@mikano -
Ich bestreite nicht, dass es (viel zu viele) Israels gibt, welche tatsächlich nicht "nur" die Hamas plattmachen wollen, sondern den Gazastreifen.
Die wesentlichen Gründe für diese viel zu extreme Haltung sind:
- Relgiöser Extremismus / Nationalismus (sehr schlecht)
- Geringschätzung palästinensischen Lebens nach Jahrzehnten des Konfliktes (schlecht, passiert leider oft in langfristigen Konflikten)
- Überzeugung, dass nur dies eine nachhaltige Lösung ist, d.h. dass man den Glauben aufgegeben hat, anders ein Ende des Terrorismus herbeiführen zu können (schlecht, aber nachvollziehbar)
Das heißt aber nicht, dass der Einsatz der IDF aus diesen Gründen stattfindet.
Ich möchte übrigens nicht ausschließen, dass auch Entscheidungsträger der IDF zur o.g. Überzeugung #3 gelangt sein mögen.
Aber wir wissen es nicht - und es ist nach wie vor plausbel, dass der Einsatz das absolut dominante Ziel hat, die Hamas zu zerstören, die Fähigkeiten der Hamas zu Terrorismus maximal zu schwächen, die Hintermänner und Ausführenden des 7. Oktobers zu bestrafen.
Ich verstehe vollkommen, weshalb man den Einsatz unverhältnismäßig findet.
Und
vermutet, dass da auch sinistre Motive seitens der Entscheidungsträger der IDF am Werke sind.
Der große Unterschied zur Hamas ist jedoch, dass wir bei der Hamas
wissen, dass sie maximaol sinistre Motive hat.
Die Hamas sagt offen, dass sie Israel vernichten möchte.
Dass sie Massaker wie den 7. Oktober gerne wiederholen möchten.
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Gerade als Deutsche sollten wir wissen, dass der Krug solange zu Brunnen geht, bis er bricht.
Dass man gewisse grundsätzlich legitimen Ansprüche praktisch nicht mehr aufrecht erhalten kann, wenn man selbst bestimmte Grenzen überschreitet.
Bspw. ist natürlich die Vertreibung der Sudetendeutschen aus ihrer Heimat objektiv schlecht.
Aber erwartbar und nachvollziehbar & kaum zu verhindern im Kontext von:
- Diebstahl von Territorium 1938, von vielen (vermutlich nicht allen) Sudetendeutschen bejubelt
- Okkupation, Gewaltregime, Unterdrückung, Mord & Terror - von vielen (aber nicht allen) Sudetendeutschen unterstützt und gutgeheißen
Die Analogie für mich ist, dass man die Ansprüche der Palästinenser meiner Meinung nach nicht absolut sehen kann.
Sondern dass folgende Faktoren auch legitime Ansprüche schwächen:
- Angriffskriege auf Israel (1848, 1967)
- Andauernder Raketenbeschuss & Terrorismus
- Offener Hass & Indoktination von Kindern zur Vernichtung
- 7. Oktober
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Das gilt für mich übrigens umgekehrt auch für Israel und das Westjordanland:
Zwar bin ich grundsätzlich der Meinung, dass Israel einen Anspruch auf die Kontrolle des Westjordanlandes hat - insb durch die Kriege.
Diesen Anspruch verwirkt es für mich aber mit der Siedlungspolitik.
So dass ich es für richtig halten würde, wenn Israel sich aus dem WJL zurück ziehen würde - auch wenn dies natürlich Risiken für Israel mit sich bringt.
In Gaza aber hat Israel mMn die Wesentlichen Dinge richtig gemacht.
Sie haben Siedlungen aufgegeben, und den Gazastreifen geräumt.
Sie haben die Palästinenser im Gaza im Wesentlichen ihrer eigene Verantwortung überlassen.
Daraus wurde halt leider die Terrorherrschaft der Hamas missbraucht - die nicht nur ein immer strikteres Regime um Gaza herum (Blockaten, Grenzkontrollen etc) rechtfertigten, sondern eben auch den Goodwill aufbrauchen, dass die Palästinenser selbst über Gaza bestimmen können sollten.
Die Palästinenser im Gazastreifen, unter Führung der Hamas, haben ihre durch die Räumung des Gazastreifens gewonnene Handlungsfreiheit maximal schlecht genutzt.
Sie haben
gar nicht gezeigt, dass sie verantowortungsbewusst handeln wollen, ihnen an Frieden, Freiheit und Prosperität gelegen ist.
Sie
haben gezeigt, dass sie die Freiheit für Terror nutzen - mit dem schmählichen Höhepunkt des 7. Oktobers.
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Aus meiner Sicht der Best Case wäre:
- Gaza
- Israel hört mit der Militäraktion auf
- Israel gibt Bewohnern des Gazastreifens eine letzte Chance
- Bedingungen sind kein systematischer Raketenbeschuss & eine Entmachtung der Hamas
- Dafür bekommt der Gazastreifen Zeit (bspw. X Monate / Jahre) - und Gruppen, die sich gegen die Hamas stellen wollen, auch direkte Unterstützung
- Wenn das klappt (Frieden, keine Indoktrionation an Schulen, Auslieferung der Hintermänner des 7. Oktober), bekommt der Gazastreifen stufenweise immer mehr Freiheiten bis zur Unabhängigkeit
- Wenn dann aber immer noch die Hamas an der Macht ist und Raketen auf Israel fliegen, dann hat der Gazastreifen seine Perspektiven auf Unabhängigkeit verwirkt
- Westjordanland
- Stop des Siedlungsbaues
- Räumung der meisten Siedlungen
- Ähnliches Arrangement hier:
- Wenn die Behörden des WJL es schaffen, Frieden zu halten, gibt es immer mehr Kontrolle & Freiheiten mit dem Ziel der Souveränität
- Wenn sie es nicht schaffen, gibt es irgendwann das Ende der Versuche
- Im WJL kann man dafür mehr Zeit geben
Ist natürlich in einfachen Terms beschrieben.
Aus meiner Sicht wäre das etwas, was Israel machen könnte, um einerseits eine echte Chance auf Souveränität zu geben - diese aber an Bedingungen zu knüpfen.
Wenn die Palästinenser diese Chance so nutzen würden wie Deutschland nach dem 2. WK - super.