Original geschrieben von HeatoR
du machst den fehler allgemeinheit mit volkswirtschaft gleichzusetzen.
die allgemeinheit ist jedoch mehr als das produkt ihrer volkswirtschaft, auch wenn das ecoliberale gern so hätten.
vielmehr ist die allgemeinheit die summe aller elemente einer gemeinschaft. und da zählen sowohl wirtschaftliche werte hinein als auch moralisch intuitive, wie gerechtigkeit und mitgefühl.
somit lässt sich der "nutzen für die allgemeinheit" durchaus objektiv bestimmen und zwar in genau dem kriterium in dem man es mit dem nutzen für das individuum konkurrieren lässt.
geht es zB. um die abschiebung eines kriminellen ausländers sind das ganz objektive kriterien wie "wieviel mehr an sicherheit bringt der gemeinschaft die abschiebung" "wieviel weniger an individueller freiheit erfährt das individuum wenn es ins ausland abgeschoben wird verglichen mit einer strafe in einem deutschen gefängnis"
oder anders ausgedrückt: es ist klar, dass die abschiebung in ein land aus dem jemand fliehen musste immer eine gewaltige einschränkung für die persönlichen freiheiten der person ist. es ist also objektiv zu prüfen ob die gefahr, die für die gesellschaft von ihm ausgeht die einschränkung seiner rechte in diesem maße rechtfertigt.
Aber der Nutzen, den die Allgemeinheit von der Abschiebung eines kriminellen Ausländers hat, ist doch rein subjektiv!
Wenn ich ein law&order-Fetischist bin dann sage ich, dass der Nutzen ENORM ist. Kriminalität ist das ultimative Böse und wird uns alle vernichten, wir brauchen diese Sicherheit.
Wenn ich selbst ein Taschendieb bin sage ich, dass das bischen Kriminalität doch egal ist solange er niemanden umbringt.
Es ist nicht objektiv zu bestimmen, welche dieser beiden Positionen nun richtig ist. Es gibt hier einfach kein "richtig" oder "objektiv". Es sind eben nur Meinungen und als solche subjektiv.
Oder noch ein Schritt weiter (das Beispiel ist ausgedacht um zu verdeutlichen, dass es hier keine Objektivität gibt und spiegelt natürlich nicht meine Meinung wieder. Leider muss ich das hier wohl schreiben weil sonst wieder einige Idioten hier im Forum mit Nazi-Anschludigungen kommen):
Der kriminelle Ausländer war ein Neger. Nun bin ich ein böser Rassist und hasse es, Neger angucken zu müssen. Ich habe also noch einen weiteren Nutzen: Ich muss weniger Neger angucken. Nun kann es doch sein, dass ein großer Teil unserer Gesellschaft so denkt (ist zum Glück nicht so, aber möglich wäre es und in der Vergangenheit war es ja durchaus so).
Dann würdest du also den Nutzen für die Gesellschaft, dass sie keine Neger mehr angucken müssen (und für die Menschen ist es ja ein Nutzen da sie ja in diesem Beispiel rassistisch denken), als "objektiv" zählen? Das passt doch nun wirklich garnicht ...
Was ich damit sagen will: Es ist durchaus eine gute Idee, eine Verhältnismäßigkeitsabwägung zu machen. Aber diese Abwägung ist
immer abhängig von
deiner subjektiven Gewichtung der Faktoren, die du gegeneinander abwägst. Somit kann sie niemals einen Objektivitätsanspruch haben.