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Ich meinte das jetzt unabhängig vom Thema Klima, sondern dass man sich in Wirtschaftsfragen allgemein als kompetenter verkaufen könnte, da es ja anscheinend aktuell für viele Leute wichtiger ist als das Klima. Das Thema böte sich eigentlich an, weil ich bisher nicht den Eindruck habe, dass die Grünen da ideologisch besonders vorbelastet oder festgefahren sind. Vieles, was in ihren Programmen steht, ist imo schon relativ nah an dem, was es an Experten-Konsens gibt. Deshalb böte es sich als Feld an, wo man sich mal kompromisslos pragmatisch aufstellen kann.Also ich lasse mich gerne vom Gegenteil überraschen, falls es so kommt, aber die Idee dass man mit volkswirtschaftlicher Orthodoxie in der Klimapolitik ein Gewinnerblatt in der Hand hält will ich sehen. Es ist nämlich genauso wahr dass eine Maßnahme wie ein CO2-Preis ökonomisch effizient ist wie dass sie auch super leicht verzögert oder ausgesetzt werden kann. Die eine Sache, auf die sich glaube ich sowohl rechts als auch links einigen können ist dass die Union die mit Abstand opportunistischste Partei im ganzen Spektrum ist und im Zweifelsfall für eine Regierungsbeteiligung ihre eigene Großmutter verkaufen würde. Dass man ausgerechnet der Union damit trauen soll, einen CO2-Preis unangetastet zu lassen würde mich an Stelle der Grünen extrem nervös machen.
Generell muss ich sagen, dass meine Lehre aus dieser ganzen Heizungsgeschichte ist, dass die Verdummung des politischen Diskurses in Deutschland doch aktuell weiter vorangeschritten ist als ich dachte. Wenn man es schafft selbst diese Grünen diskursiv zwei Schritte entfernt von der Öko-Planwirtschaft á la Ulrike Herrmann zu rücken dann kann man offensichtlich mittlerweile wie in den USA schon eine Menge Scheiße erzählen.
Habeck wurde und wird(?) da zum Teil ja als kompetent wahrgenommen, aber wenn selbst jemand wie Veronika Grimm jetzt die Europawahl damit kommentiert, dass die Grünen mit dem Heizungsgesetz viel Vertrauen verspielt hätten, statt sich mit der FDP auf effizienten Klimaschutz über den CO2-Preis zu einigen (rofl), dann sind für den Durchschnittswähler wohl Hopfen und Malz verloren.
Meinem Eindruck nach ist Kompetenz ein Proxy für "scheint denen wichtig zu sein". Vielleicht würde es den Grünen ja schon helfen, wenn sie weniger inflationär Themen betonen würden, die ihnen (und ihrer Basis) wichtig sind und mehr solche, die den Wählern (die man gern möchte) wichtig sind. Die grüne Rhetorik scheint zu vielen Leuten zu vermitteln, dass die Grünen bereit sind für das Ziel Klimaschutz Arbeitsplätze und Wohlstand zu opfern. Sowas rächt sich halt spätestens, wenn es wirtschaftlich nicht läuft und Verteilungskämpfe ausbrechen.
Und auch hier haben die Grünen ja in der Sache die richtige Antwort parat: Transformation muss eh kommen. Gerade in einer wirtschaftlichen Schwächephase wäre es daher fatal, auf Investitionen zu verzichten. Wenn die FDP das partout ablehnt, dann müsste ein Koalitionsbruch eigentlich ein Thema sein.
Nun hab ich irgendwo gelesen, dass mehr Wähler sagen, sie würden nie und nimmer die Grünen wählen als die AfD. Das ist schon harter Tobak und könnte am Ende auch einfach bedeuten, dass die Grünen in einer Sackgasse stecken. Wie sich das kulturelle Phänomen des Grünenhasses so entwickeln konnte, ist ne spannende Frage für sich. Der Diskurs um das Heizungsgesetz war ja nur ein Beispiel, wie sowas anlässlich an sich völlig nachvollziehbarer Maßnahmen aus dem Ruder läuft.
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