Original geschrieben von OgerGolg
Grats, du hast seit einigen Monaten eingesehen, dass ich eigentlich nie über Moral spreche (sprechen will), weil das Thema in meinen Augen in vielen Fällen 1. zu komplex ist 2. nichts erklärt 3. zu Aussagen führt die in der Realität nichts zu suchen haben.
Wovon redest du bitte?
Versteh doch bitte:
Sobald es um Entscheidungen geht, also um das, was jemand tun soll, bewegst du dich ganz automatisch auf dem Gebiet der Moral.
Du kannst dich ja gerne wie ein kleines Kind hinstellen, dir die Ohren zuhalten und "ich red nicht über Moral, ich red nicht über Moral!" brüllen.
Es ändert nichts an der Tatsache, dass du moralische Aussagen machst.
Du sagst, ein Polizist
dürfe im Namen des Staates Gewalt anwenden?
-> moralische Aussage
Du sagst, man
soll/müsse ein Gesetz befolgen?
-> moralische Aussage
Du sagst, ein Gesetz
soll so oder so aussehen?
-> moralische Aussage
etc.
Das sind alles Aussagen mit moralischer Implikation. Jede einzelne von ihnen enthält einen Sollenssatz und genau um solche Sätze geht es in der Ethik.
Wann immer du eine Aussage darüber triffst, was Menschen tun sollen, machst du eine moralische Aussage.
Original geschrieben von OgerGolg
Ich schreibe dagegen aus einer amoralischen Analysehaltung an, weil das in meinen Augen um einiges produktiver ist um Sachen zu verstehen.
Siehe oben: Das bildest du dir ein.
Du kannst Entscheidungen nicht aus "amoralischer" Sicht analysieren, weil Moral gerade die Lehre von den Entscheidungen ist.
Ethik behandelt die Frage: Was soll ich tun?
Das ist genau die Frage, die sich bei
jeder Entscheidung stellt.
Original geschrieben von OgerGolg
Schön das du auf mein Nürngberg Beispiel mal wieder (wie so oft) NICHT eingehst, weil es nämlich einerseits die Ambivalenz (Moral/Menschenrechte, positives Recht) andererseits die Macht von Recht zeigt. Das du so eine komplexität mit der dummen Aussage: Yeah Yippie alle Menschen dürfen sich frei äußern, das ist ein Recht (aus sich selbst weil sie Menschen sind? Wo kann man das Einklagen? Wer garantiert das?), nicht erklären kannst, wundert mich nicht. Deshalb musst du dazu auch schweigen.
Ja was denn nun, oben trötest du noch was von wegen, du möchtest nicht über Moral sprechen, weil sie zu komplex sei. Jetzt ist plötzlich das, worüber du reden willst, zu komplex, um es unter moralischen Gesichtspunkten zu beleuchten.
Entscheide dich mal.
Ich gehe auf das Beispiel nicht ein, weil es irrelevant ist. Was genau hätte ich davon, was sagt es mir?
Eben, nichts. Es sagt einen Fliegenschiss und steuert überhaupt nichts zur Lösung der Problematik, mit der ich mich hier befasse (du ja ganz offensichtlich nicht) bei.
Original geschrieben von OgerGolg
Aber hier wird ja von irgendwelchen "Freiheitsrechten gesprochen, die wir haben weil wir Mensch sind" und zwar unabhängig von Recht.
Unabhängig von positivem Recht.
Wann kapierst dus? (Rhetorische Frage, die Antwortet lautet wahrscheinlich nie...)
Es ist nicht mein Problem, dass du unfähig bist, den Begriff des Rechts in einem anderen als einem juristischen Kontext zu benutzen oder auch nur zu begreifen.
Tip: Recht heißt nicht mehr als "das, was richtig ist". Da sollte dir die moralische Dimension schlussendlich doch mal aufgehen. Aber nö, leugne ruhig.
Achja: "Freiheitsrechten gesprochen, die wir haben weil wir Mensch sind"
-> Bullshit, das hat niemand gesagt (außer dir). Ist wieder sone Falschbehauptung, typisch für dich.
Antwort auf yentoh folgt.
[edit:]
Original geschrieben von yentoh
Ein Gesetz, welches in einem durch Gewaltenteilung und Rechtstaatsprinzip geprägten Staat verabschiedet wird, ist immer moralisch vertretbar aus Sicht der Gemeinschaft und des Gesetzgebers.
Eine wie auch immer geartete "Gemeinschaft" oder ein "Gesetzgeber" ist überhaupt keine moralisch Subjekt, sondern lediglich Repräsentant bestimmter moralischer Subjekte - nämlich gerade der Personen, die dazugehören.
Ob ein Gesetz selbst moralisch vertretbar ist, spielt eigentlich auch keine Rolle.
Es geht um die realen Folgen, die es nach sich zieht.
Original geschrieben von yentoh
Deine individuelle Wertordnung, aus der du gerade heraus definierst, steht nicht isoliert in dem Prozess, sondern ist in der Gruppendynamik der Gesellschaftsordnung integriert (die die Moral bzw. die Sitte bildet).
Ich verstehe nicht, was du hier meinst.
Ich habe keine "individuelle Weltordnung". Meine Aussagen sind stets allgemeiner Natur.
Original geschrieben von yentoh
In unserer heutigen Welt, wäre ein solches Gesetz nicht moralisch legitim, weil sich die meisten Staaten der Welt dem IGH unterordnen und dieser den Genozid verurteilt (auch moralisch).
Wer oder was etwas verurteilt, hat doch keinen Einfluss auf dessen Moralität.
Der IGH ist überhaupt keine Instanz, die ein moralisches Urteil fällen kann. Er kann ein Statement dazu abgeben und dieses Statement hat womöglich reale Folgen, wenn eine entsprechende reale Macht dahintersteht.
Es hat aber keine moralische Implikation. Wenn ich (oder irgend jemand, z.B. der IGH) behauptet, etwas sei unmoralisch, wird es dadurch nicht unmoralisch.
Ebenso, wie ein mathematischer Satz nicht wahr wird, weil jemand behauptet, er sei wahr.
Original geschrieben von yentoh
Ich sehe allerdings keinen Grund dazu, einen einzelnen, isolierten (und wahrscheinlich wenig entwickelten) Staat und seine Bevölkerungsgruppe einer allgemeinen Moralvorstellung zu unterwerfen, welche er selbst nicht verinnerlicht hat.
Man kann Menschen keiner Moralvorstellung unterwerfen, weil eine Moralvorstellung an sich überhaupt keine realen Auswirkungen hat.
Erst wenn jemand sie annimmt und danach handelt, hat sie Auswirkungen.
Darüber hinaus spielt der Entwicklungsstand eines Staates keine Rolle bei der "Auswahl" seiner Moral.
Siehe oben, gültige(!) moralische Aussagen sind stets allgemein.