Deutschland im Vergleich

Celetuiw

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Postdoc an der Uni. Eigentlich Mathematiker, bin aber vor knapp 1,5 Jahren in eine Rolle gewechselt, wo ich quasi nur noch sehr angewandt an DL / Computer Vision arbeite.
Darf man fragen, nur aus Interesse und ohne Schwanzvergleichsbedarf, ob das angemessen vergütet ist für einen Doktor der Mathematik?
Ist die WLB gut?
Weil imho läuft die Vergütung ja über den Tvöd Land, und Land hat einen schlechten Tarifvertrag im Vergleich zu Bund oder Kommunen.
 
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Leute, hier geht's darum wie Deutschland kaputt geht und nicht um persönliche Lebensgeschichten
 

Benrath

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Gerade als Post doc hast du das problem und du wirst immer älter und die Oportunitätkosten steigen immer mehr. als PhD kann man es sich immerhin schön reden weil es den Abschluss als zwischen Ziel gibt
 

parats'

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Also eine Achterbahn zwischen Champus und Gosse in Wedding?
 
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Der Wedding zählt afaik inzwischen als hip und ist imo viel weniger gossig als Neukölln und große Teile Kreuzbergs. Ich arbeite aber weiter aktiv daran, zum echten Mitte-Berliner zu werden. :deliver:


Darf man fragen, nur aus Interesse und ohne Schwanzvergleichsbedarf, ob das angemessen vergütet ist für einen Doktor der Mathematik?
Ist die WLB gut?
Weil imho läuft die Vergütung ja über den Tvöd Land, und Land hat einen schlechten Tarifvertrag im Vergleich zu Bund oder Kommunen.
E13 TVL S3 ... Kenne auch Postdocs mit E14, ist aber ne kleine Minderheit.

WBL hab ich in der Wissenschaft immer als angenehm empfunden. Allerdings war ich auch nie auf Karriere getrimmt und hab mir daher weniger Druck gemacht als viele andere. Dazu hat bei mir die Familiengründung zwischendurch voll reingehauen, wodurch ich nochmal etwas mehr Abstand zum Betrieb gewonnen hab.


Gerade als Post doc hast du das problem und du wirst immer älter und die Oportunitätkosten steigen immer mehr. als PhD kann man es sich immerhin schön reden weil es den Abschluss als zwischen Ziel gibt
Ja, das lässt sich nicht leugnen. Wollte mich eigentlich auch längst aus dem Betrieb verabschiedet haben und bin in meine jetzige Rolle eher reingestolpert: Aus Gründen der Vereinbarkeit hatte ich mich schon länger mit dem Gedanken getragen, mich Richtug SWE zu entwickeln, da lag irgendwas mit AI/ML/Data nahe und ich hatte dann die glückliche Gelegenheit, sowas an der Uni machen zu können.
 
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Kommt die amerikanische "Hire & Fire"-Mentalität nach Deutschland?
Ich wäre gefickt.
Fände ich aber auch nicht in Ordnung. Wir haben hier eine Gesellschaft entwickelt um Lowperformer zu schützen und die Work-Life-Balance zu verbessern.
Darauf habe ich mich eingestellt und drauf verlassen.
 
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Es wäre so wichtig.

Zur Not können wir es gern auf die unfaire Weise wie in den Niederlanden machen.
Die erlauben seit längerem infinite 1-Jahres-Verträge -- und fast alle neuen Verträge sind daher so limitiert.
Der Vorteil ist dass man dann wenig anderes komplizierteres reformieren müsste.
 

Das Schaf

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Es wäre so wichtig.

Zur Not können wir es gern auf die unfaire Weise wie in den Niederlanden machen.
Die erlauben seit längerem infinite 1-Jahres-Verträge -- und fast alle neuen Verträge sind daher so limitiert.
Der Vorteil ist dass man dann wenig anderes komplizierteres reformieren müsste.
Schön nach unten treten also.
Find ich super Ding wenn das kommt.
Weil wenn etwas total Beneidenswert ist, dann muricas Arbeitswelt.
5 tage Urlaub sollten auch Maximum sein
 
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Gustavo

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Kommt die amerikanische "Hire & Fire"-Mentalität nach Deutschland?

Es ist hauptsächlich magisches Denken so zu tun, als wäre das einer "Mentalität" geschuldet und nicht der Struktur des Arbeitsrechts in den USA. Bei genauerer Betrachtung fällt auch auf, dass der "Produktivitätsvorsprung" der USA nicht pro Stunde ist, sondern pro Arbeitnehmer, weil dort mehr gearbeitet wird. Das mag dem durchschnittlichen Business-Cretin natürlich nicht klar sein.
 
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Naja, dem Prinzip kann ich schon was abgewinnen: Ich bin auch für Solidarität und soziale Absicherung, aber skeptisch, ob man das übers Arbeitsrecht regeln sollte. Das führt zu künstlichen Einstellungshürden und incumbent bias. Die richtige Antwort darauf, dass ein Arbeitgeber seinen Mitarbeiter entlassen will, ist imo nicht, ihm das zu verbieten, sondern den Mitarbeiter schnell und effizient dabei zu unterstützen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden - einschließlich der finanziellen Unterstützung dazwischen.
 

Celetuiw

StarCraft: Brood War
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Ich wäre gefickt.
Fände ich aber auch nicht in Ordnung. Wir haben hier eine Gesellschaft entwickelt um Lowperformer zu schützen und die Work-Life-Balance zu verbessern.
Darauf habe ich mich eingestellt und drauf verlassen.
Signed by your fellow lowperformers: booty, mecki, xanti, benrath, cele. (hierarchisch absteigende lowperformance)
Nur haschischtasche performed monstermässig in der Küche :uglyup:
 
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das aktuelle system hat auf jeden Fall irre viele indirekte folgen, die scheisse sind:
a) gehalt steigt mit zugehörigkeit, da nie eine vernünftige, marktgerechte neubewertung stattfindet
b) zeitarbeitsfirmen und co, da ein MA einstellen eine verpflichtung auf lebenszeit ist (bei großen, erfolgreichen firmen)
c) höhere hürde mal was auszuprobieren (innovativ sein) - weil man sonst ggf. trotzdem die 15 quantum entwickler durchfüttern muss, wenn das alles failt
d) höhere Auftragslage erledigt man mit höhere Belastung bei gleicher MA-Anzahl, statt mit den Konjunktur zu atmen
e) in Summe dadurch als Standort im internationalen vergleich unattraktiver
...

nicht direkt hire&fire aber halb so viel wie heute wäre schon gut. wir stehen im internationalen wettbewerb.
 
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Deswegen ja auch Mentalität? Ich würde vielleicht eher von Kultur sprechen, aber kA. Auf gesetzliche Aspekte reduziert hat es imo Gustavo, worüber ich auch etwas skeptisch bin: Es ist plausibel einen starken Zusammenhang zwischen Arbeitskultur und Arbeitsrecht zu unterstellen, aber imo nicht unbedingt, dass das eine das andere vollständig erklärt.

Es ist hauptsächlich magisches Denken so zu tun, als wäre das einer "Mentalität" geschuldet und nicht der Struktur des Arbeitsrechts in den USA. Bei genauerer Betrachtung fällt auch auf, dass der "Produktivitätsvorsprung" der USA nicht pro Stunde ist, sondern pro Arbeitnehmer, weil dort mehr gearbeitet wird. Das mag dem durchschnittlichen Business-Cretin natürlich nicht klar sein.
No shit. Hatte neulich noch irgendwo aufgeschnappt, dass die höhere Produktivität der USA durch ihre florierenden Tech-Branche bedingt sei und mich beiläufig gefragt, ob das so stimme, ohne es weiter zu verfolgen. Turns out:
figure-35-labour-product.jpeg
 
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FORYOUITERRA

TROLL
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Es wäre so wichtig.

Zur Not können wir es gern auf die unfaire Weise wie in den Niederlanden machen.
Die erlauben seit längerem infinite 1-Jahres-Verträge -- und fast alle neuen Verträge sind daher so limitiert.
Der Vorteil ist dass man dann wenig anderes komplizierteres reformieren müsste.
source please, sonst fake news.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Naja, dem Prinzip kann ich schon was abgewinnen: Ich bin auch für Solidarität und soziale Absicherung, aber skeptisch, ob man das übers Arbeitsrecht regeln sollte. Das führt zu künstlichen Einstellungshürden und incumbent bias. Die richtige Antwort darauf, dass ein Arbeitgeber seinen Mitarbeiter entlassen will, ist imo nicht, ihm das zu verbieten, sondern den Mitarbeiter schnell und effizient dabei zu unterstützen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden - einschließlich der finanziellen Unterstützung dazwischen.


Kann den Gedanken gut nachvollziehen, gerade aus deinem Blickwinkel. Ich glaube so ziemlich jedem, der irgendwann in einem anderen Teil des Arbeitsmarkts (wie bei dir) oder einfach zum ersten Mal auf den Arbeitsmarkt schaut sieht haufenweise Leute, die nicht viel drauf haben und deren Stelle in einem meritokratischen Wettbewerb schnell durch andere Leute besetzt wären*. Ich glaube allerdings dass deine Idee von Solidarität und sozialer Absicherung außerhalb des Systems viel schwieriger umzusetzen ist als innerhalb des Systems, weil du dann immer gegen die Tretmühle ankämpfen musst. Ich sehe das in den USA tatsächlich überall: Umso härter Leute aus ihrer Sicht arbeiten müssen, umso weniger Solidarität ist von ihnen zu erwarten ("warum sollten es andere einfacher haben, wenn ich es so hart habe?").

Ich denke es ist prinzipiell absolut ein legitimes Interesse einer Gesellschaft, einen Minimalkonsens zu schaffen, was wir gesellschaftlich von uns selbst als Arbeitnehmern erwarten dürfen und was über dieses Minimum hinaus geht, einfach weil die Lebenszufriedenheit bei unterschiedlichen Arbeitsleistungsniveaus hohe Varianz aufweist. Wer mehr leisten möchte als den Minimalkonsens kann das dann, dann halt für Anreize. Da bin ich selbst auch der Meinung, dass man da viel machen könnte, auch bzgl. der Arbeitsproduktivität (da in Deutschland viel zu viele Leute lange in Jobs rumsitzen, die weniger produktiv sind als sie sein müssten). Aber hire-and-fire halte ich für ziemlich gefährlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ich denke da bspw. an die ganze China-Schock Literatur aus den USA. Vielleicht könnte man das mit Solidarität und sozialer Absicherung tatsächlich größtenteils abfedern, allerdings halte ich das wie gesagt eher für eine theoretische Option.
Ich erinnere mich daran, dass Dänemark da in der (Think-Tank)-Literatur mal in der Hochzeit der deutschen Schwächephase gerne als Beispiel für ein Land genannt wurde, das mit niedrigerem Kündigungsschutz trotzdem eine ziemlich egalitäre Gesellschaft geblieben ist, das hat sich allerdings bei näherer Betrachtung ein bisschen als Ente herausgestellt, weil in Dänemark der Kündigungsschutz sektoral von Gewerkschaften ausgehandelt wird. Ist ein interessantes Thema und letztendlich zu groß, als dass man da mit sozialwissenschaftlichen Werkzeugen eindeutige Aussagen machen kann, aber ich bin jedenfalls relativ skeptisch, dass es eine politische Realität geben kann, in der man beides haben kann.





*ging mir genauso, wenn ich daran denke was man früher für eine Stelle an der Uni vorweisen musste und mit was für einem CV man tenure bekommen konnte und wenn ich dann sehe, woran die Leute "arbeiten", wenn sie mit 50 auf Konferenzen präsentieren (so sie das überhaupt noch machen)


Deswegen ja auch Mentalität? Ich würde vielleicht eher von Kultur sprechen, aber kA. Auf gesetzliche Aspekte reduziert hat es imo Gustavo, worüber ich auch etwas skeptisch bin: Es ist plausibel einen starken Zusammenhang zwischen Arbeitskultur und Arbeitsrecht zu unterstellen, aber imo nicht unbedingt, dass das eine das andere vollständig erklärt.


Na ja, in der echten Welt gibt es natürliche keine eindeutige Richtung, in der die Kausalbeziehung zwischen Kultur und Gesetze zeigt: Die Kultur beeinflusst die Gesetze, die Gesetze beeinflussen die Kultur. Kündigungsschutz fällt ja auch nicht einfach vom Himmel, sondern er wird im politischen Prozess erstritten, welcher wiederum stark von der (politischen) Kultur abhängt usw.
Da Kündigungsschutz mit wenigen Ausnahmen in Deutschland relativ uniform ist, kann ich natürlich nicht beweisen, dass die deutsche Mentalität nicht auch ohne starken Kündigungsschutz so aussähe wie die amerikanische. Auf der anderen Seite gibt es allerdings starke Anhaltspunkte dafür, dass es unwahrscheinlich ist: Der *gesetzliche* Kündigungsschutz ist in den USA schwach, weil die USA keine Partei hatten, die stark mit der gewerkschaftlichen Arbeitnehmerschaft verbunden war; überall wo es starken gesetzlichen Kündigungsschutz gibt, wurde er meines Wissens von solchen Parteien durchgesetzt. Dort, wo die Arbeitnehmervertretung stark war, konnte sie sich dafür entscheiden wofür sie kämpfen wollte und da war der Primat eben nicht bessere Entlohnung oder bessere Benefits (das waren die Sekundärziele), sondern ein starker Kündigungsschutz. In den wenigen Bereichen, in denen es in den USA heute noch starke Gewerkschaften gibt (hauptsächlich im public sector in traditionell Demokratisch regierten Staaten) siehst du äußerst wenig von "hire-and-fire" Mentalität. Ich sehe da jedenfalls relativ wenig Raum für kulturelle Faktoren als Residualerklärung jenseits von politischen Faktoren.
 
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