Meine Einfache Frage war, warum du glaubst mehr zu leisten als andere.
Weil du glaubst, dass du mehr Stunden arbeitest? Als wer? Der Durchschnitt? In deinem Berufsfeld?
Weil du glaubst, dass dein Job fordernder ist? In welcher Hinsicht?
Meinst du, du leistest mehr pro Stunde als der Durchschnitt? Warum?
Ist dein Job physisch oder psychisch schwieriger als die meisten? Warum?
Zwei Fragen kristallisieren sich also:
-Wie definiert sich Leistung
-Warum bist du so sicher, davon im Vergleich so viel mehr zu erbringen.
Ganz einfache Fragen.
Hm, du derailst das Thema damit ein wenig, weil es nicht darum geht ob ich jetzt besonders viel leiste, sondern, dass es in der Wahrnehmung von Verteilungsgerechtigkeit in Sachen Gehalt und Besteuerung sehr große Unterschiede gibt, die ich zumindest teilweise als Neidproblem identifizieren würde, welches uns als Gesellschaft nicht gut tut.
Die einfache Antwort auf die Leistungsfrage wäre: ein unperfekter aber ausreichender Indikator wäre schlicht das Gehalt. Es folgt grob der Maßgabe, dass schwierigen und seltenen Fähigkeiten ein höherer Wert beigemessen wird. Man könnte Leistung auch als "Ein Problem lösen, dessen Lösung von anderen Menschen Wert beigemessen wird" beschreiben.
Etwas konkreter: Ich denke wenn man ein Ergebnis, was vorher 3 Leute in einem Jahr nicht geschafft haben, alleine in einem knappen halben Jahr erreicht, dann ist das ein Indikator dafür, dass man wahrscheinlich irgendetwas richtig macht. Insbesondere wenn das mehrfach passiert und die jeweils anderen Leute auch keine Vollidioten sind.
Mit den Wochenstunden hat das höchstens indirekt zu tun, denn ich musste, um die Chancen zu bekommen mich zu beweisen, und nachzuweisen, dass ich nicht nur das Maul aufreiße sondern auch liefere, immer wieder einige Teile eben in der Freizeit erledigen oder dazulernen. Dadurch bekam ich Chancen und in der Folge die Möglichkeit mir meine Arbeit stärker selbst zu gestalten sowie auch mehr Geld.
Das heißt ich habe mit meiner eigenen Zeit aus meinem eigenen freien Entschluss heraus etwas getan, um ein für mich wünschenswertes Ziel zu erreichen … und dann kommt Hans Arsch dahergeschlappt und sagt er will jetzt einen noch größeren Anteil an den Früchten meiner (Mehr-)Arbeit weil ich ja offensichtlich sehr privilegiert bin.
Findest Du nicht einleuchtend, dass diese Verkettung als etwas nervig oder auch demotivierend wahrgenommen werden könnte?
Insbesondere wenn solche Forderungen von Menschen kommen, die Arbeit als Übel betrachten, jede Möglichkeit nutzen, um die Firma zu Bescheißen und nicht einmal sehen, dass es mindestens etwas verlogen ist wenn sie gleichzeitig jammern wie schwer sie es doch haben, wie unfair das doch alles ist, aber nicht bereit sind auch nur einen Finger krumm zu machen, um sich selbst aus ihrem Shithole zu befreien?
Aber zum Fordern von "die ganzen Reichen mehr besteuern!!!", dafür reicht es dann.
@saistaed Naja, hab halt nach VWL/Statistik dann nochmal Informatik geskillt. Erst Data Science und Data Engineering in einem gesichtslosen Scheißladen (gute Leute auf der Arbeitebene, größtenteils extrem dumes Management). Jetzt de facto Software Architekt und Projektleitung in einem Themenbereich wo es viel darum geht, dass man die richtigen Daten zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Form automatisch verfügbar hat ohne sich kaputtzusuchen oder mit Excel oder Sharepoint arbeiten zu müssen.
Die genaue Tätigkeit und Branche ist so speziell, dass ich dann auch direkt mein LinkedIn-Profil posten könnte. Daher nur: Spezialisierter Technologieführerkonzern der Kram herstellt den quasi jeder indirekt braucht. Sicherlich nicht so flashy wie Google, aber schon ein guter Laden.
Ich arbeite allerdings nicht am Produkt direkt, sondern an internem Tooling das durch halbwegs smarte Prozessautomatisierung mehrere hundert Vollzeitäquivalente an Verwaltungsaufwand eliminieren dürfte. Mit etwas Glück vielleicht sogar über 1000. Aber das können wir kaum direkt messen, weil sich die Zeitersparnis immer in Blöcken von 1-5 Minuten bemerkbar macht. Da sind wir drauf angewiesen einfach auf die Systemnutzung und das Feedback zu schauen, um zu wissen, wie viel es bringt.
@parats Absolutely. Jimmy ist aber auch ein guter Typ. Allerdings nicht Altenpfleger sondern Krankenpfleger.
Die Pflegebranche krankt ja afair auch weniger an der Bezahlung, als daran, dass die ganze Konstruktion wie da so circa alles funktioniert, kaputt ist. Durch die Pflegeversicherung ist der Markt hier nämlich indirekt preisreguliert. Steigen die Lohnkosten, kannst Du es als Heim eben nur dadurch ausgleichen, dass Du entweder einfach noch mehr verlangst, über das hinaus was von der PV gedeckt wird, was sich aber kaum jemand leisten kann (und dann rutscht man als Senior eben in die Sozialhilfe), oder man ersetzt Fachkräfte, also echte Pflegekräfte, mit Pflegehelfern … die tun auch was sie können, sind häufig Immigranten, sind vor allem billiger und kriegen dann die Drecksarbeit ab. Und schließlich wird dann der Personalschlüssel trotzdem schlechter und du hockst am Ende als dementer Mensch auf einem Gang wo nachts nur ein Pflegehelfer da ist und für's ganze Haus nur eine echte Fachkraft (Zahlen ausgedacht, Tendenz stimmt).
Woran hat es am Schluss gelegen? Daran, dass das System Schlagseite hat und von Anfang an nicht so wirklich gut durchdacht war. Was macht man jetzt? Nix. Karl Lauterbach müht sich, aber er wird ja leider nicht einmal von seiner Fraktion so richtig hundertprozentig unterstützt. Aber man schreit, wie an anderen Stellen auch, nach einfach mehr Geld … das löst halt leider keine Probleme. Nur Menschen die was können lösen Probleme. Leider hat sich unsere Vergangenheitsregierung dazu entschlossen, dass man möglichst wenige von diesen Menschen haben will, und hat sich weder ein sinnvolles Immigrationsrecht ausgedacht, noch überlegt, ob das mit der Rente mit 63 so eine gute Idee ist wenn wirklich jeder Expertenrat war: tut es nicht.
Stattdessen: Wahlgeschenke für Rentner, Aussitzen, Lavieren, mehr Bürgergeld, bisserle an den Steuern drehen, davon reden, dass man kein 5G an jeder Milchkanne braucht, Grundeinkommen fordern, 5000 Helme in die Ukraine schicken, Tiktok-Videos drehen, großes Drama um irgendwelche Symbolscheiße.
@Celetuiw
Du drehst mir das Wort im Mund herum.
Ich habe
zu keinem Zeitpunkt gesagt
"Ich sollte weniger besteuert werden weil ich viel leiste",
sondern
"Ich bin es leid, dass ich jedes Mal in der Gruppe bin, die die Zusatzkosten tragen soll wenn irgendwo über Besteuerung zur Finanzierung irgendwelcher Scheiße geredet wird, weil ich im Vergleich zu sehr vielen anderen Gruppen jeweils irgendwo zwischen dem doppelten und dem vier- bis fünffachen an ESt zahle"
Und dazu
"Das fühlt sich sehr nach Neid an, gerade wenn diese Forderungen von Menschen vorgetragen werden, die selbst nie aus ihrer Komfortzone gekrochen sind, und sich dann darüber beklagen, dass sie am Monatsende nicht auch so viel überwiesen bekommen."
Sollte die Strategieabteilung der Grünen doch nochmal mit einer Zahl für den Freibetrag für Kapitalerträge um die Ecke kommen bin ich mir sicher, dass ich auch an der Stelle dafür bestraft werden soll, dass ich, seit ich Geld verdiene, konsequent sparsam war und investiert habe … und mich auch nicht von Carsten Maschmeyer und allgemein der Versicherungsbranche mit irgendeinem schlechten "Altersvorsorgeprodukt" habe abzocken lassen, sondern die Risiken selbst getragen habe. Und ich habe bei 0 EUR angefangen.
Auch da bekommt man dann das Gefühl, dass man erst der eine war über den sich lustig gemacht wurde, weil man konsequent war und gespart hat. Jetzt ist man derjenige, der lange Jahre etwas getan hat/vorgesorgt hat. Und die, die nix getan haben und gelacht haben, stehen mit Mistgabeln vor der Tür und fordern, dass man mal gefälligst solidarisch zu sein hat, und vom gesparten Geld doch gefälligst einfach noch mehr abgeben soll.
Ja hm … lass mich überlegen. Ne danke.
Ich hab übrigens auch zu keinem Zeitpunkt gefordert, dass sich Besteuerung an "Leistung" orientieren soll. Ich möchte, dass die Denke mal mehr in Richtung "wie könnte man Dinge verbessern" geht, anstatt in Richtung "hey, kein Problem, wir machen einfach mehr Schulden für konsumptive Staatsausgaben, gehe über Los, gewinne die Wahl durch absurde Versprechen, problem solved" oder alternativ "hey, kein Problem, wir besteuern einfach 'die Reichen' (ab 60k) noch etwas mehr und streichen ihnen ein paar Sozialleistungen" (Elterngeld bspw.) wohl wissend, dass dieser Teil der Bevölkerung ohnehin schon einen deutlich überproportionalen Anteil an der Gesamtlast trägt. Ich möchte auch, dass Hans Arsch die Fresse hält und mal anfängt darüber nachzudenken, ob er sich vielleicht einfach etwas anstrengt, den Arbeitgeber wechselt, sich fortbildet oder sonst irgendetwas sinnvolles macht, um daran zu arbeiten was ihn an seinem eigenen Leben stört, anstatt sich in seiner Komfortzone zurückzulehnen und zufrieden "die Anderen sind schuld" zu murmeln.