Okay, also ist der Grund der Sache "es passt halt manchen nicht, weil sie aus Befindlichkeitsgründen lieber Biontech haben wollen und überhaupt"?
Klar, man hätte früher darauf kommen können, aber srsly … das ist Herumgeeier. Wann wurde dieses Land so verweichlicht, dass gleich rumgeflennt wird wenn man mal nicht exakt das bekommt, was man gerne hätte? Dann bekommen halt die jungen Biontech und alle über 30 Moderna bis die Bestände ausbalanciert sind, meine Güte.
Und auch das "wir verschenken guten Impfstoff…" ist mE nicht richtig. Es liegt in unserem ureigensten Interesse, dass auch in ärmeren Ländern geimpft wird dass es kracht. Naja.
So richtig verstehe ich es auch nicht. Zu sagen "ich will aber lieber BioNTech als Moderna" ist letztendlich genauso irrational wie zu sagen "Impfen ist mir zu riskant", nur halt bei weitem nicht so schädlich. Warum genau muss man die komplett irrationalen Wünsche der Bevölkerung dadurch unterstützen, ihnen diese wenn irgend möglich zu erfüllen?
@Gustavo also ich zumindest meine das, was du prozedurales Argument nennst, ernst. Ich bin on balance für eine Impfpflicht, habe aber als liberaler Mensch mit dem Zwang meine Bauchschmerzen.
Daher würde ich eine Situation bevorzugen, in der wir ohne Zwang auskommen. Aus Prinzip, aber weil es eben doch auch Kosten hat. Richtig, keine so hohen wie das Verbot von Religion, aber auch nicht Null.
So richtig kann ich dein Argument nicht nachvollziehen, muss ich zugeben. Ich glaube alle hier würden eine Situation bevorzugen, in der wir ceteris paribus ohne Zwang auskommen. Nur dürften wir mittlerweile ungefähr den steady state erreicht haben, in den wir es ohne weitere Zwangsmaßnahmen schaffen: Ungefähr 75% derjenigen, die sich impfen lassen konnten, haben sich impfen lassen, der Rest nicht. Selbst wenn man auf Zwangsmaßnahmen setzen würde, die weniger weitreichender Zwang sind als eine Impfpflicht, Zwang muss jetzt in jedem Fall erfolgen, wenn man die Impfquote noch "künstlich" nach oben ziehen will.
Was ich an deiner Haltung nicht verstehe ist, dass du den status quo so privilegierst, dass der Zwang durch staatliches Handeln höher gewichtet erscheint als der Zwang durch staatliches Nichthandeln. So wie es jetzt aussieht muss jeder, der sich nicht impfen lässt, sich jeden Tag testen lassen, wenn er noch zur Arbeit gehen will, das ist Zwang. Viele Dienstleister dürfen denjenigen nicht mehr ihre Dienste anbieten, ebenfalls Zwang. Mittlerweile gibt es wieder Ausgangssperren in bestimmten Landkreisen, Zwang. In Sachsen sind Großveranstaltungen komplett untersagt, Zwang (sogar für Ungeimpfte in dem Fall). Krankenhäuser verschieben wieder nicht lebensnotwendige Operationen, Zwang. Und irgendwer muss für die ganzen Tests, das ganze Krankengeld, die ganzen Reha-Maßnahmen für Long-Covid-Patienten, die ganzen Wirtschaftshilfen ja auch zahlen, das beruht letztendlich alles auf Zwang, denn der Staat muss das Geld ja von seinen Bürgern einnehmen.
Natürlich ließe sich nicht 100% davon vermeiden, wenn die Impfquoten deutlich höher wären, aber wohl doch ein beträchtlicher Teil. Dieser Teil beinhaltet auch eine Menge Zwang gegenüber den Bürgern, was ist damit? Du brauchst hier imho gar keine Güterabwägung, bei der du Liberalismus auf der einen Seite gegen Netto-Vorteile von Zwangsmaßnahmen auf der anderen Seite austarierst, weil es eben auf beiden Seiten Zwangsmaßnahmen gibt und ich nicht erkennen kann, wie Impfpflicht die gewichtigere Zwangsmaßnahme sein soll.
Der Präzedenzfall anderer Impfpflichten ist ja nicht gut vergleichbar, da bspw ein junger Mensch eben vor Corona kaum geschützt werden muss durch die Impfung. Und auch vor anderen Impfpflichten viel mehr Zeit vergangen ist seit der Einführung der Impfung.
Das ist imho ein ziemliches Scheinargument. Auch für Kinder ist die Impfung im Erwartungswert für die Gesundheit positiv, von den ganzen anderen negativen Auswirkungen auf sie, die eine grassierende Pandemie mit sich bringt, gar nicht zu reden. Und was die bloße "Zeit seit Einführung" angeht: Das ist doch lediglich ein Proxy für das, was uns eigentlich interessiert, nämlich Nebenwirkungen und Folgeschäden. Und da dürften die mRNA-Impfstoffe so ziemlich die besterforschten Impfstoffe aller Zeiten sein, denn mittlerweile wurden bei viel stärkerem Monitoring als üblich Milliarden von Dosen verimpft.
Klar würde eine Impfpflicht Leben retten.
Eine Testpflicht für Alten- und Pflegeheime aber auch. Trotzdem wurde das weder im Herbst 2020 noch jetzt so gemacht. Ohne dass da mit ähnlicher Aggressivität dagegen argumentiert wird.
Nur ftr: Das ist eine ziemliche Dolchstoßlegende. Im Herbst 2020 haben die meisten Epidemiologen sowie die meisten Modellierer behauptet, dass man die Alten- und Pflegeheime nicht schützen kann, wenn man die Epidemie einfach laufen lässt, weil die Tests zu viele Typ II errors produzieren. Auf der Gegenseite waren nur die Leute, die schon damals andauernd Unrecht hatten und Federle/Palmer. Dazu kommt, dass Lauterbach afair damals gesagt hat (was ich natürlich nicht nachprüfen kann), dass es nicht genug Tests gibt, um das breitflächig zu machen.
@Gustavo also ich zumindest meine das, was du prozedurales Argument nennst, ernst.
Ich will auch nicht sagen dass es in absoluten Zahlen niemanden gibt, der diese Argumente ernst meint, das ist natürlich nicht so. Aber effektiv fallen solche Leute nicht ins Gewicht und ich muss sagen, dass ich prozedurale Argumente alleine deshalb für größtenteils wertlos halte: Der inhärente Wert von etwas, was im Zweifelsfall nie durchgesetzt werden kann, weil fast niemand daran glaubt, ist imho quasi Null.
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Das kommt dabei heraus, wenn man sich seinen "Expertenrat" nach gewünschtem Ergebnis auswählt. Nur mal nebenbei: