Rassismus in Deutschland: https://www.faz.net/-gun-a0dnd
Hier haben wir mal noch ein authentisches Beispiel aus Deutschland. Imho gut dazu geeignet sich in die Situation hineinzuversetzen. Da ich einen Verwandten habe der eine Wohnung vermietet und damit (auch) sehr schlechte Erfahrungen gemacht hat (mit Unterschicht-Biodeutschen), kann ich aber auch den Vermieter verstehen. Wenn es an der Unterschrift unter einen Vertrag hängt ob man einige zehntausend Euro verliert weil man sich irgendwelche Penner ins Haus geholt hat, oder ob man eine einigermaßen schmale Rendite über die Zeit macht, dann wäre ich auch maximal vorsichtig. Da man auch wenig Chancen hat sich über potentielle Mieter zu informieren, wenn man nicht gerade eine Top-Wohnung sondern Durchschnitt vermietet (also Arbeitsvertrag + polizeiliches Führungszeugnis + Schufa + Mietschuldenfreiheitsbescheinigung des Vorvermieters sowie dessen Kontaktdaten), ist der Schritt zu solchen Heuristiken naheliegend. Die Chancen stehen gut, dass der Vermieter es nicht böse meinte … verletzend kommt sowas trotzdem an.
Entsprechend sieht es bei den meisten dieser Beispiele aus. Es reicht das Gefühl, dass man anders ist, um sich schlecht zu fühlen. Und da sehe ich keine unmittelbare Lösung, gerade auch weil Heuristiken wie bei Vermietern noch lange überleben werden … dummerweise weil es die Wahrnehmung gibt, dass es genügend faule Eier gibt die eine Diskriminierung nach ethnischen und sozio-ökonomischen Gesichtspunkten bei der Vermietung aus der Sicht eines Vermieters gerechtfertigt erscheinen lassen.
Damit ist es meines Erachtens in Deutschland vorerst eine "Ewigkeitsaufgabe" die vor allem langfristig durch Beseitigung der sozio-ökonomischen Nachteile bekämpft werden kann. Ähnlich wie bei der Gleichberechtigung von Frauen wo ich davon überzeugt bin, dass keine Quote langfristig irgendetwas bringen wird solange Alleinerziehende Mütter ökonomisch so hoffnungslos schlecht dastehen. Nur entschiedene Investitionen in Bildung und Chancengleichheit––gerade auch für Kinder––werden da etwas ändern.
Rassismus in der US-amerikanischen Forschungswelt: https://www.faz.net/-in9-a0e9o
Hier wiederum sieht es so aus, dass Uhlig offenbar ein Depp ist. Passt nach Chicago. Ist mir auch egal, denn das was mir als das Beste über seine Forschung in Erinnerung geblieben ist war die Tatsache, dass er keine DSGEs macht. Weswegen mir dieser Artikel zitierenswert erschien ist die vollkommen andere Perspektive.
Gary Hoover berichtete von einem Konflikt mit einem Kollegen, der ihm öffentlich vorgehalten habe, sein Name Gary klinge nicht schwarz genug. Hoover stellte nach eigener Darstellung den Kollegen zu Rede, welcher von da an sämtliche Beförderungsbestrebungen torpediert habe. Cook selbst musste nach eigenen Angaben zehn Jahre kämpfen, um eine historische Untersuchung veröffentlicht zu bekommen, wie Gewalt gegen Schwarze von 1870 bis 1940 ihre Innovationskraft schwächte. Sie fand heraus, dass Segregationsgesetze und Massaker gegen Schwarze die Zahl der Patentanmeldungen jeweils zurückgehen ließ.
Die „Referees“, welche die wissenschaftliche Arbeit zu begutachten hatten, fragten Cook, wieso das Lynchen von Schwarzen in einem Bundesstaat Auswirkungen auf ihre Innovationsfreude in einem anderen Bundesstaat habe und was eigentlich ein ehemaliger Sklave sei, so ihre Darstellung. Solche Fragen seien von Makroökonomen gekommen und hätten zu zusätzlicher Archivarbeit gezwungen, um zu zeigen, dass Schwarze in New York 1917 protestiert haben, nachdem Schwarze in St. Louis 1917 massakriert worden seien. Nach Hoovers Erfahrungen werden Ökonomen, die sich mit auf ethnischer Herkunft basierender Ungleichheit befassten, generell als Wissenschaftler zweiter Klasse abgestempelt. Ökonomen seien im Glauben vereinigt, dass Anreize wirkten. Mit dem richtigen Anreizsystem könne man die Rassendiskriminierung in der eigenen Profession ausmerzen, sagte Hoover. Man müsse nur wollen.
Cook ist enttäuscht, beschämt und zutiefst verärgert über Uhligs Kollegen, die dessen Ausfälle nicht abgestellt hätten. Konkret richtet sich ihr Ärger gegen Superstars der Zunft, Nobelpreisträger James Heckman und John List, die mit Uhlig im Herausgeberrat der Zeitschrift sitzen. Ihnen hätten Uhligs Äußerungen nicht verborgen bleiben können.
Ich glaube nicht, dass einem sowas zwingend auffällt wenn man Co-Herausgeber ist. Auch weil ich Heckman ein paar Mal getroffen habe und das auf eher linksgrün versifften Konferenzen mit außerordentlich hohem Anteil von nichtweißen Nichteuropäern.
Der zweite Punkt bezieht sich auf die Vorwürfe bzgl. der Gutachter hier und generell. Als ob es jemals bei Gutachten gerecht vorgegangen sein soll … man hat gerade bei den großen Journals im Vergleich nur eine winzige Chance auf Erfolg wenn man nicht gut vernetzt ist und/oder von einer Top-Uni kommt. Nicht umsonst erzählte mir ein ehemaliger MIT-Prof den ich kenne, dass es den Witz von der "Sales-Runde" bei wichtigen Veröffentlichungen gibt. Wenig wird dort veröffentlicht ohne, dass man es nicht auf zig Kolloquien an den wichtigen Departments angepriesen hätte und eine Reihe Herausgeber und potentielle Gutachter ggf. zum Abendessen eingeladen hat. Wenn man dann etwas einschickt wissen die Gutachter ohnehin schon von wem das Paper kommt, weil sie ein paar Wochen vorher in einer Präsentation des Papers saßen. Allein schon wegen der für diese Runde notwendigen finanziellen Mittel hat man einen Riesenvorteil wenn man zufällig an einer Uni an der West- oder Ostküste forscht und dadurch die Chance auf Zugang zu diesen Kolloquien hat. Sich an dieser Stelle über Rassismus aufzuregen ist für mich ein bisschen wie auf eine stinkende Stelle in einem Haufen Scheiße hinzuweisen.
Davon abgesehen, kann ich, ohne den Artikel zu kennen, zumindest aus dieser obigen Darstellung nachvollziehen warum die Gutachter fragen wo die Connection zwischen Lynchmorden und Innovationstätigkeit ist. Da auch nicht herauszufinden ist wie gut das in dem Working Paper erklärt war, kann man davon ausgehen, dass es einfach nur die normale Garstigkeit von anonymen Gutachtern war die häufig Paper nicht richtig lesen und mäßig gute Kommentare liefern.
Nach einer kurzen Recherche scheint es "Violence and economic activity: Evidence from African American patents 1870-1940" zu sein. Letztlich im Journal of Economic Growth veröffentlicht was ein sehr ordentliches Journal ist. Gemessen daran, dass es in der VWL absurderweise durchaus mal 5 Jahre dauern kann bis man etwas gut veröffentlicht bekommt sind die 10 Jahre immer noch lange. Da man aber nicht weiß wie sehr sie dahinter war das Ding rauszubekommen und wie sehr sich das Paper noch verbessert hat (was durchaus regelmäßig sehr viel ist), gegeben die superaufwendige Datenaufbereitung in diesem Paper (props dafür, es ist ein interessantes Paper), kann man von außen nichts wirklich sicher wissen, außer, dass es eben lange gedauert hat und offenbar einer oder mehrere Gutachter garstig waren––was leider ganz normal ist.