Gelöschtes Mitglied 137386
Guest
Ein Modell, wo sich die deutsche Mittelschichtsfamilien für deutlich weniger Geld eine Migrantin aus dem orientalischen Raum als Kinderbetreuung engagiert, sehe ich dagegen nicht am Horizont. In den USA gibt es sowas wie die klassische hispanic Nanny oder so afaik deutlich häufiger. Meiner Erfahrung nach bevorzugen die aller meisten Eltern für die Kinderbetreuung - egal ob in der Kita oder zu Hause - jemanden, den sie im weitesten Sinne als Peer betrachten. Man lässt seine Kinder halt auch ungern mit Prolls spielen.
Das trifft für unqualifizierte Migrantinnen sicherlich zu, allerdings bekommst Du für 2000 € auch hochqualifizierte Pädagoginnen mit Universitätsabschluss und Berufserfahrung aus Ukraine, Moldawien, Rumänien o.Ä. also möglich wäre das schon.
Welches Modell in Deutschland kulturell eher konsensfähig ist, ist natürlich auch ein stückweit Glaskugelseherei, weil Deutschland insgesamt ein Service- und dienstleistungsfeindliches Land ist. Die klassische Putzfrau im Privathaushalt hat sich hier auch erstmal sehr schwer getan, ich weiß noch, dass wir mit unserer Putzhilfe Anfang der 2000er eher schräg angeguckt wurden (wieso putzt Deine Mutter nicht selber?). In Deutschland ist man es einfach nicht gewohnt sich "bedienen zu lassen", das gilt vielen nach wie vor als dekadent oder gar anstößig.
Angesichts der drohenden Arbeitskrise durch Digitalisierung und Automatisierung, sollten wir uns lieber früher als später daran gewöhnen, dass es eine neue Klasse von Dienstleistern geben muss, die Dinge erledigen, die wir früher selbst gemacht haben. Vom Einkaufen, über das Kochen und Putzen bis zur Kinderbetreuung.