Die Frage geht klar und muss auch gestellt werden. US hat je nach Quelle 10m-15m illegale Einwanderer im Land. Die gehen nicht von alleine. Also gibts drei Optionen:
1. Man schiebt sie ab
2. Man lässt die für immer im illegalen Status bis sie irgendwann sterben (Kinder sind dann eh Staatsbürger)
3. Man gibt ihnen eine Aufenthaltsgenehmigung
Trump, Vance und auch quasi alle Republikaner wollen abschieben. Also muss man sie doch fragen wie sie vorhaben das zu tun. Nazi Vergleiche sind wie immer bescheuert, deplaziert und in keinster Weise angemessen. Einen Mexikaner in einen Bus zu setzen und nach Mexiko zu fahren ist doch was komplett anderes.
Na ja, dass die Mehrheit der Republikaner abschieben will halte ich bestenfalls für ein Lippenbekenntnis. Jeder vernünftigte Mensch weiß, dass das logistisch unpraktikabel und wirtschaftlich verheerend wäre. Die allermeisten dieser Leute arbeiten und der Arbeitsmarkt in den USA ist jetzt schon stark ausgelastet. Es gibt Segmente der Wirtschaft, die komplett zusammenbrechen würden, wenn diese Leute wirklich alle das Land verlassen würden und das sagt die Wirtschaft den Republikanern natürlich auch. Die spielen das Spiel halt mit, weil es für ihre Basis gut klingt und auch in der Gesamtbevölkerung durchaus Anklang findet. Aber ultimativ wird das natürlich nicht passieren, das ist in etwa so realistisch wie das Mexiko für eine Mauer an der Staatsgrenze zahlt.
Im Übrigen war die Debatte ein ziemlich deprimierendes Schauspiel. Da gibt es die blanken Lügen von Vance ("die USA sind die sauberste Volkswirtschaft der Welt" zum Thema Klima), aber erschreckender fand ich eigentlich, dass da reihenweise unter Prämissen diskutiert wurden, die völlig absurd sind, die man aber nicht mit einem Satz einfach so erklären kann. Die drei offensichtlichsten Beispiele
- Vance hat die ganze Zeit so getan als wäre Harris die Präsidentin (er hat sogar von der "Harris-Administration" gesprochen), dabei wissen alle dass sie als Vize-Präsidentin (so wie so gut wie jeder andere Vize auch) so gut wie gar keine Gestaltungsmacht in der Regierung von Joe Biden hatte
- Vance hat die ganze Zeit auf die hohe Inflation hingewiesen und mit der Inflation unter Trump kontrastiert, dabei hat der Präsident so gut wie keine Mittel dagegen etwas zu tun (schon gar nicht gegen die weltweite Inflation im Nachgang von Covid)
- Vance hat allen Ernstes so getan, als ob der 7. Oktober unter Trump nicht passiert wäre, als ob sich die Hamas darum schert wer im Weißen Haus sitzt
Das hat mit Demokratie nur noch begrenzt etwas zu tun, wenn die Leute permanent denken, sie könnten über Dinge abstimmen, als wäre die Welt eine Simulation und der US-Präsident ist derjenige, der die Regler ein bisschen nach links oder rechts schiebt, wie es ihm gerade passt. Der US-Wähler wird immer behandelt (und lässt sich auch so behandeln) wie ein Hund, der traurig seinen Besitzer anschaut wenn es regnet, weil ein Hundegehirn nicht versteht dass der Besitzer das Wetter nicht kontrolliert.
Schwache Debatte von Walz btw. Schien ziemlich nervös und er hat den offensichtlichen KO-Schlag zum 6. Januar 2021 liegen lassen. War ja offensichtlich, dass die Frage kommen wird, insofern wäre der offensichtliche Angriffspunkt gewesen, Vance einfach immer und immer wieder zu fragen, ob er zumindest öffentlich zugeben kann, dass Trump die Wahl 2020 fair verloren hat. Alle wissen dass er es nicht kann, nicht weil er es nicht glaubt, sondern weil er weiß dass er Trump verärgern würde wenn er es tut. Trump kann es sich leisten das nicht zuzugeben, weil er so viel lügt dass das alles schon eingepreist ist und sowieso niemand mehr erwartet dass er die Wahrheit sagt. Aber Vance sieht schwach und gefährlich aus, wenn er öffentlich nicht mal in den offensichtlichen Dingen Trump widersprechen kann.