Deutschland im Vergleich

parats'

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Das verstehe ich auch nicht so recht. Gestern hat Ramelow bei Lanz wieder im Brustton der Überzeugung gesagt für ihn als Linken "gehört die Rente nicht an die Börse". Ich könnte ja verstehen, dass man skeptisch ist, einfach das 401k-Programm der Amerikaner zu übernehmen, weil das letztendlich hauptsächlich Leute bevorzugt, die es sich leisten können etwas anzusparen. Aber das schwedische System bspw. ist durchaus progressiv und hilft dabei, deren Rentenniveau zu stabilisieren. Wo ist das Problem?
Weil die deutsche Versicherungsbranche gerne auch etwas verdienen möchte? :troll:
 
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Der Telekom-Effekt. Eine ganze Generation hat sich mit Telekomaktien an der Börse verbrannt und sich emotional bis heute nicht erholt.
 
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Meinetwegen soll man das Einzahlen in einen Staatsfonds verpflichtend machen und dafür kann der deutsche Staat für die Sicherheit bürgen. Anders ist es beim Umlagesystem ja auch nicht, nur dass das "Risiko" dort eine demographische Gewissheit ist.
 

parats'

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Genau deswegen hat die Branche ein Interesse daran, dass es einen Riester 2.0 geben wird. Produkte vom Kapitalmarkt im Versicherungsmantel.
 
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Der Telekom-Effekt. Eine ganze Generation hat sich mit Telekomaktien an der Börse verbrannt und sich emotional bis heute nicht erholt.
Mann, du machst mir echt Angst.

Die Boomer (die die zu dumm waren zum breiten Anlegen zumindest) haben sich an Aktien verbrannt und haben nun grossteils Immobilien.

Nun habe ich Angst, dass der Staat diese Immobilien natürlich nicht anfasst aber die Aktiendepots von jüngeren Leuten…
 
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Na ja, mein Punkt war ja gerade, dass das eben nicht so wirklich der Fall ist respektive es ist nur dann der Fall, wenn du außer Acht lässt, wie hoch der Anteil am Volkseinkommen ist, der auf "die Reichen" entfällt. Bei vielen deiner Punkte holst du mich schon ab, ich denke auch der deutsche Staat macht zu viel rechte Tasche linke Tasche "Umverteilungspolitik". Aber es gibt tatsächlich eine inhärente systemische Ungerechtigkeit, dass Leute mit sehr hohen Einkommen effektiv einen niedrigeren Steuersatz zahlen als die obere Mitte. Dafür gibt es keinen Grund und ich glaube auch nicht, dass das gute "Standortpolitik" ist, egal wie oft die Union die Geschichte vom Pferd mit den "Mittelständlern" erzählt, die "das Rückgrat der Wirtschaft" seien.
Da haben wir uns falsch verstanden, ich meinte den Teil der Bevölkerung der wirklich "nur" einfach gut verdient, aber nicht den obersten Zipfel der Einkommens- und insb. Vermögensverteilung der unstrittig in einer anderen Sphäre schwebt.
Ich bin jetzt selbst, nach sehr viel ziemlich harten Lernens (letztlich 1x Informatik komplett neben dem Job) und jahrelangem Workload jenseits der 2000h grob auf dem Level angelangt. Wenn mir dann jemand, der seit immer irgendwo zwischen 35h/Woche und 38h/Woche herumwabert, anfängt zu erzählen, dass ich mal bitte solidarisch sein soll, und dass diese ganzen Gutverdiener (da bin dann ich gemeint) mehr von ihrer Kohle abgeben sollen für die hart arbeitende Bevölkerung, muss ich mir schon etwas auf die Zunge beißen.
Das fühlt sich dann mehr nach freeloading an.
Ich bin sofort dabei, dass man sich das nur freiwillig antun soll, und dass das Default eine gute Balance sein sollte, und dass Löhne bei normaler Leistung auch ein ordentliches Leben ermöglichen sollten, wie auch dass das Tragfähigkeitsprinzip/Leistungsfähigkeitsprinzip in der Besteuerung an sich okay ist. Unter anderem deswegen bin ich auch immer noch aus Überzeugung in der GKV. Aber diejenigen, die sich dazu entscheiden mehr zu tun, sollten nicht auch noch dafür das zusätzliche Gefühl bekommen bestraft zu werden, bzw. zu 80%+ die zu sein die für die soziale Wohltatenwunschliste von Berufspolitikern stets das Melkvieh zu sein.
Das mit den Effizienzgewinnen ist btw eine interessante Sache: Abstrakt glauben wir alle an die (ich auch). Es stellt sich aber raus, dass wir so ganz konkret eigentlich gar nicht so viel Ahnung haben, wie viele Effizienzgewinne da zu heben sind. Ich erinnere mich an eine IW-Studie neulich, die mit DiD-Panelregression feststellen will, dass man das BIP nach einer Dekade um jährlich fast 150 Milliarden Euro steigern könnte, während gleichzeitig die direkten Erfüllungskosten für Bürokratie in Deutschland auf weniger als 50% dieser Zahl geschätzt werden. Gerade letztes Jahr wurde der Erfüllungskosten-Index des Normenkontrollrats mal eben um 50% reduziert, weil irgendwem (nach Jahren!!!) aufgefallen ist, dass in den "Bürokratie-Kosten" nicht nur die Kosten für die Dokumentation des Mindestlohns enthalten waren, sondern die gestiegenen Löhne selbst abgebildet wurden. Mir scheint das ganze Feld ist empirisch mehr oder weniger der Wilde Westen.
Ich würde vermuten, dass das auch stark an der Verfügbarkeit bzw. Existenz von Daten liegt. Habe aber keine echte Ahnung.
Meine Alltagserfahrung sagt aber (hier Referenz auf die Second-Hand-Erfahrungsberichte meiner öD-Homies einfügen), dass eine konsequente Durchorganisierung von sehr vielen Verwaltungsprozessen vermutlich jede Menge Nerven schonen und Zeit sparen würden.
Das verstehe ich auch nicht so recht. Gestern hat Ramelow bei Lanz wieder im Brustton der Überzeugung gesagt für ihn als Linken "gehört die Rente nicht an die Börse". Ich könnte ja verstehen, dass man skeptisch ist, einfach das 401k-Programm der Amerikaner zu übernehmen, weil das letztendlich hauptsächlich Leute bevorzugt, die es sich leisten können etwas anzusparen. Aber das schwedische System bspw. ist durchaus progressiv und hilft dabei, deren Rentenniveau zu stabilisieren. Wo ist das Problem?
Das Problem ist, dass der Deutsche so risikoscheu ist, dass er lieber die Einbußen einer 100% sicheren Auszahlung hinnimmt, als mit moderatem Risiko das Potential zu nehmen.
Die Gewerkschaften haben sich da seit eh und je gegengestemmt. Die linken Parteien machen da mit, und die liberalen (lol) und konservativen Parteien finden es nicht wichtig genug, um wirklich dafür einzutreten. Die Aktienrente die wir jetzt bekommen haben (haben wir? not sure ob das jetzt überhaupt beschlossen wurde), ist vermutlich das Beste auf das man hoffen konnte. Schon traurig wenn man schaut wie wenig das ist. Es bleibt die Hoffnung, dass das ausgebaut wird.
 
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Dass man nicht viel aus Verwaltungseffizienz heraus holen kann, das glaube ich einfach nicht.

Selbst bei uns - big tech - gibt es kontinuierlich Verbesserungspotential selbst bei vermeintlich trivialen Prozessen. In der Bandbreite simpler Prozessoptimierung und Automatisierung bis zu größerer Umorganisation. Und auch bei uns muss man immer gegen Empire Builder arbeiten, die ein möglichst großes Team rechtfertigen wollen anstatt wirklich zu optimieren. Und in vielen Bereichen wurde das erst dann umsetzbar, als es externen Druck gab (2023, Layoffs).

Daher bin ich mir sicher, dass in öD unglaublich viel herauszuholen wäre. Man braucht dafür natürlich Druck und politischen Willen. Und man kann es unterstützen, indem Regeln und Gesetze eher vereinfacht als immer weiter verkompliziert werden.

Es fehlen nur die Anreize und der Leidensdruck. Und Beispiele wie Argentinien zeigen, dass auf Jahrzehnte der Verarmung die Abwehrfähigkeiten verkrusteter, borderline korrupter Verwaltungsstrukturen stärker sein können als der Leidensdruck ohne politischen Willen. Argentinien zeigt auch, dass man mit politischem Willen dann sehr viel machen kann.

Ich würde mir wünschen, dass wir einen Mittelweg finden zwischen Peronismus und Milei. Dass wir ernsthaft auch schmerzhafte Reformen angehen und mit politischem Willen Strukturen brechen - anstatt zu warten, bis wir im Merkel-Peronismus so verarmen wie Argentinien.
 

FORYOUITERRA

TROLL
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Dass man nicht viel aus Verwaltungseffizienz heraus holen kann, das glaube ich einfach nicht.

Selbst bei uns - big tech - gibt es kontinuierlich Verbesserungspotential selbst bei vermeintlich trivialen Prozessen. In der Bandbreite simpler Prozessoptimierung und Automatisierung bis zu größerer Umorganisation. Und auch bei uns muss man immer gegen Empire Builder arbeiten, die ein möglichst großes Team rechtfertigen wollen anstatt wirklich zu optimieren. Und in vielen Bereichen wurde das erst dann umsetzbar, als es externen Druck gab (2023, Layoffs).

Daher bin ich mir sicher, dass in öD unglaublich viel herauszuholen wäre. Man braucht dafür natürlich Druck und politischen Willen. Und man kann es unterstützen, indem Regeln und Gesetze eher vereinfacht als immer weiter verkompliziert werden.

Es fehlen nur die Anreize und der Leidensdruck. Und Beispiele wie Argentinien zeigen, dass auf Jahrzehnte der Verarmung die Abwehrfähigkeiten verkrusteter, borderline korrupter Verwaltungsstrukturen stärker sein können als der Leidensdruck ohne politischen Willen. Argentinien zeigt auch, dass man mit politischem Willen dann sehr viel machen kann.

Ich würde mir wünschen, dass wir einen Mittelweg finden zwischen Peronismus und Milei. Dass wir ernsthaft auch schmerzhafte Reformen angehen und mit politischem Willen Strukturen brechen - anstatt zu warten, bis wir im Merkel-Peronismus so verarmen wie Argentinien.
das ist alles sehr vernünftig aus deiner perspektive. nur sag mal, wann zahlt hier big tech in deutschland nochmal ihren angemessenen beitrag an steuern?
 
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Jede Firma zahlt exakt das, was sie muss.

Die Steuergesetzgebung ist nicht in den Händen der Unternehmen, sondern des Staates.

Die wichtigen Hebel sind hier imo:

1. einen Weg zu finden, wie man mehr Wertschöpfung vor Ort versteuern kann anstatt dass der Großteil über Lizenzen in "Steuerparadiese" läuft.

2. Unterschiede in der Besteuerung von Unternehmen in der EU reduzieren.

3. Arbeitsrecht liberalisieren. Sonst ist es ceteris paribus oft attraktiver, in den Ländern mit wenig Steuern und liberalem Arbeitsrecht die großen Teams zu bauen.
 

FORYOUITERRA

TROLL
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naja, jede behörde und firma macht genau das was sie muss. behörden sind übrigens, genau wie unternehmungen, auch ständig im wandel.

xanthos2, mal ne private frage: warum nutzt du immer aufzählungen?
 
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Die Ideen hier sind ja schön und gut, aber ich finde, hier wird immer noch viel zu sehr Gutverdiener gegen Geringverdiener angesprochen, s.:
Da haben wir uns falsch verstanden, ich meinte den Teil der Bevölkerung der wirklich "nur" einfach gut verdient, aber nicht den obersten Zipfel der Einkommens- und insb. Vermögensverteilung der unstrittig in einer anderen Sphäre schwebt.
Ich bin jetzt selbst, nach sehr viel ziemlich harten Lernens (letztlich 1x Informatik komplett neben dem Job) und jahrelangem Workload jenseits der 2000h grob auf dem Level angelangt. Wenn mir dann jemand, der seit immer irgendwo zwischen 35h/Woche und 38h/Woche herumwabert, anfängt zu erzählen, dass ich mal bitte solidarisch sein soll, und dass diese ganzen Gutverdiener (da bin dann ich gemeint) mehr von ihrer Kohle abgeben sollen für die hart arbeitende Bevölkerung, muss ich mir schon etwas auf die Zunge beißen.
Um solche Leute wie dich am oberen Ende sollte es meiner Meinung gar nicht gehen, sondern um die, die massig Kohle machen ohne zu arbeiten. Da müssen wir ran. Und damit meine ich auch an die Umstände bei zweien meiner Arbeitskollegen:
Beide Lehrer, der eine hat mehrere Mietobjekte (u.a. durch Vater erhalten) und kassiert mittlerweile horrende Summen neben einem doch vernünftig bezahltem Beamtengehalt. Der andere ebenfalls Lehrer, hat sehr sehr sehr sehr sehr gut geerbt und das 1-Mille-Haus geht auch zur Hälfte an ihn und seine Schwester, wenn die Mutter das Zeitliche segnet.
Ich hätte gar kein Problem damit, wenn beide in einem entsprechenden Job sitzen und 150k oder mehr im Jahr verdienen. Fun fact: Sie würden intellektuell niemals an so einen Job rankommen. Stattdessen ballern beide ihr überflüssiges Geld in Shitcoins und agieren in der Hinsicht wie testosterongeschwängerte, sich auf die Brust schlagende Neandertaler.
Ich will damit auch nicht Leute belasten, die gerade so von passivem Einkommen leben können, sondern bei denen es in Richtung "ekelhaft" geht und da ist mit Sicherheit ordentlich was zu machen, ohne dass es denen hinter sehr viel schlechter geht.
 
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Lol, "überraschend".
Alles teuer, Löhne steigen kaum und immer höhere Abgaben. Wirtschaftliche Zukunft Deutschlands sieht miserabel aus, aber man ist "überrascht", dass die Leute weniger kaufen. Ja, mhh, wie kann das nur sein?

Die Rentner geben ihr Geld halt für Urlaube im Ausland aus.
Selbst ihr Kaufverhalten schadet den jüngeren. Wann Bürgerkrieg?
 
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Um solche Leute wie dich am oberen Ende sollte es meiner Meinung gar nicht gehen, sondern um die, die massig Kohle machen ohne zu arbeiten. Da müssen wir ran. Und damit meine ich auch an die Umstände bei zweien meiner Arbeitskollegen:
Seh ich auch so :mond:

Ne srsly … es ist ja gerade mein Punkt, dass ich schon gar kein Bock mehr habe dieses Thema mit manchen Menschen live zu diskutieren, weil die nur die Summe sehen, aber nicht, dass man dafür dann halt mal eben auch minimal seine 50h/Woche macht, und dann auch noch in so circa jeder Leistungsmetrik einfach am oberen Ende der Skala steht. Und dann beißt man sich auf die Lippe um den Leuten nicht zu unhöflich klarzumachen, dass sie mit einem 35h/Woche-Job in einem IG Metall Betrieb pro Stunde einfach deutlich mehr bekommen als ich, es aber vollkommen in Ordnung finden, dass sie in Summe doch sehr deutlich viel weniger Steuerbelastung haben bzw. im Umkehrschluss einfach denen mehr Steuerlast aufbürden wollen die gerade jenseits ihres Income-Bracket sind. Würde mich daher auch nicht wundern, wenn die Steuerpläne von den Parteien so ausfallen, dass sie gerade da stärker progressiv werden, wo ihre Peergroup merklich dünner wird. Für die Grünen z.B. jenseits von Lehrer-A13, für FDP und Union eher degressiv, und für die Linke so ab 40k Brutto.

Eine sehr nachvollziehbare Reaktion, denn reich sind immer die anderen.
Insgesamt haben wir in D aber trotzdem noch ein Neidproblem.
 

Celetuiw

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Seh ich auch so :mond:

Ne srsly … es ist ja gerade mein Punkt, dass ich schon gar kein Bock mehr habe dieses Thema mit manchen Menschen live zu diskutieren, weil die nur die Summe sehen, aber nicht, dass man dafür dann halt mal eben auch minimal seine 50h/Woche macht, und dann auch noch in so circa jeder Leistungsmetrik einfach am oberen Ende der Skala steht. Und dann beißt man sich auf die Lippe um den Leuten nicht zu unhöflich klarzumachen, dass sie mit einem 35h/Woche-Job in einem IG Metall Betrieb pro Stunde einfach deutlich mehr bekommen als ich, es aber vollkommen in Ordnung finden, dass sie in Summe doch sehr deutlich viel weniger Steuerbelastung haben bzw. im Umkehrschluss einfach denen mehr Steuerlast aufbürden wollen die gerade jenseits ihres Income-Bracket sind. Würde mich daher auch nicht wundern, wenn die Steuerpläne von den Parteien so ausfallen, dass sie gerade da stärker progressiv werden, wo ihre Peergroup merklich dünner wird. Für die Grünen z.B. jenseits von Lehrer-A13, für FDP und Union eher degressiv, und für die Linke so ab 40k Brutto.

Eine sehr nachvollziehbare Reaktion, denn reich sind immer die anderen.
Insgesamt haben wir in D aber trotzdem noch ein Neidproblem.
:mond:
Vielleicht lässt du mal 2 Bar Druck von deinem Ego ab und sagst deinem AG endlich, dass du Stunden reduzieren willst Kollege.
Jeder denkt, sein wrk wrk ist ganz besonders viel und stressig.
Dabei gibt es keinen objektiven Grund zu glauben, dass du der besondere Jesus des Arbeitslebens bist. 50 Std im Büro programmieren und Excellisten tackern? Die durchschnittliche Pflegekraft arbeitet mehr und gönnt sich Nacht und Wochenenddienste bei schwer körperlicher Arbeit.
*Geringverdiener* wie Ärzte im Krankenhaus tun sich gerne 60 Stunden in den Kopp und verdienen -aus deiner Perspektive- lausige 70-80k dafür.
Aufzählung beliebig fortsetzbar.
Also bitte machn Kopp zu, du 50 Std mit 70% HO Highperformer.
:birb:
 
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Seh ich auch so :mond:

Ne srsly … es ist ja gerade mein Punkt, dass ich schon gar kein Bock mehr habe dieses Thema mit manchen Menschen live zu diskutieren, weil die nur die Summe sehen, aber nicht, dass man dafür dann halt mal eben auch minimal seine 50h/Woche macht, und dann auch noch in so circa jeder Leistungsmetrik einfach am oberen Ende der Skala steht. Und dann beißt man sich auf die Lippe um den Leuten nicht zu unhöflich klarzumachen, dass sie mit einem 35h/Woche-Job in einem IG Metall Betrieb pro Stunde einfach deutlich mehr bekommen als ich, es aber vollkommen in Ordnung finden, dass sie in Summe doch sehr deutlich viel weniger Steuerbelastung haben bzw. im Umkehrschluss einfach denen mehr Steuerlast aufbürden wollen die gerade jenseits ihres Income-Bracket sind. Würde mich daher auch nicht wundern, wenn die Steuerpläne von den Parteien so ausfallen, dass sie gerade da stärker progressiv werden, wo ihre Peergroup merklich dünner wird. Für die Grünen z.B. jenseits von Lehrer-A13, für FDP und Union eher degressiv, und für die Linke so ab 40k Brutto.

Eine sehr nachvollziehbare Reaktion, denn reich sind immer die anderen.
Insgesamt haben wir in D aber trotzdem noch ein Neidproblem.
Das Neidproblem könnte u.a. auch abgeschwächt werden, dass man Gehälter offenlegt, also eine maximale Lohntransparenz herstellt. Das würde nicht von einen auf den anderen Tag die Gesellschaft einen, aber jede Person in diesem Land wüsste wieviel sie wofür bekommt. Müsste sich dann hochwachsen, denn für meine/unsere Generation wird sich da kopftechnisch nicht mehr so viel verändern. Es ist weiterhin maximal behindert, dass es das hierzulande nicht gibt. Auch dass wir in der Bevölkerung nicht über Geld sprechen ist absolut degeneriert und wird zu Recht von vielen im Finanzbereich angeprangert, weil zu wenige Menschen sich um ihre Ein- und Ausnahmen + Rentensituation Gedanken machen.

Zu den 50h/Woche: Meine Kollegin hat jetzt über einen längeren Zeitraum aufgeschrieben, wie viele Stunden sie effektiv arbeitet und ist weit jenseits deiner 50h. Meine beiden Bekannten, die beide Informatiker sind, müssen sogar ihre Arbeitszeit vom Arbeitgeber erfassen.) Wir haben das in unserem Beruf immer noch nicht, trotz eindeutiger Gesetzeslage.) Sie arbeiten beide sehr viel weniger, bekommen mehr und ihre Arbeit ist deutlich entspannter. Ich rechne Ihnen hoch an, dass sie eben nicht lamentieren, nicht meckern und anerkennen, dass sie es durch ihren angelernten Skill leichter haben. Letztlich natürlich verdient, das stellt von anderer Seite ja auch niemand in Frage. Beide sind überdies vollkommen d'accord damit, dass andere, die weniger haben, mehr bekommen und deutlich Vermögendere mehr abgeben sollten, wenn sie selber auf ihre Steuerlast schauen. Die kotzt mit ihren 70k+ an, dass da Leute sitzen, die ihr Portfolio nichtmal angucken müssen - a.k.a. nebenbei beim Kacken 10k pro Woche machen.

Wie groß letztlich der Impact ist? Keine Ahnung, aber wenn du Reformen machen musst, und die benötigen wir in diesem Land dringend, dann musst du dem Großteil der Bevölkerung erfolgreich vermitteln, dass wenn jede/r einschneidend was hinnehmen muss, es auch die Reichen müssen. Sonst geht dir das Volk bald richtig steil. Das Ding mit Merz und seinem Move zeigts doch wohin es gerade geht und wir sind schon bei 20% AfD.
 
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Vielleicht lässt du mal 2 Bar Druck von deinem Ego ab und sagst deinem AG endlich, dass du Stunden reduzieren willst Kollege.
Jeder denkt, sein wrk wrk ist ganz besonders viel und stressig.
Dabei gibt es keinen objektiven Grund zu glauben, dass du der besondere Jesus des Arbeitslebens bist. 50 Std im Büro programmieren und Excellisten tackern? Die durchschnittliche Pflegekraft arbeitet mehr und gönnt sich Nacht und Wochenenddienste bei schwer körperlicher Arbeit.
*Geringverdiener* wie Ärzte im Krankenhaus tun sich gerne 60 Stunden in den Kopp und verdienen -aus deiner Perspektive- lausige 70-80k dafür.
Aufzählung beliebig fortsetzbar.
Also bitte machn Kopp zu, du 50 Std mit 70% HO Highperformer.
:birb:
Naja, mein Job macht mir Spaß, und es ist mittelbar etwas, was unstrittig sehr vielen Menschen hilft bzw. echte Probleme löst.

Und lol 50h. Das war die Untergrenze wie du beim aufmerksamen Lesen merkst. Ich möchte hier keinen Überbietungswettbewerb, aber die letzten Monate waren es eher 70+, in der Spitze warscheinlich ca. 80 … nur geschätzt, weil ich es nicht aufgeschrieben habe. War halt schlafen+U-Bahn+wörk. Und ich bin ca. 95% Prozent der Zeit im Büro.
Also pls. Es geht mir nicht ums Ego, sondern darum, dass ich, wie schon zigfach geschrieben, einfach keine Lust darauf habe, dass "man"* sich sehr darauf geeinigt hat, einfach "die Reichen" und "die Ungleichheit" und "den Kapitalismus" für alles Böse verantwortlich zu machen (und genausowenig "die Ausländer"). Leistung bzw. Leistungsbereitschaft ist stets verdächtig, wer etwas hat oder sich erarbeitet hat bekommt Neid, wer anspornt bekommt zu hören, er würde die Chiller schlecht aussehen lassen.

Das ist eine für mich recht weltfremd naive Sicht der Dinge. Selbst wenn das in Deutschland funktionierte … es ist absehbar, dass es nicht der Pfad ist, der uns zu einer Gesellschaft macht, die sich selbst verteidigen kann gegenüber anderen Gesellschaften, die ggf. bereit sind ihre Überzeugungen mit Gewalt durchzusetzen. Also muss man zu der Überzeugung kommen, dass eine gewisse Leistungsbereitschaft leider notwendig ist, und sei es nur, um nicht irgendwann von Putin oder den Chinesen gebümselt zu werden. Ich mache mir keine Illusionen, dass Deutschland eine auch nur ansatzweise ähnliche Resilienz wie die Ukrainer besitzt. Wenn "wir" uns wünschen, dass unsere Überzeugungen, also sowas wie Menschenrechte, Rechtsstaat, Redefreiheit und der ganze Shit, bestehen bleiben, dann ist die oben geschilderte Einstellung nicht gerade der Weg dahin. Dann werden wir einfach als dekadenter Westen auf unserem eigenen moralischen Schwanzballon entweder untergehen oder irrelevant werden wie Kuba auf ihrem. Das Traurige ist, dass ich schon vor 10+ Jahren dieser Meinung war, und teilweise belächelt wurde, weil ja der Weltfrieden ausgebrochen war und so eine Denke ewiggestrig sei. Ich hasse es, aber es wird eben noch eine Weile brauchen bis der Weltfriede ausbricht und wir im Utopia leben in dem wir allein auf Lebenqualität techen können.

*gemeint ist "im Diskurs" und "in den Parteien bzw. in deren Kommunikation", wie auch in größeren Gruppen mit Freunden

Ebenso wichtig ist mir: Ich will nicht die Arbeit anderer abwerten. Ich möchte, dass man mit weniger Schaum vor dem Mund diskutiert. Ich möchte auch, zum hundertsten Mal, dass man sich nicht ständig auf "die anderen/die Reichen sind Schuld" festfährt. Das endet dann häufig damit, dass Menschen, die in dem Gutverdienerbereich sind, aber auch ziemlich hart dafür arbeiten (auch die von Dir genannten Ärzte), sich anhören dürfen, dass sie das alles eigentlich nicht verdient haben und eigentlich noch mehr machen sollten bzw. weniger haben sollten … wenn man schon je nach Vergleich ca. 2-4x so viel abdrückst wie die die das dann typischerweise fordern.
Der Witz wird dann erst richtig gut wenn Du genau diese Menschen dann fragst wie viel mehr man in Summe denn Zahlen sollte als der Durchschnitt. Die wechseln dann sehr gerne und sehr schnell das Thema wenn sie merken, dass die Realität schon mehr implementiert als sie fordern.


@vinniesta
Was Aufschreiben angeht: siehe oben. Ich habs bis Anfang '24 gemacht, da war über mehrere Jahre der Schnitt bei grob 130%-143% mit Crunchtime wie oben beschrieben. Ich bereue es nicht, weil es dazu geführt hat, dass ich jetzt in einer Position bin, in der ich sehr interessantes Zeug machen darf. Hätte ich gechillt, wäre ich immer noch in einem Scheißladen ohne Zukunft.

Lohntransparenz fände ich super. Wenn man sich in der Breite darauf einigen könnte wäre ich sofort dabei. Ähnlich wie in den nordischen Ländern maybe.
Ich bin wie Deine Bekannten dabei, dass ein progressiver Steuertarif völlig okay ist. Aber, wie Du selbst geschrieben hast, es geht in der Debatte um "die Reichen". Die, die diesen Hate häufig real in der Diskussion und auch in der realen Besteuerung abbekommen sind aber genau nicht diese "Reichen" im Sinne von "Millionen nicht nur in Immobilien sondern auch in Aktien und keine finanziellen Sorgen mehr", sondern eher das Level "gutverdienender Facharbeiter" was Du irgendwo zwischen 60k und 100k stellen kannst.

Ich bin auch für eine solidarische Umverteilung und eine funktionierende Gesellschaft. Ich aber eben auch der Meinung, dass es sich für mich sehr wohlfeil anhört was an Lösungen diskutiert und beschlossen wird, denn: aus konservativer und liberaler Richtung höre ich schlaue Köpfe wie Jens Spahn und Christian Lindner Zeugs verzapfen und finde in den Positionspapieren … Spurenelemente einiger vernünftiger Vorschläge plus viel Unfug. Aus grüner und sozialdemokratischer Richtung hört man ziemlich viel "wenn die Schuldenbremse erstmal weg ist, ist alles gut" und dann hie und da ein paar vernünftige Elemente. Vom BSW ist es "wenn wir Putins Schwengel tief inhalieren wird alles gut", und von der AfD "Ausländer raus first, Putins Schwanz tanken second, und danach mal sehen was dann so wird".
In Summe sehe ich bei den Grünen in Summe noch am meisten Dinge die echte Probleme adressieren, aber eben auch einen Haufen Behinderung. Ihr Glück ist wirklich, dass die Union mit Menschen wie Jens Spahn et al antritt. Da komme ich erst gar nicht in Versuchung sie zu wählen. Ihr Pech ist, dass Ricarda Lang nicht mehr Vorsitzende ist.

In Summe sehe ich aber auch, dass keine Partei analog zu 1998, wie Du schreibst, glaubwürdig die Nachricht rüberbringt, dass wir an einem Punkt sind, an dem sich dringend insgesamt einiges auf einschneidende Weise ändern muss. "Steuern hoch für Reiche und Schulden machen, dann wird alles gut!!!" oder "Steuern runter (für unsere Buddies) und dann wird alles gut!!" als die wesentlichen Optionen klingt für mich nach "wir haben noch nicht verstanden, dass unsere Unfähigkeit Probleme zu lösen, bzw. unsere Bereitschaft einfach wie Merkel weiterhin nichts zu machen, dazu geführt haben, dass AfD+BSW da sind wo sie sind."
Da bin ich wirklich 100% bei Dir.

Ich wäre sogar bereit für ein schönes Land mehr beizutragen. Aber ich bin absolut nicht dazu bereit noch mehr dafür zu bezahlen, dass mit dem Geld noch mehr sinnlose Scheiße gemacht und/oder sogar nur auf ineffizienteste Weise verwaltet wird. Aber für richtige Veränderung ist der Schmerz wohl noch nicht groß genug.
 
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Naja, mein Job macht mir Spaß, und es ist mittelbar etwas, was unstrittig sehr vielen Menschen hilft bzw. echte Probleme löst.

Und lol 50h. Das war die Untergrenze wie du beim aufmerksamen Lesen merkst. Ich möchte hier keinen Überbietungswettbewerb, aber die letzten Monate waren es eher 70+, in der Spitze warscheinlich ca. 80 … nur geschätzt, weil ich es nicht aufgeschrieben habe. War halt schlafen+U-Bahn+wörk. Und ich bin ca. 95% Prozent der Zeit im Büro.
Also pls. Es geht mir nicht ums Ego, sondern darum, dass ich, wie schon zigfach geschrieben, einfach keine Lust darauf habe, dass "man"* sich sehr darauf geeinigt hat, einfach "die Reichen" und "die Ungleichheit" und "den Kapitalismus" für alles Böse verantwortlich zu machen (und genausowenig "die Ausländer"). Leistung bzw. Leistungsbereitschaft ist stets verdächtig, wer etwas hat oder sich erarbeitet hat bekommt Neid, wer anspornt bekommt zu hören, er würde die Chiller schlecht aussehen lassen.

Das ist eine für mich recht weltfremd naive Sicht der Dinge. Selbst wenn das in Deutschland funktionierte … es ist absehbar, dass es nicht der Pfad ist, der uns zu einer Gesellschaft macht, die sich selbst verteidigen kann gegenüber anderen Gesellschaften, die ggf. bereit sind ihre Überzeugungen mit Gewalt durchzusetzen. Also muss man zu der Überzeugung kommen, dass eine gewisse Leistungsbereitschaft leider notwendig ist, und sei es nur, um nicht irgendwann von Putin oder den Chinesen gebümselt zu werden. Ich mache mir keine Illusionen, dass Deutschland eine auch nur ansatzweise ähnliche Resilienz wie die Ukrainer besitzt. Wenn "wir" uns wünschen, dass unsere Überzeugungen, also sowas wie Menschenrechte, Rechtsstaat, Redefreiheit und der ganze Shit, bestehen bleiben, dann ist die oben geschilderte Einstellung nicht gerade der Weg dahin. Dann werden wir einfach als dekadenter Westen auf unserem eigenen moralischen Schwanzballon entweder untergehen oder irrelevant werden wie Kuba auf ihrem. Das Traurige ist, dass ich schon vor 10+ Jahren dieser Meinung war, und teilweise belächelt wurde, weil ja der Weltfrieden ausgebrochen war und so eine Denke ewiggestrig sei. Ich hasse es, aber es wird eben noch eine Weile brauchen bis der Weltfriede ausbricht und wir im Utopia leben in dem wir allein auf Lebenqualität techen können.

*gemeint ist "im Diskurs" und "in den Parteien bzw. in deren Kommunikation", wie auch in größeren Gruppen mit Freunden

Ebenso wichtig ist mir: Ich will nicht die Arbeit anderer abwerten. Ich möchte, dass man mit weniger Schaum vor dem Mund diskutiert. Ich möchte auch, zum hundertsten Mal, dass man sich nicht ständig auf "die anderen/die Reichen sind Schuld" festfährt. Das endet dann häufig damit, dass Menschen, die in dem Gutverdienerbereich sind, aber auch ziemlich hart dafür arbeiten (auch die von Dir genannten Ärzte), sich anhören dürfen, dass sie das alles eigentlich nicht verdient haben und eigentlich noch mehr machen sollten bzw. weniger haben sollten … wenn man schon je nach Vergleich ca. 2-4x so viel abdrückst wie die die das dann typischerweise fordern.
Der Witz wird dann erst richtig gut wenn Du genau diese Menschen dann fragst wie viel mehr man in Summe denn Zahlen sollte als der Durchschnitt. Die wechseln dann sehr gerne und sehr schnell das Thema wenn sie merken, dass die Realität schon mehr implementiert als sie fordern.


@vinniesta
Was Aufschreiben angeht: siehe oben. Ich habs bis Anfang '24 gemacht, da war über mehrere Jahre der Schnitt bei grob 130%-143% mit Crunchtime wie oben beschrieben. Ich bereue es nicht, weil es dazu geführt hat, dass ich jetzt in einer Position bin, in der ich sehr interessantes Zeug machen darf. Hätte ich gechillt, wäre ich immer noch in einem Scheißladen ohne Zukunft.

Lohntransparenz fände ich super. Wenn man sich in der Breite darauf einigen könnte wäre ich sofort dabei. Ähnlich wie in den nordischen Ländern maybe.
Ich bin wie Deine Bekannten dabei, dass ein progressiver Steuertarif völlig okay ist. Aber, wie Du selbst geschrieben hast, es geht in der Debatte um "die Reichen". Die, die diesen Hate häufig real in der Diskussion und auch in der realen Besteuerung abbekommen sind aber genau nicht diese "Reichen" im Sinne von "Millionen nicht nur in Immobilien sondern auch in Aktien und keine finanziellen Sorgen mehr", sondern eher das Level "gutverdienender Facharbeiter" was Du irgendwo zwischen 60k und 100k stellen kannst.

Ich bin auch für eine solidarische Umverteilung und eine funktionierende Gesellschaft. Ich aber eben auch der Meinung, dass es sich für mich sehr wohlfeil anhört was an Lösungen diskutiert und beschlossen wird, denn: aus konservativer und liberaler Richtung höre ich schlaue Köpfe wie Jens Spahn und Christian Lindner Zeugs verzapfen und finde in den Positionspapieren … Spurenelemente einiger vernünftiger Vorschläge plus viel Unfug. Aus grüner und sozialdemokratischer Richtung hört man ziemlich viel "wenn die Schuldenbremse erstmal weg ist, ist alles gut" und dann hie und da ein paar vernünftige Elemente. Vom BSW ist es "wenn wir Putins Schwengel tief inhalieren wird alles gut", und von der AfD "Ausländer raus first, Putins Schwanz tanken second, und danach mal sehen was dann so wird".
In Summe sehe ich bei den Grünen in Summe noch am meisten Dinge die echte Probleme adressieren, aber eben auch einen Haufen Behinderung. Ihr Glück ist wirklich, dass die Union mit Menschen wie Jens Spahn et al antritt. Da komme ich erst gar nicht in Versuchung sie zu wählen. Ihr Pech ist, dass Ricarda Lang nicht mehr Vorsitzende ist.

In Summe sehe ich aber auch, dass keine Partei analog zu 1998, wie Du schreibst, glaubwürdig die Nachricht rüberbringt, dass wir an einem Punkt sind, an dem sich dringend insgesamt einiges auf einschneidende Weise ändern muss. "Steuern hoch für Reiche und Schulden machen, dann wird alles gut!!!" oder "Steuern runter (für unsere Buddies) und dann wird alles gut!!" als die wesentlichen Optionen klingt für mich nach "wir haben noch nicht verstanden, dass unsere Unfähigkeit Probleme zu lösen, bzw. unsere Bereitschaft einfach wie Merkel weiterhin nichts zu machen, dazu geführt haben, dass AfD+BSW da sind wo sie sind."
Da bin ich wirklich 100% bei Dir.

Ich wäre sogar bereit für ein schönes Land mehr beizutragen. Aber ich bin absolut nicht dazu bereit noch mehr dafür zu bezahlen, dass mit dem Geld noch mehr sinnlose Scheiße gemacht und/oder sogar nur auf ineffizienteste Weise verwaltet wird. Aber für richtige Veränderung ist der Schmerz wohl noch nicht groß genug.
Meine Einfache Frage war, warum du glaubst mehr zu leisten als andere.
Weil du glaubst, dass du mehr Stunden arbeitest? Als wer? Der Durchschnitt? In deinem Berufsfeld?
Weil du glaubst, dass dein Job fordernder ist? In welcher Hinsicht?
Meinst du, du leistest mehr pro Stunde als der Durchschnitt? Warum?
Ist dein Job physisch oder psychisch schwieriger als die meisten? Warum?

Zwei Fragen kristallisieren sich also:
-Wie definiert sich Leistung
-Warum bist du so sicher, davon im Vergleich so viel mehr zu erbringen.

Ganz einfache Fragen.
 
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Naja, bei allem Mimimi, das man Bootdiskette vorwerfen kann. Er ist offenbar top ausgebildet, passioniert, bildet sich ständig weiter und spuckt Stunden wie ein Drache Feuer. Dass er sich zurecht als Leistungsträger sieht, kann ich verstehen. Man mag ja viel an Kapitalismus kritisieren und sicher ist Entlohnung eine unperfekte Metrik, aber die Totalrelativierung, die bei dem Thema manchmal betrieben wird, kann ich so auch nicht nachvollziehen. Pflegekräfte sind ja so ein gern zitiertes Beispiel: So sinnvoll und aufopferungsvoll diese Tätigkeit ist. Vegetierenden Senioren Pillen zu reichen und mal den Po abzuwischen ist nicht unbedingt, was unsere Gesellschaft nach vorne bringt und ich wünsche denen, dass sie sich ne interessantere Tätigkeit suchen können, wenn Optimus 5 deployable ist.

@Bootdiskette
Darf man fragen, was du genau machst und bei welchem Arbeitgeber (Branche, Größe)?


Und mal was zum größeren Kontext:
Das ist eine für mich recht weltfremd naive Sicht der Dinge. Selbst wenn das in Deutschland funktionierte … es ist absehbar, dass es nicht der Pfad ist, der uns zu einer Gesellschaft macht, die sich selbst verteidigen kann gegenüber anderen Gesellschaften, die ggf. bereit sind ihre Überzeugungen mit Gewalt durchzusetzen. Also muss man zu der Überzeugung kommen, dass eine gewisse Leistungsbereitschaft leider notwendig ist, und sei es nur, um nicht irgendwann von Putin oder den Chinesen gebümselt zu werden. Ich mache mir keine Illusionen, dass Deutschland eine auch nur ansatzweise ähnliche Resilienz wie die Ukrainer besitzt. Wenn "wir" uns wünschen, dass unsere Überzeugungen, also sowas wie Menschenrechte, Rechtsstaat, Redefreiheit und der ganze Shit, bestehen bleiben, dann ist die oben geschilderte Einstellung nicht gerade der Weg dahin. Dann werden wir einfach als dekadenter Westen auf unserem eigenen moralischen Schwanzballon entweder untergehen oder irrelevant werden wie Kuba auf ihrem. Das Traurige ist, dass ich schon vor 10+ Jahren dieser Meinung war, und teilweise belächelt wurde, weil ja der Weltfrieden ausgebrochen war und so eine Denke ewiggestrig sei. Ich hasse es, aber es wird eben noch eine Weile brauchen bis der Weltfriede ausbricht und wir im Utopia leben in dem wir allein auf Lebenqualität techen können.
Ich beginne da in letzter Zeit tatsächlich auch eine gewisse Skepsis zu entwickeln, ob sich unsere Wohlstands-/Wohlfahrtsgesellschaft nicht zu sehr überlebt hat. Früher dachte ich, das geht schon klar, weil Fortschritt und so und ich habe auf fundamentaler Ebene keine Feinde gesehen. Jetzt, da der Wind rauer wird, merkt man eigentlich erst so richtig, dass wir uns in einem Zustand befinden, der einerseits die Voraussetzungen für unseren Wohlstand gar nicht mehr hervorbringen könnte und der andererseits fast gar nicht mehr änderbar ist. Jedenfalls nicht, solange so wenig Leute den Schuss gehört haben.
Verteidigungsfähigkeit ist mir dennoch relativ wumpe: Ich kann auf Deutschland mindestens so gut verzichten wie Deutschland auf mich. :ugly:
 
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parats'

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Pflegekräfte sind ja so ein gern zitiertes Beispiel: So sinnvoll und aufopferungsvoll diese Tätigkeit ist. Vegetierenden Senioren Pillen zu reichen und mal den Po abzuwischen ist nicht unbedingt, was unsere Gesellschaft nach vorne bringt und ich wünsche denen, dass sie sich ne interessantere Tätigkeit suchen können, wenn Optimus 5 deployable ist.
Ich weiß ja nicht. Meinst Du nicht, dass zu einer guten Pflegekraft mehr als nur physische Tätigkeiten gehören?
Klar, wir alle würden uns von @Utilitygott die Pillen reichen lassen (:love:). Aber in erster Linie gehört zu dem Berufsbild eine große Portion Empathie. Und das ist übrigens etwas, was unserer Gesellschaft am meisten fehlt.
 

Celetuiw

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Naja, bei allem Mimimi, das man Bootdiskette vorwerfen kann. Er ist offenbar top ausgebildet, passioniert, bildet sich ständig weiter und spuckt Stunden wie ein Drache Feuer.
Was viele sind und ebenso viele die weniger verdienen. Bootis Argument für eine gerechtere Besteuerung war Leistung. Wie definiert sich Leistung und welcher arme Beamte im Finanzamt soll die Steuerschuld anhand des persönlichen Leistungskoeffizienten jedes Arbeitnehmers individuell berechnen?
Entlohnung eine unperfekte Metrik
Wenn man Lohn als Metrik für Leistung nimmt, wird Bootis Argument tautoligisch

"Ich sollte weniger besteuert werden, weil ich viel leiste"
Leistung=Lohn
"ich sollte weniger besteuert werden, weil ich viel Lohn erhalte"
Das ist also kein valides Argument. Gerne kannst du für dich individuell Lohn als Metrik der Leistung betrachten, aber das dient dann schlecht als Argument steuerlicher Gerechtigkeit.
 
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Meine Einfache Frage war, warum du glaubst mehr zu leisten als andere.
Weil du glaubst, dass du mehr Stunden arbeitest? Als wer? Der Durchschnitt? In deinem Berufsfeld?
Weil du glaubst, dass dein Job fordernder ist? In welcher Hinsicht?
Meinst du, du leistest mehr pro Stunde als der Durchschnitt? Warum?
Ist dein Job physisch oder psychisch schwieriger als die meisten? Warum?

Zwei Fragen kristallisieren sich also:
-Wie definiert sich Leistung
-Warum bist du so sicher, davon im Vergleich so viel mehr zu erbringen.

Ganz einfache Fragen.
Hm, du derailst das Thema damit ein wenig, weil es nicht darum geht ob ich jetzt besonders viel leiste, sondern, dass es in der Wahrnehmung von Verteilungsgerechtigkeit in Sachen Gehalt und Besteuerung sehr große Unterschiede gibt, die ich zumindest teilweise als Neidproblem identifizieren würde, welches uns als Gesellschaft nicht gut tut.

Die einfache Antwort auf die Leistungsfrage wäre: ein unperfekter aber ausreichender Indikator wäre schlicht das Gehalt. Es folgt grob der Maßgabe, dass schwierigen und seltenen Fähigkeiten ein höherer Wert beigemessen wird. Man könnte Leistung auch als "Ein Problem lösen, dessen Lösung von anderen Menschen Wert beigemessen wird" beschreiben.
Etwas konkreter: Ich denke wenn man ein Ergebnis, was vorher 3 Leute in einem Jahr nicht geschafft haben, alleine in einem knappen halben Jahr erreicht, dann ist das ein Indikator dafür, dass man wahrscheinlich irgendetwas richtig macht. Insbesondere wenn das mehrfach passiert und die jeweils anderen Leute auch keine Vollidioten sind.

Mit den Wochenstunden hat das höchstens indirekt zu tun, denn ich musste, um die Chancen zu bekommen mich zu beweisen, und nachzuweisen, dass ich nicht nur das Maul aufreiße sondern auch liefere, immer wieder einige Teile eben in der Freizeit erledigen oder dazulernen. Dadurch bekam ich Chancen und in der Folge die Möglichkeit mir meine Arbeit stärker selbst zu gestalten sowie auch mehr Geld.
Das heißt ich habe mit meiner eigenen Zeit aus meinem eigenen freien Entschluss heraus etwas getan, um ein für mich wünschenswertes Ziel zu erreichen … und dann kommt Hans Arsch dahergeschlappt und sagt er will jetzt einen noch größeren Anteil an den Früchten meiner (Mehr-)Arbeit weil ich ja offensichtlich sehr privilegiert bin.

Findest Du nicht einleuchtend, dass diese Verkettung als etwas nervig oder auch demotivierend wahrgenommen werden könnte?
Insbesondere wenn solche Forderungen von Menschen kommen, die Arbeit als Übel betrachten, jede Möglichkeit nutzen, um die Firma zu Bescheißen und nicht einmal sehen, dass es mindestens etwas verlogen ist wenn sie gleichzeitig jammern wie schwer sie es doch haben, wie unfair das doch alles ist, aber nicht bereit sind auch nur einen Finger krumm zu machen, um sich selbst aus ihrem Shithole zu befreien?
Aber zum Fordern von "die ganzen Reichen mehr besteuern!!!", dafür reicht es dann.


@saistaed Naja, hab halt nach VWL/Statistik dann nochmal Informatik geskillt. Erst Data Science und Data Engineering in einem gesichtslosen Scheißladen (gute Leute auf der Arbeitebene, größtenteils extrem dumes Management). Jetzt de facto Software Architekt und Projektleitung in einem Themenbereich wo es viel darum geht, dass man die richtigen Daten zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Form automatisch verfügbar hat ohne sich kaputtzusuchen oder mit Excel oder Sharepoint arbeiten zu müssen.
Die genaue Tätigkeit und Branche ist so speziell, dass ich dann auch direkt mein LinkedIn-Profil posten könnte. Daher nur: Spezialisierter Technologieführerkonzern der Kram herstellt den quasi jeder indirekt braucht. Sicherlich nicht so flashy wie Google, aber schon ein guter Laden.
Ich arbeite allerdings nicht am Produkt direkt, sondern an internem Tooling das durch halbwegs smarte Prozessautomatisierung mehrere hundert Vollzeitäquivalente an Verwaltungsaufwand eliminieren dürfte. Mit etwas Glück vielleicht sogar über 1000. Aber das können wir kaum direkt messen, weil sich die Zeitersparnis immer in Blöcken von 1-5 Minuten bemerkbar macht. Da sind wir drauf angewiesen einfach auf die Systemnutzung und das Feedback zu schauen, um zu wissen, wie viel es bringt.

@parats Absolutely. Jimmy ist aber auch ein guter Typ. Allerdings nicht Altenpfleger sondern Krankenpfleger.
Die Pflegebranche krankt ja afair auch weniger an der Bezahlung, als daran, dass die ganze Konstruktion wie da so circa alles funktioniert, kaputt ist. Durch die Pflegeversicherung ist der Markt hier nämlich indirekt preisreguliert. Steigen die Lohnkosten, kannst Du es als Heim eben nur dadurch ausgleichen, dass Du entweder einfach noch mehr verlangst, über das hinaus was von der PV gedeckt wird, was sich aber kaum jemand leisten kann (und dann rutscht man als Senior eben in die Sozialhilfe), oder man ersetzt Fachkräfte, also echte Pflegekräfte, mit Pflegehelfern … die tun auch was sie können, sind häufig Immigranten, sind vor allem billiger und kriegen dann die Drecksarbeit ab. Und schließlich wird dann der Personalschlüssel trotzdem schlechter und du hockst am Ende als dementer Mensch auf einem Gang wo nachts nur ein Pflegehelfer da ist und für's ganze Haus nur eine echte Fachkraft (Zahlen ausgedacht, Tendenz stimmt).
Woran hat es am Schluss gelegen? Daran, dass das System Schlagseite hat und von Anfang an nicht so wirklich gut durchdacht war. Was macht man jetzt? Nix. Karl Lauterbach müht sich, aber er wird ja leider nicht einmal von seiner Fraktion so richtig hundertprozentig unterstützt. Aber man schreit, wie an anderen Stellen auch, nach einfach mehr Geld … das löst halt leider keine Probleme. Nur Menschen die was können lösen Probleme. Leider hat sich unsere Vergangenheitsregierung dazu entschlossen, dass man möglichst wenige von diesen Menschen haben will, und hat sich weder ein sinnvolles Immigrationsrecht ausgedacht, noch überlegt, ob das mit der Rente mit 63 so eine gute Idee ist wenn wirklich jeder Expertenrat war: tut es nicht.
Stattdessen: Wahlgeschenke für Rentner, Aussitzen, Lavieren, mehr Bürgergeld, bisserle an den Steuern drehen, davon reden, dass man kein 5G an jeder Milchkanne braucht, Grundeinkommen fordern, 5000 Helme in die Ukraine schicken, Tiktok-Videos drehen, großes Drama um irgendwelche Symbolscheiße.



@Celetuiw
Du drehst mir das Wort im Mund herum.
Ich habe zu keinem Zeitpunkt gesagt
"Ich sollte weniger besteuert werden weil ich viel leiste",
sondern
"Ich bin es leid, dass ich jedes Mal in der Gruppe bin, die die Zusatzkosten tragen soll wenn irgendwo über Besteuerung zur Finanzierung irgendwelcher Scheiße geredet wird, weil ich im Vergleich zu sehr vielen anderen Gruppen jeweils irgendwo zwischen dem doppelten und dem vier- bis fünffachen an ESt zahle"
Und dazu
"Das fühlt sich sehr nach Neid an, gerade wenn diese Forderungen von Menschen vorgetragen werden, die selbst nie aus ihrer Komfortzone gekrochen sind, und sich dann darüber beklagen, dass sie am Monatsende nicht auch so viel überwiesen bekommen."
Sollte die Strategieabteilung der Grünen doch nochmal mit einer Zahl für den Freibetrag für Kapitalerträge um die Ecke kommen bin ich mir sicher, dass ich auch an der Stelle dafür bestraft werden soll, dass ich, seit ich Geld verdiene, konsequent sparsam war und investiert habe … und mich auch nicht von Carsten Maschmeyer und allgemein der Versicherungsbranche mit irgendeinem schlechten "Altersvorsorgeprodukt" habe abzocken lassen, sondern die Risiken selbst getragen habe. Und ich habe bei 0 EUR angefangen.
Auch da bekommt man dann das Gefühl, dass man erst der eine war über den sich lustig gemacht wurde, weil man konsequent war und gespart hat. Jetzt ist man derjenige, der lange Jahre etwas getan hat/vorgesorgt hat. Und die, die nix getan haben und gelacht haben, stehen mit Mistgabeln vor der Tür und fordern, dass man mal gefälligst solidarisch zu sein hat, und vom gesparten Geld doch gefälligst einfach noch mehr abgeben soll.

Ja hm … lass mich überlegen. Ne danke.

Ich hab übrigens auch zu keinem Zeitpunkt gefordert, dass sich Besteuerung an "Leistung" orientieren soll. Ich möchte, dass die Denke mal mehr in Richtung "wie könnte man Dinge verbessern" geht, anstatt in Richtung "hey, kein Problem, wir machen einfach mehr Schulden für konsumptive Staatsausgaben, gehe über Los, gewinne die Wahl durch absurde Versprechen, problem solved" oder alternativ "hey, kein Problem, wir besteuern einfach 'die Reichen' (ab 60k) noch etwas mehr und streichen ihnen ein paar Sozialleistungen" (Elterngeld bspw.) wohl wissend, dass dieser Teil der Bevölkerung ohnehin schon einen deutlich überproportionalen Anteil an der Gesamtlast trägt. Ich möchte auch, dass Hans Arsch die Fresse hält und mal anfängt darüber nachzudenken, ob er sich vielleicht einfach etwas anstrengt, den Arbeitgeber wechselt, sich fortbildet oder sonst irgendetwas sinnvolles macht, um daran zu arbeiten was ihn an seinem eigenen Leben stört, anstatt sich in seiner Komfortzone zurückzulehnen und zufrieden "die Anderen sind schuld" zu murmeln.
 
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Was viele sind und ebenso viele die weniger verdienen. Bootis Argument für eine gerechtere Besteuerung war Leistung. Wie definiert sich Leistung und welcher arme Beamte im Finanzamt soll die Steuerschuld anhand des persönlichen Leistungskoeffizienten jedes Arbeitnehmers individuell berechnen?

Wenn man Lohn als Metrik für Leistung nimmt, wird Bootis Argument tautoligisch


Leistung=Lohn

Das ist also kein valides Argument. Gerne kannst du für dich individuell Lohn als Metrik der Leistung betrachten, aber das dient dann schlecht als Argument steuerlicher Gerechtigkeit.
Ich sehe da, ehrlich gesagt, keine Tautologie, sehe aber ein, dass ich das schlecht ausgedrückt habe. Sein Argument ist imo: Ich leiste besonders viel und verdiene deshalb auch viel, davon will ich nicht noch mehr abgeben müssen und schon gar nicht noch Neid und Missgunst ernten. Das lässt durchaus offen, dass jemand mit ähnlich hohem Einkommen weniger leistet oder umgekehrt jemand, der ähnlich viel leistet, weniger verdient.

Ich weiß ja nicht. Meinst Du nicht, dass zu einer guten Pflegekraft mehr als nur physische Tätigkeiten gehören?
Klar, wir alle würden uns von @Utilitygott die Pillen reichen lassen (:love:). Aber in erster Linie gehört zu dem Berufsbild eine große Portion Empathie. Und das ist übrigens etwas, was unserer Gesellschaft am meisten fehlt.
Zeigen uns ChatGPT und Co nicht, dass AI-Agents eher ultraempathische Menschenfreunde als kaltblütige Rationalisten sind? Ich sehe durchaus Potential, wenn in Zukunft jeder Senior seinen digitalen companion hat. Das heißt ja auch nicht, dass es keine Menschen mehr geben soll, aber du gewinnst ja schon enorm, wenn du einen Großteil der Nebentätigkeiten automatisieren kannst und die menschlichen Pfleger zu reinen Empathiearbeitern werden: Viel weniger Personal pro Senior und der Job wird wahrscheinlich auch noch attraktiver.


[Edit]
@Booty
Ich lese hier viel Frustration. Mein Rat: Mach dich etwas locker, gönn dir statt mehr ETFs mal ne Tantramassage und grinde statt für ne deutsche KMU-Klitsche in deiner Freizeit dafür, global in einem Big-Tech-Konzern oder VC-gepeppelten Startup unterzukommen, wo deine Leistung auch honoriert wird. Oder gründe selbst was. Oder heirate: Spart Steuern und Tantra ist gratis. :troll:
 
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Celetuiw

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Hm, du derailst das Thema damit ein wenig, weil es nicht darum geht ob ich jetzt besonders viel leiste, sondern, dass es in der Wahrnehmung von Verteilungsgerechtigkeit in Sachen Gehalt und Besteuerung sehr große Unterschiede gibt
Ich deraile null. Du schriebst dir passt die Diskussion um Steuergerechtigkeit nicht weil du
auch noch in so circa jeder Leistungsmetrik einfach am oberen Ende der Skala steht
Also möchte ich wissen, was Leistung bedeutet. Nun höre ich
ein unperfekter aber ausreichender Indikator wäre schlicht das Gehalt.
Was ein tautologisches Argument ist. Du findest es ungerecht höher besteuert zu werden, weil du in jeder Leistungsmetrik= Gehaltsmetrik am oberen Ende der Skala bist?

Kannst du ja schlechterdings meinen.
Ich erkläre dir den Fehler an deiner Denke: du glaubst, wer viel leistet wird auch viel Geld verdienen, weil er gut ist. Klingt erstmal logisch. In Realität ist es nicht so einfach. Der Lohn des Arbeitnehmers orientiert sich in gewissen Spielräumen an der Leistung. Aber sehr viel mehr an der wirtschaftlichen Verwertbarkeit des Produktes, dass er herstellt. Weiterhin an Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt. Drittens an der Verhandlungsstärke von Gewerkschaften. Etc etc etc.
Ergo wird der highperformigste angestellte Tischler immer schlechter bezahlt sein, als der untalentierteste faulste Arzt im Krankenhaus.
Weiterhin entziehen sich zahlreiche Berufe dieser Logik. Der Feuerwehrmann der nachts um drei aufsteht um zum Großbrand zu fahren leistet imo immenses. Er verdient vma 60k.
Die Annahme besonderer Leistungswille ließe sich Branchenübergreifend vergleichen ist halt das naive. Und da man das nicht kann, ist es naiv irgendwie mit "ich hab mir auch den Arsch aufgerissen" in Sachen Steuergerechtigkeit zu argumentieren.
 

Benrath

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Ach bitte jetzt ist es etwas affig. Ob er jetzt in den oberen zehn oder fünf Prozent steht ist auch egal. Total zufällig ist verdienst und Leistung auch nicht.

du willst ihn nur in eine Ecke der Arroganz schieben.

ist ein valide Punkt dass ab einem gewissen Punkt deine Steuerlast stark zunimmt und du von ihm verlangst auch noch dankbar zu sein.

ich glaube booty könntet deinen Job eher machen als du seinen. Das hat bestimmt auch mit Präferenz zu tun aber wollen wir jetzt wirklich diskutieren warum sein Job mehr spezialisiert ist als deiner?

imho beschreibst du im letzten Post eher Motivation und Anstrengung, Leistung ist für mich nicht nur das.
 

Celetuiw

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Ach bitte Benrath. Unterste Schublade. Es ging nicht um meinen Job, es geht um den Begriff des Wortes Leistung. Und nein ohne fundierte Rechtskenntnisse kann er meinen Job genauso wenig machen wie ich seinen ohne Kenntnisse in Data Science?
Was soll der Unsinn, fällt dir nix schlaueres ein als was persönliches draus zu machen?
 

Benrath

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naja mit deiner Art zwingst du es einen halt zu sagen und ich tu das auch gerade nur weil du ihn imho auf unterste Schublade versuchst das Wort im Mund umzudrehen und es auf die persönliche Ebene ziehst.

honestly jede wette kommt booty eher an deine rechts kenntnisse an als du an seine data science Kenntnisse. er hätte nur nie den bock. und wenn es gleich schwer wäre gäbe es wohl mehr leute wie ihn.
 
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Kannst du ja schlechterdings meinen.
Ich erkläre dir den Fehler an deiner Denke: du glaubst, wer viel leistet wird auch viel Geld verdienen, weil er gut ist. Klingt erstmal logisch. In Realität ist es nicht so einfach. Der Lohn des Arbeitnehmers orientiert sich in gewissen Spielräumen an der Leistung. Aber sehr viel mehr an der wirtschaftlichen Verwertbarkeit des Produktes, dass er herstellt. Weiterhin an Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt. Drittens an der Verhandlungsstärke von Gewerkschaften. Etc etc etc.
Ergo wird der highperformigste angestellte Tischler immer schlechter bezahlt sein, als der untalentierteste faulste Arzt im Krankenhaus.
Weiterhin entziehen sich zahlreiche Berufe dieser Logik. Der Feuerwehrmann der nachts um drei aufsteht um zum Großbrand zu fahren leistet imo immenses. Er verdient vma 60k.
Die Annahme besonderer Leistungswille ließe sich Branchenübergreifend vergleichen ist halt das naive. Und da man das nicht kann, ist es naiv irgendwie mit "ich hab mir auch den Arsch aufgerissen" in Sachen Steuergerechtigkeit zu argumentieren.
Naja, imo hat er es hier recht treffend beschrieben:
Die einfache Antwort auf die Leistungsfrage wäre: ein unperfekter aber ausreichender Indikator wäre schlicht das Gehalt. Es folgt grob der Maßgabe, dass schwierigen und seltenen Fähigkeiten ein höherer Wert beigemessen wird. Man könnte Leistung auch als "Ein Problem lösen, dessen Lösung von anderen Menschen Wert beigemessen wird" beschreiben.
Etwas konkreter: Ich denke wenn man ein Ergebnis, was vorher 3 Leute in einem Jahr nicht geschafft haben, alleine in einem knappen halben Jahr erreicht, dann ist das ein Indikator dafür, dass man wahrscheinlich irgendetwas richtig macht. Insbesondere wenn das mehrfach passiert und die jeweils anderen Leute auch keine Vollidioten sind
Der Mehrwert, den man schafft, drückt sich doch in der Tendenz grad durch jene "wirtschaftliche Verwertbarkeit des Produktes, das man herstellt" aus - wohlgemerkt in der Tendenz. Dass sich da jede Menge Gegenbeispiele finden, ist klar.
Du scheinst Leistung eher als eine mechanische Größe zu sehen, die sich homogen gegenüber der Tätigkeit verhält: Wie sehr strenge ich mich an. Das würde ich eher als Einsatzbereitschaft, Anstrengung oder so bezeichnen. Zu Leistung gehört auch, was dabei rauskommt. Und da skalieren gewisse Tätigkeiten nun mal viel mehr als andere: Der Engineer, der einen einsatzfähigen Roboterlöschtrupp designt, kann damit x Feuer gleichzeitig löschen, der Feuerwehrmann nur zu xt ein einziges. Ebenso hat der weltbeste Tischler gegenüber dem findigen Möbelfabrikanten das Nachsehen, weil er pro Tag eben bei allem Einsatz nur so viel weniger Tische machen kann.
Und man sollte - darauf wollte ich mit dem Pflegerbeispiel hinaus - auch nicht die gesellschaftliche Wertschätzung für eine Tätigkeit mit ihrem Mehrwert verwechseln. Dabei spielen Emotionen, Kultur usw. ne Rolle. Dazu kommen die erwähnten Regeln, die wir für viele Tätigkeiten aufstellen und damit bspw. die Verdienstmöglichkeiten beschneiden oder künstlich erhöhen, indem wir den Zugang erschweren.
 
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Celetuiw

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Mir gehts nicht um die persönliche Ebene. Seit nicht alle solche empfindlichen Egopflänzchen. Booties Texte ist gespickt mit Aussagen wie
Ich möchte auch, dass Hans Arsch die Fresse hält und mal anfängt darüber nachzudenken, ob er sich vielleicht einfach etwas anstrengt, den Arbeitgeber wechselt, sich fortbildet oder sonst irgendetwas sinnvolles macht, um daran zu arbeiten was ihn an seinem eigenen Leben stört, anstatt sich in seiner Komfortzone zurückzulehnen und zufrieden "die Anderen sind schuld" zu murmeln.
Um auf der anderen Seite auf der eigenen Leistung herumzureiten. Entschuldigung, aber da muss man den Leistungsbegriff mal kritisch hinterfragen. Mir schleierhaft, dass ich das hier Volkswirten erklären muss, dass sich Gehalt noch an ein paar mehr Faktoren orientiert als am persönlichen Engagement des Individuums?

Aber wenns dir beser geht damit Benrath, bitte bitte.
 

Benrath

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Du brichst es doch nur aufs persönliche Engagment runter. Nicht alle Jobs sind gleich, machen sind schwerer und manche sind besser bezahlt usw.
Das hast mit Präferenzen, persönlichen Fähigkeiten, Glück etc. zu tun. Einiges davon umschreibt man mit Leistung und das hat nicht nur mit einer dieser Komponenten zu tun.

Wenn wir jetzt ernshaft hinterfragen wollen, ob es eine signifikant positive Korrelation zwischen Leistung und Verdienst gibt, wirds halt albern. Und das ist mir derailen gemeint. Die Korrelation ist nicht perfekt und ausnahmen bestätigen die Regeln in before jemand mit anekdotischen Beispielen kommt...
 

Celetuiw

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Ich habe hier lediglich gefragt wie sich Leistung definiert Benrath, bevor du hier reingesteppt bist und partout einen Punkt gegen mich persönlich aufmachen musstest. Also komm mir nicht mit derailen.
 
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Ich erkläre dir den Fehler an deiner Denke: du glaubst, wer viel leistet wird auch viel Geld verdienen, weil er gut ist. Klingt erstmal logisch. In Realität ist es nicht so einfach. Der Lohn des Arbeitnehmers orientiert sich in gewissen Spielräumen an der Leistung. Aber sehr viel mehr an der wirtschaftlichen Verwertbarkeit des Produktes, dass er herstellt. Weiterhin an Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt. Drittens an der Verhandlungsstärke von Gewerkschaften. Etc etc etc.
Ergo wird der highperformigste angestellte Tischler immer schlechter bezahlt sein, als der untalentierteste faulste Arzt im Krankenhaus.

Die Regelung über den freien Markt ist im Einzelfall oft unfair, aber bringt in der Masse immer noch die besten und fairsten Ergebnisse hervor.
Wenn der Tischler sein Einkommen maximieren möchte und den Skill dazu hat, soll er halt Arzt, Pilot oder Geschäftsführer werden.
Es gibt hier keinen Denkfehler, außer vielleicht bei Dir.
Du kannst ja mal einen Vorschlag machen, wie Gehälter fairer gebildet werden sollten.

Ach bitte Benrath. Unterste Schublade. Es ging nicht um meinen Job, es geht um den Begriff des Wortes Leistung. Und nein ohne fundierte Rechtskenntnisse kann er meinen Job genauso wenig machen wie ich seinen ohne Kenntnisse in Data Science?

Haha dazu mal ein großes Lol.

Wenn dein Hauptskill ist mal ein paar Gesetze gelesen zu haben und sie anwenden zu können, dann kann jeder Halbaffe deinen Job nach drei Monaten übernehmen.
Ich verstehe, warum du booty nicht verstehst :rofl2:
 

Celetuiw

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Joa, danke für die sachlichen Argumente Mecki und Benrath. Eine echte Bereicherung. :wave2:
 
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@Celetuiw
Wie ich schon oben schrieb: nimm Leistung bzw. Mehrleistung gerne als "konkretes Problem in weniger Zeit als die Referenzzeit lösen" wobei das Problem eines ist, welches für andere Menschen ein reales Problem ist, dessen Lösung für sie einen Mehrwert bedeutet. (Was der Wert ist bestimmen diejenigen die ihn der Problemlösung beimessen.)

Dass Du von Tautologie schreibst sagt mir, dass wir hier gerade aneinander vorbeireden. Ebenso ignorierst Du, dass ich schrieb, dass es mir nicht darum geht weniger Steuern zu zahlen, sondern, dass ich es als insgesamt unfair empfinde, dass wenn über zusätzliche Kosten gesprochen wird, diese irgendwie magisch immer von der selben Gruppe bezahlt werden sollen, die schon bisher den Großteil der Zusatzkosten zahlt. Insbesondere wird gerne über Mehrausgaben und Besteuerung gesprochen, aber nicht so gerne darüber, wie an manchen Ecken das Geld bzw. die Arbeitszeit einfach nur so verdampft wird weil es offensichtlich ja nicht wichtig ist Ergebnisse zu erzielen, wenn man einfach durch "hol es von den Reichen" noch ein paar Menschen auf Verwaltungsstellen setzen kann.

Ich weiß jetzt auch nicht wie ich es finden soll, dass Du jetzt anfängst mir Dinge aus meinem Fachbereich zu erklären. War das jetzt Absicht und Du glaubst wirklich, dass ich das nicht weiß? Wenn nicht: Lass es bitte, es kommt furchtbar herablassend rüber. Und ich kann es nur mittelernst nehmen. Zum Glück habe ich selbst keine Veranstaltungen zu Arbeitsmarktökonomik gelehrt, sonst wäre es endgültig grotesk.
Wie dem auch sei. Du hast einen wichtigen Punkt vergessen: Risiko. Und Du hast einen weiteren Punkt unvollständig bzw. verzerrt dargestellt. "Wirtschaftliche Verwertbarkeit" klingt kalt und nach Kapitalismus. Tatsächlich stellt hier eine Marktlösung (egal wie sie im Detail aussieht) sicher, dass ein Mensch, wenn er etwas produziert, etwas tut, was ein anderer Mensch (oder er selbst) will und gut findet.
Dass der leistungsstärkste angestellte Tischler nicht in Sphären wie ein Arzt kommt, liegt nicht daran, dass hier irgendetwas total unfair ist, sondern daran, dass der Tischler Angestellter ist und damit gegen nahezu alle Risiken versichert ist (Arbeitslosigkeit, Betrieb schließt usw.), während ein Arzt nicht unerhebliche Risiken tragen muss und relativ regelmäßig Entscheidungen mit einer gewissen Tragweite treffen und verantworten muss. Und im Falle eines niedergelassenen Arztes wäre dieser auch nicht in der Sozialversicherung und muss die damit verbundenen Risiken voll selbst tragen wenn sie sich realisieren. Das kannst Du ähnlich bewerten wie beim Sparkonto: wer 100% Sicherheit will bekommt halt auch nahe Null Prozent.
Abgesehen davon … den Punkt mit Knappheit bzw. Befähigung habe ich schon gemacht, du hast aber darüber hinweggelesen scheint mir. Daher nochmal: Wenn 3 Vollzeitkräfte etwas in etwas über einem Jahr nicht schaffen, und dann eine Person die gewünschte Leistung in ungefähr einem halben Jahr alleine bringt … das ist schon ein Indikator für Leistungsfähigkeit, oder?

Du hast auch immer noch nicht gelesen oder verstanden was ich meinte: "ich habe mir den Arsch aufgerissen" soll nicht irgendwie für den Steuersatz zählen … es war die notwendige Voraussetzung dafür, dass ich in dieser Position bin. Ich zahle auch die Steuern und beschwere mich nicht über die Steuern per se.
Ich ärgere mich darüber, dass Menschen, die sich genau diese Mühe nicht gemacht haben, d.h. in ihrer Komfortzone geblieben sind, es vollkommen in Ordnung finden, den Status Quo in einem anderen Einkommensbracket zu bewerten und zu dem Schluss zu kommen, dass diese Menschen einfach _noch mehr_ zahlen sollen, weil sie so privilegiert sind.

Ich könnte es auch anders runterbrechen und sagen: Ich halte es für wahrscheinlich, dass die Mehrheit der Menschen, wenn sie sich Erfolg ähnlich erarbeitet hätten, der gleichen Meinung wären.
Oder nochmal anders: Hättest Du meine Erfahrungen gemacht, halte ich es für wahrscheinlich, dass Du die Dinge deutlich anders sähst.
Oder nochmal nochmal anders: Wer angestellt ist und einen sehr geregelten Arbeitsrhythmus hat, sollte sich bewusst sein, dass das Angestelltendasein extrem bequem ist. Das versteht man tatsächlich nicht bevor man nicht in der Situation war.

Oder nochmal ganz anders:
Was mich stört ist es, wenn Menschen vom bequemen Sofa und aus der Sicherheit ihres unbefristeten Angestelltenverhältnisses heraus über die Angemessenheit von Dingen urteilen wollen, die sie weder in ihrer Komplexität noch in ihren direkten und indirekten Kosten nachvollziehen können, weil sie nie auch nur ansatzweise ähnliche Opfer oder ähnliche Leistungen erbracht haben. Aber dass diese Menschen es nicht verdient haben da zu sein wo sie sind, das wissen sie ganz genau. Und dass sie dafür mit noch mehr Steuern bestraft werden sollen erst recht.

Oder ganz platt:
Ich glaube, dass Deutschland ein leistungsfeindliches Land geworden ist, in dem Konformität und Dogma (egal in welchem Lager) ungesund viel zählen, und in dem eine beschissene Fehlerkultur herrscht sowie ein völlig irrationales Sicherheitsbedürfnis, welches jede Innovation durch Bedenkenträgertum erstickt. Als jemand der in diesem Land schon eine Firma gegründet hat kann ich jeden Menschen verstehen, der sofort mit dieser Firma Deutschland verlässt wenn sich die Möglichkeit ergibt. Nicht weil die Verwaltung so schlimm ist, nein, weil die Kultur so eine verkniffen-kleinkarierte antiintellektuelle Scheißkultur ist, die sich selbst für ganz besonders toll und dafür berufen hält, immer Recht zu haben und nicht ins Ausland schauen zu müssen, weil man es selbst ja schon besser weiß.
Wären "wir" 1990 einfach ein wenig bescheidener gewesen und hätten nur bei einem Viertel dessen zugehört, was uns unsere Geschwisterdeutschen aus dem Osten darüber erzählt haben, was bei ihnen in der DDR trotz allem Mist dann doch ganz gut gelaufen ist … es wäre heute ein weit besseres Land. Hätten wir das gleiche bei unseren direkten und weiter entfernten Nachbarländern in Europa gemacht, hätten wir nochmal viele weitere Fehler vermeiden können.
Aber nein, man wusste es immer besser. Nietzsches Charakterisierung trifft es immer noch ganz hervorragend: "Der Deutsche ist herrisch im Siege, jedoch kriecherisch in der Niederlage"
Und man möchte hinzufügen: "… und er ist ganz allgemein ein dumes Stück Scheiße, dass man beim zweiten Mal einfach komplett hätte vernichten sollen."

@saistaed lies was ich schrieb. Ist schon geschehen … oder zählt Technologieführermultinationalcorporation bei Dir noch als KMU-Klitsche?
 

Benrath

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Joa, danke für die sachlichen Argumente Mecki und Benrath. Eine echte Bereicherung. :wave2:

Gerne zurückgegeben. Ich fands auch nicht nett von dir.
Anyhow ihr könnte das gerne weiter diskutieren oder ihr seht einen Bedarf für einen weiteren Thread.
Auf der anderen Seite was solls
 

Celetuiw

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@Bootdiskette
Ach, euer Lordschaft! Ich bitte um Verzeihung bevor noch eine Ader platzt! Wie konnte ich armer Tor mir nur anmaßen verstehen zu wollen in welchen Sphären besonderen Leistungsvermögens ihr schwebt. :rofl:
Ich weiß jetzt auch nicht wie ich es finden soll, dass Du jetzt anfängst mir Dinge aus meinem Fachbereich zu erklären. War das jetzt Absicht und Du glaubst wirklich, dass ich das nicht weiß? Wenn nicht: Lass es bitte, es kommt furchtbar herablassend rüber. Und ich kann es nur mittelernst nehmen. Zum Glück habe ich selbst keine Veranstaltungen zu Arbeitsmarktökonomik gelehrt, sonst wäre es endgültig grotesk.
Ich bitte inständig um Verzeihung der Groteske. Gottseidank haben deine Lakaien mich schon gemaßregelt.
honestly jede wette kommt booty eher an deine rechts kenntnisse an als du an seine data science Kenntnisse.
dann kann jeder Halbaffe deinen Job nach drei Monaten übernehmen.
Ich habe bereits verstanden, dass ich tumber Diener deine hochperformativen Fähigkeiten nur im Ansatz erahnen kann.
Wenn 3 Vollzeitkräfte etwas in etwas über einem Jahr nicht schaffen, und dann eine Person die gewünschte Leistung in ungefähr einem halben Jahr alleine bringt … das ist schon ein Indikator für Leistungsfähigkeit, oder?
Während eure Lordschaft spielend schaffen, was sechs andere nicht schaffen. Wieviel ist das in @Benrath's bitte? 10?
Was mich stört ist es, wenn Menschen vom bequemen Sofa und aus der Sicherheit ihres unbefristeten Angestelltenverhältnisses heraus über die Angemessenheit von Dingen urteilen wollen, die sie weder in ihrer Komplexität noch in ihren direkten und indirekten Kosten nachvollziehen können, weil sie nie auch nur ansatzweise ähnliche Opfer oder ähnliche Leistungen erbracht haben.
Wohingegen eure Lordschaft natürlich die Leistung des niederen Volkes mit der Glaskugel erschaut. Solche Opfer, solch ein Leid. Wie Jesu am Kreuze bist du für uns gestorben.

Verzeih mir, dich erzürnt zu haben, oh edler Leistungsträger am Endbereich jeder Metrik.
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Honestly, Schaum vorm Mund der selbsterwählten Leistungselite verrät mehr über diese, als über mich dummen Hofnarren.
Gute Nacht. :love:
 
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Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es hier weiterhin um die Debatte Geringverdiener vs. Gutverdiener geht. (Also nicht von den Personen her, sondern als Thema).

Mir geht es in der Sache z.B. um jemanden wie Marlene Engelhorn - ihres Zeichens Millionenerbin und der Inititative "taxmenow"/"taxusnow". Bootdiskette darf seine sauer verdiente und gerechtfertigte Summe gerne fair versteuert behalten, er ist damit aber Äonen von den Summen entfernt, die ich anprangere. O.g. Engelhorn sagt selber wo das Problem liegt: "Verantwortlich für diese Schieflage macht sie in ihrer österreichischen Heimat vor allem den Staat, der keine Steuern auf Vermögen und Erbschaften erhebe".

Das reichste Prozent der Bevölkerung in Österreich besitze knapp 50 Prozent aller Vermögen, mit allen negativen Auswirkungen auf das soziale Gefüge, das politische System oder auch die Medienlandschaft. "Das sorgt dafür, dass die Demokratie gefährdet wird durch diesen überproportional großen Einfluss einiger reicher Menschen", sagte Engelhorn.

Bestes aktuelles Beispiel ist doch Musk. Irgendwie ist es ja auch witzig und interessant, was da so drüben passiert und er so von sich gibt, aber wenn man sich mal ein paar Minuten zurücknimmt, kann man das doch wahrlich nicht gutheißen und feiern, wozu er mit seinem Einfluss mittels Vermögen in der Lage ist..
 
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