GeckoVOD
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Der Brandschutz, inklusive Palmers fragwürdiger Auswahl an Beispielen zur Abrundung, wäre jetzt nicht das Beispiel, das ich wählen würde. Zumindest nicht unter diesem Aspekt der "ungeklärten Wichtigkeit". Beim Brandschutz würde ich unterscheiden zwischen "im Betrieb" und "in der Planung".Das Beispiel mit dem BER ist imho schon ganz treffend. Ich wette, es war nicht so schwer zu recherchieren, um was für Brandschutzmaßnahmen es da genau ging und wie schwerwiegend es gewesen wäre, wenn man dort die Ansprüche deutlich gesenkt hätte, vermutlich stand das auch irgendwann mal im Tagesspiegel. Aber: Wie viele Artikel hast du zum BER gelesen, in denen gefragt wurde "ergibt es wirklich Sinn, dass ein riesiger Flughafen ewig nicht voll ausgelastet werden kann, nur wegen Brandschutzbestimmungen von ungeklärter Wichtigkeit?
Im Betrieb gibt es herzlich wenig zu beachten, das ist für ein normales FM-Team keine Hürde. Wartet man seine Feuerlöscher und die Anlagen, schaut, dass aktualle Pläne dahängen, fertig. Ab und zu gibt's eine Schulung für Mitarbeiter, macht das Kraut nicht fett.
Die Planung ist schwieriger, aber für normale Gebäude jetzt wirklich nicht die Welt. Siehe Palmer, für seine Versammlungsstätte sagt der Brandschutz halt einen zweiten Fluchtweg, der auch sinnvoll ist. Schaut man genauer hin, dann geht's um ein "historisches Schulgebäude". Ich guck mal in die Glaskugel und gehe davon aus, dass der Denkmalschutz den zweiten Fluchtweg in Form einer Treppe verhindert. Suprised Pikachu.
Der BER hatte viele Probleme, der Brandschutz war ein prominentes davon. Die mir bekannten Ursachen auf allen Tagungen / Vorträgen war bis jetzt einheitlich: Schlechte Koordination der Gewerke durch die Leitung(en) mangels moderner Technologie (bspw. fehlen von BIM). Da gab es Rolltreppen ins nichts / zu kurz, fraglich dimensionierte Bauteile (für dich: Wände), etc. pp. Wenn dann ein Anlagenbauer kommt und sagt, dass Schächte und Schotts falsch angebracht sind, dann würde ich auch die Unterschrift verweigern. Nicht, weil die Wahrscheinlichkeit eines Brandes hoch ist, sondern weil die Anlage u.U. dann Gefahrenquellen verschärft, oder selbst eine darstellt (da falsch verbaut), oder einfach wieder der nächste Kostenpunkt wird, weil Ausbesserungen nötig sind.
Hier lese ich Bootys Einwand aus dem sozialen-Gerechtigkeitsthreads bei Palmer und dem Autor raus: Die Experten werden ignoriert, weil "lol Brandschutz". Als ob die Experten sich an komplizierten Einzelfallregelungen aufhängen würden, v.a. in dem Themenkomplex, nur weil sie Experten sind.
Das ist prinzipiell immer im Betrieb von öffentlichen Gebäuden zu beobachten. Ist schon klar, die Verwaltung soll verwalten, nicht Gebäude betreiben. Aber dann immer überrascht sein, wenn die Substanz verreckt, weil "lol Empfehlungen, lol Experten" durch die Kämmerer. Ironischerweise fehlen mir hier einfache Verfahren, die tatsächlich Geld sparen könnten: Einhalten der Wartungen und der Sichtprüfungen, schon wird der Verschließ geringer. Nunja, egal.
Fakt ist, dass der Neubau aller möglichen Gebäudetypen einfach lächerlich kompliziert in Deutschland ist. Das hat aber viel mehr mit allen möglichen Einzelnormen der Länder zu tun, als es an eher einheitlichen Vorschriften hängt. Die zuständigen Verantwortlichen (siehe Palmer) glänzen da nicht durch Verständnis, sondern pochen eher auf "ihrem Weg". An den Bauvorschriften kannst du gerne den Rotstift ansetzen, sprich an der Kompetenz der einzelnen Länder. Zusätzlich noch an allen verschränkten Ämtern und Prüfstellen, die sehr mit der Lobby der jeweiligen Baustoffe verschränkt sind und je nach Gusto mal schneller, mal langsamer arbeiten. So wird standardisiertes Bauen und das Abwickeln von großen Projekten natürlich nie was.