Um diese ganzen ad hominem Posts unnötig zu machen: Es ist denke ich klar, dass wir einen ideologischen Graben im Forum haben, der mittlerweile ziemlich deutlich umrissen ist:
Ja, hier gibt es einige im Thread, die der IDF und anderen israelischen Quellen nicht trauen. Warum israelische Quellen heutzutage nicht mehr grundsätzlich vertrauenswürdig sind hat
@Gustavo aufgezeigt, wer das Stand jetzt anders sieht wird wohl, denke ich, seine Meinung so schnell nicht ändern. Wer diese Ansichten immer direkt als Antisemitismus auslegen möchte, wird das auch weiterhin tun; ich persönlich halte das für genauso clever und zielführend wie "woke" Aktivisten, die alles als Rassismus und Diskriminierung darstellen wollen.
@mikano hat mittlerweile auch verschiedene Beispiele für die Verbrechen des IDFs gepostet. Wer das nicht glaubt (Quellenkritik ist also doch bekannt) oder im 07.10. genügend Rechtfertigung für dieses Verhalten sieht wird seine Meinung genauso wenig ändern wie die, die das Verhalten Israels in Gaza als verwerflich betrachten. Gleichzeitig findet niemand hier im Thread die Hamas cool (um mal eine Gemeinsamkeit zu finden.)
Unter dieser Prämisse können wir versuchen, mehr die aktuellen Entwicklungen zu posten oder auch Nachrichten, die der jeweiligen ideologischen Linie entsprechen, ohne jedes Mal wieder die grundsätzliche Kritik wiederholen zu müssen. Heißt ja nicht, dass man den konkreten Nachrichten nichts entgegensetzen darf, aber "Israel lügt" oder "Palästinenser lügen, alle Hamas" haben wir denke ich jetzt oft genug wiederholt.
Imho geht dieser Post am Kern des Problems vorbei. Das sind alles wenn überhaupt eher second-order Effekte von "Ideologie": Der eine mag geneigt sein, der einen* Seite einen Vertrauensvorschuss zu gewähren*, der andere eher nicht. Das vernebelt allerdings letztendlich imho nur einzelne Bäume, wie der ganze Wald aussieht wissen wir aber eigentlich ziemlich genau: Ob es jetzt zu Massenvergewaltigungen gekommen ist oder nicht, die Hamas hat einen großflächigen Terroranschlag begangen, bei dem Hunderte von Zivilisten ermordet und eine hohe Zahl an Geiseln genommen wurden. Ob der Prozentsatz der Hamas-Anhänger jetzt X oder Y ist, die durch den Militäreinsatz getötet wurden, die humanitäre Katastrophe unter der die Bevölkerung in Gaza aktuell leidet ist unbestritten und die Zahl der zivilen Opfern im fünfstelligen Bereich. An den fundamentalen Fakten ändert, so unschön es ist das zu sagen, das eine oder andere mögliche Kriegsverbrechen mehr oder weniger auf der einen oder anderen Seite nicht viel.
Was ich als viel offensichtlicheres Problem sehe ist, dass bei diesem Thema noch deutlich mehr als bei anderen Ideologie die treibende Kraft ist. Motivated reasoning ist natürlich bei so ziemlich jedem sozialen Phänomen beobachtbar, aber bei wenigen Themen sehe ich so starke Meinungen bei einem so komplexen Thema, die mit so wenig Wissen unterlegt sind (auf beiden Seiten wohlgemerkt). Und wenn die eigene Positionierung so stark aus der eigenen ideologischen Verortung heraus passiert, dann ist es im Grunde genommen schwer vorstellbar, wie die Fakten mehr als eine periphäre Rolle spielen könnten: Wer Israel unterstützt, ob jetzt weil es hoch entwickelt, fortschrittlich, säkular (zumindest in der Vorstellung desjenigen), die angegriffene Partei oder demokratisch ist, der wird nicht aufhören Israel zu unterstützen egal ob die Luftschläge jetzt eine Quote von zwei zivilen Opfern pro totem Hamas-Kämpfer fordern oder eine Quote von zwanzig zu eins. Und wer die Palästinenser unterstützt, weil sie die unterdrückte Fraktion sind, die sich gegen "settler colonialism" wehrt oder weil sie die "muslimischen Brüder" sind, der wird seine Meinung bzgl. der noblen Intention der Bevölkerung auch nicht ändern, egal wie klar sich die Sympathie der Zivilbevölkerung für die Hamas zeigt. Insofern können beide Parteien im Grunde machen was sie wollen und die eigenen Ansprüche werden jeweils um die Handlungen der Konfliktparteien herum konstruiert anstatt dass die eigene Sympathie in irgendeiner Form mit den Fakten abgeglichen wird.
Das ist auch, warum ich von Anfang an gerne Parameter gehört hätte, die hier als "noch akzeptabel" für so einen Einsatz gesehen werden und ab wann es zu viel wird: Weil ich insgeheim vermute, dass solche Parameter bei den meisten entweder gar nicht wirklich existieren oder so sehr verschiebbar sind, dass es effektiv auf dasselbe hinaus läuft. Israel ist die starke Partei, Israel wurde angegriffen, also kann Israel sich jetzt auf jede Art verteidigen, die es für angemessen hält, bis die eigene "Sicherheit" wieder hergestellt ist. Dass Sicherheit immer relativ ist und dass Israel neben "Verteidigung" möglicherweise noch andere Ziele verfolgt wird entweder ausgeblendet oder es wird eine Beweisführung bzgl. des subjektiven Vorsatzes verlangt, die quasi unmöglich zu erfüllen ist. Ich bin eigentlich felsenfest davon überzeugt, hätten wir uns hier direkt nach dem 7. Oktober festgelegt, was für Kosten-Nutzen-Kalküle bei so einem Militäreinsatz vertretbar sind und hätte sich Israel nicht innerhalb dieser bewegt, hätte nicht eine einzige Person ihre Meinung geändert, sondern lediglich im Nachhinein andere (für die Bevölkerung Gazas ungünstigere) Kosten-Nutzen-Kalküle gerechtfertigt. Für mich persönlich ist die diese Grenze mittlerweile LÄNGST überschritten; ob Hamas jetzt am 7. Oktober *auch* vergewaltigt oder eben nur gemordet hat, ob einzelne israelische Soldaten Kriegsverbrechen begangen haben oder nicht, es spielt imho einfach keine große Rolle mehr. Als jemand, der halbwegs universalistisch denkt, sehe ich jenseits dieser Fakten-Kleinkriege absolut keine Möglichkeit mehr, wie man bei klarem Verstand objektiv noch die Position vertreten kann, das Menschenleben und die Menschenwürde eines einzelnen Einwohners von Gaza wird genauso oder zumindest nur unwesentlich weniger geachtet als das Menschenleben eines einzelnen Israelis. Selbst wenn ich glauben würde, dass mit dieser Aktion ein Gewinn an Sicherheit für Israel verbunden ist, woran ich meine Zweifel habe, ist aus meiner Sicht das menschliche Leid das sie produziert nie im Leben den Sicherheitsgewinn wert und ich sehe absolut keinen Grund, warum Deutschland dieses brutale Vorgehen auch noch unterstützen sollte.
*meist Israel; ich habe jetzt hier im Forum jetzt niemanden wahrgenommen, der bewusst der Hamas einen gibt, aber im Internet sehe ich auch das ziemlich regelmäßig