@TriloByte ich glaube die Empörung liest du da rein.
Ich kritisiere erstens, dass die sichtbaren Diskussionsbeiträge über Trans-Alles vor allem von White Knights und sehr viel weniger von tatsächlichen Transpersonen kommen. Ich hielte es für richtig eben genau diesen Personen zuzuhören, um sich ein Bild zu machen. Die Transmenschen die ich kenne sind einfach sehr "normale" Menschen und wollen eben nicht wie Paradiesvögel hervorstechen und kokettieren auch nicht offensiv mit ihrer Rolle. Ich halte es tatsächlich für deutlich plausibler, dass dies einigermaßen repräsentativ ist, anstatt das was teilweise durch die Medienberichterstattung und die heulenden Ultrakonservativen oder eben auch sehr medienaffine Transaktivisten suggeriert wird.
Beide Transmenschen die ich kenne möchten eben nicht als "Oh yeah ich bin trans woooo" durch die Gegend laufen, sondern ganz definitiv eben als Vertreter ihres Wahlgeschlechts. Und ja, ganz offensichtlich sollen sie sich nicht damit anfreunden angefeindet zu werden. Das ist doch eine ganz andere Diskussion. Du greifst hier ein Argument an, welches niemand gemacht hat.
Dass Du die zwei kurzen Ausschnitte aus MaiThink X als unproblematisch erlebst sagt mir, dass Du das ganze doch stark anders wahrzunehmen scheinst. Mir ging es da nicht um den Inhalt, sondern um Gestik, Mimik und Interaktion mit dem Publikum. Auf dieser Ebene wird nämlich ganz klar kommuniziert was "richtig" und was "falsch" ist, und welche Meinung "dumm und ewiggestrig". Auf diese Art und Weise ist es eben nicht mehr eine Wissenschaftsshow, sondern eine Meinungsmache-Show die das Etikett "Wissenschaft" nur als Vehikel nutzt.
Um es nochmal klar zu machen: Ich nehme keinen Anstoß am Inhalt der Show selbst, sondern daran, dass hier das Etikett "Wissenschaft", "faktenbasiert" eine Reihe normativ-ethischer Werturteile als "Das ist so." verkauft wird … immer wieder mit dem Subtext "und wer das nicht auch so findet ist doof/ewiggestrig". Man könnte auch sagen, dass die Kommunikation ein kleines bisschen "von oben herab" erfolgt.
Und genau dieses Kommunikationsmuster haben wir auch in den Diskussionen über Gender Studies, Trans, Sprache Gendern, Klimakrise usw.–––Man macht ein Argument auf, bei dem das Gegenüber, wenn es darauf einsteigt nur verlieren können soll, wenn es sich nicht die Position der anderen Seite zueigen macht, da es so konstruiert ist, dass man sich durch möglichst jede Antwort in ein empfundenes moralisches Unrecht setzen soll. Ebenso sind die Argumente so konstruiert, dass selbst vernünftige Antworten von dritten als "auf den anderen Zugehen" empfunden werden. Das wird dann "moral highground-debate" genannt, weil alles darauf angelegt ist, dass man durch moralischen Zwang und nicht durch Fakten zum Einlenken gebracht wird.
Das wird von vielen Menschen als zutiefst unsympathische Art der Diskussionsführung wahrgenommen. Zusätzlich entsteht dann auch der Eindruck, dass diese Methode genau dann zur Anwendung kommt, wenn die Sachargumente fehlen.
PS: Beim Sport … dass Schwarze häufig sehr gut im Laufen sind, ist allerdings halt auch keine Eigenschaft die man einfach so annehmen kann. Dass man das jetzt beim Frausein können soll, ist doch genau der Kristallisationspunkt der Debatte. Wenn Biologische Merkmale per Akklamation verhandelbar werden, dann wird eine existierende Struktur in Frage gestellt. Klar könnte die Lösung sein, dass man einfach mehr Gruppen einführt oder alles in eine Gruppe konsolidiert. Paralympics kann man sich dann ja auch sparen.
Fazit: Eine Klassifikationslogik mit einer endlichen/kleinen Anzahl Klassen ist nicht perfekt für die Schaffung gleicher Voraussetzungen, aber sie funktioniert eben ausreichend gut. Wenn man sich den Konstruktivismus zueigen macht, dann kann am Ende konsequenterweise nur jeder gegen sich selbst antreten, weil jeder Vergleich Willkür ist.
So zu tun als ob ungleiches gleich ist, funktioniert eben nur per Konvention. Zum Beispiel, dass alle Menschen eine Menschenwürde haben. Diese Konvention ist sehr stark, und wird auch sehr gut befolgt, aber eben nur in bestimmten Ländern/Regionen der Welt, und selbst da nicht 100% sondern eben nur unperfekt. Jetzt so zu tun als ob es möglich sei eine sehr viel weniger dem allgemeinen Konsens entsprechende Konvention auf eine Befolgungsrate von 100% zu bringen und dann denen die Bedenken anmelden zu sagen, dass sie die Sache einfach nur falsch sehen … puh. Das geht halt nur mit echt viel Gehirnwäsche. Es gibt Menschen die das vollkommen okay finden und diesen Tradeoff gerne in Kauf nehmen.