gerade Startups schaden.
Es ist kein Zufall, dass es in Europa fast keine großen Tech-Konzerne gibt.
Ich kenne Herrn Krebs nicht und kann seine Expertise nicht einschätzen. Aber die Argumente leuchten mir erstmal ein: Sicherlich hat Deutschland massive strukturelle Probleme, die in den letzten 20 bis 30 Jahren nicht energisch genug angegangen wurden - hallo Union, liebste aller Oppositionsparteien.
Aber unsere akute Krise hat dann vielleicht doch mehr, als man sich eingesteht, damit zu tun, dass wir kurz nach der Pandemie erneut in eine globale Krise geraten sind, diesmal aber eine Regierung hatten, die sich aufgrund zu divergierender Auffassungen in Tatenlosigkeit verloren hat.
Ja, die Makrobedingungen waren halt viel besser in den letzten 15 Jahren:Krebs ist ein seriöser Ökonom, aber politisch für die Ökonomie schon recht weit links. Gibt einen zentralen Punkt, den er macht, den man dringend unterstreichen sollte: Alle, die jetzt Strukturreformen fordern, können überhaupt nicht erklären wie die in der aktuellen Situation helfen sollen. Heißt natürlich nicht, dass sie deshalb falsch sind, aber ihr Beitrag zum aktuellen Problem ist begrenzt, weil sie erst langfristig wirken und wie Krebs ja richtig sagt: Die wirtschaftlich guten Kenndaten der letzten 15 Jahre wurden unter nur unwesentlich anderen strukturpolitischen Rahmenbedingungen* erzielt, insofern gibt es keinen erkennbaren Grund warum die auf einmal die Wirtschaft derart runterziehen sollten. Es gibt keinen exogenen Bürokratieschock, aber es gibt sehr wohl einen exogenen Schock bzgl. vieler anderer Bedingungen.
Gibt es den halbwegs zuverlässige harte Daten dazu, was in Deutschland grad schlechter läuft als anderswo? Jenseits von wir haben so viel Industrie, die aufgrund der Energiepreise/Transformation/Unsicherheit grad eingedampft wird?
Ja, die Makrobedingungen waren halt viel besser in den letzten 15 Jahren:
Jetzt sind diese Vorteile halt weg.
- Energiepreise niedriger / höhere Friedensdividende
- China noch eher Konsument als Konkurrent für bspw Anlagen- & Maschinenbau
- Anteil von Tech an der gesamten Wertschöpfung geringer
- Demografischer Wandel noch nicht so weit fortgeschritten
Insofern finde ich es irgendwie ein komisch, ohne konkrete Alternativvorschläge zu implizieren, Strukturreformen seien jetzt nicht so wichtig.
Von der puren Erkenntnis, dass man wegen eines exogenen Schocks ärmer wird, kann man sich ja wenig kaufen.
Analogie:
In einer jungen erfolgreichen Firma mit hohem Wachstum ist erstmal Kostenoptimierung auch nicht so wichtig.
Wenn dann aber das Wachstum langsamer wird & der Wettbewerb härter, dann muss man halt vielleicht doch mal an dieses Thema ran.
Dann wäre es auch wenig erhellend, wenn mir jemand erzählt, die letzten 15 Jahre wäre es ja auch ohne Kostenoptimierung gegangen.
Im Wesentlichen alles, was die Situation erhellt. Also erstmal überhaupt einschlägige Vergleiche, bspw.: Wo steht Deutschland beim Wachstum heute? Wie sieht das aus verglichen mit Trends von vor, während und nach der Pandemie und dem Beginn des Kriegs? Wie siehts im Vergleich mit anderen relevanten Ländern aus?Was für Daten stellst du dir vor? Ich nehme an nicht Wirtschaftswachstum, weil das ja selbst die DV ist. Gibt ordentliche Frühwarnsysteme (Sahm rule etc.) oder meinst du sektorale Daten?
Richtig.Du verlagerst aber einfach das Argument bzgl. Strukturpolitik hin zu makroökonomischen Rahmenbedingungen. Die Wahrheit ist aber, dass das eben auch keine exogenen Schocks sind, mit Ausnahme der Energiepreise: Das sind alles graduelle Trends, die in den letzten 15 Jahren auch schon existierten*. Das sind sicher keine erfreulichen Trends, aber sie können die aktuelle Wachstumsschwäche auch maximal zum Teil erklären, genau wie die strukturpolitischen Rahmenbedingungen, eben weil die Änderungen so graduell sind. Weder waren das in den letzten 15 Jahren so klare "Vorteile", noch sind sie jetzt einfach so "weg"; diese Art von schwarz/weiß-Denken wird der Situation nicht gerecht.
Sind wir als Land, was viele Dinge importieren muss (gerade Energie) oder "muss" (digitale Dienstleistungen) nicht aber angewiesen auf die 30% nicht-inländische Wertschöpfung?Deutschland verkauft zwar mehr Waren ins Ausland als andere große Volkswirtschaften, aber trotz allem bleiben 70% der Wertschöpfung inländisch
Klingt auf den ersten Blick etwas widersprüchlich.Bei der Frage nach der Dringlichkeit von Strukturreformen sind wir wieder bei derselben Diskussion, die wir schon über die Bezahlkarte hatten: Selbst wenn es der einzige Hebel ist, wird er dadurch nicht länger. Entweder sie sind wichtig oder sie sind nicht wichtig; ob und welche Alternativen es gibt sind dafür belanglos, das ist eine relativ einfache Quantifikation. Aktuell sind sie in meinen Augen eher mäßig wichtig: Sollte man angehen, wird aber das aktuelle Problem nicht lösen.
Ich hätte überhaupt nichts gegen Investitionen in Infrastruktur & wäre da auch eher dafür als für die Schuldenbremse.Der Volkswirtschaft, da glaube ich hat Krebs recht, fehlt es schlicht derzeit an Nachfrage. Da sehe ich den deutlich größeren Hebel: Die Nachfrage sollte durch deficit spending angekurbelt werden, primär in Felder, in denen der ROI für staatliche Ausgaben positiv ist, also Infrastruktur und Bildung. Den Hebel ignorierst du geflissentlich
Jo, da bin ich dabei.Eine Sache zu "Strukturreformen" noch: Ich bin ja prinzipiell durchaus zugetan, aber es kommt halt schon auf die Ausgestaltung an. Meine Zielfunktion ist nicht maximales Wirtschaftswachstum sondern ein egalitäre Form von Utilitarismus. Wenn ich Strukturreformen höre, möchte ich konkrete Vorschläge sehen, die sich nicht negativ auf das Erwerbspotenzial der Arbeitnehmer auswirken
Im Wesentlichen alles, was die Situation erhellt. Also erstmal überhaupt einschlägige Vergleiche, bspw.: Wo steht Deutschland beim Wachstum heute? Wie sieht das aus verglichen mit Trends von vor, während und nach der Pandemie und dem Beginn des Kriegs? Wie siehts im Vergleich mit anderen relevanten Ländern aus?
Insbesondere: Wie viel schlechter gehts Deutschland im Vergleich zu vorherigen Prognosen und im Vergleich zu anderen Ländern?
Was sind mögliche Ursachen dafür? Könnte ja sowas banales sein (ist es das nicht fast immer?) wie: Deutschland ist sehr exportabhängig und Nachfrage in Schlüsselländern wie China ist schwächer als erwartet usw.
Dann aber gern auch etwas präziser, z.B. was Investitionsströme angeht: Wie groß ist der Malus in Deutschland - wiederum verglichen mit Trends und vorherigen Erwartungen und anderen Ländern, die sich sinnvoll vergleichen lassen.
Auch hier: Was sind die Ursachen? Bspw. hat Frankreich afaik einfach relativ stark Unternehmenssteuern gesenkt auf Pump? Welchen Effekt erklärt das?
Was sind andere relevante Effekte und welche davon lassen sich unmittelbar auf Policy, welche auf strukturelle oder konjunkturelle Ursache und welche eher gar nicht so recht erklären?
Richtig.
Mein Argument wäre, dass wir schwächer werden - und deswegen exogene Schocks nicht mehr gut wegstecken können.
Wir haben uns beim Sturz (dem exogenen Schock) den Oberschenkelhals gebrochen.
Und da wir die letzen Jahrzehnte wenig für unsere Gesundheit getan haben (Strukturreformen) droht uns die bettlägrige Malaise jetzt sprichwörtlich auch noch den Hals zu brechen.
Sind wir als Land, was viele Dinge importieren muss (gerade Energie) oder "muss" (digitale Dienstleistungen) nicht aber angewiesen auf die 30% nicht-inländische Wertschöpfung?
Und: Wir reden ja nicht davon, dass unser GDP um 30% geschrumpft wäre - es ist halt nicht mehr relevant gewachsen in den letzten 5 Jahren, was uns relativ ärmer macht (gerade wenn manche Importe nachhaltig teurer sind).
Klingt auf den ersten Blick etwas widersprüchlich.
Einerseits sind sie entweder wichtig oder nicht wichtig -- dann entscheidet man aber doch nach Tageslage, ob man sie angehen soll.
Da Strukturreformen nicht schnell wirken, sollte man mMn eben nicht darauf warten, dass sie jetzt der wichtigste Hebel sind.
Sondern den Schmerz des exogenen Schocks nutzen, um für sie zu werben.
Ich hätte überhaupt nichts gegen Investitionen in Infrastruktur & wäre da auch eher dafür als für die Schuldenbremse.
Aber wer fordert denn gerade wirklich Investitionen in Infrasturktur schwerpunktmäßig (also ohne gleichzeitig Konsumausgaben massiv steigern zu wollen)?
Jo, da bin ich dabei.
Europäischen Tech-Firmen nicht mehr Steine in den Weg zu legen (Datenschutz, Privacy, GDPR, AI) wäre bspw. etwas.
Was wir da machen ist Überregulierung, die am Ende europäische Arbeitsplätze kostet -- weil die US Tech-Firmen am besten mit diesem Regulierungswahn umgehen können,
Die Frage ist, ab welchem Impact man es großen "Bruch" nennen möchte oder nicht.Na ja, das ist genau die Art von Argument die mich am wirtschaftspolitischen Diskurs häufig stört: Dort, wo es einem passt, postuliert man einfach mal eine Nonlinearität. Natürlich sind volkswirtschaftliche Zusammenhänge nicht immer linear, aber näherungsweise und innerhalb der bekannten Parameter ist es fast immer wahrheitsgetreuer, erst mal von Linearität auszugehen bis irgendwie das Gegenteil bewiesen ist oder es zumindest starke Hinweise darauf gibt. So kommt dann das Bild vom Bruch zustande, der ja gemeinhin nicht besser wird wenn man nichts tut.
Siehst du keine Abhängigkeit zwischen der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands & der Fähigkeit, einen großzügigen Sozialstaat zu finanzieren?Das ist aber alles andere als klar: Strukturreformen sind auch keine Gesundheitsvorsorge, "Wettbewerbsfähigkeit" ist keine Gesundheit. Vieles davon sind schlicht die Wünsche einer bestimmten politischen Interessengruppe, die ihre Interessen als die Interessen der Allgemeinheit hinstellt. Strukturreformen sind bestenfalls ein kleiner Beitrag zur zukünftigen "Gesundheit" der deutschen Volkswirtschaft. Exogene Schocks treffen die deutsche Wirtschaft hächstwahrscheinlich nur sehr unwesentlich anders als ohne sie.
Falls du dazu Studien kennst, betrachten die auch Länder als Kohorte, die Energie & Rohstoffe substantiell importieren müssen?Meines Wissens gibt es keine Hinweise darauf, dass die Außenwirtschaft für eine entwickelte Volkswirtschaft wichtiger ist als die Binnenwirtschaft. Außenwirtschaftliche Überschüsse können eine sinnvolle Strategie sein, wenn man von Entwicklungsländern spricht. Für Deutschland ist das starke Gewicht auf die Außenwirtschaft eher eine historisch gewachsene Besonderheit, das heißt aber nicht dass deshalb ein Prozent BIP in der Außenwirtschaft irgendwie wichtiger für Wohlstand und volkswirtschaftliche Gesundheit wäre als ein Prozent BIP in der Binnenwirtschaft. Der Unterschied ist im wesentlichen nur, dass wir die Binnenwirtschaft sehr viel stärker beeinflussen können als die Außenwirtschaft.
Da stimme ich zu & ich hätte nichts gegen ein höheres Defizit zur Zeit.Aus politökonomischer Sicht sieht die Sache vielleicht nochmal etwas anders aus: Ich bin wie gesagt nicht gegen Strukturreformen, zumal ich wie du vermute dass sie jetzt am ehesten durchsetzbar sind, aber sie dürfen halt KEIN Ersatz für Maßnahmen zum Ankurbeln der Nachfrage sein.
Arbeitsplätze sind eine wichtige Art der Wertschöpfung, aber nicht die einzige.Ob das europäische Regulierungsregime angebracht ist, ist ehrlich gesagt etwas, wovon ich keine Ahnung habe. Ich würde allerdings den Einfluss auf Arbeitsplätze nicht überschätzen: Das "Problem" an Tech ist ja gerade, dass sie tendenziell sehr wenig Arbeitsplätze schaffen in Bezug auf den gesamtwirtschaftlichen Beitrag.
Nunja. Immerhin ist er einer der bedauernswert wenigen Journalisten in diesem Land, die wenigstens Ahnung von VWL haben. Da nehme ich gerne in kauf, dass er eine Meinung hat. Solange man die kennt und bei seinen Artikeln einpreisen kann, sind seine Ergüsse immer noch wertvoller als die der meisten anderen die sich berufen fühlen über "Wirtschaft" zu schreiben.Braunberger in der FAZ
Imo sehr wichtiges Addendum: Es ist definitiv nicht egal wofür das Geld ausgegeben wird. Als Staat möchte man ganz definitiv, dass deficit spending sowohl eher einen unmittelbaren als einen langsam einschleichenden Effekt hat, als auch, dass es mindestens im Erstrundeneffekt möglichst zu 100% in inländische Wertschöpfung fließt. (Und idealerweise auch in allen Folgerunden zu 100% … was aber nahezu unmöglich ist.)Was allerdings tatsächlich mittlerweile sehr klar geworden ist: Kurzfristig kann man etwas gegen nachfrageinduzierte Wirtschaftseinbrüche tun, nämlich deficit spending. Wenn man das nicht tut kann man unter Umständen in die Hysterese schlittern wie bspw. Italien seit den späten 1990ern. Insofern ist es fast egal, wofür man das Geld ausgibt: Investitionen wären gut, aber prinzipiell wäre gegen Konsum auch nichts zu sagen. Das Problem an Konsum ist nicht, dass er a priori so viel schlechter wäre als Investitionen wenn du im Nachfrageloch sitzt, sondern dass der Staat nur höchst ungenau steuern kann, ob die Menschen im Land ihr Geld wirklich ausgeben.
Ich kann auf jeden Fall sagen, dass der Effekt von Regulierung gerade auf kleine Firmen erschreckend groß ist. Je kleiner, desto eher ist die Folge, dass die Geschäftseigner ihre Wochenenden dafür opfern sich in die Materie einzulesen und irgendwie versuchen den Regeln gerecht zu werden, oder im Vergleich zu Umsatz/Marge besonders viel Geld an den Steuerberater oder sonstige Dienstleister abdrücken, dass der sie dabei unterstützt bzw. das Problem für sie löst.Ob das europäische Regulierungsregime angebracht ist, ist ehrlich gesagt etwas, wovon ich keine Ahnung habe. Ich würde allerdings den Einfluss auf Arbeitsplätze nicht überschätzen: Das "Problem" an Tech ist ja gerade, dass sie tendenziell sehr wenig Arbeitsplätze schaffen in Bezug auf den gesamtwirtschaftlichen Beitrag.
das find ich ein lustiges argument. was bringt dir ahnung in vwl hierbei? schau dir doch nur hier die logorrhoischen ausführungen von xanthos2 vs gustavo an; das ergebnis dabei ist doch recht eindeutig: du brauchst nur ein wenig gesunden menschenverstand - oder zumindest den glauben daran - um eine thematische diskussion über "wirtschaft" führen zu können. oder in einfachen worten ausgedrückt: das können sogar bildungskrüppel.Nunja. Immerhin ist er einer der bedauernswert wenigen Journalisten in diesem Land, die wenigstens Ahnung von VWL haben. Da nehme ich gerne in kauf, dass er eine Meinung hat. Solange man die kennt und bei seinen Artikeln einpreisen kann, sind seine Ergüsse immer noch wertvoller als die der meisten anderen die sich berufen fühlen über "Wirtschaft" zu schreiben.
Die Frage ist, ab welchem Impact man es großen "Bruch" nennen möchte oder nicht.
Wir reden ja davon, dass wir bspw. seit 2019 nicht mehr real gewachsen sind - andere Länder aber schon (auch per capita).
Der Unterschied zwischen -1%, +/-0% und +2% real Y/Y ist ja nicht "gigantisch" - wird aber dann doch sehr stark wahrgenommen.
Teils ist das natürlich die Kraft des Narrativs & in einem Jahr ändert sich dann ja nicht viel.
Teils ist es aber schon ein Problem, wenn der Trend anhält & sich mehrere kleine, lineare Effekte addieren sich dann über einen längeren Zeitraum zu etwas größeren.
Ob man das dann "Bruch" nennt oder nicht, ist für mich Makulatur.
Siehst du keine Abhängigkeit zwischen der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands & der Fähigkeit, einen großzügigen Sozialstaat zu finanzieren?
Nicht in der Zeitspanne eines Jahres, aber langfristig?
Falls du dazu Studien kennst, betrachten die auch Länder als Kohorte, die Energie & Rohstoffe substantiell importieren müssen?
Auch hier ist es vermutlich kein Big Thing, wenn 1% GDP von Export zu Binnenwirtschaft wandet.
Aber wenn der Effekt größer ist, fällt mir schwer zu glauben, dass das "egal" sein sollte.
Welche Art der Binnenwertschöpfung erlaubt mir denn den Import von Energie & Rohstoffen?
Da stimme ich zu & ich hätte nichts gegen ein höheres Defizit zur Zeit.
Umgekehrt gilt aber auch, dass ich es für ein Strohfeuer halten würde, jetzt weder Strukturreformen & Investitionen zu machen, aber durch deficit spending für Konsum die Zahlen kurzfrisitg nach oben zu treiben.
Arbeitsplätze sind eine wichtige Art der Wertschöpfung, aber nicht die einzige.
Und selbst die Arbeitsplätze sind ja nicht gerade irrelevant, weil die Gehälter hoch sind.
- Tech-Konzerne treiben auch Investitionen (natürlich nicht nur im Heimatland - aber am Ende landet davon nicht so viel aus Deutschland aus ähnlichen Gründen, warum diese Konzerne in the first place nicht in Deutschland entstanden sind).
- Sie zahlen Steuern. Natürlich könnte man hier mit Änderungen am Steuersystem gegenwirken - die Praxis zeigt aber, dass das lange dauert, weil es viele vested Interests dagegen gibt.
- Sie ziehen Talent an, die dann nicht nur über Arbeitsplätze Wert schaffen, sondern auch durch Gründungen.
- Sie schaffen Soft Power und nützen dem Staat auf andere Weise. Nur ein Beispiel: China kann in TikTok reinschauen & Propaganda aussteuern.
Selbst SAP hat 25k Arbeitsplätze in Deutschland, und ist ein Winzling bei der "domestic payroll" im Vergleich zu den großen Tech-Firmen.
Ich halte es schon für ein sehr großes Problem, wenn aus im wesentlichen regulatorischen Gründen der Anteil Deutschlands & Europas an der wachsenden digitalen Wertschöpfung weiter so klein bleibt.
Nunja. Immerhin ist er einer der bedauernswert wenigen Journalisten in diesem Land, die wenigstens Ahnung von VWL haben. Da nehme ich gerne in kauf, dass er eine Meinung hat. Solange man die kennt und bei seinen Artikeln einpreisen kann, sind seine Ergüsse immer noch wertvoller als die der meisten anderen die sich berufen fühlen über "Wirtschaft" zu schreiben.
Imo sehr wichtiges Addendum: Es ist definitiv nicht egal wofür das Geld ausgegeben wird. Als Staat möchte man ganz definitiv, dass deficit spending sowohl eher einen unmittelbaren als einen langsam einschleichenden Effekt hat, als auch, dass es mindestens im Erstrundeneffekt möglichst zu 100% in inländische Wertschöpfung fließt. (Und idealerweise auch in allen Folgerunden zu 100% … was aber nahezu unmöglich ist.)
Dito, finde Kategoriebegriffe wie "Bruch" unnötig.Ich würde da ganz stark zwischen den ökonomischen und den politischen Auswirkungen unterscheiden. Politisch sind das ziemlich heftige Zahlen und ich muss zugeben ich bin einerseits nicht sehr überrascht, dass die aktuelle politische Debatte so läuft wie sie läuft, andererseits allerdings doch *sehr* überrascht dass kaum jemand diese Verbindung zieht. Ökonomisch ist die Lage vermutlich bei weitem nicht so schlimm.
Ich würde btw von dem Begriff "Bruch" einfach komplett absehen. Das Schöne an gut quantifizierbaren Zusammenhängen wie hier ist ja gerade, dass man sie nicht wirklich braucht*.
Klar, man muss wettbewerbsfähig sein in einer Nische, für die man ordentlich Kohle bekommt.Ich würde sagen "Wettbewerbsfähigkeit" ist vielleicht die falsche Kategorie, um darüber nachzudenken. Es gibt jede Menge Staaten, die in ihrer Nische sehr wettbewerbsfähig sind, sich aber keinen großzügigen Wohlfahrtsstaat leisten können.
Gibt es da Beispiele, bei welchen einer negativen Handelsbilanz andere Stärken gegenüberstehen, die Deutschland nicht hat?Genauso gibt es Staaten, die permanent Handelsbilanzdefizite fahren, die dafür reich genug sind.
Wie bezeichnest du denn bspw. die Entwicklung der deutschen Automobilindustrie?Sozialstaaten werden aus wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit bezahlt, nicht mit Handelsüberschüssen. Sagen wir so: Ich könnte mir ein Deutschland vorstellen, dass deutlich geringere Handelsbilanzüberschüsse bzw. Handelsbilanzdefizite hat und es würde an der Fähigkeit, sich einen großzügigen Sozialstaat leisten zu können, nix ändern. Wenn natürlich die Wettbewerbsfähigkeit zusammenbricht weil die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einbricht dann sähe es anders aus.
Es geht ja nicht nur um primäre Importgüter wie Rohstoffe & Energie.Studien auf dem Grad der Abstraktion gibt es zu dem Thema eher nicht, die Art von large-n Studie wäre wohl am ehesten cross country-regression, die schon länger aus der Mode ist. Ich vermute die meisten Leute würden auch nicht unbedingt einen Zusammenhang zwischen natürlichen Resourcen und der Wichtigkeit von Außenhandel vermuten. Die Industrienation, die so wenig exportiert dass sie sich nicht mal die primären Importgüter leisten könnte gibt es glaube ich so auch nirgendwo auf der Welt, da reden wir eher von drastisch unterentwickelten Ökonomien und Pariahstaaten.
Es geht mir vor allem um die Art von Regulierung, die dazu führt, dass solche Unternehmen wie Facebook, Twitter, OpenAI eher in den USA entstehen als in Europa.Ich kenne mich damit wie gesagt nicht gut aus, aber ich spekuliere einfach mal dass das Wort "Regulierung" etwas ist, worunter sich die meisten Leute ein paar sehr konkrete use cases vorstellen, du aber eigentlich von ganz anderer Regulierung sprichst. Die meisten Leute stellen sich Facebook und Twitter vor und dann ergibt es natürlich durchaus irgendwo Sinn, dass Leute da Regulierung erst mal sehr aufgeschlossen gegenüber stehen; die USA sehen das ja ironischerweise nicht anders wenn es um das eine große soziale Netzwerk geht, das eine Präsenz in den USA hat und das nicht im amerikanischen Besitz ist. Das ist aber vermutlich nicht, was dir Sorgen bereitet.
Gibt es da Beispiele, bei welchen einer negativen Handelsbilanz andere Stärken gegenüberstehen, die Deutschland nicht hat?
Wie bezeichnest du denn bspw. die Entwicklung der deutschen Automobilindustrie?
Für mich ist das ein Beispiel für sinkende Wettbewerbsfähigkeit (bspw kein Tech, Price oder Quality Leader zu sein), die dann zu konkreten Probleme führen kann bspw. dem Wegfall sehr gut bezahlter Jobs.
Es geht ja nicht nur um primäre Importgüter wie Rohstoffe & Energie.
Bspw. fließt ja ein wachsender Teil der Wertschöpfung in digitale Platformen, wo aufgrund unsererer Schwäche in diesem Segment bei uns weniger Steuern & gut bezahlte Arbeitsplätze hängen bleiben als in den Ländern, wo diese Tech-Konzerne ansässig sind (im Wesentlichen die USA).
Es geht mir vor allem um die Art von Regulierung, die dazu führt, dass solche Unternehmen wie Facebook, Twitter, OpenAI eher in den USA entstehen als in Europa.
Bspw. Themen wie GDPR, Datenschutz, Privacy.
Und dennoch gibt es zwischen hochentwickelten Ländern Unterschiede im Wohlstand & der Kaufkraft.Jedes hochentwickelte Land hat bestimmte Stärken und bestimmte Schwächen, sonst könntest du kein per capita BIP auf dem Niveau einer industriellen Gesellschaft generieren. Ich habe die ganze Zeit latent das Gefühl, du hast vor deinem geistigen Auge ein Modell gezeichnet, das einer modernen Form der Merkantilismus nahe kommt, aber das gilt in der Wirtschaftswissenschaften seit Ewigkeiten als widerlegt als Erklärungsansatz für den Wohlstand von Nationen.
Solche Unternehmen sind definitiv einfacher zu besteuern, wenn sie in deinem Land ansässig sind.Klar, ceteris paribus wäre es schöner solche Unternehmen zu haben und ich bin auch nicht unbedingt überzeugt davon, dass die Regulierungen durch die EU wirklich mehr nutzen als schaden. Aber was den durchschnittlichen Wohlstand der Bevölkerung angeht boxt Tech auch in den USA immer noch weit unter der Gewichtsklasse, die die Wertschöpfung vermuten lassen würde, weil Tech bisher im Vergleich zur gesamtwirtschaftlichen Bedeutung relativ wenige gut bezahlte Arbeitsplätze schafft. Gleichzeitig sind die Unternehmen momentan schwer zu besteuern (ich vermute allerdings das wird sich mittelfristig ändern).
Da bin ich gespalten.Btw: Ich wollte aus Interesse mal ganz speziell dich fragen, was du von der €1000-Anschubprämie hältst.
Da bin ich gespalten.
Was ich gut finde:
Was ich nicht gut finde:
- Bin ein Freund von Experimenten
- Anreize sind wichtig - und hier wird ein positiver Anreiz gesetzt
Ich fände besser, wenn für alle Geringverdiener die Anreize besser wären, indem die Abgaben reduziert werden (und nicht sprunghaft ansteigen), und der Wegfall von Transferleistungen anders gestaltet würde.
- Gerechtigkeit: Man "belohnt" diejenigen, die nicht gearbeitet haben. Die reale Grenzbelastung incl. Abgaben und Transferleistungen ist ja in dem Bereich hoch, so dass das eine signifikante Summe ist.
- Effizienz: Anstatt systematisch zu entlasten, legt man ein neues Program auf, welches verwaltet werden muss.
Aber ich vermute schon, dass das aufgrund der Einfachheit und des Cash-Effektes besser als die meisten ABM-Maßnahmen & Weiterbildungen funktioniert.
Von daher finde ich es nicht absolut geil. aber definitiv besser als viele der Maßnahmen, für die wir in dem Bereich Geld ausgeben.
Könnte man das nicht gut in ein paar Kreisen/Städten testen?