Dugin lobt Sahra Wagenknecht für ihre Leidenschaftlichkeit und hofft auf ein Bündnis mit allen unangepassten, anti-amerikanischen und postkolonialen Linken beim Kampf gegen Big Tech, Big Data und Big Finance. Angesichts des amerikanischen Niedergangs, flötet er, "bietet sich die Gelegenheit für ein großes kontinentales Projekt von Lissabon bis Wladiwostok". Das heißt: Es bietet sich die Gelegenheit für ein eurasisches Großreich, befreit vom liberalen Geist der angelsächsischen Moderne, ohne kapitalistische Entartung und Nihilismus gegenüber dem Leben. Dugin benennt dafür einen Kronzeugen, es ist Giorgio Agamben. Der italienische Philosoph habe nachgewiesen, dass sich der Liberalismus in der sinnlosen Verwaltung des "nackten Lebens" erschöpft, zum Beispiel in der EU-Corona-Politik. In seiner Februarrede sagt Putin es ähnlich. Westliche Werte seien Pseudowerte und führten zur "Entartung", weil sie "gegen die menschliche Natur selbst gerichtet sind". Deshalb musste die Ukraine überfallen werden.
Der englische Marxist Paul Mason hat in seinem Buch
Faschismus jüngst die Befürchtung geäußert, ein Teil der Linken könne der völkischen Mythologie auf den Leim gehen und der Versuchung erliegen, Hand in Hand mit Rechtsradikalen den verhassten "US-Imperialismus" zu bekämpfen. Wie schon in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts ließen sie sich von den Lock- und Botenstoffen des rechten Antikapitalismus das Hirn vernebeln und glaubten, im Kampf gegen den liberalen Hauptfeind einen neuen Bündnispartner zu gewinnen. Und was bekämen sie am Ende? Den Faschismus.