Polizeigewalt in Deutschland

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Der typ wollte sich umbringen, wie ihr auf die idee vom mit dem messer fuchtelnden irren der auf die polizisten losläuft kommt dürft ihr gerne mal erklären. Das hat die polizei offenbar erzählt, die staatsanwaltschaft scheint es nicht geglaubt zu haben.
 
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Ja worauf soll man sich sonst beziehen, wenn man nur Aussagen der Polizisten hat? Die Mär vom mordgeilen Nazicop hat imo weniger Gehalt, aber ok

So wurds afair halt berichtet, und da wurd dann derselbe Mist von Schuss in die Beine bis Reizgas wieder durchgespielt.
 
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Jo so wurde damals berichtet und da war es ja auch okay so zu argumentieren. Ich war damals zB auch nicht auf Celes Position.

Jetzt geht es aber nicht um die "Mär des mordgeilen Nazicops" sondern um Untersuchungsergebnisse der Staatsanwaltschaft. Und wenn man die jetzt nicht umgekehrt als komplett biased anzweifelt, dann ergibt sich ja logischerweise, dass die Polizisten wohl gelogen haben müssen. Keiner erwartet, dass Messerangreifer gestreichelt und mit den Händen entwaffnet werden. Aber vielleicht war er ja kein Angreifer, wie Outsider sagt?
 
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Im Fall des von der Polizei erschossenen Jugendlichen sieht die Staatsanwaltschaft Dortmund keine Hinweise darauf, dass der 16-Jährige zuvor mit seinem Messer eine Gefahr für die Beamten dargestellt hat. »Wir haben keine Notwehr- oder Nothilfelage seitens der Polizisten feststellen können«, sagte der leitende Oberstaatsanwalt Carsten Dombert am Mittwoch.
Naja aber das oben steht sehr deutlich da. Es wurde ja nicht bestritten, dass der Junge ein Messer in der Hand hatte; irgendeinen Grund, davon auszugehen, dass er trotzdem keine Gefahr dargestellt hat muss es ja geben. Offensichtlich gibt es Abweichungen zwischen den Aussagen der Polizei und von anderen Hinweisen - keine Ahnung woraus die bestehen.
 
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Celetuiw

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"Nach Ansicht des Dortmunder Oberstaatsanwalts Carsten Dombert haben die Ermittlungen ein klares Ergebnis geliefert: "Polizeiliches Handeln richtet sich immer danach aus, dass es verhältnismäßig ist. Das heißt, das mildeste Mittel muss gewählt werden und das war in diesem Fall nicht gewährleistet."

"Der Polizist habe aus Sicht der Staatsanwaltschaft "ohne rechtfertigenden Anlass" auf Mouhamed Dramé geschossen, sagt Oberstaatsanwalt Dombert. Mit den Schüssen auf Oberkörper und Kopf habe der Schütze dessen Tod billigend in Kauf genommen."

[RA der Angehörigen des Opfers]"Grüter kritisiert, dass in manchen Medien "Falschinformationen" verbreitet würden, die dazu geeignet sein könnten, die Polizisten in einem besseren Licht dastehen zu lassen: "Da wird berichtet, dass Mouhamed mit dem Gesicht zur Wand gestanden haben und dann auf die Beamten zugerannt sein soll. Das lässt sich nach Aktenlage und den Zeugenaussagen alles so nicht bestätigen."

 

Gustavo

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Ja vielleicht, aber im Artikel steht leider nicht, wie die zu der Einschätzung kommen.

Ganz recht. Das war aber genau mein Punkt: Ihr wusstet damals nicht, was da genau passiert ist und ihr wisst es jetzt immer noch nicht. Deshalb hielt und halte ich es für etwas vermessen hier reinzusteppen und zu sagen "hatte Messer in der Hand, d.h. alles was passiert ist war klar gerechtfertigt, gg no re." Hätte ja sein können, dass die Vorgehensweise letztendlich gerechtfertigt war. Kann immer noch sein, dass die Beamten vor Gericht freigesprochen werden. Es geht mir lediglich darum, dass die Impulsbewertung einfach nicht angebracht war, weil die Gesetzeslage es eben nicht so ohne Weiteres her gibt, jemanden zu erschießen, alleine weil er mit einem Messer rumfuchtelt.
 
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"Nach Ansicht des Dortmunder Oberstaatsanwalts Carsten Dombert haben die Ermittlungen ein klares Ergebnis geliefert: "Polizeiliches Handeln richtet sich immer danach aus, dass es verhältnismäßig ist. Das heißt, das mildeste Mittel muss gewählt werden und das war in diesem Fall nicht gewährleistet."

"Der Polizist habe aus Sicht der Staatsanwaltschaft "ohne rechtfertigenden Anlass" auf Mouhamed Dramé geschossen, sagt Oberstaatsanwalt Dombert. Mit den Schüssen auf Oberkörper und Kopf habe der Schütze dessen Tod billigend in Kauf genommen."

[RA der Angehörigen des Opfers]"Grüter kritisiert, dass in manchen Medien "Falschinformationen" verbreitet würden, die dazu geeignet sein könnten, die Polizisten in einem besseren Licht dastehen zu lassen: "Da wird berichtet, dass Mouhamed mit dem Gesicht zur Wand gestanden haben und dann auf die Beamten zugerannt sein soll. Das lässt sich nach Aktenlage und den Zeugenaussagen alles so nicht bestätigen."

"Polizisten nehmen Anklage mit Fassungslosigkeit auf​


Der Dienstgruppenleiter, der wegen Anstiftung zu einer gefährlichen Körperverletzung angeklagt ist, wird vom Bochumer Rechtsanwalt Michael Emde vertreten. Die Anklage sei "nach dem öffentlichen Druck nicht überraschend", so Emde. Sie sei aber "fragwürdig". Sein Mandat ist der Ansicht, dass er das "mildeste Mittel" im Einsatz gewählt und entsprechend der Dienstvorschrift gehandelt habe.


"Die Vorwürfe, die da jetzt erhoben worden sind, werden von den Mandanten mit Fassungslosigkeit aufgenommen", berichtet der Rechtsanwalt. Das Ergebnis sei natürlich furchtbar, aber von vorsätzlichem Handeln könne aus Sicht der Mandanten keine Rede sein.

Finde ich auch wichtig, dass das nicht außen vor gelassen wird, steht ebenfalls im wdr-Artikel. Jetzt sollte ein Prozess schnell klären, wie es denn nun tatsächlich gewesen ist. Bzw. bleibt zu hoffen, dass es vernünftig aufgeklärt werden kann!
 
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Wollte sowas in der Art schreiben, die Aussage kommt jetzt natürlich nicht überraschend. Klar müssen wir abwarten, was das Gericht am Ende entscheidet. Aber so pauschal von "öffentlichem Druck" zu reden finde ich nicht wirklich überzeugend, das ist doch aus dem allgemeinen Bewusstsein schon längst raus. Und wer keine öffentliche Vorverurteilung der Polizisten möchte, sollte auch keine der Staatsanwaltschaft vornehmen.
 

Gustavo

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"Öffentlicher Druck" ist halt noch mal ein ganzes Stück verquerer als Heator mit seinem Argument, da habe es möglicherweise eine politische Dienstanweisung gegeben. Das Justizministerium ist immerhin theoretisch dazu berechtigt sowas anzuweisen; die Öffentlichkeit kann einer Staatsanwaltschaft halt erstens mal scheiß egal sein, weil sie überhaupt kein Druckmittel hat und zweitens sehe ich jetzt auch nicht unbedingt, dass die Öffentlichkeit im Zweifelsfall eher auf der Seite eines Flüchtlings mit Messer in der Hand ist als auf der Seite von Polizisten.
 
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Tja gut, aber das "mildeste Mittel wählen" klingt halt auch wieder sehr nach diesem "warum kein Beinschuss", insbesondere wenn da erwähnt wird, er habe ja auf den Oberkörper und Kopf geschossen. D.h. ich würd da schon in Frage stellen, ob die Perspektive des Staatsanwalts da den nötigen Bezug zur Wirklichkeit hat. Sollte es sich herausstellen, dass der Typ tatsächlich *nicht* mit dem Messer auf die Polizisten losging, sähe es natürlich nochmal anders aus. Wirklich eindeutig klingt das alles für mich aber (noch) nicht.

e: und was öffentlichen Druck angeht: Der Diskursimport aus den USA lässt doch die üblichen Dampfplauderer auf Twitter und co auf Hochtouren laufen. Das ist mit Sicherheit Druck, ob der nun gerechtfertigt ist oder nicht.
 
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Und wenn man die jetzt nicht umgekehrt als komplett biased anzweifelt, dann ergibt sich ja logischerweise, dass die Polizisten wohl gelogen haben müssen.
ehm...nein? Es könnten auch die Zeugen "gelogen"* haben anhand derer die Staatsanwaltschaft ja nun zu ihrer Einschätzung gekommen ist.

*streng genommen sind Zeugenaussagen ja generell nicht soo mega zuverlässig, dass es ja nicht mal einer bewussten Lüge bedarf
 

Celetuiw

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Tja gut, aber das "mildeste Mittel wählen" klingt halt auch wieder sehr nach diesem "warum kein Beinschuss". D.h. ich würd da schon in Frage stellen, ob die Perspektive des Staatsanwalts da den nötigen Bezug zur Wirklichkeit hat
So wie ich's gelesen hab liegt die Crux darin, dass garkeine Notwehrlage bestand. Also sprich der Jugendliche ging gar nicht mit dem Messer auf die Beamten los, sondern stand still und richtete das Messer gegen sich selbst.

Dann gibt es diesen Telefonmitschnitt, weil die Jugendhilfe nicht aufgelegt hatte, nach dem sich die zeitliche Abfolge der taser und Schüsse rekonstruieren lässt: daraus hat sich wohl nicht ergeben, dass die Wirkung des Tasers überhaupt abgewartet wurde.

Ansonsten: was Gustavo sagt: ich finde auch das gehörige Gehirnakrobatik dazu gehört anzunehmen dass ausgerechnet die Staatsanwaltschaft Gefälligkeitsanklagen auf Druck von Twitterhanseln oder "kein Bezug zur Wirklichkeit hat".

Man wird nicht gerade mit erstem Staatsexamen und schlechter Note Oberstaatsanwalt. Ich geh davon aus, dass die Leutchen den SV deutlich besser überblicken und erfassen als wir alle hier.
 
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Also sprich der Jugendliche ging gar nicht mit dem Messer auf die Beamten los, sondern stand still und richtete das Messer gegen sich selbst.

Dann gibt es diesen Telefonmitschnitt, weil die Jugendhilfe nicht aufgelegt hatte, nach dem sich die zeitliche Abfolge der taser und Schüsse rekonstruieren lässt: daraus hat sich wohl nicht ergeben, dass die Wirkung des Tasers überhaupt abgewartet wurde.
Jo wie gesagt, wenn sich das so abgespielt hat, ist es natürlich völlig krank, ihm auch noch in den Kopf zu schießen.
 
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So schnell gehts, und deswegen wird geschossen:


und wenn man großes Glück hat, reicht das aus:
 
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Aus nächster nähe geht da also eine mit dem messer überraschend auf nen polizisten los vs selbstmörder steht mit messer in der hand da und polizisten gehen auf ihn los.

KA wie man da auch nur annähernd nen zusammenhang konstruieren will.
 
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"...die ein Messer bei sich gehabt haben soll..." ist äquivalent zu "geht überraschend mit Messer auf Polizisten los..."? Aha, aha. Dem Polizeibericht glaube ich erstmal wenig, da keine unabhängige Stelle.

Davon abgesehen, in Hohenschönhausen und Co KG kommen Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen mit 10+ teilweise schwer kriminellen Jungendlichen zurecht, kann mich nicht entsinnen, da jemals von notwendiger Waffengewalt gehört zu haben (auch nicht von eingeschalteter Polizei).
 

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"...die ein Messer bei sich gehabt haben soll..." ist äquivalent zu "geht überraschend mit Messer auf Polizisten los..."? Aha, aha. Dem Polizeibericht glaube ich erstmal wenig, da keine unabhängige Stelle.

Davon abgesehen, in Hohenschönhausen und Co KG kommen Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen mit 10+ teilweise schwer kriminellen Jungendlichen zurecht, kann mich nicht entsinnen, da jemals von notwendiger Waffengewalt gehört zu haben (auch nicht von eingeschalteter Polizei).
Und der Polizist hat geschossen weil die sowas gerne machen?
Twitter geht da auch wieder steil. Vielleicht einfach nicht mit Messern vor der Polizei rumfuchteln?
 
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Das nun nicht, aber was bitte hat denn ein Ladendetektiv richtig gemacht, was (mindestens) zwei Polizisten falsch gemacht haben? Klar wird der Diebin der Arsch auf Grundeis gegangen sein, als die Polizei dann wirklich da war, aber die plötzliche Eskalation kommt mir etwas, sagen wir, seltsam vor.
 
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KA wie man da auch nur annähernd nen zusammenhang konstruieren will.
Habe ich so nicht - das ist nur mal zur Einordnung, weil wgn des anderen Falles wieder Fragen und Sprüche kommen wie "Reizgas reicht" "muss man denn schießen" etc etc.
Aus nächster nähe geht da also eine mit dem messer überraschend auf nen polizisten los vs selbstmörder steht mit messer in der hand da und polizisten gehen auf ihn los.
War das denn so? Die Argumentation des Staatsanwalts beinhaltet ja das Wort "Notwehr", also gehe ich davon aus, dass die Polizisten angegriffen wurden, erscheint mir zumindest logisch. Und in dem Zusammenhang finde ich eben Argumente wie "Schießen muss nicht, weil nicht mildestes Mittel" dürftig.
 

Celetuiw

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Habe ich so nicht - das ist nur mal zur Einordnung, weil wgn des anderen Falles wieder Fragen und Sprüche kommen wie "Reizgas reicht" "muss man denn schießen" etc etc.

War das denn so? Die Argumentation des Staatsanwalts beinhaltet ja das Wort "Notwehr", also gehe ich davon aus, dass die Polizisten angegriffen wurden, erscheint mir zumindest logisch. Und in dem Zusammenhang finde ich eben Argumente wie "Schießen muss nicht, weil nicht mildestes Mittel" dürftig.
Naja. Vllt gehen wir einfach mal davon aus, dass der Herr Oberstaatsanwalt das besser beurteilen kann als das Forum hier weil a) er ist Jurist mit 2 Staatsexamen und einschlägiger Berufserfahrung und b) hat er Zugriff auf eine Ermittlungsakte und c) ist die dt. Staatsanwaltschaft nicht als polizeikritische Behörde bekannt, eher im Gegenteil.

Wenn der man so deutlich in einem Pressestatement schreibt:

"Der Polizist habe aus Sicht der Staatsanwaltschaft "ohne rechtfertigenden Anlass" auf Mouhamed Dramé geschossen, sagt Oberstaatsanwalt Dombert. Mit den Schüssen auf Oberkörper und Kopf habe der Schütze dessen Tod billigend in Kauf genommen."
Wird er das nicht aus einer Laune heraus tun sondern sich auf handfeste Ermittlungen beziehen die er juristisch einsortiert hat oder?

Außerdem: wo schreibt der StA, dass eine Notwehrlage vorlag? Das habe ich den Pressestatements nicht entnommen.
 
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Im letzten Punkt gebe ich Dir recht, das war auch ein Post von Dir, und das "mildeste Mittel" bezog sich in dem Kontext darauf, dem Typen das Messer wegzunehmen, damit er sich nicht umbringt. Mein Fehler.

Was ersteres angeht: Du wiederholst Dich, und jenseits eines Appells an Autorität seh ich da nicht viel. Nach der Logik dürfte es ja nie Fehlurteile bei Juristen geben. Dass es dann jetzt doch wohl anders war, als ursprünglich geschildert - kann dann halt gut sein. Das ist dann aber wie gesagt in diesem Fall daneben, und nicht der grundsätzliche Griff zur Waffe, wenn jemand mit einem Messer *angreift*.

Wie gesagt, das mit dem mildesten Mittel habe ich entweder durch einen anderen Text oder einfach in meinem Kopf mit Notwehr verknüpft, mea culpa
 

Celetuiw

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Ja gut ganz allgemein gesprochen gibt es natürlich auch Notwehrlagen der Polizei, die den Einsatz der Schusswaffe rechtfertigen, auch mit Todesfolge. Ich glaube, das hat auch niemand [hier] ernsthaft in Abrede gestellt. Ich habe das zumindest, auch auf den Vorseiten, nicht tun wollen. Im Einzelfall muss eben sehr genau überprüft werden, ob eine so dringengende Gefahr besteht, dass das gerechtfertigt ist.

Also grundsätzlich habe ich dagegen keine Einwände. Bezogen auf den Fall Drame fand ich das von Beginn aber recht unwahrscheinlich mit den bekannten Eckdaten, was jetzt nochmal deutlicher zu Tage getreten ist.

Und ich finde dass recht naheliegend, mich weiter erstmal auf die Aussage der StA zu berufen. Was gibt es denn für Fakten die ernsthaft dafür sprechen, dass hier eine völlige Fehleinschätzung vorliegt? Nach den Presseberichten und Statements die ich kenne, sehe ich dafür keine Gründe.

Die Schiene "Anklageerhebung aufgrund von pol. Druck // der ACAB twitter bubble" finde ich haltlos. Erstens habe ich schon noch ausreichend Vertrauen in deutsche rechtsstaatliche Verfahren und zweitens sehe ich keine Anzeichen, wenn man noch mal mitdenkt, dass Innenminister Reul sich recht zügig nach dem Vorfall so geäußerr hat, dass er von keinem Fehlverhalten ausgeht.
 
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Da wir hier alle keinen Einblick in die Akte haben, können wir eh nur abwarten und vorgefertigte Überzeugungen sind immer ein "call to authority" - in beide Richtungen. Ob man das jetzt bezogen auf die StA macht oder auf die Polizei ("der wird schon nicht ohne Grund geschossen haben"), ist insofern egal. Im Zweifel halte ich die StA aber für glaubwürdiger als die Polizisten, die offensichtlich deutlich mehr Anreiz zum lügen hätten, da es um ihren eigenen Arsch geht.
Im Thread war mir dahingehend halt hauptsächlich heat0r aufgefallen, der fest davon überzeugt war, dass die Polizisten schon alles richtig gemacht haben, weil es ja das Notwehrrecht gibt. So einfach läuft das aber nicht.
 
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Im Thread war mir dahingehend halt hauptsächlich heat0r aufgefallen, der fest davon überzeugt war, dass die Polizisten schon alles richtig gemacht haben, weil es ja das Notwehrrecht gibt. So einfach läuft das aber nicht.

Die Aussagen von heator waren natürlich unter der Annahme dass die zu dem Zeitpunkt vorhandenen Beschreibungen in den Zeitungen auch einigermaßen stimmen. Und dann war seine Argumentation absolut richtig.

Ich zitiere nochmal aus den ursprünglichen Artikeln
Stattdessen lief der Jugendliche mit dem Messer auf die Beamten zu, die zunächst versuchten, ihn mit Pfefferspray und dann mithilfe von zwei auch Taser genannten Distanz-Elektroimpulsgeräten zu stoppen. Als auch das scheiterte, soll ein zur Sicherung etwas abseits stehender Beamter die Schüsse aus der Maschinenpistole abgegeben haben.
Das konnte man da als Tatsachenbeschreibung lesen. Das war nicht als strittig formuliert "laut aussage der polizisten lief er auf sie zu, aber der sozialarbeiter sagte das stimmt gar nicht" oder ähnliches.

Wenn sich jetzt im Nachhinein herausstelt dass die Zeitungsberichte über den Vorgang vollkommen falsch waren, und der gar nicht auf die Beamten zugegangen ist ändert das die Bewertung natürlich völlig. Das hat auch überhaupt nichts damit zu tun ob das ein Oberstaatsanwalt oder sonstwer bewerte, um die Bewertung gehts ja dann erst mal gar nicht sondern einfach nur darum was eigentlich passiert ist.
 
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Jo okay, dann nehm ich das zurück - hab ehrlich gesagt auch gar nicht mehr zurückgeblättert. Aber stimmt schon, ich hatte das damals auch als "suicide by cop" gelesen und mir nichts weiter dabei gedacht, hatte aber auch nicht weiter zu dem Thema recherchiert. Man weiß ja bei sowas auch nicht, woher die Zeitungen ihre Informationen hatten und wer da von wem abgeschrieben hat.
Schauen wir mal, was da noch so an Informationen ans Tageslicht kommen.
 

Gustavo

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Was ersteres angeht: Du wiederholst Dich, und jenseits eines Appells an Autorität seh ich da nicht viel. Nach der Logik dürfte es ja nie Fehlurteile bei Juristen geben. Dass es dann jetzt doch wohl anders war, als ursprünglich geschildert - kann dann halt gut sein. Das ist dann aber wie gesagt in diesem Fall daneben, und nicht der grundsätzliche Griff zur Waffe, wenn jemand mit einem Messer *angreift*.

Na ja, in dem Fall ist ein "appeal to authority" vielleicht auch einfach gerechtfertigt. Er sagt ja nicht "man sollte ihm alleine deshalb glauben, weil er Staatsanwalt ist", er sagt der Typ kennt die Ermittlungsakte, weiß mutmaßlich genau wie die Rechtslage zu solchen Notwehr-/Nothilfesituationen und kann dementsprechend die Situation subsumieren. Das heißt natürlich nicht, dass er mit absoluter Sicherheit richtig liegt, aber er hat schon deutlich mehr credibility als irgendwer sonst. Zumal ich erst mal davon ausgehen würde, dass bei der Frage der Anklageerhebung wegen "Polizeigewalt" (welche nicht durch eine Notwehrsituation gedeckt ist) ein Type I error seltener sein dürfte als ein Type II error.


Die Aussagen von heator waren natürlich unter der Annahme dass die zu dem Zeitpunkt vorhandenen Beschreibungen in den Zeitungen auch einigermaßen stimmen. Und dann war seine Argumentation absolut richtig.

Eh, da lässt du ihn dann doch etwas zu einfach aus der Verantwortung. Bei anderen Leuten wäre ich unter Umständen bereit, die Behauptung zu glauben, dass der Verweis auf die Rechtslage völlig wertneutral ist, zumal er selbst einmal gesagt hat dass er nicht den konkreten Fall subsumieren will. Wenn dann aber die erste Reaktion (nach Bekanntwerden der deutlich uneindeutigeren Faktenlage) ist, mit einer Verschwörungstheorie bzgl. politischem Druck auf die Staatsanwaltschaft zu kommen, dann erscheint mir doch relativ klar zu sein, was Heators Meinung war, selbst wenn er sie nicht explizit geäußert hat. Zumal er im Thread zu US-Polizeigewalt nahezu grenzenloses Verständnis für den Einsatz von Schusswaffen gezeigt hat, selbst in Situationen in denen die deutsche Rechtslage keineswegs eindeutig ist.
 
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So stimmten 21 Prozent der über 50.000 befragten Polizistinnen und Polizisten der Aussage zu, "Die meisten Asylbewerber kommen nur hierher, um das Sozialsystem auszunutzen", 20 Prozent fanden, Demonstrationen seien "oft nur ein Deckmantel für Menschen, die Krawall machen wollen".
Gibt es denn Studien, die das glaubhaft widerlegen können? Gerade bei diesen ganzen Querdenker Pegida Blablub Demos würde ich das nämlich auch sofort unterschreiben.

Etwa zehn Prozent hegen negative Einstellungen gegenüber muslimischen Menschen.
Zurecht, kann man sagen.
 
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Bin eher wenig überrascht.
Jo ich auch nicht.
Fassen wir den Artikel zusammen:
-im Allgemeinen spiegeln die Aussage der Polizisten die der Gesamtbevölkerung wieder: ja ok, zu erwarten
-gegenüber Muslimen und Obdachlosen ist die Einstellung negativer: auch keine große Überraschung, davon wird halt überdurchschnittlich viel Kriminalität ausgehen mit der sich die Polizeit herumschlagen kann und was sie direkt abkriegen
-die Zeit versucht aus relativ trivialen Zusammenhängen ein Rassismusproblem zu machen und zieht mögliche Ursachen wie die erhöhte Kriminalität von Muslimen gar nicht erst in Erwägung: auch völlig zu erwarten.
 

Gustavo

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Glaubt ihr die Polizisten haben auch negative Einstellungen gegen Männer? Sind immerhin was Kriminalitätsaufkommen angeht deutlich stärker überrepräsentiert als Muslime.
 
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Jo, ziemlich sicher. Hundert pro beobachten die Männer bei einer Demo deutlich argwöhnischer als Frauen.
 
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Jo, ziemlich sicher. Hundert pro beobachten die Männer bei einer Demo deutlich argwöhnischer als Frauen.
Jo, hätte man die Fragen nach männlich und weiblich aufgeschlüsselt, also einmal ob für Männer die Demo ein Deckmantel zum Krawall machen ist, und einmal ob sie es für Frauen ist, negative Einstellungen gegenüber männlichen Muslimen oder gegenüber Weiblichen etc., dann wäre der Unterschied in den Kategorien wahrscheinlich gigantisch.
 
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Glaubt ihr die Polizisten haben auch negative Einstellungen gegen Männer? Sind immerhin was Kriminalitätsaufkommen angeht deutlich stärker überrepräsentiert als Muslime.
Habe einen Polizisten im erweiterten Bekanntenkreis (Enkel eines guten Freundes der jetzt seit ~7 Jahren bei der Polizei in München ist). Der meint, dass man sich über die Zeit einfach angewöhnt instinktiv problematische Leute zu erkennen. Das ist dann mehr der "Habitus" die Art sich zu Bewegen, zu Reden usw., man sieht den Menschen nämlich meist nicht an ob sie "aggressiver Klischee-Muslim-Schwarzkopf" oder "AfD Wähler/Reichsbürger-Gefährder" oder "gewaltbereites Drogenopfer" oder "besuffski Schlägertyp" oder "nerviger Anwaltstyp" sind, aber man hat ein paar Erfahrungsmuster die leider über Verhalten+Aussehen erschreckend gut auf diese Gruppen passen.

Er sagt allerdings auch, dass die Arbeit als Polizist bei ihm negative Stereotype eher verstärkt und ihn konservativer gemacht hat, weil man leider vornehmlich mit den problematischen Mitgliedern der Gesellschaft zu tun hat.
 

zimms

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Glaubt ihr die Polizisten haben auch negative Einstellungen gegen Männer? Sind immerhin was Kriminalitätsaufkommen angeht deutlich stärker überrepräsentiert als Muslime.
Ja, natürlich. Ist ja auch kein Geheimnis, dass statistisch Männer für das selbe Vergehen härtere Strafen ausfassen als Frauen. Aber ich nehm an, das war eh keine ernst gemeinte Frage.

Die Meinung der Polizisten ist ja noch moderater als die der Bevölkerung.
 

Gustavo

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Er sagt allerdings auch, dass die Arbeit als Polizist bei ihm negative Stereotype eher verstärkt und ihn konservativer gemacht hat, weil man leider vornehmlich mit den problematischen Mitgliedern der Gesellschaft zu tun hat.

Als Sozialwissenschaftler fände ich es natürlich super interessant, zu schauen ob die Altersunterschiede eher Kohorteneffekte sind oder ob es eher Jobeffekte sind. Wobei die Umfrage natürlich wertlos ist, denn der durchschnittliche Rücklauf pro Bundesland (außer Hamburg und BaWü) war 16% und die sind self-selected.


Kommt drauf an, nicht alle Gruppen sind gleich. Ist halt nur wichtig, dass man Generalisierungen nicht auf das Individuum überträgt.

Die Studie ist ja noch nicht raus, aber wenn ich den Vergleich mit der Mitte-Studie richtig sehe, dann sind "negative Einstellungen" Generalisierungen bzgl. Gruppen. Meine (ironische) Frage war nicht auf Demos bezogen.
 
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