Diskriminierung, allgemein, geschieht, wenn eine Person aufgrund äußerer Merkmale, etwa Geschlecht oder Ethnie, direkt oder indirekt benachteiligt wird.
Richtig.
Und genau deswegen ist es Diskriminierung, wenn du ein Mann bist und dann deine Bewerbung scheitert, weil ein Bereich, der derzeit vornehmlich von Männern besetzt ist trifft auf das triffst, was du selbst schreibst:
Die Quote soll ermöglichen, dass 40-50% der Stellen Frauen zur Verfügung stehen.
Der konkrete betroffene Mann wird es dann weit schwerer haben, eine Stelle zu bekommen. Das i
st Diskriminierung.
Sind bereits signifikant genügend Frauen da, so wird auch nicht mehr gefördert,
Mag sein. Bis dahin wird aber "gefördert" aka diskriminiert.
2) Die Quote gilt primär im öffentlichen Dienst durch Selbstverpflichtung und ist als vages Ziel formuliert.
Es geht ja nicht nur um verpflichtende Quoten, sondern um das ganze Thema.
Auch in anderen Bereichen findest diese Art der Diskriminierung heute schon statt.
Bei uns ist es bspw eigentlich relativ gut gelöst:
- Es ist wichtig, eine diverse Pipeline an Kandidaten zu haben
- Unter diesen soll sich aber der beste durchsetzen
Wenn du jetzt also bspw erst 0-1 gute Frauen als Kandidaten in der Pipeline hast, dann gibt es einen Fokus, das zu verbessern, bevor es zu den Interviews geht.
Soweit finde ich das OK und trage es völlig mit.
In der Praxis gibt es dann aber eben schon einen impliziten Druck, wenn dein Team schon 4 White Dudes sind, keinen 5ten White Dude einzustellen. Als souveräner Manager muss man sich dem nicht beugen. Aber es ist der "easy way out", die auch gute, aber leicht unterlegene Alternativkandidatin zu nehmen.
D.h. in der Praxis führt das ganze Thema auch ohne harte Regel zu Diskriminerung.
Das kann man auch hinnehmen, wenn...
- Es zugegeben wird
- Man offen diskutieren kann, wo die Grenzen sind
- Man offen nicht-diskrimierende Wege erörtert, das gleiche Ziel zu erreichen & diese forciert
Aber schon bei #1 scheitert es ja.
Wir drehen uns eigentlich im Kreis, weil immer noch offensichtliche Diskriminierung selbst hier in der Diskussion nicht als solche zugestanden wird.
Ich kenne kein Unternehmen, dass eine Quote um der Quote selbst willen einführt. Da stehen konkrete Erfahrungen dahinter.
Das sehe ich deutlich nuancierter.
Es gibt mehrere Gründe in vermutlich jedem großen Konzern:
- Die Überzeugung / Hoffnung, dass diverse Teams besser performen
- Der ehrliche Wunsch, die Gesellschaft fairer machen zu wollen
- Das opportune mitspielen, um nicht selbst kritisiert zu werden
Ich bin mir sehr sicher, dass alle drei Faktoren in jeder größeren Organisiation eine Rolle spielen.
Um #3 möglichst zu dämpfen ist eben ein offener Diskurs nötig. Und eben auch, zumindest nominell Prozesse so zu definieren, dass den Beteiligten klar gemacht wird, dass am Ende sich der beste Kandidat durchsetzen sollte, selbst wenn es "noch ein weiterer" weißer Mann ist. Man sich aber eben Mühe gibt, die Chance zu erhöhen, dass der beste Kandidat bspw eine Frau ist.
Würde es ohne gehen, weil es sich automatisch ergibt, dann gäbe es diese Regelungen nicht - weil wozu? Eventuell sind solche Regelungen einfach das Spiegelbild dessen, was bereits ausprobiert wurde und was bislang scheiterte. Wenn du von weniger invasiven Mitteln sprichst, dann wurden diese eventuell schon ausgeschöpft.
Es braucht halt auch einfach Zeit, und das Ansetzen am richtigen Ende.
Und manches wird man vielleicht nie schaffen.
Bspw gibt es ja Daten, die zeigen, dass in vergleichsweise egalitären Gesellschaften wie in Skandinavien die Quote an Ingeineurinnen nicht steigt. D.h. vieleicht ist in manchen Brteichen kein 50/50 als Idealzustand erreichbar.
Deswegen bin ich klarer Befürworter davon, bspw.:
- Auf Chancengleichheit im Bildungssystem zu fokussieren
- Zu versuchen, Frauen von naturwissenschaftlichen Studien zu begeistern
- Den Arbeitsmarkt & Karriere familienkompatibler zu machen
- Sich Mühe zu geben, eine diverse Kandidaten-Pipeline zu haben
... aber eben nicht davon, irgendwas top down mit Quoten lösen zu wollen. Das ist einfach ein verfehlter Ansatz.
Also ehrlich, alles was du so auflistest kann ich umdrehen. Es gibt also mehr Ungleichheiten in Deutschland, was für eine Erkenntnis. Genau dafür gibt es das Arbeitsrecht / relevante Rechtssprechungen und politische Entscheidungen. Eines davon ist die Quote. Andere davon sind Zuschüsse für Schwerbehinderte, etc. pp
Ausspielen von Minderheiten gegen andere Minderheiten mach ich nicht mit, das verwässert die Diskussion.
Häh? Wo habe ich das gemacht?
Es geht um den Fakt, dass ein unterprivilegiert aufgewachsener Mann heute de facto in Manchen Bewerbungsprozessen gegenüber det Rich Kid Frau benachteiligt wird. Wo spiele ich da jemanden gegen jemanden aus? Das kann man nur so sehen, wenn man eben nur auf "Gruppen" Bezug nimmt. Mir geht es aber eben gerade um Individuen. Du möchtest Individuen benachteiligen, weil ihre Gruppen i
m Durchschnitt Vorteile haben. Das halte ich für schlecht.
Tatsächlich geht es eher darum den typischen Insidern nichts wegzunehmen, sondern den anderen etwas zu geben, das sie nicht haben oder hatten. Wenn ich deine Logik bis zum Ende betrachte, dann müsstest du ja schon bei den "Girls Days" an Unis auf die Barrikaden gehen, denn diese vernachlässigen die Jungen/männlichen Teenager ja total.
Ich würde dann bei Girls Days auf die Barrikaden angehen, wenn es keine anderen Angebote in ausreichender Zahl gäbe.
Ist aber nicht so. Es gibt online und offline genug niedrigschwellige Angebote für interessiete junge Männer, sich bsüw für Coding zu interessieren. Und es ist bekannt, dass diese "Kreise" eben sehr männerlastig sind und dass dies abschrecken kann. Deswegen ist der "Girls Day" u.ä. für mich ein guter Versuch, Mädchen die Entscheidung zu erleichtern, sich vielleicht für was naturwissenschaftliches zu entscheiden, trotz der Vorurteile.
Oder bei Extrazeit bei Examen für Leuten mit einer körperlichen Behinderung, denn diese Zeit steht einem körperlich gesunden Menschen nicht zu. Die Trennlinie erscheint mir daher sehr arbiträr.
Ich verweise nochmal auf Punkt 1) und 2) in Kombination: Wenn eine Stelle in einer Abteilung ausgeschrieben ist, in der bereits 19 von 20 Personen männlich sind und die vakante Stelle primär mit einer Frau besetzt werden soll, warum entläd sich deine Argumentation auf die Bewerberin, statt auf dem Fakt, dass da 19 Männer sitzen?
Auch hier ignoriertst du wieder, dass der neue männliche, best qualifzierte Bewerber
nichts dafür kann, dass da schon 19 Männer sitzen.
Ich bin ehrlich: Auch ich würde hier die Frau einstellen, selbst wenn der Mann minimal besser qualifiziert wäre. Halte das aber eigentlich für sehr unfair dem Mann gegenüber.
Du kannst eine Ungerechtigkeit (Frauen der Vergangenheit hatten wenig Chancen gegen die 19 Männer) nicht mit einer neuen Ungerechtigkeit aus der Welt schaffen.
Umgedreht, wenn eine neue Abteilung gegründet werden soll, bei denen vier Plätze frei sind, dann konkurrieren da halt 2 Männer mit allen Männern und zwei Frauen mit allen Frauen und nicht alle Männer mit wenigen Frauen.
Wenn du das so machst, dann diskriminierst du nicht nur (bspw wenn die top 4 Bewerber alle Frauen oder alle Männer sind), sondern du baust im Schnitt auch schlechtere Teams, weil du bereit bist, schlechtere Kandidaten zu nehmen, weil sie das richtige Geschlecht haben.
Bei großen Zahlen kann ich erwarten, dass ein fairer Auswahlprozess eine gewisse faire Repräsentation aller Gruppen haben wird, so wie sie im Kandidatenpool vorkommen. Wenn eine Firma 100 Controller hat, und das sind alles Männer -- da wäre die Chance hoch, dass was gewaltig schief gelaufen ist.
Das bei einer einzelnen Stelle, oder einem Teram von 4 zu erzwingen, ist aber falsch. Ein Team aus 4 Controllern mit 4 Frauen kann das beste Team sein, was dieses Unternehmen einstellen konnte.