Erstmal: Das Gleichstellung keine Gleichberechtigung ist, ist einfach ein Fakt. [...]
Das ist eine reine Wertungsfrage, kein "Fakt". Du kannst nicht einfach sagen "A ist nicht B", wenn die Definitionen sowohl von A als auch B Ansichtssache sind. Und die zugrunde liegende Frage ist ja nicht mal, ob A nun B ist oder nicht, sondern ob A/B gerecht sind. Und wie gesagt: Für die meisten Menschen spielt sich die Frage, was gerecht ist, auf einem Spektrum ab. Ich kenne niemanden der es ernsthaft für wünschenswert hält, dass wir im Männerleistungssport die Hälfte der Plätze für Frauen reservieren, weil dort mehr verdient wird (vollständige equality of outcomes). Gleichzeitig kenne ich auch niemanden, der ernsthaft denkt man müsse nur alle formalen Hürden abbauen und alle daraus resultierenden Verteilungen sind gerecht (man denke bspw. an die ersten Bundeskabinette, deren Plätze formal sowohl Männern als auch Frauen offen standen, die aber trotzdem zu 100% männlich waren). Der Unterschied ist bspw. ziemlich deutlich in unserer Verfassung klar gemacht: Generell ist equality of opportunity das Mittel der Wahl (d.h. Gleiches wird nicht ohne Grund ungleich behandelt), aber bei der Menschenwürde wird auf volle equality of outcomes abgestellt, da steht jedem, unabhängig von Verdienst das gleiche Niveau zu. Diese Dinge können problemlos nebeneinander existieren und situativ richtig oder falsch sein. Es ist imho reichlich anmaßend dass du hier ankommst und sagst "eins davon ist korrekt, das andere nicht", obwohl das so klar sowieso nicht zu trennen ist.
Zweitens, ist auch das nichtmal das was ich mit der Ideologie meine. Die Gendersprache kommt aus einer Ecke die für weit mehr steht als nur Gleichstellung oder Gleichberechtigung, sie behaupten zwar dafür zu sein, sind sie aber ziemlich objektiv nicht weder bei dem einen oder anderen, was man relativ klar daran sehen kann dass sie Probleme immer nur dann interessieren wenn sie bei Frauen oder irgendwelchen anderen nicht-Männern sind. Dann ist jedes noch so kleine Problem super relevant, aber kürzere Lebenserwartung bei Männern, schlechteres Abschneiden in der Schule bei Jungen, höhere Suizuidraten von Männern, mehr Arbeitsunfälle bei Männern, usw. interessiert da praktisch niemanden. Niemand fordert da Gleichstellung bei den Drecksjobs, nur wenn es was Prestigeträchtiges und gut bezahltes ist. Dazu kommt noch ein gewisses Ablehnen von biologischen Realitäten und vieles mehr.
Die genauen Details sind jetzt nicht so super relevant für diese Diskussion hier, ob man mir hier in den Details Zustimmt oder nicht ist relativ egal.... der wichtige Punkt ist nur, es steht für eine Ideologie die weit mehr ist als nur Gleichstellung oder Gleichberechtigung als Ziel.
Was der Endpunkt dieser Ideologie ist kannst du überhaupt nicht wissen. Natürlich kann man sich auf den moralischen Standpunkt stellen "wer absolute equality of outcomes fordert muss es für alles und zwar sofort fordern", aber das ist ein Anspruch, den keine Ideologie der Welt einlösen kann. Bspw. von Frauen zu verlangen, sich auch auf die Nachteile von Männern zu fokussieren, solange die gesamte Gesellschaft immer noch deutlich einen Überhang an Vorteilen für Männer hat, ist imho arg unrealistisch und als Argument absolut nicht ausreichend, um die Anliegen des Feminismus zu entwerten. Du machst es dir verdammt einfach.
Genau, können sie und machen sie ja auch, und darauf wird auch reagiert. Das ist ja der Punkt. Man kann sich nicht hinstellen und sagen "oh dass Frauen sich bei 'Ärzte' nicht angesprochen fühlen ist ein Problem, also machen wir Ärzt_innen und wenn Männer sich davon nicht angesprochen fühlen haben sie eben Pech gehabt". Entweder man lehnt die Forderung das es relevant ist ob sich die Leute angesprochen fühlen komplett ab, oder man hält sie für relevant, dann aber auch bei allen Geschlechtern oder man ist ein Hypokrit. Eigentlich müssten die Befürwörter der Gendersprache sich auf die Seite des Klägers stellen, machen sie natürlich nicht weil es eben Hypokriten sind, die weder Gleichstellung noch Gleichberechtigung wirklich interessiert.
Wie oben geschrieben, das ist ein totales bad faith Argument. Kürzlich hat die Bahn eine Klage verloren, weil sie einer nicht-binären Person nur Anreden als "Herr" oder "Frau" angeboten hat. Selbst wenn wir solche Personen außen vor lassen würden, müsste man entweder
a. immer männliche UND weibliche Form nutzen oder
b. jeden einzelnen Arbeitnehmer nach seinen individuellen Vorlieben fragen oder
c. eine neue Anrede erfinden, durch die eindeutig nicht nur eine der Gruppen angesprochen wird
Wenn der Arbeitgeber entscheidet, dass sowohl a als auch b nicht praktikabel sind, was ihm imho definitiv zusteht, dann bleibt halt nur c. Sich c zu verweigern, wenn man aber eine der beiden Formen aus a akzeptieren würde, macht es zu einem bad faith Argument. Ich nehme an du glaubst nicht wirklich dass der Typ sich an "Ärzte" stören würde, auch wenn er wüsste dass andere sich daran stören, weil es im um seine persönliche Anrede geht. Wenn man stattdessen "Ärzt_innen" nimmt, dann ist jedem klar dass dort nicht "Ärztinnen" alleine gemeint sind, denn sonst bräuchte es den Unterstrich nicht. Bei den meisten Bezeichnungen sind dann ja sowohl die männliche als auch die weibliche Form enthalten (bspw. "Lehrer_innen"); ernsthaft zu behaupten, man würde "diskriminiert", nur weil das nicht für jede einzelne Bezeichung gilt ("Arzt" ist nicht in "Ärzt_innen" enthalten wie "Lehrer" in "Lehrer_innen") ist genau die Art von absurdem Argument, das du der anderen Seite im Leben nicht durchgehen lassen würdest.
Das wurde ja schon im anderen thread diskutiert: das stimmt so nicht. Das meiste davon geht nicht so, und insbesondere nicht ohne gute Begründung. Die Überwachung darf nicht anlasslos und beliebig sein, der Arbeitgeber kann dich nicht einfach so irgendwohin schicken. Es ist immer eine Abwägung der Persönlichkeitsrechte. Und da ist eben wichtig dass es hier praktisch keinerlei relevantn Grund gibt.
Dazu ist auch die Formulierung "für ihn schreiben" etwas Missverständlich. Es geht um interne und externe Kommunikation. Nicht nur wenn man im Namen des AG schreibt.
Der einzige Punkt der ich zugestehe der tatsächlich ein gutes Beispiel für ähnlich sinnlose und unberechtigte Einschränkungen der Persönlichkeitsrechte ist, ist der hier: "in kirchlicher Trägerschaft Vorschriften bzgl. deines Privatlebens machen". Das ist wirklich ein Unding und sollte absolut nicht erlaubt sein.
Ob du das jetzt zugestehst oder nicht, die Grenzen dessen, was ein Arbeitgeber tun *kann*, wenn er denn will, sind durchaus weit. Die meisten Arbeitgeber lassen es darauf nicht ankommen.
Und der Punkt mit der "internen und externen Kommunikation" ist ja wohl hoch fragwürdig: Du kommunizierst auch intern FÜR deinen Arbeitgeber, wenn du mit anderen Arbeitnehmern kommunizierst, außer du redest tatsächlich überhaupt nicht über Arbeitsbelange. Dann solltest du natürlich so schreiben können wie du willst, ich glaube allerdings auch nicht dass Audi das in irgendeiner Weise vorschreibt.