Original geschrieben von yentoh
Also koennen Gefaengnissinsassen, Sklaven oder Buerger von Diktaturen nicht moralisch handeln?
Doch!
Es geht ja erstmal nicht um äußere/reale Freiheit, sondern um innere/moralische Freiheit - man könnte hier auch von Entscheidungsfreiheit sprechen.
Wichtig ist dabei, dass es keine Rolle spielt, ob diese Freiheit wirklich real ist (Stichwort Willensfreiheit). Es reicht aus, dass ich für mich selbst in Anspruch nehme, Entscheidungen treffen zu können.
Du deutest allerdings schon eine wichtige Folgerung an, die man später ziehen kann: dass reale Freiheit eine legitime Forderung ist.
Original geschrieben von yentoh
Ethische Praemissen ist auch so ein verwaesserter Begriff der einen ueberhaupt nicht weiterbringt, weil jeder Mensch irgendwelche ethischen Praemissen hat, selbst ein Hund in Verbindung zu seinem Herrchen hat sie wahrscheinlich, z.B. ihm nicht in die Hand zu beissen.
Darum ja obige Voraussetzung: Kann ein Hund sich wirklich für oder gegen etwas entscheiden, ist er also moralisch frei?
Die konkrete Antwort darauf ist hier erstmal nicht von Belang.
Die Voraussetzung hat aber andere Konsequenzen. Wenn ich zugebe, dass ich moralische Prämissen brauche, um ein moralisches Urteil fällen zu können, ist der sofortige Umkehrschluss, dass ich moralische Urteile nicht allein aus realen Prämissen (also empirischen Tatsachen) ableiten kann.
Das sagt mir wiederum, dass ich meine ersten moralischen Prämissen formulieren muss, bevor ich überhaupt empirische Tatsachen kenne.
Mit anderen Worten: Meine moralischen Prämissen müssen erstmal von jeder konkreten empirischen Erkenntnis unabhängig, also apriorisch sein.
Original geschrieben von yentoh
Das koennte man natuerlich machen, was aber auch nicht die Frage nach den tatsaechlich existierenden Grundannahmen beantwortet, sondern lediglich moegliche Konstruktionen bietet.
Darum ist dieser Weg auch nicht mein bevorzugter, dennoch halte ich ihn für etwas fruchtbarer, als du hier suggerierst.
Denn tatsächlich ist der Moralbegriff, lässt man einzelne Kuriositäten beiseite, ein ziemlich festgelegter.
Eine völlig basale Definition reicht also schon aus, z.B.: "Moral soll auskunft darüber geben, was der Mensch tun soll."
Dem würde wohl so ziemlich jeder zustimmen. Die Definition beinhaltet aber bereits so mächtige Implikationen, dass man sich daraus das moralische Weltbild zimmern kann.
Der Rest von yentohs Beitrag bekommt von mir eine Raute.
Mir ist ein Diskussionspartner lieber, der sich frei äußert, und dabei harsch wird, als einer, der sich gar nicht äußert oder empfindlich wie ein Kind ist, das bei jedem zweiten Satz zu schmollen anfängt.