Dass eine Arbeit nunmal eine zusammengeschriebenes Werk mehrerer Quellen ist, ist ja an sich nichts besonderes, wie schon mehrfach gesagt. Das Rad wird idR nicht neu erfunden. Andererseits sagen manche Dozenten auch, zumindest bei Arbeiten mit geringem Umfang, dass eine lange Quellensammlung oder 200 Fuß- und Endnoten in einem 30-Seiten-Werk sehr hölzern wirkt und sich auf die Note auswirkt.
Natürlich muss niemand belegen, wann der Zweite Weltkrieg stattgefunden hat, aber das ist doch selbstverständlich, wenn man keine "allgemeinen" Fakten nimmt, die nachweislich von einem Autor stammen. Dann könnte man wieder die Frage, was "allgemein" bedeutet, ginge aber zu weit hier. Wissenschaftliches Arbeiten ist doch quasi immer ein Thema, wo die meisten Profs fragen, ob man damit klarkommt und nochmal für die HA im letzten Semester braucht, zumindest an den größeren Unis.
Dass man einen solchen Titel nachträglich aberkennen kann, ist nur fair. Wenn Guttenberg wenigstens so ehrlich wäre, das zuzugeben. Der ist sowieso unten durch, aber ist ein Unterschied, dazu zu stehen oder die Wahrheit vor sich liegen zu haben und dennoch zu bestreiten. Zum Glück ist es heute nicht mehr so schwierig, Plagiate zu erkennen - obwohl natürlich sicherlich nicht jede 08/15-Arbeit eingepflegt wird (wobei das eher schon der Fall sein sollte), oder gar jede Hausarbeit. Es solle ja Studenten geben, die in einem Kurs der regelmäßig angeboten wird, einfach eine andere Arbeit eines Kommilitonen aus dem Vorsemester nehmen, etwas umformulieren und dem Dozenten abgeben, der natürlich nicht jede einzelne Arbeit von annodazumal überprüfen kann, zumal der alte Prof vielleicht schon nicht mehr da sein kann. Sicherlich die Minderheit, aber Betrug ist schon "weiter unten" möglich, wenn man eine verhältnismäßig kleine Hausarbeit von 10-20 Seiten mit einer dicken Dissertation vergleicht, die auch noch die höchste Auszeichnung erhalten kann.
Was Guttenberg angeht, isses mir ehrlich gesagt egal, wie fleißig oder faul er in seiner Ausbildung war. Angenommen es stellt sich heraus, dass ein fähiger Politiker die Schule eher locker nahm, dann schätze ich das weniger belastend als jemanden, der eine sehr gute Ausbildung gemacht hat, aber ständig in das eine oder andere Fettnäpfchen tritt und in der Bevölkerung deswegen nicht sonderlich beliebt ist. Damit meine ich nicht den Herrn zu Guttenberg, persönlich habe ich auch meine Probleme mit seinen Ansichtsweisen, aber das ist nunmal die persönliche Meinung.
Aber er hat - belegbar - betrogen, und gerade in solch einer Position gilt es Flagge zu zeigen. Mich würde es kaum wundern, wenn er, natürlich rein zufällig, demnächst zurücktritt, da die Gesellschaft nun noch mehr Argusaugen auf ihn wirft.
Dennoch, diese Kampagne ist natürlich ein sehr guter Weg für seine Gegner, ihn politisch beiseite zu schaffen und die Reputation massiv zu schwächen. Hier kann und wird es wohl auch der Fall sein, dass auch Dinge zu Rate gezogen werden, die völlig belanglos oder in keinem Zusammenhang zu seiner Politik und Arbeit stehen. Also private Dinge wie irgendwelche Vorlieben etc. sollten auch in solch einem Fall immer außen vor bleiben. Hoffe mal, dass sich die Käseblätter daran halten.