1. Es geht nicht primär darum, was die Papiere wert sind, sondern wer die Staatsgewalt auf dem Territorium ausübt.
Das ist in Gaza die Hamas.
Im Westjordanland ist es teils die Palästinensische Autonomiebehörte, teils Israel.
Dass Israel der Fatah aber nicht mehr Kontrolle gibt ist angesichts dessen, was in Gaza passiert, ja nicht ganz überraschend, oder?
Gaza kann man als Experiment sehen, was passiert, wenn die Palästinenser mehr Autonomie haben.
Das ist nicht die palästinensische Autonomiebehörde, sondern Israel. Wenn man nicht bereit ist, die dort lebenden Palästinenser an freien und fairen Wahlen zu beteiligen (was eine Staatsbürgerschaft voraussetzt), muss man ihnen die Souveränität übertragen.
Souveränität ist nie ganz schwarz oder weiß.
Darauf wollte ich mit dem Liechtenstein-Beispiel hinaus.
Wenn du deine Nachbarn bedrohst & angreifst, mit Terror überziehst, dann ist deine Autonomie geringer.
Das ist nicht einzigartig für Israel, sondern ziemlich die Norm.
Natürlich wäre es wünschenswert, wenn der angegriffene Staat (Israel) nach dem Konflikt schnell wieder in einen normalen Zustand übergehen kann.
Selbst bei Deutschland, die unter dem Eindruck der Niederlage & dem Druck der Besatzung sich schnell wieder "normal" angefühlt hat, hat die vollständige Autonomie sehr lange gedauert.
Wenn Deutschland dauernd Terror gegen Besatzungstruppen und auch auf dem Boden von UK, USA & Frankreich gemacht hätte, dann wäre der Prozess auch nicht so friedlich und schnell verlaufen.
Und bei "schnell" reden wir wie gesagt dennoch von Jahrzehnten.
2. Deine Analogie ergibt keinen Sinn: Wenn Liechtenstein dauernd Österreich und die Schweiz mit Terror überziehen würde, würde trotzdem die Existenz von Liechtenstein deshalb nicht in Frage gestellt, wo wie auch das Existenzrecht keines anderen Staates, der seine Nachbarn mit Terror überzieht, von denen es ja durchaus einige gibt, in Frage gestellt wird.
Jein.
Das Existenzrecht von Deutschland als souveräner Staat wurde nach dem 2. WK zurecht in Frage gestellt, zumindest als längerfristiger Besatzungszustand.
Dass es hier anders läuft ist aber purer status quo bias: Liechtenstein existiert als Staat schon, Palästina nicht.
Das ist doch kein reiner Status Quo Bias?
Ein existierender stabiler Staat kann meist schnell die Kontrolle gewinnen & dem Sieger garantieren, nicht weiter aggressiv zu sein & Terror zu verüben.
Selbst existierende Souveränität reicht hierzu aber nicht, siehe Afghanistan.
Palästina war weder stabil, noch ein Staat.
Und es gab nicht nur Angebote, sondern auch Versuche mit staatähnlicher Autonomie, insbesondere in Gaza.
Und diese Versuche sind bisher eben an den Gewaltphantasien & dem Terror der Palästinenser gescheitert.
Es gibt kein Recht auf Souveränität & das Ermoren & Bedrohen anderer.
Die palästinenssiche Zivilgesellschaft muss ihre mörderischen Anführer & die mörderische Grundeinstellung los werden, vorher gibt es da keinen legitimen Anspruch auf mehr Souveränität.
Aber der einzige Grund, warum es nicht existiert, ist die Tatsache, dass Israel das nicht will. Das ist nicht legitim und sollte von keiner Demokratie unterstützt werden.
Genau. Ist reiner "Wille" von Israel.
Beruht nicht auf mehreren Kriegen und bis heute, gerade dieses Wochenende sehr evidenten, Bedrohungdalge...
Diese ganze Debatte ist imho höchst unehrlich. Israel existiert und es wird bereits (zurecht!) durch die westliche Staatengemeinschaft viel getan, damit das so bleibt. Von mir aus kann man das durchaus noch ausbauen. Aber im Gegenzug zu jeglicher Hilfe sollte es zwingend sein, von Israel einen Plan dafür zu verlangen, dass Palästina entweder ein souveräner Staat oder Teil eines souveränen Staates wird. Ich finde es regelrecht verstörend, dass hier in Talkshows regelmäßig erwähnt wird, dass das Existenzrecht Israels zum Grundkonsens des deutschen Wertekanons gehört, dann aber mit zweierlei Maß gemessen wird, was die Palästinenser angeht, als ob man das Recht auf Staatlichkeit dadurch verwirkt, dass die Bevölkerung mehrheitlich antisemitisch denkt.
Ich finde es nicht verstörend, dass sich Deutschland für Israel in besonderem Maße verantwortlich fühlt.
Und die Grundvoraussetzung für mehr Autonomie für die Palästinenser ist, dass sie glaubwürdig die Sicherheit ihres Nachbarns garantieren können.
Selten in der Geschichte wurde eine Besatzung beendet, wenn der Besatzer erwarten musste, dass das seinen Sicherheitsinteressen
massiv zum Nachteil gereicht.
Ich fände es auch gut, wenn Israel den Siedlungsbau im Westjordanland lässt & damit eine bessere Zukunftsoption für ein Pälästina = Gazastreifen plus Westjordanland lässt.
Aber erneut: In Gaza hat Israel getestet, was passietrt, wenn man Siedlungen räumt und die Kontrolle vollständig den Palästinensern überlässt.
Warum sollte Israel dieses Experiment wiederholen wollen, wenn das Expertiment in Gaza extrem gescheitert ist, was sich gerade dieser Tage zeigt?
Da brauhct man schon mehr als ein legalistisches Argument, dass sie ja "müssten".
Ich kann mich nur sehr über deinen moralischen Kompass wundern, wenn du in der Ukraine klar erkennst, dass dort ein Volk illegitimerweise ein anderes zu dominieren versucht, während du das hier anscheinend für vertretbar hältst, weil dadurch Israels Sicherheitsinteressen positiv beeinträchtigt wären.
Was du hier zu implizieren scheinst:
"Sicherheitsinteressen Israels" vergleichbar mit "Sicherheitsinteressen Russlands in der Ukraine".
Das ist natürlich totaler Quark.
Es gibt legitime, und erfundene Sicherheitsbedenken.
Wenn Ukrainer im Donbas tatäschlich Russen massakrieren würden, Staatsräson der Ukraine die Vernichtung Russlands wäre, und immer wieder Anschläge durch Ukrainer auf Russen in der Ukraine, in Russland, und auf der Welt stattfänden -- dann hätte ich auch zu diesem Konflikt eine ganz andere Meinung.
Souveränes Selbstbestimmungsrecht gibt es nicht umsonst im Vakuum.
Es gehört dazu, die Sicherheit und Souveränität anderer anzuerkennen & glaubwürdig schützen zu wollen.
Das ist bei Palästina nicht erkennbar.
Daher sind die Situationen für mich völlig verschieden & ich finde es ziemlich schlimm, da diese Parallele zu ziehen, wie du es scheinbar versuchst.
Nur zur Erinnerung: Was du als "mit Terror überziehen" zusammengefasst hast, sieht in letzter Konsequenz so aus:
Anhang anzeigen 9046
Das Bild beruht auf der Effizienz der israelischen Sicherheitsbehörden.
Wie es ohne diese aussähe, davon haben wir einen Vorgeschmack dieses Wochenende bekommen.
Wer innerhalb dieser Zustände die andauernde Palästina-Politik von Israel für legitim hält, orientiert sich an exakt demselben Kompass, den die Russen auch anlegen: Man tut es, weil man es kann, nicht weil es legitim ist.
Das tue ich nicht.
Ich bin gegen die Siedlungspolitik im Westjordanland.
Jedoch:
Selbst wenn Israel alle Siedlungen im Westjordanland räumen würde, so sehe ich nicht, wie Israel -gerade nach diesem WE- derzeit vertreten könnte, die militärische Kontrolle über das WJL aufzugeben.
Aber das kommt in der deutschen Diskussion nicht vor, weil größtenteils mit sehr, sehr simplen Denkschablonen hantiert wird: Entweder wird *müssen* aus historischer Verantwortung reflexartig die Seite Israels einnehmen (die eine Seite) oder wir müssen uns für die Palästinenser einsetzen, weil sie die Schwächeren sind (so die andere Seite). Dass man sich einerseits für Israel einsetzen kann, weil sie bedroht werden und moralisch auf der richtigen Seite stehen, deshalb aber eben nicht über die Einschränkung der Menschenrechte von Palästinensern hinwegsehen kann, scheint im Diskurs überhaupt nicht vorzukommen.
Ich finde auffällig, wie du hier nur über die Bringschuld der Israelis redest.
Von Hamas + Fatah hast du hier bisher nichts gefordert.
Du magst es nicht sein, aber du schreibst hier imo etwa wie ein moderater Vertreter der "wir müssen uns für die Palästinenser einsetzen-"Fraktion, der du gerade simple Denkschablonen attestierst.