Coronavirus Sterben wir oder doch nicht?

Benrath

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Also mag sein, dass ich als Beamter mehr Verständnis mit "entfernten Kollegen" hab und aus eigener Erfahrungen weiß wie beschissen es ist im öffentlichen Dienst Aufträge zu vergeben ohne das der eigentlich Verantwortliche, der den Auftrag vergeben will dafür etwas kann.

Jetzt hält sich ein Konzern nicht an den Vertrag und liefert nicht und es ist in erster Linie Flinten Uschi Schuld?
 

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Also mag sein, dass ich als Beamter mehr Verständnis mit "entfernten Kollegen" hab und aus eigener Erfahrungen weiß wie beschissen es ist im öffentlichen Dienst Aufträge zu vergeben ohne das der eigentlich Verantwortliche, der den Auftrag vergeben will dafür etwas kann.

Jetzt hält sich ein Konzern nicht an den Vertrag und liefert nicht und es ist in erster Linie Flinten Uschi Schuld?

Es ist in erster Linie scheisse etwas zu vergeben, weil Behörden inkompetent im Vergaberecht sind. 100% aller Vergabeverfahren, die ich bislang vom Verteidigungsministerium gesehen habe, waren fehlerhaft. Immer immer immer. Wenn sie dann mal Kanzleien einschalten, dann viel zu spät. Keine Ahnung wieso Behörden denken, sie könnten sowas, wenn sie es offensichtlich nicht können.

Das Vergabeverfahren für das neue Sturmgewehr wurde deshalb abgebrochen, weil das Ministerium zu dumm war die patentrechtlichen Voraussetzungen zu checken (wobei jeder Vergaberechtler nach so maximal 2 Verfahren weiß, dass IP Rechte bei Rüstungvergaben oftmals das teuerste und komplizierteste sind und deshalb Prio No. 1 haben).

Sowas ist das Uschis Schuld bzw. Schuld des Verteidigungsministeriums/der jeweiligen Behörde. So wie die verkackte Beschaffung des schweren Transporthelikopters, die verkackte Privatisierung der Panzerinstandsetzungswerke, die verkacke Beschaffung der MKS 180 oder ca. jedes andere Verfahren, das über dieses Amt läuft. Und das geilste ist, die nehmen sich nicht mal beim Nachprüfungsverfahren externe Anwälte und versuchens selber und verlieren regelmäßg :rofl:

PS: Das ist im Übrigen vermutlich nicht mal die Schuld der Beamten selbst. Ich kenne zumindest ein paar beim BAAINBw und BMV und das sind gute Juristen, die können Vergaberecht. Es sind politische Entscheidungen, die sie zwingen dämliche, rechtswidrige Entscheidungen zu treffen und ständig in Haftungsrisiken reinzurennen. Die Politik schafft es einfach nicht für die dauer eines komplexen Vergabeverfahrens eine konsistente Meinung beizubehalten. Da will Uschi zB HIL privatisieren, alles ist fertig und vorberietet (für viele Millionen Euro Steuergeld), dann kommt AKK und meint sie müsse jetzt ein Zeichen gegen Uschi setzen und der SPD nen Knochen vorwerfen - dann wird kurzerhand das Verfahren wieder abgeblasen, nach Jahren von Arbeit und wie gesagt Mio. Steuergeldern und trotz eindeutiger Berechnungen, die für die Privatisierung sprechen. So läuft das halt ständig.
 
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Jetzt hält sich ein Konzern nicht an den Vertrag
Du kennst also den Vertrag um das beurteilen zu können? Aktuell würd ich mal eher sagen, es wurde die Erwartungshaltung mancher Politiker verletzt. Ob sich das auch so wirklich im Vertrag widerspiegelt, ist dann eine komplett andere Frage und es wird sicher auch noch eine Weile dauern, bis wir das als Normalbürger wissen.
 
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Also mag sein, dass ich als Beamter mehr Verständnis mit "entfernten Kollegen" hab und aus eigener Erfahrungen weiß wie beschissen es ist im öffentlichen Dienst Aufträge zu vergeben ohne das der eigentlich Verantwortliche, der den Auftrag vergeben will dafür etwas kann.

Jetzt hält sich ein Konzern nicht an den Vertrag und liefert nicht und es ist in erster Linie Flinten Uschi Schuld?
Wir kennen doch den Vertrag gar nicht oder die genauen Gründe für die Probleme, darum halte ich das alles erstmal für Gerede. Es ist wohl kaum plausibel, dass AstraZeneca irgendwie versucht die EU zu übertölpeln - der Impfstoff ist afaik bisher non-profit und kostet so viel wie ne Schachtel Eier. Darum scheint mir der gereizte, fast feindselige Ton hier unangebracht.

Wenn jetzt schon der zweite Hersteller Produktionsengpässe ausgerechnet innerhalb der EU meldet, dann wirft das imo erneut die Frage auf, ob die EU und Deutschland insbesondere genug getan haben, um die Produktionskapazität rechtzeitig auszubauen. Hätte es für die Produktion und Einrichtung der Lieferketten wirklich keinen Unterschied gemacht, wenn man im Sommer direkt 900 Mio. Dosen bestellt hätte?
Auf mich wirkt das weiterhin unplausibel. Mich macht auch stutzig, dass der EU offenbar nicht mal bekannt ist, wann und in welchem Umfang bereits produziert wurde.

Lächerlich wirds dann, wenn man fordert, UK sollte jetzt mal was von ihrem Supply rüberschicken, weil wir hier Produktionsprobleme haben. :rolleyes:
 
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Benrath

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Es ist in erster Linie scheisse etwas zu vergeben, weil Behörden inkompetent im Vergaberecht sind. 100% aller Vergabeverfahren, die ich bislang vom Verteidigungsministerium gesehen habe, waren fehlerhaft. Immer immer immer. Wenn sie dann mal Kanzleien einschalten, dann viel zu spät. Keine Ahnung wieso Behörden denken, sie könnten sowas, wenn sie es offensichtlich nicht können.

Naja wie mans macht, macht man es falsch. Bindet man zu viele extern Berater ein ist auch niemand zufrieden :deliver:
Nicht mal das ich dir widersprechen will, aber es schweift ab. Um die Berater einzuschalten, muss man ja auch erstmal ausschreiben oder einen Rahmenvertrag haben :>

Natürlich kenn ich die Verträge nicht. Mich verwundert nur weiterhin das völlig unreflektiert jede Aussage der Firmen übernommen wird und bei allem die EU Komm Schuld ist. Jetzt gibt es mal eine Schlagzeile, die darauf hindeutet, dass die Firma Schlud ist und der Tenor hier ist weiterhin "Scheiß Uschi"

Wie gesagt glaube ich auch, dass die EU mehr hätte bestellen sollen, damit eventuell mehr Kapazitäten aufgebaut werden. Nur bin ich nicht so sicher, wieviel das gebracht hätte, weil es eventuell in diesem Sektor 6 Monate auch keinen wirklichen Unterschied machen, dass aus dem Nichts neue Produktionsstätten entstehen oder anderer umdeklariert werden können. Oder es gibt ne andere banale Erklärung, wie Mangel eines Rohstoffs oder eines anderen Zwischenprodukts.

Wenn dem so wäre, wäre der Anreiz auch jetzt schon ausreichend.
 

zoiX

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Zu dem ganzen 'Produktionskapazitäten ausbauen': Pharmaprozesse werden anlagenweise validiert. Will ich denselben Wirkstoff nach demselben Verfahren in einer anderen (selbst baugleichen) Anlage produzieren, muss der Prozess revalidiert werden.
So eine Produktion muss also recht langfristig geplant werden und ein schnelles Hochfahren über 'Auslastung der etablierten Anlage erhöhen' hinaus ist schwierig.
 

parats'

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Jetzt hält sich ein Konzern nicht an den Vertrag und liefert nicht und es ist in erster Linie Flinten Uschi Schuld?

Kurz und Knapp - in dieser Situation hätte man bei allen Potentaten 100% bestellen müssen. Am Ende wäre man vielleicht in der Luxussituation einer Überkapazität die man andere Länder hätte geben können. Das ist das was ich der EU direkt ankreide.
 

Benrath

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Naja dann ist aber eigentlich nicht die Uschi Schuld sondern die Regierungen, die zu knickrig waren.
Die Regierungen hätten ja Geld bereit stellen können.
 
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Ich halte auch wenig von diesem einseitigen EU-Bashing. Für mich ist hier klar die Bundesregierung in der Schuld, weil es letztlich deren Aufgabe gewesen wäre alles dafür zu tun, dass Deutschland so früh und viele Impfdosen wie möglich kriegt. Europäische Solidarität schön und gut, hätte man im Zweifel gerne sagen dürfen, dass man ein paar Milliarden extra in den Topf wirft, die dann allen zugute kommen.
 

parats'

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Naja dann ist aber eigentlich nicht die Uschi Schuld sondern die Regierungen, die zu knickrig waren.
Die Regierungen hätten ja Geld bereit stellen können.

Ja im Prinzip stimmt es schon, dass Flintenuschi direkt wahrscheinlich wenig Auswirkungen hat. Aber ich habe an keiner Stelle ein Statement gehört, wo sie dazu aufruft, dass man die Einkaufspolitik bitte mal sinnvoll angeht und ich verlange eigentlich, dass sie hier vor möglichen Problemen warnt. Jetzt aber sich hinstellen und sofort Statements der Pharmafirmen zu fordern ist halt ein move der Verzweiflung und eine reine Nebelkerze.
 

Deleted_228929

Guest
Rein auf Immobilien wird man sowas machen können. Ob dies auch bei flüchtigen Kapitalanlagen funktioniert halte ich nur für begrenzt möglich.
Er spricht ja auch explizit von Bodensteuer. ;)

(Wobei ich ohne schlagende Empirie auch nicht so ohne weiteres überzeugt bin, dass eine maßvolle Besteuerung von Geldvermögen, so sie EU-einheitlich eingeführt würde, direkt zum Weltuntergang führt.)


er tritt als Experte auf, dem man vertraut. Als Experte sollten seine Aussagen fundiert sein, und seine Antwort ist reines Bauchgefühl ohne Basis von Zahlen, Daten, Modell oder sonstwas, sondern Bauchgefühl eines Fachfremden. Und er macht dabei politische Forderungen. Wie unterscheidet er sich da von den Gender Leuten, die nur aus Gefühl Müll fordern?



mRNA-Impfstoffe sollen schneller zu entwickeln und leichter zu produzieren sein als normale Impfstoffe.

"Problem" ist die Prozessvalidierung. Jede Neuproduktion/Umstellung muss validiert sein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Validierung_(Pharmatechnik)

Prozessvalidierung dauert Zeit, und da Sicherheit das Wichtigste ist, kann man da kaum Abkürzungen machen.
Alltagsvorstellung man kriegt neues Rezept, und wenn man jetzt nicht sehr geübter Koch ist, braucht man trotzdem etwas Übung und öfters genug Versuche, bis das Resultat genauso und jedes mal gleich gut rauskommt.

Jetzt hatte AstraZeneca Probleme in bei der Produktion, während in Indien ne Fabrik gebrannt hat. Jeder, der in der Industrie mal neues Produkt an den Start gebracht oder Scaleup gemacht hat, wird die unerwarteten und nicht vorhersehbaren Kinderkrankheiten kennen. Oder wenn man daheim mal statt nur für die Familie für die ganze Sippschaft kochen muss.

Zu dem ganzen 'Produktionskapazitäten ausbauen': Pharmaprozesse werden anlagenweise validiert. Will ich denselben Wirkstoff nach demselben Verfahren in einer anderen (selbst baugleichen) Anlage produzieren, muss der Prozess revalidiert werden.
So eine Produktion muss also recht langfristig geplant werden und ein schnelles Hochfahren über 'Auslastung der etablierten Anlage erhöhen' hinaus ist schwierig.

Ah jo, danke für die Info. Hatte da nur dieses Zitat von dem Biontech-Chef im Kopf:
Zu der Frage, ob Biontech andere Hersteller zur Produktion des neuen Impfstoffes lizenzieren könne, betonte Sahin die Komplexität bei der Herstellung von mRNA-Impfstoffen. „Da kann man nicht einfach umschalten, so dass statt Aspirin oder Hustensaft plötzlich Impfstoff hergestellt wird. Der Prozess braucht jahrelange Expertise und eine entsprechende bauliche und technologische Ausstattung.“
https://orf.at/stories/3195688/
 
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Problem mit der Liefermenge dürfte sich erledigt haben: Grad geht die Meldung um, dass der AstraZeneca-Impfstoff bei älteren Menschen fast wirkungslos ist. :deliver:

+++ AstraZeneca-Impfstoff laut Bericht bei älteren Menschen kaum wirksam +++

20.38 Uhr: Der Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca hat offenbar bei älteren Menschen nur eine geringe Wirksamkeit. Wie das »Handelsblatt« unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, wird bei dem Impfstoff nur mit einer Wirksamkeit von acht Prozent bei den über 65-Jährigen gerechnet.

Die »Bild«-Zeitung berichtet indes ebenfalls unter Berufung auf Regierungskreise, dass der Impfstoff von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA nur eine Zulassung für Unter-65-Jährige erhalten soll.

Dem »Handelsblatt«-Bericht zufolge prüft das Bundesgesundheitsministerium bereits, ob die nach Alter gestaffelte Impfreihenfolge angepasst werden muss. Eine Stellungnahme des Ministeriums zu den möglichen Folgen der geringen Wirksamkeit auf den Impfplan der Regierung liegt laut »Handelsblatt« nicht vor.

Ein abschließendes Ergebnis über die Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffes ist laut der Zeitung noch nicht möglich. In den klinischen Studien des Pharmakonzerns seien ältere Personen aber offenbar relativ schwach vertreten gewesen. Bereits die britische Zulassungsbehörde MHRA habe demnach angemerkt, dass aussagefähige Resultate zur Wirksamkeit des Impfstoffs sich in diesen Studien gar nicht ermitteln ließen.
https://www.spiegel.de/wissenschaft...eglich-a-f08b28d7-51c6-490b-a300-e2ac77f6609f



Nebenbei geht man an den Grenzen endlich mit der gebotenen Ernsthaftigkeit zur Sache:
Staus, Schlangen vor den Testzentren, ausgefallene Busverbindungen: Die neuen Einreiseregeln für Berufspendler aus Tschechien haben zum Teil für Unmut und Chaos gesorgt - ein Blick nach Bayern nach Sachsen.
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/coronatest-pendler-tschechien-101.html

Hoffentlich hält diese Entschlossenheit an. Spätestens wenn wir in ein paar Wochen wieder deutlich niedrigere Zahlen haben, müssen imo Einreisebschränkungen gegenüber allen Nachbarn mit höherer Inzidenz durchgehalten werden, auch wenn es politisch nicht einfach ist.
 
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parats'

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Deswegen gibt es als zweite Dosis auch Sputnik V. :deliver:
Aber im ernst, dann kann man es ja den jüngeren systemrelevanten Arbeitskräften geben.
 

Gustavo

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Ich halte auch wenig von diesem einseitigen EU-Bashing. Für mich ist hier klar die Bundesregierung in der Schuld, weil es letztlich deren Aufgabe gewesen wäre alles dafür zu tun, dass Deutschland so früh und viele Impfdosen wie möglich kriegt. Europäische Solidarität schön und gut, hätte man im Zweifel gerne sagen dürfen, dass man ein paar Milliarden extra in den Topf wirft, die dann allen zugute kommen.


Auch wenn es hier natürlich angebracht gewesen wäre, weil der ROI sicherlich für jede zusätzliche Impfdose astronomisch ist: Prinzipiell sollte Deutschland das nicht machen, weil man damit nur das sowieso schon große Trittbrettfahrer-Problem in der EU verstärkt. Man hätte allerdings zumindest das Risiko übernehmen können, falls es scheitert oder sowas: Deutschland zahlt im Voraus mehr und bleibt dann im Zweifelsfall auf den zu spät gelieferten oder zu unwirksamen Impfstoffen sitzen, im Erfolgsfall müssten dann allerdings die anderen Länder anteilig zahlen, um von den zusätzlichen Kapazitäten auch profitieren zu können oder sowas.
 
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Bin ja mal gespannt was jetzt aus diesen vermeintlichen 8% wird, die alle brav copy&pastet haben. Das die Briten und AstraZeneca das nicht so mögen wäre ja eine Sache, aber auch das Gesundheitsministerium hat das jetzt wohl dementiert. Falls es nicht stimmt, wäre das natürlich schon derbe, wie brav alle diese Fakenews verbreitet haben.

Die Quelle klang auch dünn, denn eigentlich bezogen die sich alle aufs Handelsblatt und die wiederum ganz vage auf irgendwelche Infos aus "Regierungskreisen", nix mit Studien oder Experten, sondern vielleicht einfach nur Flurfunk, wo vielleicht jemand irgendwas falsch aufgeschnappt/verstanden hat.
 
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Naja. Es geht wohl um interne Daten, die gerade bei der EMA vorliegen und das Handelsblatt will halt von irgendeiner Vertrauensperson was erfahren haben. Afaik ist es üblich, dass sich sowas dann erstmal weiterverbreitet und imo auch nicht schlimm, solange man die Quelle nennt.


@Gustavo
Das war mehr als Ultima Ratio gedacht, falls man sich aus politischen Gründen gar nicht besser stellen will.
Angesichts der überraschend divergierenden Vorstellungen und Interessen der EU-Staaten wäre imo eine einfache Sammelbestellung am besten gewesen: Die EU sondiert grobe Preise für einen Großauftrag, dann kann jeder Staat seine Wünsche einreichen, fertig.

Ich finde tatsächlich überraschend, dass quasi kein Industriestaat einfach von allen geeigneten Kandidaten genug bestellt hat. Es gab Mitte 2021 afair nur ne gute Handvoll Kandidaten, bei denen eine Zulassung im ersten Halbjahr 2021 realistisch war. Pro Kopf dürften die Kosten bei unter 200 Euro liegen.
Selbst vom spottbilligen AstraZeneca-Impfstoff hat die EU ja nur 300 Mio. Dosen fest bestellt.

Am nächsten dran an der optimalen Strategie waren offenbar die USA und ich vermute weiterhin, dass sie weit schneller signifikante Impfquoten erreichen werden als Europa - und das sogar mit den besten Impfstoffen.
 
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„Auf den ersten Blick scheint es so, dass in den Berichten zwei Dinge verwechselt wurden“, so das Ministerium. „Rund acht Prozent der Probanden der AstraZeneca-Wirksamkeitsstudie waren zwischen 56 und 69 Jahren, nur drei bis vier Prozent über 70 Jahre.“ Daraus lasse sich aber nicht eine Wirksamkeit von nur acht Prozent bei Älteren ableiten.
Wir reden hier ja von einem Impfstoff kurz vor der Zulassung, gehe mal stark davon aus, dass die Regierungen nicht zum 1. mal über den Stand der Tests in den letzten Monaten informiert wurden. Bisher wurde immer weiter "oldies first" als Impfstrategie ausgegeben, da klingt es schon etwas seltsam, das erst jetzt irgendwem auffällt, dass der Impfstoff für Ältere gar nicht geeignet wäre. Da kann man dann schon mal eine vermeintliche Info hinterfragen, bevor man die munter verbreitet und/oder halt mal die Info versuchen zu verifizieren mit offiziellen Stellen.
 

Gustavo

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Das ist generell eine seltsame Geschichte: Der Artikel hat nicht weniger als vier Autoren, dazu werden angeblich mehrere Quellen aus der Bürokratie genannt. Wie kann es sein, dass die alle einen so gravierenden Fehler machen, der auch noch nicht mal offensichtlich ist? Tl;dr: Gesundheitsministerium behauptet, Handelsblatt hätte wohl den Anteil der 56 bis 69-jährigen in der Studie mit der Wirksamkeit bei über 65-jährigen verwechselt.
 
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Scheint ne Ente zu sein. Alles etwas obskur, wie sowas gedruckt werden kann.
 

Gustavo

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Scheint ne Ente zu sein. Alles etwas obskur, wie sowas gedruckt werden kann.


Mag sein, aber ich gehe mal schwer davon aus beim Handelsblatt ist man sich auch um die Tragweite einer solchen Geschichte bewusst. Kann mir irgendwo nicht vorstellen, dass die da einen Flüchtigkeitsfehler abgedruckt haben.


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Neues vom Planeten Augstein: https://www.spiegel.de/politik/deut...olumne-a-4182bf83-cf33-4075-abdd-b4d5ad5b1cb4

Oliver Lepsius, er lehrt Verfassungstheorie und öffentliches Recht in Münster, monierte in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, dass »ohne Ansehen von Wirkungsketten die Kontaktaufnahmen« pauschal reduziert würden. Das treffe besonders ältere Menschen: Die könnten sich nun nicht mehr in Schwimmbädern und Fitnessstudios »ihre Beweglichkeit erhalten«. Die großflächigen Maßnahmen hält er für »Ausdruck der Hilflosigkeit der Politik: Kritische Nachfragen werden mit dem Hinweis pariert, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass man sich beim Theaterbesuch oder auf dem Weg dorthin infiziere. Solche Negativbeweise aber gibt es nicht«.


Epistemologisch ist die Einsicht, dass es "einen Negativbeweis nicht gibt" natürlich in etwa ein so großer Wurf wie "jet fuel can't melt steel beams": Theoretisch interessant, solange zwei Gebäude, in die gerade jeweils ein Jumbojet gecrasht ist, nicht in sich zusammenfallen. IRGENDWO stecken sich die Leute an, sonst gäbe es die hohen Infektionszahlen nicht. Wenn der Staat nur die potenziellen Infektionswege regulieren würde, die sich eindeutig kausal belegen lassen, könnten wir auch direkt die Herdenimmunität als Ziel ausgeben.
 
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Mag sein, aber ich gehe mal schwer davon aus beim Handelsblatt ist man sich auch um die Tragweite einer solchen Geschichte bewusst. Kann mir irgendwo nicht vorstellen, dass die da einen Flüchtigkeitsfehler abgedruckt haben.
Naja die ganze Story klang aber schon etwas seltsam. Man hat da also einen Impfstoff der eigentlich wirkt (sollte ja laut denen für <65 zugelassen werden) aber urplötzlich knallhart auf fast komplett wirkungslos umschwingt? Gibt es irgendwelche Medikamente, wo das so krass an einer Altergrenze einbricht?
 
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Ich wüsste manchmal gern, was solche Menschen sich von mehr Wissen erwarten: Angenommen, wir hätten komplette Information darüber, wo und wie sich jeder einzelne Infizierte angesteckt hat. Was würde das helfen? Ist die geheime Hoffnung, dass Übertragungen auf eine klar abgrenzbare Kategorie von Kontakten begrenzt ist, die man dann einfach unterlassen kann, ohne dass es Kompensationseffekte durch andere Kontaktarten gibt?
Ich vermute, dass wir selbst bei vollständiger Information ziemlich genau dieselben Maßnahmen fahren würden, fahren müssten.



Nebenbei gibt es schon die nächste große Panne: Biontech berechnet nach der EMA-Genehmigung nun für jede Ampulle sechs, statt wie vorher fünf ausgelieferte Dosen. Tatsächlich kann man aber wohl bei weitem nicht in allen Fällen sechs Dosen entnehmen. Damit steht nicht nur aktuell weniger Impfstoff zur Verfügung, es gehen auch bezahlte Dosen verloren.
Weniger Impfungen wegen fehlender Spritzen

Die Idee, vom BioNTech-Impfstoff sechs statt fünf Dosen aus einer Ampulle zu ziehen, entpuppt sich als Eigentor. Statt, wie erhofft, 20 Prozent mehr Menschen impfen zu können, sind es tatsächlich sogar weniger.
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/biontech-impfdose-101.html

Währenddessen kaufen die USA nochmal von Moderna und Pfizer nach und scheinen davon auszugehen, dass sie damit bis Herbst durchimpfen können.


[Edit]
Neues von EU vs Astra:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/u...0DZCxpPYDCQgO1dEMph&__twitter_impression=true
Soriot hob hervor, dass AstraZeneca seinen Liefervertrag mit Großbritannien drei Monate früher als mit der EU geschlossen habe. Auch bei der Belieferung Großbritanniens habe es »Anfangsprobleme« gegeben. Dort habe es aber drei Monate mehr Zeit gegeben, um diese Probleme zu beheben. In der EU befinde sich AstraZeneca zwei Monate hinter dem ursprünglichen Plan.

»Aber der Vertrag mit den Briten wurde drei Monate vor dem mit Brüssel geschlossen. Wir hatten dort drei Monate mehr Zeit, um Pannen zu beheben.« Sein Unternehmen sei vertraglich nicht zur Lieferung bestimmter Mengen Impfstoff verpflichtet. Brüssel wollte nach seinen Worten mehr oder weniger zum selben Zeitpunkt beliefert werden wie die Briten – obwohl diese drei Monate früher unterzeichnet hätten. »Darum haben wir zugesagt, es zu versuchen, uns aber nicht vertraglich verpflichtet.«
Touché :ugly:

So langsam könnte man gut drüber lachen, wenn es nicht so ernst wäre. Bessere Werbung für den Brexit geht eigentlich nicht.
 
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Gustavo

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Aus der FAZ (leider Bezahlschranke): https://www.faz.net/aktuell/wirtsch...der-corona-impfstoff-produktion-17167921.html

Werde aus der Astra-Zeneca-Geschichte immer noch nicht schlau. AZ sagt die Briten hätten keine Lieferprobleme weil sie drei Monate früher gekauft hätten, die EU sagt was von ein bis zwei Wochen. Die drei Monate hätten angeblich mehr Zeit gegeben, die Probleme bei den Lieferungen für Großbritannien zu beheben, aber effektiv wurde der Impfstoff ja auch erst vor einem Monat im UK zugelassen, dementsprechend erscheint mir das als Erklärung eher unrealistisch. Und zusätzlich ist AZ ein riesiges Unternehmen (eins der größten, zeitweise das größte im UK), dazu wurde ein großer Teil der Entwicklung in Oxford unternommen. Oxford hat von Anfang die Kooperation nur angeboten, wenn der Verkauf zum Selbstkostenpreis stattfindet, was offensichtlich viele andere Unternehmen abgelehnt haben, AZ aber nicht. Deshalb war immer auch angedacht, dass man eben nicht nur die Industrienationen beliefert, insofern entzieht es sich mir ein wenig, wieso das Committment der EU überhaupt eine Rolle spielen sollte, wenn so oder so klar war dass der Impfstoff, sollte er auch nur halbwegs funktionieren, auf Nachfrage trifft. Irgendwie passt das alles nicht so richtig zusammen.
 
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Der Artikel enthält imo nichts Neues, außer etwas Hintergrund zu Soriot.

Warum glaubst du, dass die Zulassung eine Rolle spielt? Für die Produktion macht das doch keinen Unterschied.
Auch wenn AstraZeneca vorhatte den Weltmarkt zu beliefern, bezweifle ich, dass das durch neue Standorte in UK oder EU passieren sollte. Denn das dürfte kaum so kostengünstig gehen wie bspw. in Indien.
Es ist daher für mich plausibel, dass die neuen Standorte und Lieferketten hier primär für die Auslieferung vor Ort oder an andere Industrieländer gedacht sind. Kanada z.B. soll ja aus der EU beliefert werden.
Dass das Timing des größten Einzelvertrags mit der EU da eine Rolle spielen kann, scheint mir auch plausibel. Denn non profit oder nicht: In Vorkasse gehen macht AZ wahrscheinlich eher ungern.

AZs Standpunkt ist ja: Für UK und EU wurde jeweils eigene Produktion geplant, nur war UK einige Monate früher dran. Wenn das faktisch so zutrifft, dann sehe ich die EU hier eher als Bully, der versucht sich durch seine Größe einen unfairen Vorteil zu verschaffen. Denn warum sollte UK keinen Vorteil davon haben, dass sie schneller waren? Das gilt natürlich nur, wenn zwischen dem Lieferverzug und dem Zeitpunkt der Bestellung tatsächlich ein kausaler Zusammenhang besteht.
Anders verhielte es sich, wenn bisher schon UK aus der europäischen Produktion beliefert wurde. Dann wäre AZs Position aber so dreist, dass ich das für unwahrscheinlich halte.

Zwei rechtliche Einschätzungen:
https://www.theguardian.com/busines...egotiate-covid-vaccine-contracts-warn-experts
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/astrazeneca-eu-interview-101.html
Rechtlich scheint die EU zumindest damit richtig zu liegen, dass first come, first serve nicht gilt, wenn UK und EU ähnliche Verträge (best effort) haben.



Novavax berichtet erste Daten aus Phase 3: 90% wirksam, aber nur 50% in Südafrika. Fast alle der Erkrankten dort hatten die Mutante. https://www.nytimes.com/2021/01/28/health/covid-vaccine-novavax-south-africa.html

Einige Experten vermuten, dass Novavax insgesamt ähnlich wirksam ist wie die mRNA-Impfstoffe und die Beeinträchtigung der Wirkung gegen die Mutanten größer ist als bisher angenommen.
Das hieße, dass die jetzigen Impfstoffe alle zu schwach sind gegen die SA-Mutante.
Novavax entwickelt schon eine Kombiimpfung, Moderna und Biontech einen Booster.



AstraZeneca wird wohl tatsächlich nur für U65 zugelassen, weil sie zu wenig ältere in Phase 3 eingeschlossen haben, wo sich kein erhöhter Schutz gegenüber Placebo zeigte. Handelsblatt lag also fast richtig
In UK haben sie die Zulassung trotzdem aufgrund der Phase-2-Daten erteilt.

Anfang nächster Woche sollen Daten von J&J kommen. Frühe Daten waren vielversprechend und die haben schon angekündigt, dass sie die Vorbestellungen bedienen können.


[Edit]
AZ doch für alle ab 18 zugelassen (my bad), aber die STIKO empfiehlt ihn nur für 18 bis 64 Jahre wegen unzureichender Daten für Ältere.

J&J hat heute erste Angaben gemacht, demnach hat der Impfstoff im Mittel etwa 66% Wirksamkeit, also ähnlich wie Astra. Ein Teil der Studie fand in Südafrika und Südamerika statt, wo bereits die Mutanten umgehen, dort weniger Wirksamkeit.
 
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Ich hatte gestern 2 Berechtigungsscheine für Masken in der Post. Ich bin 33 und habe keinerlei mir bekannte, relevante Vorerkrankung. Mein Vermieter ist 74 und hatte mal Krebs. Der hat noch immer keine. Meine Mutter ist 61 und hat COPD und ne Herzerkrankung. Hat auch noch keine. Kann man sich nicht ausdenken.
 
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Benrath

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Ja meine Frau auch... Ich finds auch recht traurig, dass man nicht in der Lage war das anders umzusetzen. Wahrscheinlich sind dabei mehr Verwaltungskosten entstanden als die 10€ Warenwert
 

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Parallel dazu haben wir in der Kanzlei nen ganzen Lagerraum davon voll - obwohl 90% der Kollegen eh im HO arbeiten. Die staatliche Orga ist mal wieder tipitopi.
 

Benrath

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Ja das ist in der Tat ein Armutszeugnis. Frag ich mich auch wer das gemacht hat.

Wäre die einfachste Lösung nicht einfach ein QR Code gewesen per Email. Der Brief kam eh von der Debeka also sollten sie die Email haben. Die Gutscheine jetzt sind ja nicht mal personalisiert, was mit dem QR Code wohl möglich wäre.
 
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Geht das bei den Gutscheinen einfach ums Geld oder überhaupt um die Berechtigung, Masken zu beziehen?
 
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Geld. Meine Frau hat auch Gutscheine bekommen, keine Ahnung warum. Aber zwei mal 6 FFP2 Masken für jeweils 2 Euro ist ein ganz guter Kurs, hab ich gehört :deliver:
 

Benrath

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Neues vom Planeten Augstein: https://www.spiegel.de/politik/deut...olumne-a-4182bf83-cf33-4075-abdd-b4d5ad5b1cb4

Epistemologisch ist die Einsicht, dass es "einen Negativbeweis nicht gibt" natürlich in etwa ein so großer Wurf wie "jet fuel can't melt steel beams": Theoretisch interessant, solange zwei Gebäude, in die gerade jeweils ein Jumbojet gecrasht ist, nicht in sich zusammenfallen. IRGENDWO stecken sich die Leute an, sonst gäbe es die hohen Infektionszahlen nicht. Wenn der Staat nur die potenziellen Infektionswege regulieren würde, die sich eindeutig kausal belegen lassen, könnten wir auch direkt die Herdenimmunität als Ziel ausgeben.

Ich sehe eigentlich die interessante Parallele zum Klimawandeln. Beides global public bad. Niemand ist individuell für die Pandemie oder den Klimawandel verantwortlich und je nachdem ist es sogar eine schwierige moralische Frage welche Pflichten man hat die Pandemie oder den Klimawandel zu "bekämpfen".
Daher fällt es den Leuten auch so schwer ihr individuelles Verhalten anzupassen sobald die Gefahr wieder im diffusen Gesamtbild untergeht. Die Pandemie betrifft halt nur Risikogruppen / Klimawandel nur die dritte welt :deliver:

Auf der anderen Seite kann ich auch den Frust verstehen, dass wir ein Jahr in die Pandemie immer noch wenig klare Guidelines zum Verhalten jenseits von Kontatkreduktion haben. Mir ginge es da eher um ein risk assesment und ein entsprechendes Anpassen und Durchsetzen der Maßnahmen. z.B. würde ich Treffen im Freien wesentlich entspannter sehen und mit mehr Augenmaß regeln wollen. Muss man zwei Leuten die im freien auf der Steinplatte einer Schule Tischtennis spielen ein Bußgeld aufbrummen? Die knappen Ressourcen für Kontrollen sollte man eher darauf verwenden "geheime" parties etc zu sprengen und meinetwegen echt auf Verdachte mehr klingeln, wenn man von außen Anzeichen sieht, dass sich da wohl gerade mehr als erlaubt im Haus/der Wohnung treffen.

Das gleiche im Job.
 
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FAZ zu ökonomischen Überlegungen:
https://www.faz.net/aktuell/wirtsch...zerne-stehen-am-pranger-17172215.html?premium
Kremers Überlegung: Die zu erwartenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schäden durch die Pandemie sind so groß, dass es sich für die Staaten lohnt, breit gestreut den Aufbau von Fertigungskapazitäten zur Impfstoffherstellung fördern sollten, damit die Pharmafirmen viele unterschiedliche Vakzine entwickeln und die erfolgreichen unter ihnen ab dem Tag der Zulassung in großen Mengen ausliefern können. Für Deutschland kommt Kremer in einer Kosten-Nutzen-Abwägung darauf, dass die Regierung idealerweise 21 Impfstoffhersteller unterstützen und dafür 13,6 Milliarden Dollar hätte ausgeben sollen; für die EU kommt er auf ein optimales Fördervolumen von rund 60 Milliarden Dollar. Der Ertrag, rechnet der Wissenschaftler vor, wäre fünfmal so groß gewesen.

[...]

Näher dran am Rat von Kremer und seinen Kollegen blieb der damalige amerikanische Präsident Donald Trump, der mit einem „Operation Warp Speed“ genannten, nach militärischem Vorbild organisierten Förderprogramm 11 Milliarden Dollar in acht verschiedene Pharmafirmen pumpte, damit diese schon Produktionskapazitäten aufbauen, bevor sich die Wirksamkeit ihrer Präparate erwiesen hat. Fünfmal so viel Geld hätte es nach Michael Kremers Berechnungen für ein ideales Ergebnis – nämlich so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich impfen zu können – sein müssen.

Eine Garantie, dass der Plan aufgehen würde, gab es freilich nicht. Und Politiker sind keine Ökonomen. Sie wollen wiedergewählt werden. Ihre Wahrscheinlichkeitsrechnung berücksichtigte auch das Risiko, als willfährige Helfer der Pharmabranche hingestellt zu werden, die gierigen Konzernen Blankoschecks ausstellen. Deshalb gingen sie nicht in die Vollen, sondern suchten Kompromisse.
[...]

Dass es auch anders geht, zeigen die Biotech-Firmen Biontech und Moderna, deren Impfstoffe schon etwas länger zugelassen sind und mit hoher Wirksamkeit in allen Altersgruppen überzeugt haben. Beide Präparate wirken offenbar auch gegen die jüngst festgestellten neuen Virusvarianten. Während Moderna zu den Profiteuren der „Operation Warp Speed“ in Amerika gehört, haben Biontech und Pfizer auf diese Förderung verzichtet, um unabhängig zu bleiben. Beide Firmen vertrauen auf eine Technik, auf deren Basis noch nie zuvor ein Medikament zugelassen wurde: Ihre Impfstoffe enthalten molekulare Anleitungen für den Bau von Virus-Bestandteilen. Dieses Verfahren ermöglicht es, schneller als je zuvor neue Arzneimittelkandidaten hervorzubringen. Allerdings müssen diese Präparate tiefgekühlt werden, damit sie ihre Wirkung nicht verlieren. Auch der Herstellungsprozess stellt besondere Anforderungen, Erfahrungswerte für die Produktion im industriellen Maßstab gibt es nicht.

[...]

Normalerweise dauert es zehn Jahre oder länger, einen neuen Impfstoff gegen auf den Markt zu bringen; viele Pharmafirmen scheuen das Impfstoffgeschäft grundsätzlich, weil es nicht besonders lukrativ ist. Nun gibt es, ein gutes Jahr nach der Identifizierung des Coronavirus, mehr als 200 verschiedene Impfstoffkandidaten. Ein paar sind sogar schon millionenfach verimpft worden. Ja, es hätte noch besser laufen können. Aber alles in allem ist das keine Impfstoff-Katastrophe, sondern ein Impfstoff-Wunder.
 
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Eine Garantie, dass der Plan aufgehen würde, gab es freilich nicht. Und Politiker sind keine Ökonomen. Sie wollen wiedergewählt werden. Ihre Wahrscheinlichkeitsrechnung berücksichtigte auch das Risiko, als willfährige Helfer der Pharmabranche hingestellt zu werden, die gierigen Konzernen Blankoschecks ausstellen. Deshalb gingen sie nicht in die Vollen, sondern suchten Kompromisse.
Das scheint mir als fast süßer Versuch den Bock, den die Politik da geschossen hat, zu rationalisieren.

Eine Krise wie diese Pandemie macht imo die mangelnden Fähigkeiten der politischen Führung sichtbarer als alltägliche Politik das vermag. Wir wären wohl gut beraten gewesen, uns wesentlich technokratischer zu verhalten.
Witzig finde ich, dass das Gegenargument dazu häufig ist, Experten seien mit ihren Ratschlägen niemandem verantwortlich. Aktuell beobachten wir dasselbe Prinzip in der Politik, wo anscheinend jede Performance noch gut genug ist - und nach der Pandemie wird dann auf null gedreht.
Die von Spahn angemahnte Bereitschaft zur Vergebung scheint besonders unter Politikern ausgeprägt zu sein.
 
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Man hat in der Pandemie ganz gut gesehen, wie das Zusammenspiel zwischen Experten, Politik und Medien funktioniert. Politiker wollen eher nichts falsch machen, was dann zu ewigem Herumgewurstel führt. Hinzu kommt dann noch der Föderalismus, der in Krisenlagen deutliche Schwächen offenbart, weil jeder "Landesfürst" sein eigenes Süppchen kochen will. Am besten wird es dann, wenn besagte Landesfürsten noch persönliche Machtinteressen haben, siehe Laschet und Söder. Andererseits haben die Medien dafür gesorgt, dass einige Virologen extrem prominent wurden, was aber im Umkehrschluss bedeutet, dass das Gros der Wissenschaftler weiterhin eher im Verborgenen arbeitet. Da entstehen schnell Diskrepanzen. Insgesamt hat man mMn gemerkt, wie schwerfällig Deutschland einfach ist. Ich weiß aber auch nicht, ob Technokratie die korrekte Antwort ist. Wenn man z.B. hardcore auf die Virologen gehört hätte, hätte es höchstwahrscheinlich deutlich schärfere und längere Lockdowns gegeben. Hätte weniger Tote, aber auch deutlich höhere Wirtschaftseinbußen bedeutet. Schwierige Kiste. Das ändert aber nix daran, dass in vielen Bereichen politisch hart gefailt wurde. Siehe Impfstoff, Schulen, Altenheime, verbindliche Regelungen für bestimmte Inzidenzwerte usw.
 
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Vor allem helfen die Technokraten ja auch nicht dabei das die aufgestellten Regeln dann auch eingehalten und kontrolliert werden.
 
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Technokratie heißt ja nicht sich einseitig auf eine bestimmte Gruppe von Experten zu verlassen. In Frühjahr haben wir ironischerweise rückblickend deutlich effizienter gehandelt, obwohl es viel mehr Unwägbarkeiten und noch keine so klare und einheitliche Meinung aus der Wissenschaft gab.
Zwischenzeitlich hat sich da einfach ein sehr klares Bild ergeben, was eine der großen Hürden (unklare Expertenhaltung) schon mal wegfallen lässt. Ein anderes übliches Hindernis fällt auch größtenteils weg: Es gibt fast keinen Wertkonflikt, weil die beste Krisenstrategie quasi alle relevanten Güter gleichzeitig optimiert.
 
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In Frühjahr haben wir ironischerweise rückblickend deutlich effizienter gehandelt, weil es viel mehr Unwägbarkeiten und noch keine so klare und einheitliche Meinung aus der Wissenschaft gab.
Fyp.

Im Frühjahr hatten alle richtig Schiss. Dann ist die erste Welle abgeflaut, der Sommer war schön und alle so: "SCHLAAAND".
Rest ist bekannt.
 

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Guest
Fyp.

Im Frühjahr hatten alle richtig Schiss. Dann ist die erste Welle abgeflaut, der Sommer war schön und alle so: "SCHLAAAND".
Rest ist bekannt.

Aber ist das jetzt anders? Also ich kann das zumindest in meiner Bubble nicht beobachten. Klar nimmt man das schon ernst und erkennt objektiv den Ernst der Lage an und versucht sich auch an alle Vorsichtsmaßnahmen zu halten, aber weder ich noch jemand den ich kenne hat im persönlichen Umkreis jemandem, der einen schweren Verlauf hatte oder gar verstorben ist. Dadurch wirkt die Gefahr halt weiterhin irgendwie sehr abstrakt. Wir hatten im Herbst einen größeren Ausbruch im Büro, da sind so 12 Menschen krank geworden und keiner hatte irgendwelche Symptome (bis auf leichten Schnupfen). Diese Vielgesichtigkeit der Krankheit ist vermutlich auch ein Problem beim "Ernstnehmen" für viele. Wenn es wie die Beulenpest abgehen würde, würden die Straßen ganz anders aussehen :ugly:
 
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Wir wären wohl gut beraten gewesen, uns wesentlich technokratischer zu verhalten.
Witzig finde ich, dass das Gegenargument dazu häufig ist, Experten seien mit ihren Ratschlägen niemandem verantwortlich.

Da will ich dir nicht grds. widersprechen, aber du machst es dir gleichzeitig etwas zu einfach.

Experten sind nicht nur Virologen und selbst unter denen ist man sich nicht einig.

Experten sind z.B. auch bei der deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin oder bei der Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. Und in deren Stellungnahmen wird eine flächendeckende Schließung von Kindergärten und Schulen recht kritisch gesehen.

Zum einen auf Grund der daraus resultierenden Kindswohlgefährdung, zum anderen weil Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen keine Treiber der Pandemie sind. U.a. beruft man sich auf den Report der ECDC, in der wohl auch Experten zu Wort gekommen sein dürften. In diesem kommt man zum Schluss, dass die negativen Auswirkungen an den Kindern die Vorteilen der Schulschließungen überwiegen.

Welcher Experte entscheidet denn jetzt, welche Expertenmeinung gewichtiger ist?
 
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