TMC|Eisen
Guest
Natürlich hat seine Doktorarbeit nix mit seinem Job zu tun, andere Minister haben auch keine Titel.
Lustig finde ich aber die Einstellung, dass man privat machen kann, was man will, wenn man denn Bundesminister ist.
Was haben wir denn da?
- Betrug, Plagiat, Fehler, Lügen --- stimmt, passt zu seinem Job
- Amtsanmaßung --- strafbar
- da er den Titel seit 2007 führt, die Arbeit aber erst 2009 veröffentlicht wurde, hat er den Titel auch noch unrechtmäßig geführt --- Straftat § 132a StGB (Missbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen)
Das ist ja nahezu das perfekte Anforderungsprofil eines Politikers. Ich glaube kaum, dass jemand DAS noch toppen kann, er ist also der perfekte Mann für den Job.
Selbstverständlich muss er im Amt bleiben.
[/Sarkasmus]
Also Betrug ist das sicherlich nicht. Dazu fehlt es schon an einem Vermögensnachteil bei einem Dritten. Amtsanmaßung durch welche Handlung?
Und zu § 132a StGB. Woher willst du wissen, was der für dieses Delikt relevante Zeitraum ist? Veröffentlicht wurde die Arbeit erst 2009, aber nicht die Veröffentlichung ist afaik der für die Wirksamkeit des Doktortitels relevante Zeitpunkt. Das ist wohl eher der Zeitpunkt der Verleihung der Doktorwürde durch die Universität. Die Promotionsordnung schreibt in der Regel ja nicht eine "echte" Veröffentlichung vor, wie es bei zu Guttenberg der Fall war. Vorgeschrieben ist meistens nur, 30-50 Bücher drucken zu lassen und der Uni zu übereignen. Dort versauern die meisten Dissertationen dann in den juristischen Seminaren und werden alle 2 Jahre einmal von einem verzweifelten Hausarbeitsschreiber hervor gekramt. Ich glaube, dass strafrechtlich überhaupt nichts zu machen ist. Es geht eher um moralische Verfehlungen, weshalb sich auch der Ältestenrat mit dieser Sache beschäftigt und nicht die Staatsanwaltschaft.
Es gibt meiner Meinung nach ein entscheidendes Argument, dass dafür spricht, dass die Diss. die Arbeit eines Ghostwriters war. Nämlich die Tatsache, dass zu Guttenberg die Diss. tasächlich veröffentlich hat, d.h. sie war bei Amazon käuflich zu erwerben. Das ist wie oben dargelegt gar keine seitens der Uni auferlegte Verpflichtung. Ich denke, dass zu Guttenberg sicher nicht so dumm gewesen wäre, eine Arbeit zu veröffentlichen, von der er wusste, dass sie größtenteils plagiiert wurde. Die Arbeit wurde von einem Ghostwriter geschrieben und zu Guttenberg hat sich dämlicherweise darauf verlassen und war auch noch so dreist, sie zu veröffentlichen, um auch noch Lorbeeren einzuheimsen. Dass die Arbeit wissenschaftlich gesehen ein Armutszeugnis ist, wusste er nicht einmal. Das sind natürlich alles keine Erwägungen, die zu Guttenberg entlasten, im Gegenteil, sie zeichnen ein Bild eines Mannes, der eine schillernde Fassade aufgebaut hat (so zb die "wirtschaftliche Erfahrung", die erwiesenermaßen nicht exisiert, dann seine Auslandserfahrung, die sich in mehrwöchigen Praktika erschöpft), die er dank seines Charismas glaubhaft aufrecht erhalten kann. Es handelt sich auch um einen Wandel in der politischen Kultur. Er ist der wohl erste echte "Star" in der Politik, dem seine Anhänger umso mehr beistehen, je mehr Verfehlungen er sich erlaubt. Eine meiner Ansicht nach besorgniserregende Entwicklung. Er wird aus diesem Skandal am Ende möglicherweise sogar gestärkt hervorgehen. Welche Vorbildfunktion ist das für die Jugend?
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