Also ich finde jetzt den "Reinheit der Sprache/Grammatik muss gewahrt bleiben"-Strang auch nicht so überzeugend, aber die Argumentationsstrategie der Gegenseite (insbesondere ticor) leuchtet mir noch viel weniger ein. Aha, es wird also niemand gezwungen. Bis auf den einen oder anderen Studenten, auch in nicht Gender-Fächern. Oh, und die ein oder andere Arbeitskraft - auch in Bereichen, die nichts mit Gendering zutun haben. Hier und dort noch Ausnahmen, alles Anekdoten natürlich, aber sonst niemand!
Wenn Heator gerne Rückzugsgefechte vorgeworfen werden, was ist das dann bitte? Ich persönlich bin beruflich eng mit 'nem IT-Unternehmen assoziiert, und dort wurde und wird das Thema massiv (!) diskutiert, wobei es eine recht klare Konfliktlinie zwischen Management und "normalem Angestellten" gab. Das Thema ist eben kein reines Akademiker-Thema, welches nur ein kleine Minderheit in den Unis und auf Zeit.de tangiert. Es wird ja mit dem explizitem Ziel forciert, damit es zum normalen Sprachgebrauch wird, sonst würde es den antizipierten Nutzen (mehr Geschlechtergerechtigkeit) ja nicht erfüllen.
Ich glaube die Genderei ist ein ziemlicher Irrweg. Sie schafft unnötige Gräben die nicht sein müssen, und entgegen älterer Reformen gibt es hier nicht wirklich einen Vorteil. Die Sprache wird nicht einfacher, oder logisch konsistenter. Es soll helfen, zu einer gerechteren Gesellschaft zu führen, aber empirisch konnte das bisher schlicht nicht gezeigt werden. Das Beispiel "generischer Maskulin im Englischen" hatte ich hier ja schonmal gebracht, hat sich dort - gerade auch von feministischer Seite gefordert - weitestgehend durchgesetzt. Die (mMn einleuchtende) Argumentation: Es ist einer langfristigen Gleichstellung vermutlich nicht zuträglich, weiterhin das Geschlecht in jeder Bezeichnung mitzuführen. Idealerweise sollte es überhaupt keine Rolle spielen.