Genderstudies / -equality

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Ich habe dazu immer und immer wieder betont, dass es um meine persönlichen Erfahrungen dabei geht. Ich habe weder in meinem Unternehmen, noch in partnerschaftlichen Unternehmen, noch in Kommunikation zu den Universitäten/Instituten, mit denen ich beruflich Kontakt habe, mit gendern zu tun. Kann sein, dass das mittlerweile viel größere Wellen schlägt und komplett an mir vorbei zieht, aber auch in den Medien und im Politikbetrieb kommt das Thema für mich nicht sichtbar vor. Klar sind das nur Anekdoten, aber ich höre halt auch genauso von der Gegenseite immer nur Anekdoten dazu.
Das ist für mich persönlich auch so und war auch so, als ich noch an der Uni war. Ich kriege allerdings doch manches über meine Frau mit aus dem Berliner Kutursektor. Und anhand dessen würde ich schon konstatieren, dass es in einem sich vergrößernden akademisch geprägten Teil unserer Gesellschaft nicht nur zum Standard wird zu gendern, sondern dass es auch auffällig und deutlich negativ belegt ist, wenn man es nicht tut, sodass man in vielen Positionen letztlich keine echte Entscheidungsfreiheit mehr darüber hat. De facto hat man die natürlich schon, aber es schlagen dann schon eine Menge Mechanismen zu, die in den meisten Fällen dazu führen, dass all die Leute sich anpassen, die jetzt nicht unbedingt einen Punkt daraus machen wollen.
Wie gesagt, ob man das jetzt positiv oder negativ bewertet, hängt sicherlich davon ab, wie man inhaltlich dazu steht. Was ich daran problematisch finde ist einerseits die Spaltung, die dadurch erzeugt wird und zweitens, dass ich, wie gesagt, die Diskussion nicht überwiegend sachgetrieben, sondern im Kern als ideologisch sehe. Ich mag mich hier irren, aber imo ist es unwahrscheinlich, dass wir dieses Problem lösen können, indem wir einfach sehr viel Forschungsaufwand betreiben und dann irgendwann empirisch glasklar etabliert haben, ob Gendern echte Effekte zeitigt und wenn ja, welche das sind. Ich gehe eher davon aus: Selbst wenn wir so einen Forschungsstand irgendwann etabliert hätten, würde das mitnichten dazu führen, dass die stärksten Befürworter des Genderns von ihrem Standpunkt abrücken würden.
Daher ist das Ganze imo eher eine Diskussion darüber, wie man sich die Welt wünscht, statt - wie oft behauptet - eine Diskussion darüber, wie man die Welt objektiv besser machen kann.
 

Celetuiw

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Das antidemokratische versteckt sich darin, dass etwas gegen die Mehrheitsmeinung unternommen wird. Es gibt natürlich wichtigere Themen und wegen sowas fängt man nicht an Parteien zu wählen, die einem ansonsten nicht zusagen. Aber sollte man als gewählter "Anführer", abseits dessen was die Gesetzgebung vielleicht hergeben mag, nicht den Anspruch haben, die Wünsche der Mehrheit umzusetzen? Demokratie wird von den Ansichten und Einstellungen der Menschen getragen, nicht von Regeln und Gesetzen.
Eventuell ist das ja auch im Sinne der Hannoveraner ? Immerhin

Sitzverteilung​

Bündnis 90/Die Grünen: 18
SPD: 18
CDU: 13
FDP: 4
DIE LINKE.: 4
AfD: 3
DIE PARTEI & Volt: 2
DIE HANNOVERANER: 1
PIRATEN: 1

Summe: 64 Sitze

deutet sich im Rat eine bürgerlich linke bis linke Mehrheit an. Mit ziemlicher Sicherheit ist es mehrheitlich im Sinne der gewählten Volksvertreter.
Davon ab bleibt es dir als Wähler überlassen wie wichtig es dir ist, die Genderer beim nächsten mal abzuwählen.

Ich bin kein Freund exzessiven Genderns und sehe da auch manche Probleme.

Aber wenn man anfängt zu argumentieren, dass wenn gewählte Volksvertreter ihr Mandat nutzen um das zu tun was wahrscheinlich genau so in ihrem Wahlprogramm steht, ebendies “totalitär“ oder “undemokratisch“ ist. Leude bitte kopp einschalten und nicht solche Phrasen dreschen.
 
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https://www.faz.net/aktuell/feuille...aut-umfrage-gegen-gendersprache-17355174.html

Fast zwei Drittel der Deutschen lehnen einer Umfrage zufolge eine gendergerechte Sprache ab. 65 Prozent der Bevölkerung halten nichts von einer stärkeren Berücksichtigung unterschiedlicher Geschlechter, wie eine Befragung von Infratest Dimap für die „Welt am Sonntag“ ergab.

Selbst bei den Anhängern der Grünen stellt sich demnach eine knappe Mehrheit (48 Prozent) gegen die Gendersprache; 47 Prozent sind dafür.
Und da geht es nur um die Formulierungen an sich, nicht mal um Vorschriften.

Und gewählte Volksvertreter, insbesondere in Regierungsverantwortung, haben natürlich die Pflicht, die Wünsche möglichst vieler Bürger zu berücksichtigen. Nicht nur die Wünsche jener, die sie gewählt haben. Wir sind nicht im alten Griechenland.
 

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Na ja, das ist aber halt genau der Punkt der repräsentativen Demokratie, dass die gewählten Vertreter eben explizit nicht an Weisungen gebunden sind, sondern nach ihrem Gewissen im Namen (nicht im direkten Auftrag) der Wähler entscheiden. Es sind schon massenweise sehr viel weitreichendere Entscheidungen getroffen worden, die auch nicht von der Mehrheit unterstützt worden sind (zumindest nicht zum Zeitpunkt des Entscheids), z.B. die Einführung des Euro, die Hartz-Reformen, die Bankenrettung, die Eurorettung, etc. Ist Deutschland deshalb ein autokratisches Regime?

That being said geht mir die Genderei auch eher auf den Sack.
 
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Ist Deutschland deshalb ein autokratisches Regime?
Natürlich nicht, wer das so verstanden hat, sollte vielleicht mal seinen Kopp einschalten. Es geht ja nur um einen kleinen Miniaspekt. Eine Maßnahme kann undemokratisch sein ohne dass gleich die ganze Regierung undemokratisch ist. Außerdem würde ich schon auch noch mal zwischen rein gesellschaftlichen Themen wie dem Gendern und z.B. wirtschaftlichen Themen wie der Bankenrettung oder auch technischen Themen wie Abgaswerten unterscheiden.
Natürlich ist diese Diskussion auch maximal unwichtig und ein Privileg der ersten Welt :deliver:
 
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Na ja, das ist aber halt genau der Punkt der repräsentativen Demokratie, dass die gewählten Vertreter eben explizit nicht an Weisungen gebunden sind, sondern nach ihrem Gewissen im Namen (nicht im direkten Auftrag) der Wähler entscheiden. Es sind schon massenweise sehr viel weitreichendere Entscheidungen getroffen worden, die auch nicht von der Mehrheit unterstützt worden sind (zumindest nicht zum Zeitpunkt des Entscheids), z.B. die Einführung des Euro, die Hartz-Reformen, die Bankenrettung, die Eurorettung, etc. Ist Deutschland deshalb ein autokratisches Regime?

That being said geht mir die Genderei auch eher auf den Sack.
Ich glaube nicht, dass jemand behaupten würde, gewählte Volksvertreter dürften nicht gegen die Wünsche der Mehrheit handeln. Aber imo kommt es halt darauf an, ob es gute Gründe zu der Annahme gibt, dass eine Maßnahme trotzdem im Interesse der Allgemeinheit ist. Da ist jetzt beim Gendern relativ fragwürdig, wo das verborgene Interesse der Mehrheit sein soll. Imo ist das eine klassische Entscheidung passt mir vs. passt mir nicht, wo auf beiden Seiten kaum echte Nachteile entstehen. Bei sowas frage mich dann schon, warum man es unbedingt durchdrücken sollte, solange die Mehrheit es ablehnt.

Grundsätzlich stört mich das in vielen Kontexten trotzdem nicht (insbesondere sowas wie Stellenausschreibungen). Als problematisch würde ich bspw. konsequentes Gendern in Gesetzes- und Verordnungstexten sehen. Die sind eh schon oft schwer verständlich und Gendern dürfte das eher verstärken als irgendwas Positives zu bewirken.
 

Celetuiw

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https://www.faz.net/aktuell/feuille...aut-umfrage-gegen-gendersprache-17355174.html




Und da geht es nur um die Formulierungen an sich, nicht mal um Vorschriften.

Und gewählte Volksvertreter, insbesondere in Regierungsverantwortung, haben natürlich die Pflicht, die Wünsche möglichst vieler Bürger zu berücksichtigen. Nicht nur die Wünsche jener, die sie gewählt haben. Wir sind nicht im alten Griechenland.
Du wählst einen Volksvertreter, der durchaus dazu ermächtigt ist, das umzusetzen was er in sein wahlkampfprogramm schreibt. Das ist der normale Prozeß der repräsentativen Demokratie.

Was die quelle angeht: auftragsstudien muss man grundsätzlich kritisch betrachten, ich bin nicht sicher ob bei ner Auftragsstudie der SZ das gleiche rauskommen würde. Von daher bin ich da skeptisch, was die Belastbarkeit der Zahlen angeht.

Davon ab: heators Beispiel war in Hannover, daher ist die Umfrage nicht relevant zur These (die auf das Beispiel Hannover abzielte), sondern die Mehrheiten in der Bürgerschaft dort wären relevant.
 
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Du wählst einen Volksvertreter, der durchaus dazu ermächtigt ist, das umzusetzen was er in sein wahlkampfprogramm schreibt. Das ist der normale Prozeß der repräsentativen Demokratie.

Was die quelle angeht: auftragsstudien muss man grundsätzlich kritisch betrachten, ich bin nicht sicher ob bei ner Auftragsstudie der SZ das gleiche rauskommen würde. Von daher bin ich da skeptisch, was die Belastbarkeit der Zahlen angeht.

Davon ab: heators Beispiel war in Hannover, daher ist die Umfrage nicht relevant zur These (die auf das Beispiel Hannover abzielte), sondern die Mehrheiten in der Bürgerschaft dort wären relevant.
der gewählte volksvertreter kann machen was er will - kackegal was in seinem wahlprogramm steht. bei der nächsten wahl darf man dann abstrafen, um zu lernen dass es die andern auch so halten.
 

Celetuiw

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Das beste politische System bringt nix, wenn du davon ausgehst, das damit nur scheisse gebaut wird.
Wenn du das so siehst, ok, aber das hat dann nix damit zu tun ob das System scheiße ist.
Das gehört eher in einen eigenen Fred zum themer Politikverdrossenheit schätze ich?
 
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Du wählst einen Volksvertreter, der durchaus dazu ermächtigt ist, das umzusetzen was er in sein wahlkampfprogramm schreibt. Das ist der normale Prozeß der repräsentativen Demokratie.
Hast du dich nicht oben noch über Phrasen dreschen beschwert? Das Argument ist auch so herrlich inkonsequent, wie das mit der Frage ob über dieses Thema debattiert wird oder nicht. Einerseits wird immer damit argumentiert, dass das Thema ja eh total wenig wichtig sei und dann kommt jemand bei der Umsetzung mit dem Wahlprogramm als Rechtfertigung?

Also mal davon ab, dass ich zugegebenermaßen keinen Schimmer habe, ob das bei den Gewinnern von Hannover damals im Wahlprogramm stand, aber selbst wenn ich das jetzt der Einfachheit mal annehmen will. Nimmst du also wirklich an, dass auch nur ein einigermaßen großer Anteil an Wählern diesen Punkt im Wahlprogramm als Teil ihrer Wahlentscheidung genommen haben?

€: und was sicher auch hinzukommt, das wahrscheinlich wenn überhaupt im Wahlprogramm sowas allgemeines stand wie "sich mehr für die Rechte von ..." einsetzen und vermutlich eher nicht die konkrete Forderung "wenn ich regiere erzwinge ich gendern in der Verwaltung"
 
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Celetuiw

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Ja gut aber so funktioniert unser Modell repräsentativer Demokratie schlicht nicht.
Vereinfachen wir mal und tun so als ob eine absolute Mehrheit bei der Bundestags/Landtags/Kommunalwahl.
Du wählst nicht die Partei und die setzt dann um, was sie für den Mehrheitswillen zu den jeweiligen Sachfragen in allen möglichen Dingen hält, weil sowas z.b. auch inkonsistent (weil sich widersprechend) oder nicht umsetzbar sein kann.
Sie setzt um was a) im Wahlprogramm steht b) mit dem Koalitionspartner machbar ist c) nach besten Wissen und Gewissen, oder wie Kritiker sagen würde “was sie will“.

Versteh mich nicht falsch, dass kannst du gerne beim gendern kritisieren. Ich finde auch, dass z.b. nen Bürgervotum da sinnvoll wäre oder Gesprächsfornate mit Bürgern um sie Stimmung abzugleichen. Da bin ich grundsätzlich bei dir.

Nur, den kern der repräsentativen Demokratie (marke brd) für undemokratisch/totalitär zu erklären, da geh ich nicht mit. Das finde ich schon echt gefährlich und deswegen habe ich dazu auch einen deutlichen Ausdruck gewählt.

Das war übrigens nicht persönlich als Angriff gemeint auf irgendwen hier, sorry wenn das so ankam @ all
 
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Die Rechtschreibreform 1996 war auch ein großer Eingriff in die Sprache.
Und wurde deshalb lange geplant, diskutiert & am Ende international abgestimmt.
Das war ein sinnvoller Prozess.

Dass jetzt einzelne Firmen, Gemeinden oder Universitäten das von sich aus machen, weil sie keine Geduld auf den langwierigen Prozess haben, ist halt nicht sinnvoll.

"Ist ja aber demokratisch legitimiert" lenkt hier vom Kern ab.
Nicht alles, was demokratisch gewählte Volksvertreter machen ist automatisch sinnvoll & legitim -- vor allem, wenn es eben nicht wirklich systematisch diskutiert und eingeführt wird, sondern eben lokal.

Und natürlich ist die Diskussion über die Motivation hier legitim.
Das gehört zu einschneidenden Veränderungen dazu.
Und hier liegt eben nahe, dass die Einführung keine pragmatischen oder wissenschaftlich fundierten Gründe hat, sondern ideologische.

Wenn die AfD in Kommunen, wo sie die Mehrheit hat, jetzt anfangen würde, bspw in großem Maßstab Straßennamen zu ändern, so fände ich das nicht gut -- auch wenn sie es vielleicht dürften & irgnedwo ins Programm geschrieben haben.
 

Gustavo

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Ob das jetzt demokratisch legitimiert ist oder nicht (und wie man es bewerten soll, dass das auf lokaler Ebene passiert vs. regionaler/bundesstaatlicher/nationaler) ist imho nicht so interessant im Vergleich dazu, ob es irgendeinen Nutzen hat. Momentan sehe ich den nicht so richtig. Mir scheint, dass der einzige Nutzen quasi intrinsisch generiert wird: Befürworter der Regelung sagen, dass pro Gendern dieselbe Position ist wie pro Gleichberechtigung. Man kann quasi aus der Sicht nicht gegen Gendern, aber für Gleichberechtigung sein, wodurch die Ablehnung des Genderns ein Affront an sich wird. Aber es ist halt die Natur einer öffentlichen Debatte, dass nicht alle für dasselbe sind (sonst bräuchte man die Debatte gar nicht erst führen). Das kommt mir dann in der Tat relativ undemokratisch vor, einfach weil keine Debatte mehr möglich ist: Wenn man einerseits selbst keine inhaltlichen Argumente anführt, die man kritisieren kann (oder Kritik an ihnen nicht zulässt), andererseits aber den Standpunkt "ich will erst den Nutzen sehen bevor ich dafür wäre" nicht gelten lässt weil man direkt negative Intentionen unterstellt, kann man eigentlich über nichts mehr reden. Da tritt die Tatsache, dass Parteien, die man vage eher in die Kategorie pro einteilen würde eine Mehrheit haben, demokratisch gesehen imho ziemlich in den Hintergrund.
 

Benrath

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Mei welch breite bzw. ungewohnte Front der Einigkeit
 

Gustavo

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Mei welch breite bzw. ungewohnte Front der Einigkeit

Mal schauen ob wir das abstellen können: https://www.zeit.de/politik/deutsch...erer-beatrix-von-storch-abgeordnete-bundestag

Finde für so eine Nummer kann man die gute Frau Storch schon mal des Plenums verweisen. Ehrlich gesagt erstaunt, dass das nicht passiert ist.

Edit: Auch instruktiv (wie so oft), die Kommentare auf welt.de: https://www.welt.de/politik/deutsch...ource=puerto-reco-2_ABC-V1.A_control#Comments. Freundlich geschätzt 25:1 pro Storch
 
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Celetuiw

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Keine Uneinigkeit mit mir. Das Argument ist doch auch unehrlich, als obs von Storch tatsäxhlich darum geht wie die Grünen ihre Frauenquote erfüllen.
Ich schließe mich der Interpretation der Grünen im Artikel an: homophober Bullshit.
 
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Tja, so ganz Unrecht hat sie imo ehrlich gesagt nicht, auch wenn ihre Art und Weise natürlich daneben ist.
Der Vorteil von Diversität ist, dass verschiedene Erfahrungen, Denkstrukturen und Vorgehensweisen eingebracht werden können. Insofern ist die Anwesenheit einer transidenten Person natürlich sinnvoll, aber nicht über das Vehikel der Frauenquote. Da sie eben nicht die Erfahrungen einer Frau, sondern einer Trans einbringt.
Sollte Frau Ganserer also tatsächlich über die Frauenquote rein gekommen sein (wobei ich nicht weiß, ob das stimmt, ist wahrscheinlich nur eine Unterstellung von Frau Storch), wäre das imo ein Zeichen dafür, dass die Grünen nur aus ideologischen Gründen irgendwie "mehr Frauen" dabei haben möchten. Das ist nämlich allgemein etwas, was linken wie rechten Gruppierungen gerne mal passiert: es wird vergessen, welchen Zweck gewisse Maßnahmen eigentlich haben und man zieht sie nur noch aus Prinzip durch. Das ist dann eine klare Eigenschaft einer Ideologie.

Wobei Frau Storch zu dem Thema auch einfach mal die Fresse hätte halten können. Ich glaube nämlich auch, dass sie da einfach nur gegen ihre Bundestagskollegen schießen und keine ethisch-philosophische Debatte anstoßen wollte.
 

Gelöschtes Mitglied 160054

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Finde für so eine Nummer kann man die gute Frau Storch schon mal des Plenums verweisen. Ehrlich gesagt erstaunt, dass das nicht passiert ist.
Wieso? Kern des Anstoßes kann ja höchstens sein, ob man jetzt Frau im Sinne eines wie auch immer gearteten sozialen Geschlechts oder eben das biologische GEschlecht meint. Und Tessa Ganserer ist ein, Achtung, Typ in beider Hinsicht:
ganser.PNG
Das ist ein Mann der Frauenkleider trägt und sich schminkt. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Und wenn man nicht draufklarkommt, dass jemand diese Tatsache ausspricht, so kommt man offenbar mit der Realität nicht klar und dann sollte man ggf. in Therapie.
 

Gustavo

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Tja, so ganz Unrecht hat sie imo ehrlich gesagt nicht, auch wenn ihre Art und Weise natürlich daneben ist.
Der Vorteil von Diversität ist, dass verschiedene Erfahrungen, Denkstrukturen und Vorgehensweisen eingebracht werden können. Insofern ist die Anwesenheit einer transidenten Person natürlich sinnvoll, aber nicht über das Vehikel der Frauenquote. Da sie eben nicht die Erfahrungen einer Frau, sondern einer Trans einbringt.
Sollte Frau Ganserer also tatsächlich über die Frauenquote rein gekommen sein (wobei ich nicht weiß, ob das stimmt, ist wahrscheinlich nur eine Unterstellung von Frau Storch), wäre das imo ein Zeichen dafür, dass die Grünen nur aus ideologischen Gründen irgendwie "mehr Frauen" dabei haben möchten. Das ist nämlich allgemein etwas, was linken wie rechten Gruppierungen gerne mal passiert: es wird vergessen, welchen Zweck gewisse Maßnahmen eigentlich haben und man zieht sie nur noch aus Prinzip durch. Das ist dann eine klare Eigenschaft einer Ideologie.

Verstehe den Einwand nicht so recht. Wenn die Grünen der Meinung sind, dass transidente Frauen besser unter "Frauen" subsumiert gehören als unter "Männer", dann ergibt es in jeder Form von Quotensystem doch nur Sinn, sie auf einem Frauenplatz antreten zu lassen? Was soll daran jetzt "Ideologie" sein?



Wieso? Kern des Anstoßes kann ja höchstens sein, ob man jetzt Frau im Sinne eines wie auch immer gearteten sozialen Geschlechts oder eben das biologische GEschlecht meint. Und Tessa Ganserer ist ein, Achtung, Typ in beider Hinsicht


In der Debatte ging es um den Internationalen Frauentag. Keiner der Redebeiträge davor hatte irgendwas mit Transidentität zu tun. Sie ist da einfach mal hingegangen, hat ihre Kollegin absichtlich herabgewürdigt und sich wieder hingesetzt, ohne groß irgendwas anderes angesprochen zu haben. Ich nehme an niemand hier ist ernsthaft so naiv zu glauben, dass es Beatrix von Storch um die Heiligkeit der (Grünen) Frauenquote geht, was (1) nicht ihre Partei ist (2) ihre Partei nicht hat und (3) sie persönlich ablehnt.
Ob jemand "juristisch und biologisch" eine Frau ist, ist erstens ziemlich arbiträr, denn juristisch hat der Gesetzgeber ziemlich freie Hand, alles Mögliche zu definieren wie es ihm passt* und Biologie determiniert ja nun noch gar nichts. Wenn sie es dabei belassen hätte wäre es nur geschmacklos gewesen, aber sie mit "er" und dem alten Vornamen anzureden ist halt menschlich schon unterste Schublade. Nicht zuletzt wenn man dann mit so einem albernen Maude-Flanders-"Kann denn nicht *einmal* *einer* an die Frauen denken?"-Argument kommt. Mal unter uns: Hier sind doch quasi nur Männer unterwegs, wer will mir bitte erzählen dass er es für plausibel hält, dass jemand wegen der köstlichen Frauenprivilegien mal eben sein Geschlecht ändern lassen will?




*zumindest solange er auf dem Mainstream mitschwimmt; ich würde stark vermuten in sehr naher Zukunft wird die Gesetzeslage eine andere sein und in nicht allzu ferner Zukunft ist das einzige, was die aktuelle Gesetzeslage davor schützt, für verfassungswidrig erklärt zu werden, dass sie geändert worden sein wird und man nicht mehr dagegen klagen kann
 

Deleted_228929

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Wieso? Kern des Anstoßes kann ja höchstens sein, ob man jetzt Frau im Sinne eines wie auch immer gearteten sozialen Geschlechts oder eben das biologische GEschlecht meint. Und Tessa Ganserer ist ein, Achtung, Typ in beider Hinsicht:
Also die Brust sieht ziemlich weiblich aus. Jedenfalls weiblicher als bei Trixie Storch, die ist ja flach wie ein Brett, die olle Zehe. Wahrscheinlich neidisch.
 

Celetuiw

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Kern des Anstoßes kann ja höchstens sein, ob man jetzt Frau im Sinne eines wie auch immer gearteten sozialen Geschlechts oder eben das biologische GEschlecht meint.
Erläuter uns doch mal bitte inwiefern ihr soziales Geschlecht offensichtlich männlich ist, ich bin gespannt.
 

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Tja, so ganz Unrecht hat sie imo ehrlich gesagt nicht, auch wenn ihre Art und Weise natürlich daneben ist.
Die kinderlose von Storch, aus gut betuchtem Elternhaus, ist prominent, weil sie eine Frau in einer Partei ist, die selbst die niedrigsten Frauenanteile hat und von den wenigsten Frauen gewählt wird. Von ihren wirren Äußerungen und geerbten Netzwerkkontakten alleine hätte sie zwar gute Chancen in dieser AfD "Karriere" zu machen, als Aushängeschild taugt sie aber eigentlich erst, weil sie, theoretisch, als Frau betrachtet werden kann. Ansonsten gäbe es von dem geistigen Kaliber zu viele andere Schrottschwurbler, die ihre Botschaften rauskotzen können. Zynisch zu fragen, ob es eventuell sie ist, die allein wegen ihrem Geschlecht da ist, wo sie nunmal ist. Ironisch ist, dass das ein gutes Argument gegen jede Quote ist: Es werden Frauen aufgestellt, aber nur, wenn sie das System reproduzieren und möglichst wenig am System verändern.
Daher empfinde ich es ganz gut, wenn die Grünen ihre Quote konsistenter durchdrücken. Völlig egal ob das eine trans-Frau ist oder sonstwer. Abgesehen davon unterste Schublade der Kommentar.
 
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Ich finde es natürlich äußert amüsant Herrn/Frau Ganserer mit "er" und seinem alten Vornamen zu betitlen :rofl2:
Aber für Frau Storch und ihre peinlichen Auftritte habe ich mich als AfD Sympatisant schon immer geschämt.
Ich sehe hier keinen Gewinner :|
 
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Natürlich ist von Storch ein Depp, und es ist komplett unnötig, das zu thematisieren.

Interessanter wäre es dort, wo es gesetzliche Frauenquoten gibt und keine selbstgewählten.

Aber auch dort ist die ehrliche Line, sich einfach gegen solche letztlich diskriminierenden Quoten auszusprechen, anstatt unter diesen Deckmantel dann Stimmung gegen Trans-Abgeordnete zu machen.

Sehe aber nicht ganz, wieso man dafür des Plenums verwiesen werden sollte. Aber kenne mich dafür nicht genug mit der Hausordnung aus.
 
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Wo diskriminiert denn eine Quote aktuell in der Realität? Bitte Belege, nicht Theorie.
Wenn sich auf eine Stelle 8 Männer und 2 Frauen bewerben, Frauen aber mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% in die zweite Runde/engere Auswahl kommen, dann sind sie entweder systematisch besser als die männlichen Bewerber, oder sie werden an dieser Stelle des Prozesses systematisch bevorzugt.

So in etwa läuft das derzeit an vielen Lehrstühlen der Unis ab, und der generelle Ratschlag von vielen Prof's und Doktorvätern (zumindest meiner Erfahrung nach) ist: Wenn du männlich und kein absoluter Überflieger bist, versuch es garnicht erst.
 
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Wo diskriminiert denn eine Quote aktuell in der Realität? Bitte Belege, nicht Theorie.
Es kann immer sein, dass die besten Kandidaten nur Frauen oder nur Männer sind.
Wenn du dann aber eine Quote erzwingst, dann ist das natürlich Diskriminierung.

Bspw wenn bei den Grünen die 2 besten Kandidaten für den Vorsitz Männer wären, dann würde gegen sie diskriminiert.

Und wenn bei "gleicher Qualifikation" Frauen bevorzugt werden, so ist das auch diskriminierend.

Auch Affirmative Action halt eich für Diskriminierend. Wenn bspw in den USA "Asians" bessere Noten brauchen für einen Platz in Yale als bestimmte andere Gruppen.

Ich bin auch immer wieder überrascht, wieso es so schwer zu verstehen ist, dass erzwungene Quoten exakt gleichbedeutend mit Diskriminierung sind? Die Absurdität dieses Denkens wird hier an dem Tweet bspw deutlich:
274108933_10158840570226305_6402107185593944984_n.jpg

Vor allem gitb es auch nicht-diskrimierende Methoden zum gleichen Ziel, bspw.:
  • In den USA, statt Affirmative Action eine andere Finanzierung von Schulen, damit Kinder aus ärmeren Stadtteilen nicht benachteiligt sind
  • Für Unternehmen die Mühe, eine diverse Pipeline an Kandidaten für eine Rolle zu haben -- dann aber unter diesen rein nach Qualifikation zu wählen (ich fände es bspw völlig ok bis sinnvoll, wenn jedes Unternehmen auf CEO-Suche etwas extra Zeit und Resourcen investiert, um zumindest auch mind 1 Frau und mind jemand mit Migrationshintergrund als Kandidaten zu haben)
 

Deleted_228929

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Wo wird man denn pauschal benachteiligt, wenn bei gleicher Qualifikation (!) die Person mit dem Geschlecht genommen wird, die in der Organisationseinheit, wo die Stelle zu besetzen ist, gerade in der Unterzahl ist? Die Definition soll ja letztlich nix anderes bedeuten als: Geschlecht darf nur quasi das "letzte" Entscheidungskriterium sein, wenn alle anderen Kriterien sozusagen schon ausgeschöpft sind und keine Entscheidung zwischen Frau X und Herr Y zulassen.

Das Hauptproblem mit Quoten ist mE eben die "gleiche Qualifikation", weil das eben super schwer zu beurteilen ist und derjenige, der die Entscheidung über die Einstellung trifft, hier mitunter sehr großen Spielraum hat. Ich bin nicht per se gegen Quoten wenn man das nach dem Motto handhabt "guckt mal, dass $Gruppe nicht total unterrepräsentiert ist", aber eine stramme Einzelfallanwendung halte ich für Quatsch und ohnehin kaum durchführbar.
 
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Wo wird man denn pauschal benachteiligt, wenn bei gleicher Qualifikation (!) die Person mit dem Geschlecht genommen wird, die in der Organisationseinheit, wo die Stelle zu besetzen ist, gerade in der Unterzahl ist?
  1. Wenn es zumindest symmetrisch definiert ist, d.h. für beide Geschlechter gilt, ist das schon besser.
  2. Dennoch ist es dann eine Benachteiligung von Individuen. Und sogar systematisch von einem Geschlecht, wenn die sich bewerbenden Personen gleicher Qualifikationen nicht 50-50 nach Geschlecht verteilt sind.

Das Hauptproblem mit Quoten ist mE eben die "gleiche Qualifikation", weil das eben super schwer zu beurteilen ist und derjenige, der die Entscheidung über die Einstellung trifft, hier mitunter sehr großen Spielraum hat.
Das ist ein weiteres Problem. Da wird dann eben oft die schlechtere Person genommen, indem der Spielraum, die "glievhce Qualiikation" breit ausgelegt wird.

Bleibe aber dabei: Selbst ohne dieses Problem ist es klar diskiminierend.

Ich verstehe auch wirkloicht nicht, wie man das bezweifen kann?
Warum nicht einfach ehrlich sagen "Ja, ist diskriminierend -- aber den Preis bin ich bereit zu zahlen, weil ich glaube, dass der gesellschaftliche Effekt besser ist und dadurch andere strukturelle Diskriminierungen kompensiert werden."
Wäre ich immer noch nicht in agreement, aber es wäre zumindest eine ehrliche Position und Diskussionsgrundlage als das ständige Abstreiten des Offensichtlichen.
 

Gelöschtes Mitglied 160054

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Erläuter uns doch mal bitte inwiefern ihr soziales Geschlecht offensichtlich männlich ist, ich bin gespannt.
Ich verstehe soziales Geschlecht so, dass es jenes ist als das man wahrgenommen wird und nicht jenes welches man nach Geschlechtsteil hat. Wenn man nun aussieht wie ein Mann, so kann man sich gerne sehr feminin verhalten, das ändert aber nichts daran, dass jeder intuitiv dich für einen Mann halten und wahrnehmen wird der sich weiblich verhält. Das wird in diesem Fall jeder tun, auch die ach so progressiven, letztere wollen es nur nicht zugeben.
 

Celetuiw

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Okay. Also üblicherweise meint man.mit dem sozialen Geschlecht das gesellschaftlich zugewiesene Geschlecht und die damit einhergehenden rollenmuster.

Ob man dich also als mann oder frau wahrnimmt und welche Rolle du damit hast. Das inkludiert natürlich Aussehen, ist aber zum größten Teil Selbstbezeichnung und soziale Zuschreibung.

Beispielsweise habe ich schon biologische Frauen gesehen/kennengelernt die ich beim besten Willen nur am Vornamen geschlechtlich identifizieren kann. Die wären deiner Logik ja nach Männer?

Gibt auch typen die einfach sehr feminin und androgyn sind und wo man auf den ersten Blick nix sagen kann.

Auf die Spitze getrieben: bei babys und kleineren Kindern (manchmal auch so bis zum Alter von 6 jahren) kannst du das Geschlecht echt nur daran festmachen ob die pullis pink oder hellblau sind. Charakteristika in der Figur, Stimme und im Gesicht haben sich noch nicht gerausgebildet.

Also tl:dr Frage: wie hälst du es dann mit Menschen mit eindeutigem biologischen und sozialen Geschlecht, dass du aber nicht erkennen kannst?
 

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So in etwa läuft das derzeit an vielen Lehrstühlen der Unis ab, und der generelle Ratschlag von vielen Prof's und Doktorvätern (zumindest meiner Erfahrung nach) ist: Wenn du männlich und kein absoluter Überflieger bist, versuch es garnicht erst.
Universitäten und Vergabe von Doktorandenstellen ist wieder eine sehr spezielle Fallkonstellation. Generell sehe ich es noch irgendwo ein, allerdings scheint es da mehr Baustellen als nur die Geschlechterauswahl zu geben. Prinzipiell aber folgendes:

  1. Wenn es zumindest symmetrisch definiert ist, d.h. für beide Geschlechter gilt, ist das schon besser.

Ich finde auf die Schnelle jetzt keinen Beleg, aber im öD gilt grundsätzlich 35-40% für beide Geschlechter. Es ist also symmetrisch. An meinem Institut damals wurden sogar explizit Männer gefördert, weil diese unter 30% gerutscht sind. Für börsennotierte Unternehmen dürfte das selbe gelten, ansonsten wäre diese Quote mit Sicherheit irgendwo kassiert worden.

  1. Dennoch ist es dann eine Benachteiligung von Individuen. Und sogar systematisch von einem Geschlecht, wenn die sich bewerbenden Personen gleicher Qualifikationen nicht 50-50 nach Geschlecht verteilt sind.

Kann man so sehen. Wenn man das aber so sieht, dann schließt man automatisch jedwede Form von institutioneller / indirekter Diskriminierung aus, denn - und an dieser Stelle sehr verkürzt, da ich das schon gefühlt 100 mal mit MV, Heator & co. hatte und es langsam leid bin:

Das ist ein weiteres Problem. Da wird dann eben oft die schlechtere Person genommen, indem der Spielraum, die "gleiche Qualifikation (Handy-Typo bereinigt)" breit ausgelegt wird.
[...]

Die Quote(n) basieren nicht nur auf dem Equal Pay Gap, das vorweg. Frauen verdienen bereinigt (was schwierig ist) in etwa (aber nicht gleich) das, was Männer auch verdienen, wenn man gleiche Biographie, gleiche Position und gleiche Arbeitszeit vergleicht. Dennoch wäre auch da eine Lücke, hier setzt der Konservative die Logik der Soft Skills und Nature-Argumente wie Risikofreude an: Schlechtes verhandeln, Risikoaversion, etc. pp.
Dies ist zu beweisen. Ich kenne ähnlich viele Studien über Hormone bezüglich Softskills, die in die eine oder die andere Richtung argumentieren. Imo ist die Lektüre da alles, aber nicht eins.

Nun kommt hinzu, dass "Frauenberufe" schlechter entlohnt sind. Wir lassen den Rattenschwanz nature vs. nurture an der Stelle aus und auch die Frage, warum das so ist und warum diese Berufe so schlecht finanziell entlohnt werden. Da gebe ich frei zu, dass ich soziale Berufe deutlich besser entlohnt und besser gestellt haben möchte, als andere Sparten.

Das tatsächliche Übel ist eher, dass die deutsche Arbeitswelt sehr auf den Mann gepolt ist. Geringere Arbeitszeiten werden in der Regel mit geringerer Produktivität gleichgesetzt (Schlagworte Normalarbeitsverhältnis, Normallebenslauf zum Googlen), Erwerbsbiographien mit jeglicher Lücke sind eher schlecht als gut, es sei denn, man kann sie in der oberen Geschäftsetage total hipp verkaufen (Sabbatical, Auslandsjahr, ...). Für die Ottonormalfrau ergibt das die gläserne Decke, da Kind = unproduktiv ist und sie nunmal Kinder gebären muss und so oder so, egal wie groß das Engagement ist, Lücken erzeugt. Es sei denn sie verzichtet möglichst lange oder am besten komplett. An dieser Stelle sei darauf verwiesen, dass hier ein User (erinnere mich nicht mehr an wen) immer total anti-Quote war ("Frauen sind doch gleichberechtigt!"), gleichzeitig aber im LSZ fragte, warum seine Freundin im gebährfreudigen Alter nirgendwo eine Festanstellung findet. Nunja.
Diese Doppelbelastungen und die Stigmatisierung, egal wie sehr das Management das ausdrücklich angeblich berücksichtigt, erzeugt eine gläserne Decke. Grundlegend, meine Einschätzung, ist da das Mantra schuld, man könne höhere Positionen nur daran erkennen, wie sehr jemand buckelt, nicht wie effektiv diese Person wirklich (messbar) ist. Sieht man auch, dass sofort auf Qualifikationen abgestellt wird, aber nie geklärt wird, warum dem so sei. Im realen Leben bis ins mittlere Management ist mir jedenfalls keine Frau begegnet, die nicht ohne weiteres genau so gut wie ein Mann wäre. Selbst in den höheren Etagen höre ich nur wie schwierig das alles sei, dennoch sehe ich nicht, warum das für eine Frau nicht schaffbar wäre oder warum alles an einer Person kleben muss. Sobald diesen Ansichten widersprochen wird (auch von Männern) wird's schwierig. Nach oben kommt primär der, der das System reproduziert und möglichst wenig ändert. (Hier sehe ich den Hauptkritikpunkt an der Quote: Frauen, die durch Quote hochkommen, waren vorher schon sehr hoch und werden deswegen auch den Hang haben das System zu reproduzieren - weswegen sich kaum bis gar nix ändern wird).
Frauen / Minderheiten werden eben immer noch klassische Rollen zugeschoben, wann auch immer keine volle Information vorliegt ("wie bewährt sich die Person in Zukunft?"). So passiert das bei Einstellung und Beförderungen immer wieder ("ist im gebährfreudigen Alter", "Heirat war erst vor kurzem", oder "hat viele Lücken durch Elternzeit" - ähnliche Argumente btw für Migranten, Menschen mit Behinderung & co.). Hier greift die Quote, denn sie würde verbieten immer nur auf das "alte Wissen" zurückzugreifen.
Vergleich das nun mit einem 0815-Mann ohne Migrationshintergrund / Behinderung. Der hat all diese Hürden nicht. Wenn er faktisch ein ähnliches Bildungs- und Erwerbsniveau hat, dann hat er bis zum Punkt, an dem er evtl. durch eine Quote wegselektiert wurde, keine Diskriminierung erlebt. Was nun passiert, so die Argumentation, ist das Aufteilen der freien Plätzen nach Gewicht. Er konkurriert nicht "mit den Frauen", sondern mit "den anderen Männern". Wenn der Mann abgelehnt wird sollte das primär deswegen sein, weil dort schon genügend Männer sind oder sich bessere Männer beworben haben. Da hat weniger die Frau schuld, als der Arbeitgeber, der bislang sehr einseitig eingestellt hat.
Nun zum nächsten Argument: "Aber was, wenn es nur Männer gibt?". Tja, dann werden halt Männer eingestellt und die Quote ist hinfällig. Man muss keine Frauen herbeizaubern. Wenn dann statt einem Bioingenieur eine Germanistin eingestellt wird, dann sorry, ist der Arbeitgeber die größte Übernulpe überhaupt. Wer die Quote umgehen will, auch im öD, hat mehr als genug Hebel, er muss sie nur nutzen. Ihr sagt es ja schön selbst, Qualifikation ist interpretierbar. Wenn es Schwierigkeiten gibt Mann über Frau in der Interpretation zu stellen, dann ist die Frage gerechtfertigt, warum es die Schwierigkeiten gibt - vielleicht ist der Mann dann gar nicht so viel besser oder produktiver.
 
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Kann man so sehen. Wenn man das aber so sieht, dann schließt man automatisch jedwede Form von institutioneller / indirekter Diskriminierung aus, denn - und an dieser Stelle sehr verkürzt, da ich das schon gefühlt 100 mal mit MV, Heator & co. hatte und es langsam leid bin:
Inwiefern "schließt man institutionelle Diskriminierung aus"?
Ich glaube durchaus, dass es strukturelle Diskriminierung gibt.
Ich glaube nur nicht, dass individuelle Diskriminierung ein legitimes Mittel ist, um gegen strukturelle Diskrimierung vorzugehen.

Die Quote(n) basieren nicht nur auf dem Equal Pay Gap [...]
Agree, vom Gender Pay Gap haben wir hier ja auch nicht gesprochen, oder?
Die Idee von Quoten ist mir schon klar:
  1. Diversität erhöhen
  2. Sturkturelle Nachteile ausgleichen

Das tatsächliche Übel ist eher, dass die deutsche Arbeitswelt sehr auf den Mann gepolt ist. [..]
Broadly agree!
Ich sehe da viel, was sich verbessern lässt.
Und das wird bestimmt auch schneller gehen, wenn mehr Frauen in senioreren Positionen sind.

Ich glaube nur nicht, dass dafür individuelle Diskrimierung eine akzeptable Strategie ist, insb. wenn es alternativen gibt.
 

GeckoVOD

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Ich glaube nur nicht, dass individuelle Diskriminierung ein legitimes Mittel ist, um gegen strukturelle Diskrimierung vorzugehen.
Dann bitte die Begründung was genau eine "individuelle" Diskriminierung ist und wo, bzw. an welcher Stelle sie exakt zu verorten wäre. Mit dem Begriff kann ich nichts anfangen, ich müsste raten, was du meinst.
Meinen Rat ins Blaue hätte ich schon aufgegriffen: Wenn du damit meinst, ein Mann würde nicht eingestellt / befördert / verlöre seinen Posten, dann stellt sich die Frage, ob da nicht a) vollständig der Arbeitgeber Schuld ist (Quote missverstanden) oder b) der Mann sich einfach nicht abheben kann und ich daher nicht mehr von Diskriminierung sprechen kann.

Inwiefern "schließt man institutionelle Diskriminierung aus"?

In meiner Welt kann ich nicht auf der einen Seite die gläserne Decke mit Wirkmechanismen anerkennen und gleichzeitig postulieren, dass das Wegnehmen der dadurch entstehenden Vorteile für die Profiteure der strukturellen Diskriminierung eine Diskriminierung der Profiteure bedeutet. Es ist lediglich der Versuch Chancengleichheit zu schaffen.
Bei der Quote bin ich btw selbst sehr gespalten. Ich finde sie größtenteils zu starr und eher mit dem Hammer. Andererseits sehe ich auch nicht, wo die ganzen freiwilligen Selbstverpflichtungen irgendwas helfen, außer zu sagen "Frauen werden benachteiligt, das ist sehr Schade. Anyway..." und dann buisness as usual zu fahren. Imo ist das Problem eher andernorts zu adressieren, das ich verkürzt auf eine Diskussion des Stellenwerts Arbeit <> Wirtschaft <> Gesellschaft (grob und noch schwammiger "soziale Gerechtigkeit") abstellen würde.
 

Gustavo

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Vor allem gitb es auch nicht-diskrimierende Methoden zum gleichen Ziel, bspw.:
  • In den USA, statt Affirmative Action eine andere Finanzierung von Schulen, damit Kinder aus ärmeren Stadtteilen nicht benachteiligt sind

Ich verstehe ehrlich gesagt die Differenzierung nicht so ganz. Stell dir folgendes System (existiert so bspw. in Texas) vor: Die Schulen sind deutlich unterschiedlich finanziert, weil (öffentliche) Schulen sich hauptsächlich durch die lokale Grundsteuer finanzieren, welche dann auch nur dem lokalen Schulbezirk zugute kommt. Das kriegt man politisch nicht geändert, einfach weil es dafür keine Mehrheit gibt. Also behilft man sich damit, dass die größte, angesehenste und begehrteste staatliche Universität, UT-Austin, garantiert dass man einen Platz bekommt wenn man unter den Top 10% der Absolventen der jeweiligen High School war. Dadurch werden jedes Jahr viele Studenten zugelassen, die schlechtere Leistungen gebracht haben als andere, einfach weil sie auf einer Schule waren die im Schnitt schlechtere Leistungen produziert. Ist das auch Diskriminierung von leistungsstärkeren Schülern für dich?
 
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@Gustavo -- das finde ich ziemlich OK, weil, so wie du es beschreibst:
  • Die Maßnahme als "second best" in Ermangelung der Möglichkeit, die eigentlich bessere Maßnahme zu erreichen begründet wird.
  • Die Maßnahme nicht direkt nach bspw Ethnie diskriminiert. Für diese von dir beschriebene Methode bräuchte man bspw überhaupt nicht zu wissen, welcher "Race" ein Bewerber angehört
  • Die Annahme, dass das zu fördernde Grundtalent relativ gleich verteilt ist, und die top10% jeder high school daher halbwegs fair sind, verteidigbar ist
Die Methode an Harvard und Co ist aber eine andere. Da spielt Race direkt eine Rolle. Deswegen ist man ja das so besorgt über eine mögliche Entscheidung des Supreme Court, dass man Race nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt bei der Entscheidung über Zulassung verwenden dürfte.

Kürzliche Artikel:


Dann bitte die Begründung was genau eine "individuelle" Diskriminierung ist und wo, bzw. an welcher Stelle sie exakt zu verorten wäre. Mit dem Begriff kann ich nichts anfangen, ich müsste raten, was du meinst.
Die individuelle Diskriminierung ist, wenn ich bei gleicher Qualifikation weniger Chancen habe aufgrund meines Geschlechtes.

Insbesondere wenn es dazu subjektiv ist, wie eng oder breit man die Maschen bei "gleiche Qualifikation" anlegt. Bspw wenn man dann gezielt optionale Aspekte der Qualifikation ignoriert, die nicht in der Ausschreibung als nötig gelistet sind, aber dennoch wünschenswert. Dann werde ich sogar als der besser qualifizierte Kandidat übergangen.


In meiner Welt kann ich nicht auf der einen Seite die gläserne Decke mit Wirkmechanismen anerkennen und gleichzeitig postulieren, dass das Wegnehmen der dadurch entstehenden Vorteile für die Profiteure der strukturellen Diskriminierung eine Diskriminierung der Profiteure bedeutet.
Nur weil die Männer als Gesamtheit eine positive Diskriminierung erfahren, so gilt das nicht gleichermaßen für jedes Individuum.

Also ist es eben absolut nicht legitim, gleichermaßen alle Männer zu diskriminieren, um das vermeintlich auszugleichen.

Klassisches Beispiel:
  • Mann Arbeiterkind, musste Studium selbst finanzieren und jobben
  • Frau gut situierten Akademikerkind mit besten Netzwerken über Eltern in die Branche für Praktikumsplätze
In dieser Situation ist mMn nicht klar, dass das individuelle Privileg (für welches ich der Frau keinen Vorwurf mache) weniger relevante ist als das strukturelle Privileg (für welches ich dem Mann keinen Vorwurf mache).

Es ist lediglich der Versuch Chancengleichheit zu schaffen.
Good intentions pave the way to hell.

Ein hehres Ziel (Chancengleichheit) rechtfertigt eben nicht die Wahl diskriminierender Mittel.
 

Gustavo

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@Gustavo -- das finde ich ziemlich OK, weil, so wie du es beschreibst:
  • Die Maßnahme als "second best" in Ermangelung der Möglichkeit, die eigentlich bessere Maßnahme zu erreichen begründet wird.
  • Die Maßnahme nicht direkt nach bspw Ethnie diskriminiert. Für diese von dir beschriebene Methode bräuchte man bspw überhaupt nicht zu wissen, welcher "Race" ein Bewerber angehört
  • Die Annahme, dass das zu fördernde Grundtalent relativ gleich verteilt ist, und die top10% jeder high school daher halbwegs fair sind, verteidigbar ist

Das ist ja alles wahr*, aber es ist trotz allem Diskriminierung. Diskriminierung ist nicht weniger Diskriminierung wenn sie nicht nach Ethnie oder Geschlecht kategorisiert, sondern bspw. nach sozialer Schicht. Oben behauptest du, individuelle Diskriminierung kann kein legitimes Mittel sein. Wie bringst du das unter einen Hut?







*das Erstere ist natürlich subjektiv und wird in den USA tatsächlich nicht unbedingt so gesehen, einfach weil niemand ernsthaft überhaupt an die Möglichkeit glaubt, die Finanzierung von Schulen NICHT so auszugestalten, woran zu einem guten Teil auch die Immobilienpreise festgemacht werden


Die Methode an Harvard und Co ist aber eine andere. Da spielt Race direkt eine Rolle. Deswegen ist man ja das so besorgt über eine mögliche Entscheidung des Supreme Court, dass man Race nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt bei der Entscheidung über Zulassung verwenden dürfte.

Kürzliche Artikel:

Nur nebenbei: Ich weiß berufsbedingt eine Menge über den Fall und der Punkt ist, dass Harvard behauptet das sei nicht so. Das ist allerdings, nach allem was man durch den Fall über die Zulassungsentscheidungen weiß, nur technisch korrekt: Es gibt zwar keine Quote für Ethnien (was illegal wäre) oder Sonderpunkte (was zumindest nach bisheriger Rechtsprechung legal sein könnte), aber die Zulassungsentscheidung setzt sich aus vier verschiedenen Kriterien zusammen, von denen mindestens eines ("Character") klar darauf zugeschnitten ist, dass das Zulassungsamt so seinen Daumen auf die Waage legen kann, dass die gewünschte ethnische Zusammensetzung herauskommt (ungefähr repräsentativ für die Bevölkerung). Ironischerweise bedeutet das, dass Harvard intern vielen asiatischstämmigen Schülern einen unterdurchschnittlichen Charakter attestieren muss, um Schwarze und Latinos in ausreichender Zahl zulassen zu können.
 
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