Israel mal wieder

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Natürlich habe ich einen pro-israelischen Bias. Der ist hoch rational:
  • In Israel könnte ich gut leben und frei meine Meinung äußern. In den allermeisten arabischen Ländern könnte ich das nicht.
  • In Israel können homosexuelle und atheistische Araber sicher leben. Das geht schon in der Westbank und im Gazastreifen nicht.
  • Israel ist in der Makrosicht das Opfer von militärischer Aggression und genozidärer Bedrohung. Nicht umgekehrt.
  • Als Deutscher sehe ich die Nakba etwa wie das Thema Sudetendeutsche oder Ostpreußen.vNachvollziehbar, dass es die Betroffenen und Nachkommen beschäftigt. Aber keine Rechtfertigung für militärischen "Widerstand" der 4. Generation danach, und schon gar nicht für Terrorismus und Mord/Vergewaltigung.
  • Auch die Bombenopfer im Gaza sehe ich als Deutscher ähnlich wie die Bombenopfer in Hamburg oder Dresden. Bedauernswerte Kollateralschäden einer grundsätzlichel notwendigen Militäroperation, bei der man einzelne Angriffe hinterfragen kann - aber im Gesamtbild die Rollen klar verteilt sind.
Würde ich mich freuen, wenn der Konflikt seine heiße Phase beendet? Ja, sicher. Das wäre gut. Aber ich maße mir nicht an, den richtigen Zeitpunkt dafür besser als Israel beurteilen zu können.

Würde ich mich freuen, wenn in Israel die rechten Nationalisten, orthodoxen & Siedler an Einfluss verlieren? Ja sicher. Das wäre gut. Ich beurteilen die IDF und den positiven Ruf, den sie bei mir genießen, aber nicht fundamental anders.

Verstehe ich grundsätzlich, wenn Israel kritisiert wird? Ja. Sowohl generell als auch akut jetzt.

Verstehe ich, wenn jemand fast nur Israel kritisiert, die Hamas und die Palästinenser aber nicht? Ob in der Politik oder hier im Forum? Nein, das verstehe ich nicht & ich vermute dahinter Motivationen, die ich zutiefst ablehne.
 
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Verstehe ich grundsätzlich, wenn Israel kritisiert wird? Ja. Sowohl generell als auch akut jetzt.

Verstehe ich, wenn jemand fast nur Israel kritisiert, die Hamas und die Palästinenser aber nicht? Ob in der Politik oder hier im Forum? Nein, das verstehe ich nicht & ich vermute dahinter Motivationen, die ich zutiefst ablehne.
Huh. Kannst du mir kurz einen Quote linken, wo du mal zum Ausgleich auch Israels Vorgehen gegen den Gazastreifen kritisiert hast?
Deine Scheuklappen-Rants hier waren für mich der Anlass, überhaupt Stellung dazu zu beziehen. Wenn ich was übersehen habe und du tatsächlich eine ausgewogene Meinung hast, dann zeig mal her.

// Du machst übrigens gerade wieder den Fehler, DIE PALÄSTINENSER in eine Schublade mit der Hamas zu stecken. Die Israel-Kritik wird auch nicht an DEN JUDEN geübt, zumindest ist mir das so nicht aufgefallen.
 
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@Scorn4
Ich betone in solchen Diskussionen eigentlich sehr oft, dass ich den Siedlungsbau in der Westbank für einen Fehler und Unrecht halte. Und dass ich von religiösen Extremisten nichts halte, sollte generell durchkommen - das schließt selbstverständlich auch die israelische religiöse Rechte mit ein.

Netanyahu würde ich nicht wählen, habe aber keine so extrem klare Meinung zu ihm. Was da jetzt wirklich dran ist an "hat die Hamas stark gemacht", weiß ich nicht. Ohne Beweise halte ich mich da sehr zurück.

Zu "Palästinenser vs Hamas":
  • Grundsätzlich richtig
  • Aber Hamas als Organisation, und ihre verachtenswerten Positionen und Ziele, genießen leider eine breite Unterstützung in der Zivilbevölkerung
  • Daher finde ich es genauso falsch so zu tun als gäbe es nur "ganz kleine Minderheit Hamas" vs "ganz große Mehrheit total friedliche und nicht verantwortliche Zivilisten"
Das Dilemma ist: Was machst du, wenn eine Terrororganisation eine dicht besiedelte Urbanität beherrscht und dort auch starke Unterstützung genießt - so dass ein Umbruch von innen unrealistisch erscheint?

Der Konsens scheint zu sein "nach Möglichkeit in Ruhe lassen und isolieren". Das scheint mir aber generell unbefriedigend, auch und gerade für bspw Atheisten und Homosexuelle. Vor allem ist es aber nach dem 7. Oktober eine schwerer defensible Position.
 

Gustavo

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Natürlich habe ich einen pro-israelischen Bias. Der ist hoch rational:


Das ist merklich, aber daran ist jetzt nichts rational oder irrational. Ich habe auch deutlich mehr Sympathie für die israelische Gesellschaft als für die palästinensische, auch wenn sie seit längerer Zeit deutlich abnimmt. Aber ich weiß auch, dass meine Sympathie für eine Gesellschaft* nicht bedeuten kann, dass mir als Außenstehenden die Leben der einen mehr Wert sein sollten als die der anderen, insofern sie unschuldig am Verlauf des Konfliks sind. Und ich weiß nicht, wie man auf das schauen kann, was da gerade in Gaza passiert und zu einem anderen Schluss als das kommen kann. Ich weiß das und ich glaube du weißt es eigentlich auch.
Vermutlich ist niemand hier so blöd zu bestreiten, dass die Hamas nicht ein ungleich größeres Blutbad in Israel anrichten würde, wenn sie die militärischen Mittel hätte, die Israel hat. Das rechtfertigt aber das Blutbad in Gaza nicht, denn die Hamas hat diese Mittel eben nicht.


Mal ganz abgesehen von moralischen Erwägungenen gibt es auch gute praktische Erwägungen dazu, warum die Israelis sich falsch verhalten. Hier etwa ein führender Experte zum Thema Bombenkrieg zu der Vorgehensweise Israels: https://www.foreignaffairs.com/israel/israels-failed-bombing-campaign-gaza





*und machen wir uns nichts vor, es gibt a priori keinen Grund zu glauben, dass jeder einzelne von uns so anders ticken würde, wäre man in so einen Konflikt hineingeboren worden; ganz Europa war bis vor ein paar Jahrzehnten voll solcher Konflikte


Würde ich mich freuen, wenn der Konflikt seine heiße Phase beendet? Ja, sicher. Das wäre gut. Aber ich maße mir nicht an, den richtigen Zeitpunkt dafür besser als Israel beurteilen zu können.


Du kannst unmöglich einer der beiden Kampfparteien die moralische Hoheit darüber geben, wann der richtige Zeitpunkt ist, den Krieg zu beenden. Das ist völlig verrückt. Du verstehst nicht, wie sehr die israelische Gesellschaft an diesem Konflikt krankt. Das ist, was ich mit Azaria meinte: Eine gesund Gesellschaft sieht kein Video, wie ein medic einen überwältigten Angreifer auf offener Straße exekutiert und sagt zu 2/3, das sei "Selbstverteidigung". Und natürlich meint das auch niemand im wörtlichen Sinne so, es ist lediglich ein Ausdruck der Geringschätzung des menschlichen Lebens des Gegners.

Ich kann den Jingoismus gewisser Israelis verstehen (er erinnert mich häufig an die Rechte in den USA) und ich kann den Jingoismus gewisser nicht-israelischer Juden verstehen, sie erinnern mich an die Türken in Deutschland, die für ein Erdogan-Regime agitieren, unter dem sie selbst nicht leben müssen. Aber ich kann absolut nicht verstehen, wie man als unbeteiligter Dritter diesen Konflikt von außen betrachtet und das Gefühl hat, hier gäbe es eine eindeutig gute und eine eindeutig schlechte Seite. Man kann sich über mikanos Ton beschweren, aber ich habe von ihm noch keine so amoralische Aussage gehört wie die, dass die Hamas vollumfänglich für den Tod aller Zivilisten in Gaza verantwortlich ist, ohne in irgendeiner Form die Art der Kriegsführung Israels mit einzukalkulieren. Für diese Art von "Moral" gibt es überhaupt keinen logischen backstop: Wenn du Bomben abwirfst, die groß genug sind, kannst du gar nicht anders, als in Gaza einen Antisemiten treffen.


Verstehe ich, wenn jemand fast nur Israel kritisiert, die Hamas und die Palästinenser aber nicht? Ob in der Politik oder hier im Forum? Nein, das verstehe ich nicht & ich vermute dahinter Motivationen, die ich zutiefst ablehne.

Ich habe meine Meinung dazu ja gesagt aber ich wiederhole sie explizit nochmal: Ich kritisiere die Hamas nicht, nicht weil sie nicht kritisierenswert wäre, sondern weil es offensichtlich ist, dass sie ein negativer Einfluss in diesem Konflikt ist, auf den wir aber nun mal keinen Einfluss haben. Das gilt für Israel nicht im gleichen Maße.
 
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Ja sorry da geh ich halt nicht mit. Das verwässert den Begriff "Genozid" massiv, Genozid ist ein Völkermord. Völker werden ermordet. Das impliziert ein Verschwinden oder zumindest eine massive Abnahme. Nicht jedes (meinetwegen auch rassistische) Unrecht ist ein Genozid. Ich weiß nicht, welche Definition mikano posten wollte, aber auf Wiki finde ich den relevanten Satz aus der UN-Definition:


Und ich sehe einfach nicht, wie Israel diesen Tatbestand in Friedenszeiten erfüllt. Sie wären die schlechtesten Völkermörder der Welt, da bevölkerungstechnisch offensichtlich eher das Gegenteil passiert.

On Israel: Lawyer Who Applied Genocide Convention for Bosnia Recommends it Now for Palestinians
“Israel is not engaging in legitimate self defense under the UN Charter as it and the U.S. government continuously claim. It is a belligerent occupier under the Fourth Geneva Convention and other relevant legal statutes which Israel falsely claims don’t apply to it."


Deine eigenen Befindlichkeiten sind für eine Einstufung, ob es ein Genozid ist oder nicht, unerheblich. Genauso unerheblich wie das Verhalten Israels in Friedenszeiten. Bewertungsgrundlage ist das maßlose Töten und Zerstören in diesem "Krieg".
Israel bricht aktuell mindestens zwei, wenn Killing members mit einbezogen wird drei Punkte der Genocide Convention Article 2 (Nochmal für dich verlinkt, wird sicher nicht das letzte mal in diesem Thread gewesen sein):


(b) Causing serious bodily or mental harm to members of the group;
(c) Deliberately inflicting on the group conditions of life calculated to bring about its physical destruction in whole or in part;


Du kannst unmöglich einer der beiden Kampfparteien die moralische Hoheit darüber geben, wann der richtige Zeitpunkt ist, den Krieg zu beenden. Das ist völlig verrückt. Du verstehst nicht, wie sehr die israelische Gesellschaft an diesem Konflikt krankt. Das ist, was ich mit Azaria meinte: Eine gesund Gesellschaft sieht kein Video, wie ein medic einen überwältigten Angreifer auf offener Straße exekutiert und sagt zu 2/3, das sei "Selbstverteidigung". Und natürlich meint das auch niemand im wörtlichen Sinne so, es ist lediglich ein Ausdruck der Geringschätzung des menschlichen Lebens des Gegners.

Ich kann den Jingoismus gewisser Israelis verstehen (er erinnert mich häufig an die Rechte in den USA) und ich kann den Jingoismus gewisser nicht-israelischer Juden verstehen, sie erinnern mich an die Türken in Deutschland, die für ein Erdogan-Regime agitieren, unter dem sie selbst nicht leben müssen. Aber ich kann absolut nicht verstehen, wie man als unbeteiligter Dritter diesen Konflikt von außen betrachtet und das Gefühl hat, hier gäbe es eine eindeutig gute und eine eindeutig schlechte Seite. Man kann sich über mikanos Ton beschweren, aber ich habe von ihm noch keine so amoralische Aussage gehört wie die, dass die Hamas vollumfänglich für den Tod aller Zivilisten in Gaza verantwortlich ist, ohne in irgendeiner Form die Art der Kriegsführung Israels mit einzukalkulieren. Für diese Art von "Moral" gibt es überhaupt keinen logischen backstop: Wenn du Bomben abwirfst, die groß genug sind, kannst du gar nicht anders, als in Gaza einen Antisemiten treffen.

Zizek hat es ganz treffend gesagt:
"I'm sorry if I sound anti-german, I dont mean all of germany, I mean the predominant stance in politics:
Germans admit they did the Holocaust, and now by persueing radically pro-Israel politics, they do something disgusting I think: they think by supporting Israel, where Israel is not right, in the West Bank etc., they somehow pay their debt for the Holocaust. I find this something so terribly immoral."


Nicht einmal in den USA nehme ich die Pro-Israel Haltung so einseitig und unangefochten wahr, wie in der deutschen Politik/Medien und Israel ist gefühlt der 51. Bundesstaat der USA. So grotesk und einseitig verzerrt kommen Berichterstattung und Politikeraussagen in D an.
 
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On Israel: Lawyer Who Applied Genocide Convention for Bosnia Recommends it Now for Palestinians
“Israel is not engaging in legitimate self defense under the UN Charter as it and the U.S. government continuously claim. It is a belligerent occupier under the Fourth Geneva Convention and other relevant legal statutes which Israel falsely claims don’t apply to it."


Deine eigenen Befindlichkeiten sind für eine Einstufung, ob es ein Genozid ist oder nicht, unerheblich. Genauso unerheblich wie das Verhalten Israels in Friedenszeiten. Bewertungsgrundlage ist das maßlose Töten und Zerstören in diesem "Krieg".
Israel bricht aktuell mindestens zwei, wenn Killing members mit einbezogen wird drei Punkte der Genocide Convention Article 2 (Nochmal für dich verlinkt, wird sicher nicht das letzte mal in diesem Thread gewesen sein):


(b) Causing serious bodily or mental harm to members of the group;
(c) Deliberately inflicting on the group conditions of life calculated to bring about its physical destruction in whole or in part;
Ich wollte eigentlich erst morgen antworten, aber das ist so dumm ...

  1. Ich habe auf Scorn geantwortet, der explizit meinte, Israel wird bereits in Friedenszeiten Genozid vorgeworfen (und das wird es tatsächlich)
  2. Erstmal schön mit Autoritätsargument reinrasseln, als ob sich nicht Juristen finden lassen würden, die das Gegenteil behaupten würden
  3. Du verstehst deinen eigenen verlinkten Text nicht, deswegen erkläre ich ihn dir mal.
Der folgende part ist die notwendige Bedingung:
... any of the following acts committed with intent to destroy, in whole or in part, a national, ethnic, racial or religious group, as such:
die Punkte a) bis e) sind dann Methoden, wie man diesen Genozid umsetzen kann. Das heißt aber nicht, dass, wenn man einen dieser Punkte erfüllt, es automatisch zum Genozid wird, das muss dir doch bewusst sein? Ich werde nicht zum Völkermörder, nur weil ich ein paar Leute einer bestimmten Gruppe umbringe. Intend matters! Ich muss das explizite Ziel Verfolgen die Ethnie zumindest lokal auszulöschen (und natürlich auch die mittel dazu haben, aber die hat Israel ja). Übrigens ist e) auf deiner Liste samt notwendiger Bedingung in der Ukraine ziemlich sicher erfüllt, wurde Russland bereits via Resolution zum Völkermörder erklärt? Nö. Weil die UN absolut keine neutrale Einrichtung ist, und das wüsstest du auch, wenn du dir einfach mal die Liste der Resolutionen, die sich Israel eingefangen hat mit jener von einem x-beliebigen anderen Land anschaust. Oder aber du glaubst, Israel ist schlimmer als Mordor, ka.

@Gustavo
Ich kürz das ab, weil wir uns im Kreis drehen:; Ich bin dafür, auf staatlicher Ebene bei Israel durchaus Druck zu machen (v.A. bzgl. Westjordanland ehrlicherweise). Ich sorge mich aber über steigenden Antisemitismus in der Gesellschaft (egal ob von links oder rechts). Du sagst das bewegt sich im üblichen Rahmen. Ich hoffe du behältst recht.

@Scorn4
Im Prinzip habe ich meine Meinung zu dieser Art Kritik schon gesagt. Wenn man einen jüdischen Ethnostaat ablehnt, muss man eine Alternative aufzeigen. Ich vermute bei vielen läuft das darauf hinaus, das aus Israel ein liberaler multiethnischer Staat wird (a la USA). Ich halte das für naiv unter den derzeitigen Bedingungen, und es ist ganz klar, dass die Juden sehr bald die Minderheit im eigenen Staat sein würden mit entsprechenden Folgen. Ich habe jetzt aber auch keinen umfassenden Überblick über die linke Kritik am Zionismus, wenn da also noch große Würfe verborgen sind, gerne her damit.
 
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Ich habe auf Scorn geantwortet, der explizit meinte, Israel wird bereits in Friedenszeiten Genozid vorgeworfen (und das wird es tatsächlich)
Lies dir seinen Post nochmal durch, auf den du dich bezogen hast. Dort steht das Gegenteil:
"Vielleicht habe ich da etwas an Kontext nicht mitbekommen. Soweit ich das Schlagwort Genozid im Zusammenhang Israel-Palästinenser verstehe, geht es ganz konkret um die nicht-Friedenszeit, in der regelmäßig unproportional viele Palästinenser von der IDF ermordet werden."

Erstmal schön mit Autoritätsargument reinrasseln, als ob sich nicht Juristen finden lassen würden, die das Gegenteil behaupten würden
Demnach gibt es kein richtig und falsch und wir bewegen uns in Grauzonen? Wenn das deine Erkenntnis ist, ist dieser Thread zumindest weiter als vor 2 Seiten, wo das Palästinabashing sich in billigem Rassismus verloren hat, einschl. deiner vorigen Postings.

Du verstehst deinen eigenen verlinkten Text nicht, deswegen erkläre ich ihn dir mal.
Die Bedingungen "intent to destroy, in whole or in part, a national, ethnic, racial or religious group" ist mir klar und ist in meinen Augen bereits wenige Wochen nach dem 7.Okt erfüllt, denn die Absicht lese ich nicht aus der Pressearbeit Israels heraus, sondern aus ihren konkreten Handlungen. To understand how people think, look at their actions, not their words.
Ein Staat, der
  • eine Bevölkerung, die er seit einem halben Jahrhundert unterworfen und seit fast 2 Jahrzehnten von der Außenwelt abgeschnitten hat und die er in elementaren Lebensgrundlagen wie Wasser und Nahrung kontrolliert, so niederbombt als wäre es Dresden 1945 (ohne die entsprechenden Opferzahlen auf der eigenen Seite und ohne, dass eine ernstzunehmende akute Gefahr von Gaza ausgeht)
  • dieser Bevölkerung eine Rückkehr in dieses Gebiet verweigert (grundsätzlich in Palästinensisches Gebiet, sowie konkret womöglich bald auch nach [Nord-]Gaza)
  • seit 2008 als Reaktion auf Angriffe, in denen ein Dutzend Israelis ums Leben kamen Vergeltungsschläge mit völlig unverhältnismäßigen und wahllosen Tötungen von Zivilbevölkerung anrichtet (siehe den Graphen in https://broodwar.net/forum/threads/israel-mal-wieder.244396/post-7091283)
  • wahllos Menschen dieser Bevölkerung in Gefängnisse steckt und dank secret evidence keine Anklagepunkte dafür benötigt
  • den Großteil vom nördlichen Gaza vernichtet hat (Stand 1.Dez: über 60.000 Wohngebäude komplett, 167.000 Wohngebäude zum Teil, 144 zerstörte/beschädigte Pressestellen, 262 beschädigte Schulen, 1102 zerstörte Industrieanlagen, 95 beschädigte Moscheen, 3 beschädigte Kirchen, 22 beschädigte Krankenhäuser und 55 Kliniken)
    und dabei über 20.000 Zivilisten umgebracht hat, darunter auch Journalisten und health staff
der kann mir noch so viel darüber erzählen, er versuche so wenig Menschen wie möglich umzubringen. Die Absicht zeigt sich m.E. in den Handlungen ganz klar.
Dass sie mehr Zivilbevölkerung töten könnten, es aber nicht tun, heißt nicht, dass sie das aus einer inneren Moral heraus oder aus Gutherzigkeit tun. Sie müssen auch den internationalen Druck mit einkalkulieren der hierbei entsteht.

Die Grenzen zwischen Genozid (kann man meinetwegen drüber streiten) und ethnic cleansing (unbestreitbar in der aktuellen Situation Gazas) mögen schwammig sein, aber das, was Israel in den Wochen nach dem 7.Okt veranstaltet sind Kriegsverbrechen. Die Regierung mit und um Netanyahu gehört auf die Anklagebank des ICC. Am besten zusammen mit den Hamas-Drahtziehern des Anschlags vom 7.Okt.
 

Gustavo

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Zizek hat es ganz treffend gesagt:
"I'm sorry if I sound anti-german, I dont mean all of germany, I mean the predominant stance in politics:
Germans admit they did the Holocaust, and now by persueing radically pro-Israel politics, they do something disgusting I think: they think by supporting Israel, where Israel is not right, in the West Bank etc., they somehow pay their debt for the Holocaust. I find this something so terribly immoral."



Eh, wofür Zizek bemühen wenn dir deutsche Politiker jeden Abend in den Talkshows explizit das sagen? Es wird zwar gerne in immer denselben Euphemismus verpackt ("wir sollten als Deutschland Israel keine Ratschläge erteilen"), aber niemand kann ernsthaft behaupten, dass Deutschland ein Problem damit hätte, "wir finden Israel macht alles gut so" als "Ratschlag" rauszuhauen, wenn das für der Situation angemessen gehalten wird. Es geht bei dem Satz einzig und alleine darum, die eigene Kritik zu moderieren oder direkt ganz sein zu lassen, wenn man *eigentlich* der Meinung ist, dass Kritik angebracht wäre (oder man zumindest glaubt, das eigene Publikum hält Kritik für angebracht).

Das Ironische ist: Wenn man dieselbe Denkweise an einen anderen Konflikt anlegt, bei dem man selbst unbeteiligt ist, würde so gut wie jeder bis auf ein paar Soziopathen sofort erkennen, dass diese Art der Argumentation völlig durchgeknallt ist. Würde irgendwer den USA sagen, sie sollen auf die liberianische Regierung keinen Druck machen, Kriegsverbrechen in einem etwaigen dritten Bürgerkrieg zu unterlassen, weil man aufgrund des eigenen Rassismus dem Staat der ehemaligen amerikanischen Sklaven keine guten Ratschläge geben sollte?


@Gustavo
Ich kürz das ab, weil wir uns im Kreis drehen:; Ich bin dafür, auf staatlicher Ebene bei Israel durchaus Druck zu machen (v.A. bzgl. Westjordanland ehrlicherweise). Ich sorge mich aber über steigenden Antisemitismus in der Gesellschaft (egal ob von links oder rechts). Du sagst das bewegt sich im üblichen Rahmen. Ich hoffe du behältst recht.


Mal Butter bei die Fische: Ich lese deine Posts gerne und im Gegensatz zu manchen anderen hier habe ich bei dir auch nicht das Gefühl, dass deine Kritik an bestimmten Entwicklungen innerhalb der politischen Linken concern trolling ist. Aber ich glaube du steigerst dich da schon seit Längerem (nicht nur beim Thema "Antisemitismus in der Linken") auch ganz ordentlich in etwas rein: Unser Dissens dreht sich um ein sehr kleines Segment der Bevölkerung. Vielleicht ein lautes Segment (und sicher auch eins, auf das die Medien ordentlich die Scheinwerfer richten, weil alle dazu eine Meinung haben), aber zahlenmäßig doch sehr klein. Selbst wenn die sich alle antisemitisch radikalisieren würden könnte das den Stimmungsumschwung zu Israels Ungunsten nicht erklären und unser Dissens dreht sich ja hauptsächlich darum, dass ich nicht mal glaube dass innerhalb dieses kleinen Segments der Impetus hauptsächlich Antisemitismus ist.
Für mich sind die andere Gründe für den Stimmungsumschwung viel naheliegender: Israels Politik hat sich enorm zum Negativen verändert. Im digitalen Zeitalter lässt sich das einfach nicht mehr kaschieren. Ich will gar nicht behaupten, dass die meisten dieser Leute wirklich genug über die Situation wissen und sich ein rationales Urteil gebildet zu haben. Vieles davon erinnert mich an die Protestaktionen gegen den Irakkrieg, die ich als Jugendlicher vor 20 Jahren erlebt habe: Da war auch in nicht unbeträchtlichen Größenordnungen wegen richtig beschissener Gründe demonstriert worden (rabiater Antiamerikanismus, unreflektierter Pazifismus, Äquivalenz von Demokratien<-->Autokratien etc.). Man kann aber auch aus falschen oder unvollständigen Gründen zu der korrekten Schlussfolgerung kommen und die ist hier imho so offensichtlich wie beim Irak-Krieg.

Aus purem Interesse: Du sagst, du würdest Druck auf Israel machen bzgl. der Siedler (nehme ich an), aber nicht Gaza. Bist du wirklich der Meinung, die Maße die dieser Einsatz angenommen hat sind immer noch legitim?
 
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Warum findest du es denn so wichtig, dass Israel ausgerechnet aus Deutschland harsch kritisiert wird?

Ich würde auch bezüglich der Westbank mich als deutscher Politiker öffentlich eher zurück halten & lieber im Hintergrund Strippen ziehen & beeinflussen.

Für Gaza gilt das noch mehr, weil da nicht so klar ist, was das Richtige ist. Es ist immer noch ein Einsatz gegen eine mächtige Terrororganisation, die täglich Raketen auf Israel abfeuert. Und nicht nur am 7. Oktober den Waffenstillstand gebrochen hat - sondern auch den Waffenstillstand kürzlich, während dessen Geiseln entlassen wurden.

Ich verstehe die Meinung, dass der Einsatz nicht mehr verhältnismäßig ist. Selbst bin ich da nicht sicher & vertraue nach wie vor dem Urteilsvermögen der IDF mehr als uns. Ihr habt vielleicht weniger bias als die IDF - aber die hat deutlich mehr Expertise.
 

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Warum findest du es denn so wichtig, dass Israel ausgerechnet aus Deutschland harsch kritisiert wird?

Ich würde auch bezüglich der Westbank mich als deutscher Politiker öffentlich eher zurück halten & lieber im Hintergrund Strippen ziehen & beeinflussen.


Das ist gar nicht mein Punkt. Ich mache mir da btw auch keine Illusionen: Die Möglichkeiten Deutschlands, Israels Politik zu beeinflussen, sind sehr begrenzt. Aber: Ich möchte dass Deutschland klarstellt, dass seine Solidarität eben NICHT bedingungslos ist. Ob das laut oder leise passiert ist mir egal, mir ist wichtig dass es auf die effektivste Art passiert. Ich persönlich sehe wenig Gründe dafür zu glauben, dass die "bear hug"-Strategie, die gelegentlich propagiert wird (und von der manche Leute behaupten, die USA würden sie praktizieren) tatsächlich effektiv ist, aber wenn jemand gute Gründe nachliefern kann, die für das Gegenteil sprechen, dann gerne auch so geräuschlos wie möglich. Die Tonalität der deutschen Debatte spricht aber eben nicht dafür, dass Deutschland leise ist, weil es glaubt mit seinem guten Willen im Hintergrund Einfluss nehmen zu können, sondern dass Deutschland leise ist weil es der common sense der politischen Kultur Deutschlands ist, Israel in jedem Fall* zu unterstützen.

Bei jedem anderen Thema sitzt bei Konservativen das "moral hazard" Argument extrem locker, häufig ziemlich losgelöst von der empirischen Belegbarkeit; nur hier wird völlig ignoriert, dass jemand, dem man von vorneherein die unbedingte Unterstützung zugesichert hat, natürlich nicht mehr sondern deutlich weniger Grund hat, etwaige Bedenken in seine Kalkulation miteinzubeziehen. Wenn Solidarität mit Israel für alle kostenlos wäre, dann könnte man sie von mir aus auch uneingeschränkt erklären, aber die Kosten tragen nun mal aktuell die Palästinenser insgesamt und nicht nur die Hamas oder die Hisbollah.


Und wie gesagt: Ich glaube auch ernsthaft, dass diese unbegrenzte Solidarität für Israel absolut schädlich ist. In Deutschland wird jenseits der formelhaften Kritik ("jaja, Siedler ganz schlimm, Netanyahu hätten wir uns auch nicht ausgesucht") so getan, als sei die aktuelle Regierung Israels irgendwie ein Naturkatastrophe, die über das Land gekommen ist und das "wahre" Israel sind eigentlich die Leute, die gegen die Justizreform auf die Straße gegangen sind, aber das ist halt einfach nicht wahr. Ich befürchte, mittlerweile sind Netanyahu und seine Fanatiker deutlich näher am "wahren Israel" als die Gegenseite. Auf Seite 1 dieses Threads habe ich vor neun Monaten geschrieben, dass Ungarn und Polen auf demselben Weg sind wie Israel, nur deutlich weiter. Heute ist klar, dass ich damit Polen Unrecht getan habe, aber mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher, ob Israel nach diesem Krieg nicht genauso weit oder noch weiter sein wird als Ungarn. Die innenpolitische Situation ist besorgniserregend, gerade weil Netanyahu eben keine Reaktion auf ein politisches Scheitern der Gegenseite ist; Likud regiert fast ununterbrochen seit 15 Jahren und die Triebfeder dieser Entwicklung ist demografisch. Soll Deutschland irgendwann in der UN Seite an Seite mit einem Schurkenstaat ungarischer Prägung stehen, nur weil es der Staat der Juden ist?



*nicht wörtlich nehmen, natürlich hat auch Deutschlands Solidarität irgendwo Grenzen; mein Problem ist, dass sie künstlich weit jenseits dessen ausgedehnt sind, was aus moralischen Gründen vertretbar ist (und was bspw. andere Länder Europas bereit sind zu akzeptieren)

Für Gaza gilt das noch mehr, weil da nicht so klar ist, was das Richtige ist. Es ist immer noch ein Einsatz gegen eine mächtige Terrororganisation, die täglich Raketen auf Israel abfeuert. Und nicht nur am 7. Oktober den Waffenstillstand gebrochen hat - sondern auch den Waffenstillstand kürzlich, während dessen Geiseln entlassen wurden.

Ich verstehe die Meinung, dass der Einsatz nicht mehr verhältnismäßig ist. Selbst bin ich da nicht sicher & vertraue nach wie vor dem Urteilsvermögen der IDF mehr als uns. Ihr habt vielleicht weniger bias als die IDF - aber die hat deutlich mehr Expertise.


Das ergibt für mich schlicht keinen Sinn. Du kannst der IDF nur dann vertrauen, wenn ihr ähnliche Zielfunktionen habt. Die IDF hat in meinen Augen mittlerweile aber extrem deutlich gemacht, dass sie auch bereit ist, extremes menschliches Leid in Gaza in Kauf zu nehmen. Und wie gesagt: Ich bin nicht mal der Meinung, dass Israel nicht das Recht hat, die Hamas aus der Regierung zu entfernen. Aber eben nicht so, wie das aktuell passiert. Aktuell sieht es für mich so aus, als würden die Einwohner Gazas genau wie die "menschlichen Tiere" behandelt, als die sie Gallant bezeichnet hat.
 
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"Soll Deutschland irgendwann in der UN Seite an Seite mit einem Schurkenstaat ungarischer Prägung stehen, nur weil es der Staat der Juden ist?"

Erstens hypothetische Frage, weil es nicht so weit ist.

Zweitens glaube ich nicht, dass es, um das zu verhindern, super nützlich ist wenn Deutschland seine Solidarität öffentlich an mehr Bedingungen knüpft.

Drittens wäre selbst dann wahrscheinlich die Situation sehr asymmetrisch: Echte autokratische Schurkenstaaten aus dem arabischen Raum werden von der UN nie verurteilt, und der dein "ungarisches Israel" ähnlich viel wie heute. Die Situation ist gerade in der UN so unfair gegenüber Israel, dass ich mir da nicht vorstellen kann, dass es irgendeinen benefit hat, gegen Israel zu stimmen. Im Gegenteil: Solange die UN da so unfair ist, ist es für mich ein Gegengewicht, aus Prinzip für Israel zu stimmen.
 

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"Soll Deutschland irgendwann in der UN Seite an Seite mit einem Schurkenstaat ungarischer Prägung stehen, nur weil es der Staat der Juden ist?"

Erstens hypothetische Frage, weil es nicht so weit ist.

Zweitens glaube ich nicht, dass es, um das zu verhindern, super nützlich ist wenn Deutschland seine Solidarität öffentlich an mehr Bedingungen knüpft.

Drittens wäre selbst dann wahrscheinlich die Situation sehr asymmetrisch: Echte autokratische Schurkenstaaten aus dem arabischen Raum werden von der UN nie verurteilt, und der dein "ungarisches Israel" ähnlich viel wie heute. Die Situation ist gerade in der UN so unfair gegenüber Israel, dass ich mir da nicht vorstellen kann, dass es irgendeinen benefit hat, gegen Israel zu stimmen. Im Gegenteil: Solange die UN da so unfair ist, ist es für mich ein Gegengewicht, aus Prinzip für Israel zu stimmen.

Die Frage war eigentlich rhetorisch, aber wenn du sie schon beantwortest, solltest du ihr auch nicht ausweichen. Nb: Natürlich hängt es nicht primär an der Unterstützung Deutschlands, in welche Richtung sich Israel entwickelt*; mal abgesehen davon, dass es natürlich auch eine Menge innenpolitische Dynamiken gibt, ist die außenpolitische Dynamik fast einzig und alleine darauf zu reduzieren, wie sich die USA zu Israel verhalten.

Aber: Wo verläuft denn nun für dich die Grenze der Solidarität? Ist es wirklich ein Abwägen mit den muslimischen Staaten der Region und solange Israel nicht auf dem Niveau eines Ägypten (oder schlimmer) ist sollen wir zu Israel halten? Sollten wir noch zu Israel stehen, wenn sie eine ethnische Säuberung Gazas anstreben (was, wieIsrael Hayom neulich berichtet hat, dem US Congress gepitcht wurde)?






*du solltest allerdings vielleicht auch nicht außer Acht lassen, dass anscheinend nicht mal die uneingeschränkte Solidarität der USA ihnen großen Einfluss auf die israelische Kriegsführung gebracht oder die Dynamik weg von einer liberalen Demokratie aufgehalten hat; meine These ist wie gesagt dass sie ihr erst Auftrieb gegeben hat
 
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"Ist es wirklich ein Abwägen mit den muslimischen Staaten der Region und solange Israel nicht auf dem Niveau eines Ägypten (oder schlimmer) ist sollen wir zu Israel halten?"
Ja. Was ist die Alternative? Israel fallen lassen & neben dem Risiko von mehr Massenmord an Juden in Kauf nehmen, dass sich eben die noch schlechteren Länder durchsetzen?

Das ist wie mit der Ukraine: Die unterstütze ich auch dann gegen Russland, wenn sie nicht in allen Aspekten eine perfekte liberale Demokratie ist/wäre.

Bzgl "ethnischer Säuberung" - grundsätzlich nein. Es kann vom Ergebnis her "the least bad option" sein, wenn mehr Palästinenser auswandern würden - aber in der Tat rechtfertigt dieser Zweck keine gewalttätigen Mittel. Wäre ich überzeugt, die Militäroperation in Gaza würde diesem Ziel dienen und nicht der Elimination der Hamas, dann wäre ich klar dagegen.
 

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"Ist es wirklich ein Abwägen mit den muslimischen Staaten der Region und solange Israel nicht auf dem Niveau eines Ägypten (oder schlimmer) ist sollen wir zu Israel halten?"
Ja. Was ist die Alternative? Israel fallen lassen & neben dem Risiko von mehr Massenmord an Juden in Kauf nehmen, dass sich eben die noch schlechteren Länder durchsetzen?

Das ist wie mit der Ukraine: Die unterstütze ich auch dann gegen Russland, wenn sie nicht in allen Aspekten eine perfekte liberale Demokratie ist/wäre.

Bzgl "ethnischer Säuberung" - grundsätzlich nein. Es kann vom Ergebnis her "the least bad option" sein, wenn mehr Palästinenser auswandern würden - aber in der Tat rechtfertigt dieser Zweck keine gewalttätigen Mittel. Wäre ich überzeugt, die Militäroperation in Gaza würde diesem Ziel dienen und nicht der Elimination der Hamas, dann wäre ich klar dagegen.

Du hast die Frage immer noch nicht beantwortet: Wo ist für dich denn nun die Grenze? Es ist doch offensichtlich, wohin der Weg führt: Die politische Mehrheit Israels ist seit einer ganzen Weile nicht mehr bereit, einen zweiten souveränen Staat auf dem ehemaligen Mandatsgebiet zu akzeptieren. Ein sich weiter illiberalisierendes Israel würde auf Dauer die Bürgerrechte seiner nichtjüdischen Bevölkerung weiter einschränken und weitere Siedlungsbewegungen zulassen, sodass auf dem Gebiet, was für die Palästinenser noch übrig bleibt, kein eigenständiger Staat würde entstehen/überleben können. Das ist alles keine Spekulation, ein (zumindest bis zum Krieg) immer größer werdender Teil der Rechten, welcher Likud (momentan nur in Teilen) mit einschließt, sagt ganz offen wohin die Reise gehen soll. Wäre das für dich noch vertretbar? Gibt es irgendeinen Grad von Zerstörung und menschlichem Leid in Gaza als Nebeneffekt einer "Elimination der Hamas" (wie auch immer die aussehen soll), der nicht mehr akzeptabel ist? Bist du der Meinung, dass diese Entscheidung alleine Israel überlassen werden sollte?
 
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Sechsköpfige deutsche Familie bei Bombenangriff in Gaza getötet

Unter den Tausenden Toten in Gaza sind einem Medienbericht zufolge auch mindestens sechs deutsche Staatsbürger. Der Vater hätte ab 1. November als Anästhesist in Dortmund arbeiten sollen.

 
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Das stand auf der Seite des auswärtigen Amtes am 6.10.2023. Muss ja ein richtig geiles Baugrundstück gewesen sein.

Die jemenitische Westküste soll zu dieser Jahreszeit ein Traum sein. Vielleicht fahr ich da zum Schnorcheln hin.
Oder ich mach einen Trip nach Khartum und starte da meine Nilkreuzfahrt. Alles richtig gute Ideen denke ich. Am besten nehm ich auch noch meine ganze Familie mit.
 
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Du hast die Frage immer noch nicht beantwortet: Wo ist für dich denn nun die Grenze?
Harte Beweise für unverhältnismäßige Angriffe im Gazastreifen, die über Einzelfälle hinaus gehen.

Aber es gibt für mich nicht "die Grenze". Israel kritisieren tue ich auch schon heute, und hinter den Kulissen darf das auch gerne unsere Regierung.

Welche Grenze meinst du also genau? Öffentliche Kritik durch unsere Regierung an Israel? Entziehen von Unterstützung?

Es ist doch offensichtlich, wohin der Weg führt: Die politische Mehrheit Israels ist seit einer ganzen Weile nicht mehr bereit, einen zweiten souveränen Staat auf dem ehemaligen Mandatsgebiet zu akzeptieren.
Ich finde nach wie vor eine Zwei-/Dreistaaten-Lösung besser als den Status quo. Sehe aber gerade beim Gazastreifen keinen großen praktischen Unterschied. Die Hamas wäre nach wie vor da, und würde das gleiche tun - und Israel müsste gleich/ähnlich reagieren. Auch wenn Gaza 100% unabhängig wäre.

Insofern finde ich dass das Szenario (und die Unterstützung für dieses) mehrerer Staaten derzeit eher sekundär ist. Haupt-Blocker sind für mich die Palästinenser - auch wenn ich dir zustimme, dass du derzeit keine Mehrheit dafür in Israel bekommst. Aber: Nur wenn die Palästinenser ihre Herangehensweise ändern entstehen die Bedingungen, unter denen sich Mehrheiten dafür bilden können. Und unter denen auch der Druck von außen auf Israel zunehmen würde.

Sprich, vereinfacht ausgedrückt: Die Deppen in Israel können sich heute sehr bequem hinter den Deppen in Westbank & Gaza verstecken.

Ein sich weiter illiberalisierendes Israel würde auf Dauer die Bürgerrechte seiner nichtjüdischen Bevölkerung weiter einschränken und weitere Siedlungsbewegungen zulassen, sodass auf dem Gebiet, was für die Palästinenser noch übrig bleibt, kein eigenständiger Staat würde entstehen/überleben können. Das ist alles keine Spekulation, ein (zumindest bis zum Krieg) immer größer werdender Teil der Rechten, welcher Likud (momentan nur in Teilen) mit einschließt, sagt ganz offen wohin die Reise gehen soll. Wäre das für dich noch vertretbar?
Ich finde es überhaupt nicht gut. Ich sehe aber nicht, wie ich persönlich es verhindern kann. Und ich empfinde auch ein Israel, was in der Westbank falsch agiert als das Opfer der Angriffe der Hamas.

Gibt es irgendeinen Grad von Zerstörung und menschlichem Leid in Gaza als Nebeneffekt einer "Elimination der Hamas" (wie auch immer die aussehen soll), der nicht mehr akzeptabel ist? Bist du der Meinung, dass diese Entscheidung alleine Israel überlassen werden sollte?
Ja, auf jeden Fall. Ich kann nur nicht besonders gut beurteilen, wo dieser Grad liegt. Weil ich weder die juristische noch die praktisch-militärische Expertise dafür mitbringe.

Wenn ich davon ausgehe, dass die Befreiung von Raqqa und Mosul vom IS verhältnismäßig und gerechtfertigt war (was ich 100% tue), dann gehe ich davon aus, dass die Chance hoch ist, dass das im Gazastreifen auch so sein kann.
 
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Vorgestern wurde ja bekannt, dass das IDF Männer in Gaza halbnackt und mit verbundenen Augen zusammenpfercht und vorgibt, es handle sich um Hamas-Terroristen. Siehe die Bilder aus dem Post hier, das waren tatsächlich Männer in Gaza und keine Israelis: https://broodwar.net/forum/threads/israel-mal-wieder.244396/post-7091509

While Israeli media initially suggested that the images, apparently filmed by at least one Israeli soldier, showed the surrender of Hamas fighters, several of the men pictured were identified as civilians, including a journalist.

Diesen Zivilisten wurde nun befohlen, für ein insziniertes Video Waffen zu halten:

 
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Alle Hamas-Terroristen sind "Zivilisten" im Sinne dessen, dass sie optisch nicht davon unterscheidbar sind und auch anderen Tätigkeiten nachgegeben.

Auch "Journalisten" sind potentiell Mitglieder der Hamas, für Propaganda oder auch als aktive Kämpfer.

Ist damit jeder Zivilist automatisch ein Terrorist? Natürlich nicht. Auch bei diesem Foto ggf nicht.

Aber aus der Information, dass einzelne als Zivilisten identifiziert wurden zu schließen, dass es auch tatsächlich keine Hamas-Mitglieder wären ist bestenfalls naiv.
 
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Du hast die Frage immer noch nicht beantwortet: Wo ist für dich denn nun die Grenze? Es ist doch offensichtlich, wohin der Weg führt: Die politische Mehrheit Israels ist seit einer ganzen Weile nicht mehr bereit, einen zweiten souveränen Staat auf dem ehemaligen Mandatsgebiet zu akzeptieren. Ein sich weiter illiberalisierendes Israel würde auf Dauer die Bürgerrechte seiner nichtjüdischen Bevölkerung weiter einschränken und weitere Siedlungsbewegungen zulassen, sodass auf dem Gebiet, was für die Palästinenser noch übrig bleibt, kein eigenständiger Staat würde entstehen/überleben können. Das ist alles keine Spekulation, ein (zumindest bis zum Krieg) immer größer werdender Teil der Rechten, welcher Likud (momentan nur in Teilen) mit einschließt, sagt ganz offen wohin die Reise gehen soll. Wäre das für dich noch vertretbar? Gibt es irgendeinen Grad von Zerstörung und menschlichem Leid in Gaza als Nebeneffekt einer "Elimination der Hamas" (wie auch immer die aussehen soll), der nicht mehr akzeptabel ist? Bist du der Meinung, dass diese Entscheidung alleine Israel überlassen werden sollte?

Gegenfrage: Nachdem die Palästinenser die Israelis nun seit 1946 regelmäßig angegriffen haben und ein großer Teil der palästinensischen Bevölkerung und die gesamte Regierung Israel gar kein Existenzrecht zugesteht, welche Perspektive siehst du für ein weiteres Zusammenleben und wie soll es organisiert werden?
 
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Gustavo

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Gegenfrage: Nachdem die Palästinenser die Israelis nun seit 1946 regelmäßig angegriffen haben und ein großer Teil der palästinensischen Bevölkerung und die gesamte Regierung Israel gar kein Existenzrecht zugesteht, welche Perspektive siehst du für ein weiteres Zusammenleben und wie soll es organisiert werden?

Bevor du mir Gegenfragen stellst, beantworte erst selbst mal die Frage.
 
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Ich bin nicht derjenige, dem die israelische Militäroperation zu weit geht. Du kritisierst hier und solltest in der Lage sein, eine Alternative zu nennen.
 
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Gustavo

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Ich bin nicht derjenige, dem die israelische Militäroperation zu weit geht. Du kritisierst hier und solltest in der Lage sein, eine Alternative zu nennen.

Schon mal was von der Sein-Sollen-Dichotomie gehört? Beantworte meine Frage von oben.
 
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Ich stelle fest, Gustavo hat hohe Ansprüche und gibt besserwisserische Kommentare zum Besten, ohne selbst eine Lösung nennen zu können.
 

Shihatsu

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Ich stelle fest, Gustavo hat hohe Ansprüche und gibt besserwisserische Kommentare zum Besten, ohne selbst eine Lösung nennen zu können.
Ich stelle fest das es wirklich explizit unhöflich und unkonstruktiv ist auf einen Frage mit einer Gegenfrage zu antworten und dabei zu bleiben. Bitte nicht tun, danke.
 
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Demnach gibt es kein richtig und falsch und wir bewegen uns in Grauzonen? Wenn das deine Erkenntnis ist, ist dieser Thread zumindest weiter als vor 2 Seiten, wo das Palästinabashing sich in billigem Rassismus verloren hat, einschl. deiner vorigen Postings.
Gratulation, wir haben festgestellt, dass die Grenze zum Völkermord schwammig ist, da es (wie du ja auch doch richtig zu verstehen scheinst) um die faktische Ausführung und um den "Intend" geht. Um ein Völkermörder zu sein musst du entweder große Teile eines Volkes auslöschen, oder es zumindest wollen und im Begriff sein es zutun. Ersteres tut Israel noch lange nicht, zweiteres nachzuweisen dürfte schwierig sein. Solange sich Experten hier keinesfalls einig sind, weiß ich nicht, was es bringen soll, auf einen zu verweisen der zufällig deine Meinung widerspiegelt.

Ich würde übrigens gerne mal genau aufgezeigt bekommen, wo ich billigen Rassismus getätigt habe.


  • eine Bevölkerung, die er seit einem halben Jahrhundert unterworfen und seit fast 2 Jahrzehnten von der Außenwelt abgeschnitten hat und die er in elementaren Lebensgrundlagen wie Wasser und Nahrung kontrolliert, so niederbombt als wäre es Dresden 1945 (ohne die entsprechenden Opferzahlen auf der eigenen Seite und ohne, dass eine ernstzunehmende akute Gefahr von Gaza ausgeht)
Das ist ein interessanter Satz, bleiben wir mal dabei. Zunächst einmal: In Dresden, Hamburg oder auch Tokyo wurden gezielt Feuerstürme entfacht die ganz klar dazu da waren, die Zivilbevölkerung weitgehend auszulöschen. In einer Nacht wurden hier Opferzahlen produziert, wie bisher im ganzen Gazakrieg (und z.T. weitaus höhere). Soweit ich weiß, gab es bisher keinen Feuersturm in Gaza, stattdessen werden relativ gezielt Wohnblöcke bombardiert, dass nun mittlerweile lange genug, sodass nicht mehr viel steht. Mittlerweile gibt es auch die geforderte Bodenoffensve, ich bin mir aber unsicher, ob das für die Palis wirklich weniger blutig wird. Wenn so ein Squad einen Häuserblock stürmt, wird da viel "spray & pray" betrieben, wenn da (aus irgendwelchen Gründen) noch Frauen und Kinder drin hocken, haben die einfach kaum eine Chance.

Interessant finde ich auch deinen Hinweis, auf die ausgehende Gefahr und Opferzahlen auf der eigenen Seite. Soweit ich weiß steht in keiner Völkermorddefinition etwas über Opferzahlen auf der eigenen Seite oder das Verhalten des Gegenspielers, diese sollte also für die Bewertung des Umstandes - wenn man sich schon auf den juristischen Aspekt bezieht - keinerlei Grundlage bilden.

Hier kommen wir auch gewissermaßen zum Kern des Problems, warum ich mich so schwer damit tue, Israel im aktuellen Konflikt "zu verurteilen" (und eventuell beantwortet das ganze auch gleich die Frage von @Gustavo). Die Story, die mir von Kindesbeinen an eingetrichtert wurde ist, dass der brutale Krieg gegen Deutschland gerechtfertigt war, da es sich um einen barbarischen Angriffskrieg seitens der Axenmächte handelte. Wer Wind säht, wird (Feuer-)Sturm ernten. Natürlich wird immer mal wieder über Kriegsverbrechen und Vertreibung von alliierter Seite debattiert, wenige Menschen gehen aber wirklich soweit, daraus auch Konsequenzen zu fordern. Und wenn sie es tun, sind sie meisten gelinde gesagt "weirde" Leute.
Nun wird mir anhand Gaza erklärt, dass Israel nicht "nur" Kriegsverbrechen und ggfs. Vertreibung begeht, sondern waschechten Genozid. Daraus folgt für mich, das Dresden, Tokyo und Hamburg auch Genozide gewesen sein müssen. Wer würde für diese Darstellung hier die Hand ins Feuer legen? Und ich meine nicht nur Cheap-Talk im Forum zum Zwecke des "Recht habens", sondern inklusive Engagement für die nachträgliche Anerkennung und vlt. sogar Wiedergutmachungsforderung seitens der Schuldigen Alliierten. Mir kann niemand erzählen, das irgendwer hier - ganz besonders nicht vom linken Spektrum - auch nur wagen würde, in diese Richtung zu denken. Und das geht in meinem Kopf einfach nicht zusammen. Entweder beide Sachverhalte waren Genozide, oder keiner von beiden.

Wenn am Ende das einzige Argument ist, dass die Nazis ihre Träume ja wirklich umsetzen konnten, die Hamas aber nicht, dann finde ich das ehrlich gesagt nicht sehr überzeugend. Niemand hier hätte vor dem 7. Oktober einen solchen Angriff für möglich gehalten. Der Angriff passierte, und er wurde von relevanten Teilen der palästinensischen Zivilbevölkerung und von palästinensischen Organsisationen bejubelt (siehe mein voriger Post zu Gretas "Empfehlungen"). Der Moment wurde offensichtlich von vielen herbei gesehnt, als Anfang etwas Großen. Diese Leute wollten Krieg. Jetzt haben sie Krieg. Ich bin mir sicher, die Hamas haben auf mehr Unterstützung von Seiten des Irans, der Hisbollah und vielleicht sogar anderer arabischer Staaten gehofft. Der Angriff Steiners ist aber leider nicht erfolgt, die Hamas hat nun die Möglichkeit die Waffen niederzulegen. Oder sie führen weiter einen Kampf, den sie offensichtlich nicht gewinnen können. Anscheinend ist ihnen die eigene Bevölkerung nicht viel wert. Eine weitere Parallele zu Deutschland im 2. WK.

Warum wird dieser Fakt nicht kritisiert oder überhaupt nur zur Kenntniss genommen? Bis auf Gustavo, nimmt niemand auch nur meine Belege bzgl. der Ansichten von Paliorganisationen zur Kenntnis. Mikano wittert vermutlich Rassismus, wenn ich wieder mal darauf hinweise, wie verdammt antisemitisch viele Leute in der Region sind, dabei gibt es dafür massiv empirische Evidenz in Form von Umfragen. Für mich ist es halt nicht überraschend wenn eine Bevölkerung mit einem solchen Meinungsbild in der Hamas die Lösung sieht. Mikano entschuldigt das dann damit, dass die "moderate"* Fatah sich als ineffektiv erwiesen hat. Nun, wir werden sehen, wie effektiv die Hamas so ist, nicht? Stand der letzten 20 Jahre würde ich sie als eher semigut in der Führung eines Staates bezeichnen.


* Übrigens holy moly wenn das nicht ein schlagendes Beispiel des Overton-Windows ist. Lies dir deren Charta durch, und du siehst, wie "moderat" sie sind. Der klar antisemitische Kern der Organisation besteht nach wie vor, sie haben bloß gelernt, dass militärisch nichts zu holen ist und Geld und (eigener) Wohlstand eigentlich recht geil sind. Und trotz all ihrer Ineffizienz und Korruptheit (korrupt ist Hamas btw. auch): Den Palis in Westjordanland gehts besser als in Gaza.
 
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Alle Hamas-Terroristen sind "Zivilisten" im Sinne dessen, dass sie optisch nicht davon unterscheidbar sind und auch anderen Tätigkeiten nachgegeben.

Auch "Journalisten" sind potentiell Mitglieder der Hamas, für Propaganda oder auch als aktive Kämpfer.

Ist damit jeder Zivilist automatisch ein Terrorist? Natürlich nicht. Auch bei diesem Foto ggf nicht.

Aber aus der Information, dass einzelne als Zivilisten identifiziert wurden zu schließen, dass es auch tatsächlich keine Hamas-Mitglieder wären ist bestenfalls naiv.
Klassischer Xantos: Weist auf das offensichtliche hin und übergeht den Punkt, an dem Israel fingierte Videos für ihre Propaganda verbreitet.
Ist das jetzt Israellywood?

Besser nicht drauf eingehen. Genau so, wie auf die Kinderschändungen in israelischen Gefängnissen. Ohren zuhalten und laut pfeifen, dann sind die Posts bald weg, es kann nicht sein was nicht sein darf.



Ich würde übrigens gerne mal genau aufgezeigt bekommen, wo ich billigen Rassismus getätigt habe.
"und kommt dann reingesteppt um einseitig Partei für übelste Islamofaschisten zu ergreifen, und Gegner als Voll- oder Halbfaschisten zu bezeichnen. Dann kramt er irgendwelche Fälle von jüdischen Faschos raus (die es natürlich auch gibt) und unterschlägt vollkommen, das Islamfaschisten diese scheiße ständig überall auf der ganzen Welt machen. Im übrigen auch bei uns (ganz im Gegensatz zu Juden), in den letzten Wochen mehrfach in Europa."

"Islamfaschisten verüben überall auf der Welt und auch bei uns Anschläge" ist einfach ein billiges und rassistisches Trope, wer das sagt muss sich nicht über das Echo beschweren. Ist in etwas als würde ich sagen "Deutschfaschisten verüben überall in Deutschland Anschläge" mit Hinblick auf die NSU-Morde sowie die anderen geistig umnachteten Morde von Hanau, Halle, Lübcke.


Ohne Partei für die Hamas ergreifen zu wollen, ist da Darstellung "Hamas = IS" wie sie seitens Israel bemüht und von deutschen Medien geschluckt und weiter propagiert wird nicht zutreffend. Während der IS im Machtvakuum, welches die USA in Irak und Syrien hinterlassen haben, die durchgeknallteren Ideen des Islam versucht hat durchzusetzen, ist der Hauptfaktor im Konflikt Israel-Palästina ein Materieller.
Es gibt keine Feindseligkeiten, weil es sich um Juden handelt. Beleg:
- Tausend Jahre Geschichte von Juden in der islamischen Welt, in denen es den Juden besser ging als den Juden in Europa,
- Aufnahme von jüdischen Flüchtlingen während/nach WW2 in Palästina, VOR der Gründung Israels / der Nakba

Der Konflikt entstand mit der von außen aufgestülpten Idee und v.a. der Durchsetzung selbiger, über die Hälfte von Palästina an die Juden zu geben. Ohne eine Grundlage für diese Idee abseits von "in meinem Zauberbuch steht, dass das mein Land ist" und selbst das ist stark anzuzweifeln, denn Abraham kam laut Torah aus Mesopotamien und hat die nativen Kanaaniten vertrieben um sein Königreich zu gründen. Zudem wurden die Nachkommen der jüdischen Landbevölkerung, die nicht geflohen sind, später zu den heutigen Palästinensern. Bei Interesse hier ein interessantes Video dazu.


Das ist ein interessanter Satz, bleiben wir mal dabei. Zunächst einmal: In Dresden, Hamburg oder auch Tokyo wurden gezielt Feuerstürme entfacht die ganz klar dazu da waren, die Zivilbevölkerung weitgehend auszulöschen. In einer Nacht wurden hier Opferzahlen produziert, wie bisher im ganzen Gazakrieg (und z.T. weitaus höhere). Soweit ich weiß, gab es bisher keinen Feuersturm in Gaza, stattdessen werden relativ gezielt Wohnblöcke bombardiert, dass nun mittlerweile lange genug, sodass nicht mehr viel steht. Mittlerweile gibt es auch die geforderte Bodenoffensve, ich bin mir aber unsicher, ob das für die Palis wirklich weniger blutig wird. Wenn so ein Squad einen Häuserblock stürmt, wird da viel "spray & pray" betrieben, wenn da (aus irgendwelchen Gründen) noch Frauen und Kinder drin hocken, haben die einfach kaum eine Chance.

Interessant finde ich auch deinen Hinweis, auf die ausgehende Gefahr und Opferzahlen auf der eigenen Seite. Soweit ich weiß steht in keiner Völkermorddefinition etwas über Opferzahlen auf der eigenen Seite oder das Verhalten des Gegenspielers, diese sollte also für die Bewertung des Umstandes - wenn man sich schon auf den juristischen Aspekt bezieht - keinerlei Grundlage bilden.

Hier kommen wir auch gewissermaßen zum Kern des Problems, warum ich mich so schwer damit tue, Israel im aktuellen Konflikt "zu verurteilen" (und eventuell beantwortet das ganze auch gleich die Frage von @Gustavo). Die Story, die mir von Kindesbeinen an eingetrichtert wurde ist, dass der brutale Krieg gegen Deutschland gerechtfertigt war, da es sich um einen barbarischen Angriffskrieg seitens der Axenmächte handelte. Wer Wind säht, wird (Feuer-)Sturm ernten. Natürlich wird immer mal wieder über Kriegsverbrechen und Vertreibung von alliierter Seite debattiert, wenige Menschen gehen aber wirklich soweit, daraus auch Konsequenzen zu fordern. Und wenn sie es tun, sind sie meisten gelinde gesagt "weirde" Leute.
Nun wird mir anhand Gaza erklärt, dass Israel nicht "nur" Kriegsverbrechen und ggfs. Vertreibung begeht, sondern waschechten Genozid. Daraus folgt für mich, das Dresden, Tokyo und Hamburg auch Genozide gewesen sein müssen. Wer würde für diese Darstellung hier die Hand ins Feuer legen? Und ich meine nicht nur Cheap-Talk im Forum zum Zwecke des "Recht habens", sondern inklusive Engagement für die nachträgliche Anerkennung und vlt. sogar Wiedergutmachungsforderung seitens der Schuldigen Alliierten. Mir kann niemand erzählen, das irgendwer hier - ganz besonders nicht vom linken Spektrum - auch nur wagen würde, in diese Richtung zu denken. Und das geht in meinem Kopf einfach nicht zusammen. Entweder beide Sachverhalte waren Genozide, oder keiner von beiden.

Wenn am Ende das einzige Argument ist, dass die Nazis ihre Träume ja wirklich umsetzen konnten, die Hamas aber nicht, dann finde ich das ehrlich gesagt nicht sehr überzeugend. Niemand hier hätte vor dem 7. Oktober einen solchen Angriff für möglich gehalten. Der Angriff passierte, und er wurde von relevanten Teilen der palästinensischen Zivilbevölkerung und von palästinensischen Organsisationen bejubelt (siehe mein voriger Post zu Gretas "Empfehlungen"). Der Moment wurde offensichtlich von vielen herbei gesehnt, als Anfang etwas Großen. Diese Leute wollten Krieg. Jetzt haben sie Krieg. Ich bin mir sicher, die Hamas haben auf mehr Unterstützung von Seiten des Irans, der Hisbollah und vielleicht sogar anderer arabischer Staaten gehofft. Der Angriff Steiners ist aber leider nicht erfolgt, die Hamas hat nun die Möglichkeit die Waffen niederzulegen. Oder sie führen weiter einen Kampf, den sie offensichtlich nicht gewinnen können. Anscheinend ist ihnen die eigene Bevölkerung nicht viel wert. Eine weitere Parallele zu Deutschland im 2. WK.
Bei diesen Vergleichen der Hamas mit den Nazis verdrehe ich mittlerweile nur noch die Augen.
Die Alliierten haben Dresden & Co nicht zerbombt, um Lebensraum für Engländer/Franzosen zu schaffen, sondern um Kriegsmüdigkeit in einem aktiven Krieg (darum tue ich mich auch so schwer, das High-Tech Massaker in Gaza als Krieg zu bezeichnen) zu erzeugen.

Jetzt sagst du: aber Israel will die Hamas bekämpfen. Und das ist der größte Schwachsinn, den die westlichen Medien herunterbeten. Du kannst die Hamas nicht militärisch bekämpfen. Das sagt dir jeder ernstzunehmende Beobachter, dessen hidden agenda nicht dazu dient die Blutrache Israels zu rechtfertigen.
Die Hamas sind nicht eine fixe Anzahl an Personen sowie hier und dort ein paar "Headquarters", die sobald dieses Personen tot und die Lager zerstört sind besiegt ist. Hamas ist eine radikale politische Kraft, die an Anhängern gewinnt, je mehr Menschen radikalisiert werden. Das hatte ich dir schon mal geschrieben. Eines der vielen Dinge die du ignoriert hast, da du darauf offenbar keine Antwort hast.

Der bessere Vergleich wäre: war das Morden der Nazis in Polen ein Genozid an der dortigen Bevölkerung, da dieses Morden nur dazu dienten, um das Land der Menschen zu stehlen und es als "deutschen Lebensraum" zu verwenden?
Dieser Vergleich Deutschland->Polen berücksichtigt auch die militärischen Machtverhältnisse besser, wie sie im "Angriff" Israel->Gaza gegeben sind.


Warum wird dieser Fakt nicht kritisiert oder überhaupt nur zur Kenntniss genommen? Bis auf Gustavo, nimmt niemand auch nur meine Belege bzgl. der Ansichten von Paliorganisationen zur Kenntnis. Mikano wittert vermutlich Rassismus, wenn ich wieder mal darauf hinweise, wie verdammt antisemitisch viele Leute in der Region sind, dabei gibt es dafür massiv empirische Evidenz in Form von Umfragen. Für mich ist es halt nicht überraschend wenn eine Bevölkerung mit einem solchen Meinungsbild in der Hamas die Lösung sieht. Mikano entschuldigt das dann damit, dass die "moderate"* Fatah sich als ineffektiv erwiesen hat. Nun, wir werden sehen, wie effektiv die Hamas so ist, nicht? Stand der letzten 20 Jahre würde ich sie als eher semigut in der Führung eines Staates bezeichnen.
Erklärung ist nicht Rechtfertigung. Du hast mich gefragt, wie das Problem konstruktiv zu lösen ist, ich habe auf die Ursachen hingewiesen. Wenn du damit nichts anfangen kannst und diese Teile meiner Postings ständig ignorierst, anstatt darauf einzugehen, nehme ich das zur Kenntnis und schätze dich so ein, dass es sich vielleicht lohnt hier und da mal halbherzig auf ein Posting von dir zu antworten, mehr aber auch nicht.


* Übrigens holy moly wenn das nicht ein schlagendes Beispiel des Overton-Windows ist. Lies dir deren Charta durch, und du siehst, wie "moderat" sie sind. Der klar antisemitische Kern der Organisation besteht nach wie vor, sie haben bloß gelernt, dass militärisch nichts zu holen ist und Geld und (eigener) Wohlstand eigentlich recht geil sind. Und trotz all ihrer Ineffizienz und Korruptheit (korrupt ist Hamas btw. auch): Den Palis in Westjordanland gehts besser als in Gaza.
Die PLO des 20. Jahrhunderts war eine säkulare Organisation, die nichts mit wie du es nennen würdest "Islamfaschisten" gemein hat.
Die PLO wurde mit dem Ziel zur Vernichtung Israels gegründet, was kein Wunder ist da die Gründung gleich nach der Nakba stattfand. Das ändert aber nichts daran, dass auch die PLO eine Entwicklung genommen hat und in den Neunzigern beidseitig produktive Gespräche für eine Zwei-Staaten-Lösung geführt wurden, die leider im letzten Akt nicht zum Abschluss kamen Ende der 90er.
Dass du dich auf eine uralte Charta stürzt und jegliche geschichtlichen Ereignisse seitdem ausblendest, zeigt einfach nur dass du entweder kümmerlich informiert bist, oder im schlechteren Fall versuchst Geschichte zu verschleiern als hätte sie nie stattgefunden.
 

Gustavo

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Wenn am Ende das einzige Argument ist, dass die Nazis ihre Träume ja wirklich umsetzen konnten, die Hamas aber nicht, dann finde ich das ehrlich gesagt nicht sehr überzeugend. Niemand hier hätte vor dem 7. Oktober einen solchen Angriff für möglich gehalten. [...]

Uhhh, da würde ich definitiv nicht zustimmen, zumindest nicht so wie du es formuliert hast. Hättest du vor dem 7. Oktober gefragt, ob man so einen Angriff für möglich halte, hätte ich gesagt "nein, weil sowas unmöglich gelingen kann und die Hamas das auch weiß." Dass es der Hamas nicht am Willen für einen barbarischen Angriff und den militärischen Mitteln für einen so simplen low-tech assault mit einer relativ niedrigen Zahl an Kämpfern mit Pickups und Maschinengewehren fehlte war afaik alles andere als ein Staatsgeheimnis. Aber vor dem 7. Oktober hätte ich (und sicher auch Leute, die davon viel mehr verstehen) gedacht, ein solcher Angriff wäre gleichbedeutend damit, dass die Hamas ihre eigenen Kämpfer in einen Fleischwolf schickt, ohne nennenswerten Schaden anzurichten.

Ansonsten finde ich die Diskussion ob genozid oder nicht jetzt nicht unbedingt zielführend, weil da letztendlich juristische Konstrukte über Handlungen gestülpt werden müssen, ohne dass dabei ein echter Erkenntnisgewinn rauskommt. Ich finde die moralische Betrachtung sinnvoller, weil dort keine arbiträren Maßstäbe Dritter angelegt werden müssen. Und moralisch sehe ich schon einen gewaltigen Unterschied zwischen Nazi-Deutschland und Gaza: Nazi-Deutschland war zu der Zeit der Bombenangriffe immer noch kriegstüchtig und in hohem Maß eine Gefahr für die Zivilbevölkerung und alliierten Soldaten. Den Krieg gewinnen konnten sie natürlich nicht, aber jeden Tag den Deutschland nicht kapitulierte starben mehr Menschen. Man kann sich darüber streiten, ob oder in welchem Maße das Luftschläge auf zivile Einrichtungen rechtfertigt, aber von der Hamas geht aktuell schlicht keine realistische Gefahr für irgendwen aus, die in irgendeiner Form mit Deutschland selbst im Frühjahr 1945 vergleichbar wäre.


Diese Leute wollten Krieg. Jetzt haben sie Krieg.

Das ist kein Grund dafür, jegliche Regeln bzgl. Kriegsführung über Bord zu werfen. Ich habe gestern einen Podcast von der FAZ zu dem Thema gehört, bei dem die Gäste einen (natürlich politisch völlig illusorischen, aber gut) Plan vorgestellt haben, bei dem sie auch relativ deutlich (ab 30:30) darauf zu sprechen kommen, dass es offensichtlich neben dem legitimen Ziel der Bekämpfung der Hamas eben AUCH um die Bestrafung der Bevölkerung Gazas geht, was auch in der Kommunikation durch die Regierung genau so gesagt und durch Mehrheiten in der Bevölkerung so gewünscht wird. Das ist der Teil, den ich kritisiere.


Ich stelle fest, Gustavo hat hohe Ansprüche und gibt besserwisserische Kommentare zum Besten, ohne selbst eine Lösung nennen zu können.

Ich verstehe nicht, warum du auf meine Frage nicht antworten willst. Du hast doch hier vorher schon mindestens eine Argumentation gebracht, die astrein Kriegsverbrechen legitimiert; was hindert dich jetzt hier daran, einfach deine Meinung zu sagen?
 
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"und kommt dann reingesteppt um einseitig Partei für übelste Islamofaschisten zu ergreifen, und Gegner als Voll- oder Halbfaschisten zu bezeichnen. Dann kramt er irgendwelche Fälle von jüdischen Faschos raus (die es natürlich auch gibt) und unterschlägt vollkommen, das Islamfaschisten diese scheiße ständig überall auf der ganzen Welt machen. Im übrigen auch bei uns (ganz im Gegensatz zu Juden), in den letzten Wochen mehrfach in Europa."

"Islamfaschisten verüben überall auf der Welt und auch bei uns Anschläge" ist einfach ein billiges und rassistisches Trope, wer das sagt muss sich nicht über das Echo beschweren. Ist in etwas als würde ich sagen "Deutschfaschisten verüben überall in Deutschland Anschläge" mit Hinblick auf die NSU-Morde sowie die anderen geistig umnachteten Morde von Hanau, Halle, Lübcke.
Erklär mir mal, mein dummes Rassistenbrain versteht es wirklich nicht. Islamofaschisten gibt es. Sie verüben überall auf der Welt Anschläge. Was an diesen Aussagen ist falsch? Und natürlich verüben Deutschfaschisten überall in Deutschland anschläge. Deswegen sind sie ja auch ein ernstzunehmendes Problem, vor allem wenn deren Zahl zunimmt. Ich verstehe hier echt nicht dein Problem. Ich habe nicht gesagt "Muslime" (oder Deutsche), ich habe explizit gesagt "Islamofaschisten" (oder eben Deutschfaschisten). Diese existieren und sind ein Problem. Und die Hamas gehört da definitiv mit rein, siehe Charta, siehe Handlungsweise, siehe Kriegsführung. Wenn du das nicht so siehst, dann ist ja gut, dann wissen wenigstens endlich alle, wessen Geistes Kindes zu bist.

Ohne Partei für die Hamas ergreifen zu wollen, ist da Darstellung "Hamas = IS" wie sie seitens Israel bemüht und von deutschen Medien geschluckt und weiter propagiert wird nicht zutreffend. Während der IS im Machtvakuum, welches die USA in Irak und Syrien hinterlassen haben, die durchgeknallteren Ideen des Islam versucht hat durchzusetzen, ist der Hauptfaktor im Konflikt Israel-Palästina ein Materieller.
Es gibt keine Feindseligkeiten, weil es sich um Juden handelt. Beleg:
- Tausend Jahre Geschichte von Juden in der islamischen Welt, in denen es den Juden besser ging als den Juden in Europa,
- Aufnahme von jüdischen Flüchtlingen während/nach WW2 in Palästina, VOR der Gründung Israels / der Nakba

Du hast mir immer noch nicht erklärt, wo die Juden in der Levante hin waren. Da waren bis Anfang des 19. Jhd. laut den quellen die ich dir gepostet habe sogut wie keine. Die meisten Juden waren ab ca. dem 17. Jhd in Polen/Osteuropa, wo es ihnen ziemlich lange relativ gut erging. Aber ich finde die Argumentation ohnehin völlig verquer. Selbst wenn der nahe Osten unter muslimischer Herrschaft lange Zeit ein Paradies für Juden gewesen wäre, würde das nichts an den heutigen Einstellungen der Menschen ändern. Denkst du etwa, Kulturen könnten ihre grundlegenden Auffassungen nicht ändern? Woran machst du das fest? Ich würde sagen empirisch hast du mit dieser Annahme einen ziemlich schweren Stand, wenn man alleine mal den deutschen Sprachraum der letzten 250 Jahre betrachtet.

Der Konflikt entstand mit der von außen aufgestülpten Idee und v.a. der Durchsetzung selbiger, über die Hälfte von Palästina an die Juden zu geben. Ohne eine Grundlage für diese Idee abseits von "in meinem Zauberbuch steht, dass das mein Land ist" und selbst das ist stark anzuzweifeln, denn Abraham kam laut Torah aus Mesopotamien und hat die nativen Kanaaniten vertrieben um sein Königreich zu gründen. Zudem wurden die Nachkommen der jüdischen Landbevölkerung, die nicht geflohen sind, später zu den heutigen Palästinensern. Bei Interesse hier ein interessantes Video dazu.
Du, mir ist scheißegal, ob Palästina nativ jüdisches Land ist, ich sehe das tatsächlich ähnlich wie du: Zauberbuch. Relevant ist es für mich nur für die Story der angeblich jahrtausendelangen muslimisch-jüdischen Freundschaft (welche ich stark bezweifele angesichts der numerischen Entwicklung soweit sie nachvollziehbar ist). Von mir aus hätten die Juden Bayern oder Sachsen haben können. Dann würde ich heute bei Intel arbeiten. Ich verneine überhaupt nicht das die Staatsgründung Israels nicht sauber ablief, aber es ist schlicht Unsinn zu behaupten, es gäbe hier nicht bereits vorher "Unmut". Massaker von Hebron? Arabischer Aufstand? Deine Darstellung eine Friede-Freude-Eierkuchen-Zustandes bis die bösen Juden die Araber vertrieben ist zumindest "unterkomplex".

Bei diesen Vergleichen der Hamas mit den Nazis verdrehe ich mittlerweile nur noch die Augen.
Die Alliierten haben Dresden & Co nicht zerbombt, um Lebensraum für Engländer/Franzosen zu schaffen, sondern um Kriegsmüdigkeit in einem aktiven Krieg (darum tue ich mich auch so schwer, das High-Tech Massaker in Gaza als Krieg zu bezeichnen) zu erzeugen.
Jetzt sagst du: aber Israel will die Hamas bekämpfen. Und das ist der größte Schwachsinn, den die westlichen Medien herunterbeten. Du kannst die Hamas nicht militärisch bekämpfen. Das sagt dir jeder ernstzunehmende Beobachter, dessen hidden agenda nicht dazu dient die Blutrache Israels zu rechtfertigen.
Die Hamas sind nicht eine fixe Anzahl an Personen sowie hier und dort ein paar "Headquarters", die sobald dieses Personen tot und die Lager zerstört sind besiegt ist. Hamas ist eine radikale politische Kraft, die an Anhängern gewinnt, je mehr Menschen radikalisiert werden. Das hatte ich dir schon mal geschrieben. Eines der vielen Dinge die du ignoriert hast, da du darauf offenbar keine Antwort hast.
Du glaubst also die Juden wollen Gaza als Lebensraum? Ehrlich, ist das dein Vorwurf? Versteh mich nicht falsch, diese Strömungen gibt es sicherlich, aber ganz Israel inklusive der IDF? Warum Gaza? Was ist so wertvoll an ausgerechnet dem Stück Land? Sorry, aber das halte ich für Mumpitz. Die Israelis wollen so wenig Lebensraum in Gaza wie die amis in Dresden. Mein letzter Stand war, dass Nordgaza eine Pufferzone werden soll, damit die jüdischen Siedlungen nicht mehr so einfach erreicht werden können. Ich hoffe der israelische Nachkriegsplan erschöpft sich nicht darin, da wäre dann ein neuer Krieg nämlich tatsächlich vorprogrammiert. (Zur Erinnerung: ich bin für Besetzung von Gaza und Deprogrammierung sowie wirtschaftlichem Aufbau. Bonuspunkt, wenn es nicht durch israelische Truppen geschieht).

Es gibt historisch mehrere Beispiele, in denen radikale politische Kräfte durch Krieg (aka die Folgen der radikalen politischen Kraft) ausgemerzt wurden. Dieser Gedanke. das eine "Idee/Ideal schusssicher" sei, hört sich vielleicht im Kinofilm gut an, empirisch würde ich sie aber nicht als sonderlich fundiert beschreiben. Die Russen haben die Tschetschenen ziemlich wahllos bombardiert und ihren Willen weitgehend gebrochen. Der militärische Kampfeswillen der Deutschen wurde im zweiten Weltkrieg ganz klar gebrochen. Der IS wurde mit militärischer Gewalt weitestgehend zurückgedrängt, und wie lange es noch eine tibetanische oder uigurische Bewegung gibt, steht in den Sternen. Es stimmt einfach nicht, dass man "radikale politische Kräfte" nicht mit Gewalt ausschalten kann. Ich meine du selbst führst die PLO als "moderate Kraft" an, die im Laufe der Geschichte ihre Heransgehensweise geändert hat. Wieso genau - meinst du - hat sie das getan? Könnte es mit einer Reihe militärischer Niederlagen zutun gehabt haben?
Ich habe auf deinen Text übrigens nicht geantwortet, weil ich die Argumentation vor ein paar Seiten schonmal hatte, und ich mich für dich nicht ständig wiederholen will (und diese Posts auch ehrlich gesagt bereits viel zu lang sind).

Erklärung ist nicht Rechtfertigung. Du hast mich gefragt, wie das Problem konstruktiv zu lösen ist, ich habe auf die Ursachen hingewiesen. Wenn du damit nichts anfangen kannst und diese Teile meiner Postings ständig ignorierst, anstatt darauf einzugehen, nehme ich das zur Kenntnis und schätze dich so ein, dass es sich vielleicht lohnt hier und da mal halbherzig auf ein Posting von dir zu antworten, mehr aber auch nicht.
Ich gehe nicht darauf ein, weil ich dazu nicht viel zu sagen habe und diese Posts bereits unendlich lang sind. Ich halte deine Lösung teilweise für richtig, teilweise für grobes Wunschdenken.

Die PLO des 20. Jahrhunderts war eine säkulare Organisation, die nichts mit wie du es nennen würdest "Islamfaschisten" gemein hat.
Die PLO wurde mit dem Ziel zur Vernichtung Israels gegründet, was kein Wunder ist da die Gründung gleich nach der Nakba stattfand. Das ändert aber nichts daran, dass auch die PLO eine Entwicklung genommen hat und in den Neunzigern beidseitig produktive Gespräche für eine Zwei-Staaten-Lösung geführt wurden, die leider im letzten Akt nicht zum Abschluss kamen Ende der 90er.
Dass du dich auf eine uralte Charta stürzt und jegliche geschichtlichen Ereignisse seitdem ausblendest, zeigt einfach nur dass du entweder kümmerlich informiert bist, oder im schlechteren Fall versuchst Geschichte zu verschleiern als hätte sie nie stattgefunden.
Nö, wenn du meine Beiträge gelesen hättest, wüsstest du, das ich an anderer Stelle durchaus die Entwicklungen in den 90ern angesprochen habe. Aber ich nehm dir das nicht übel, der Thread ist lang, und man verliert schnell den Überblick. Du könntest aber vlt. mal drüber nachdenken, warum du mir alles direkt so negativ wie möglich auslegen musst. Liegt wohl an meinem erwiesenem Rassismus, weil ich Islamofaschisten als Islamofaschisten bezeichne. Aber wenn wir das Spiel spielen: Immerhin stehe ich nicht auf der Seite der Leute, die Frauen vergewaltigen, ihre Brüste abschneiden, mit ihren Brüsten Fußball spielen, und sie dann mitten in der Vergewaltigung hinrichten. Fragt sich, welche versteckten Motive jemand wie du wohl verfolgt, hmm?

Aber zurück zur PLO:
Nachdem Oslo geplatzt ist, gab es ja noch einige weitere Anläufe, welche masgeblich an der PLO gescheitert sind. Vor allem aber ist diese "uralte Charta" ein ziemliches Politikum, welches ganz und garnicht so unwichtig ist, wie du es hier darzustellen versuchst. Das sieht man auch daran, dass die PLO mehrfach versprochen hat, diese zu ändern, sich mit der tatsächlichen Umsetzung aber sehr schwer zutun scheint. Hinzu kommt, dass ich unter dem Motto lebe: Höre zu, wenn Menschen dir erzählen, wer sie sind. Hitler war ziemlich offen mit seinen Plänen für die Juden und Osteuropa. Putin hat klar gesagt, wie er sich die Rolle der Ukraine vorstellt. Genauso halte ich es auch bei Hamas und PLO. Es sollte ja ein leichtes sein, diese unwichtige, uralte Charta zu ändern. Wieso tun sie es dann nicht?


@Gustavo

Sorry, aber das Wort Genozid wird offensichtlich als Propagandainstrument benutzt. DIR mag das ja egal sein, ich finde es aber nicht gut, sowas unwidersprochen stehen zu lassen.

Bzgl. der Kriegsführung stimme ich dir prinzipiell sogar zu, allerdings muss dann eben gleiches Maß auch für die Gegenseite angelegt werden. Was die Bestrafung der Zivilbevölkerung angeht: In einem Konflikt, in dem der Übergang von Zivil zu Militär fließend ist, lässt sich das doch schwer vermeiden? Die Hamas ist Gaza und Gaza ist Hamas. Wenn du mir jetzt also ein Video zeigst, in dem Israelis Frauen und Kinder ummähen, ja dann verurteile ich das. Aber wenn ich ein Video sehe, in dem Frauen und Kinder aus irgendeinem Grund in den Trümmerhaufen eines Nord-Gaza-Bombardements nach mehrfacher Warnung zu finden sind, dann frage ich mich in erster Linie: Welche Eltern sind hier immer nocht nicht geflohen? Das ist unmenschlich, ich weiß. Vielleicht hatte diese Familie gute (Nicht-Hamas) Gründe dafür. Ich bin nicht vor Ort. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es vor Ort (selbst bei Minderjährigen) sehr schwer ist, zwischen unschuldig und "schuldig" zu unterscheiden. Und solange die Hamas dafür sorgt, dass dies so bleibt (genauso ein Kriegsverbrechen btw.), sehe ich nicht, dass Israel hier die alleinige Bringschuld hat.
 
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@Scorn4
Im Prinzip habe ich meine Meinung zu dieser Art Kritik schon gesagt. Wenn man einen jüdischen Ethnostaat ablehnt, muss man eine Alternative aufzeigen. Ich vermute bei vielen läuft das darauf hinaus, das aus Israel ein liberaler multiethnischer Staat wird (a la USA). Ich halte das für naiv unter den derzeitigen Bedingungen, und es ist ganz klar, dass die Juden sehr bald die Minderheit im eigenen Staat sein würden mit entsprechenden Folgen. Ich habe jetzt aber auch keinen umfassenden Überblick über die linke Kritik am Zionismus, wenn da also noch große Würfe verborgen sind, gerne her damit.
Wenn man möchte, dass Israel ein sicherer Staat für Juden ist, dann sollte man die nicht-jüdische Minderheit auf dem israelischen Wunschterritorium anständig behandeln. Sonst hat man halt ein ständiges Terrorismus-Problem.
 
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Wenn man möchte, dass Israel ein sicherer Staat für Juden ist, dann sollte man die nicht-jüdische Minderheit auf dem israelischen Wunschterritorium anständig behandeln. Sonst hat man halt ein ständiges Terrorismus-Problem.
Hier stimme ich zu. Israel hat viele hausgemachte Probleme und der derzeitige Hartrechts-Kurs ist mir eigentlich zu wider. Man kann aber nicht auf der einen Seite die Aktionen der Paliseite als ewigen gerechten Freiheitskampf verharmlosen, der ja nur Reaktion sei, und auf der anderen Seite die offensichtlich recht junge Entwicklung der israelischen Kompromisslosigkeit nicht als Reaktion auf die Erfahrungen der 90er und frühen 00er sehen. Pick a lane (geht nicht spezifisch an dich).

Ich habe es ja schonmal gesagt: Ich hoffe bei aller Grausamkeit, dass die israelische Bevölkerung bemerkt, dass es so nicht weiter gehen kann und dieser Krieg so wenigstens etwas positives bewirkt. Netanjahu gehört aus dem Amt gejagt, und auf Seiten der Palis hoffe ich auf die Einsicht, das die Antwort auf eine ineffiktive, korrupte Regierung nicht eine noch schlimmere Terrorbande sein kann. Der große Traum vom kriegerischen Sieg über die Juden ist - ganz Unabhängig von der zur Schau gestellt Barbarei - ein lost cause. So wird es nichts werden mit dem Frieden.
 
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Wenn man möchte, dass Israel ein sicherer Staat für Juden ist, dann sollte man die nicht-jüdische Minderheit auf dem israelischen Wunschterritorium anständig behandeln. Sonst hat man halt ein ständiges Terrorismus-Problem.

Wie genau soll man nicht-jüdische Minderheiten anständig behandeln wenn die sich ständig auf ein vererbtes Recht berufen das ihnen erlaubt das jüdische Volk ins Meer zu treiben und sich auch dementsprechend so verhalten?

Alle Versuche diesen Konflikt noch irgendwie friedlich zu lösen sind von beiden Seiten über die Jahrzehnte sabotiert worden der Zug ist abgefahren.
Jetzt gibts halt die Knute. Radikales Ausmerzen von Hamas, Aufbau einer DMZ an der Grenze zwischen Gaza und Israel und vermutlich gibts dann in der Zukunft seltsame Tode von den Hamas-Führern die im Ausland sitzen. Und da ein Einmarsch in den Iran als Hauptquelle des islamistischen Terrors weltweit nicht realistisch ist, es aber starken Kräften in Israel und den USA ziemlich sicher der Finger juckt wirds dann irgendwann mal was auf Teheran geben. Und seien es taktische Nukes bis dieser völlig entartete Gottesstaat nicht mehr zuckt. Aus der Bevölkerung selber reicht ja anscheinend der Widerstand nicht.

Irgendwie vermisse ich von den ganzen Friedenslaberern hier im Forum einen konkreten Plan wie genau man den denn jetzt als Israel gerade erreichen soll. Jede Verschärfung führt zu Gejammer, jedes Lockerlassen zu noch mehr Gewalt gegen Israel. Gesteuert aus dem Ausland.
 
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Wie genau soll man nicht-jüdische Minderheiten anständig behandeln wenn die sich ständig auf ein vererbtes Recht berufen das ihnen erlaubt das jüdische Volk ins Meer zu treiben und sich auch dementsprechend so verhalten?
Ist ja nicht so, als würde sich Israel mit der Fatah oder der PLO ernsthaft auseinandersetzen.
Irgendwie vermisse ich von den ganzen Friedenslaberern hier im Forum einen konkreten Plan wie genau man den denn jetzt als Israel gerade erreichen soll. Jede Verschärfung führt zu Gejammer, jedes Lockerlassen zu noch mehr Gewalt gegen Israel. Gesteuert aus dem Ausland.
Ist das so? Afaics führt die Knute zu mehr Gewalt gegen Israel.
Alle Versuche diesen Konflikt noch irgendwie friedlich zu lösen sind von beiden Seiten über die Jahrzehnte sabotiert worden der Zug ist abgefahren.
Jetzt gibts halt die Knute. Radikales Ausmerzen von Hamas, Aufbau einer DMZ an der Grenze zwischen Gaza und Israel und vermutlich gibts dann in der Zukunft seltsame Tode von den Hamas-Führern die im Ausland sitzen.
Das ist doch lächerlich. Israel geht es gar nicht um die Hamas. Die Hamas ist für Israel sogar besser als die PLO oder die Fatah, weil man Gewalt gegen die nicht irgendwie rechtfertigen muss. Da hat man dann freie Hand. Die Hamas wird es auch noch geben, wenn Israel mit seiner Operation fertig ist. Das ware Ziel die Gaza, das wird plattgemacht.
 
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Das ist doch lächerlich. Israel geht es gar nicht um die Hamas. Die Hamas ist für Israel sogar besser als die PLO oder die Fatah, weil man Gewalt gegen die nicht irgendwie rechtfertigen muss. Da hat man dann freie Hand. Die Hamas wird es auch noch geben, wenn Israel mit seiner Operation fertig ist. Das ware Ziel die Gaza, das wird plattgemacht.
Sry, aber wenn du das so äußerst, musst du dich nicht wundern, wenn Mackia, Schlemil und andere sich auch entsprechend zu Wort melden. Das ist doch extrem linke Verblendung, die du da von dir gibst. Holy shit.
 
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deutschland verspielt gerade seinen politischen kredit in nahost und wird wahrscheinlich jahre brauchen, um in der region wieder fuß zu fassen. wer sich angesichts des israelischen vorgehens in gaza so vollständig bedeckt hält und sein maul abseits von loyalitätsbekundungen zu nichts aufbekommt, macht sich (zurecht) völlig unglaubwürdig.

deutschland möchte von sich behaupten, immer und überall ein verfechter von menschenrechten zu sein, scheitert aber auf blamabelste art und weise an seiner eigenen doppelmoral. ich wünschte, ich könnte es wie üblich weitestgehend auf die grünen im auswärtigen amt schieben, aber hier nehmen sich die parteien allesamt nichts.
 

Gustavo

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@Gustavo

Sorry, aber das Wort Genozid wird offensichtlich als Propagandainstrument benutzt. DIR mag das ja egal sein, ich finde es aber nicht gut, sowas unwidersprochen stehen zu lassen.

Bzgl. der Kriegsführung stimme ich dir prinzipiell sogar zu, allerdings muss dann eben gleiches Maß auch für die Gegenseite angelegt werden. Was die Bestrafung der Zivilbevölkerung angeht: In einem Konflikt, in dem der Übergang von Zivil zu Militär fließend ist, lässt sich das doch schwer vermeiden? Die Hamas ist Gaza und Gaza ist Hamas. Wenn du mir jetzt also ein Video zeigst, in dem Israelis Frauen und Kinder ummähen, ja dann verurteile ich das. Aber wenn ich ein Video sehe, in dem Frauen und Kinder aus irgendeinem Grund in den Trümmerhaufen eines Nord-Gaza-Bombardements nach mehrfacher Warnung zu finden sind, dann frage ich mich in erster Linie: Welche Eltern sind hier immer nocht nicht geflohen? Das ist unmenschlich, ich weiß. Vielleicht hatte diese Familie gute (Nicht-Hamas) Gründe dafür. Ich bin nicht vor Ort. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es vor Ort (selbst bei Minderjährigen) sehr schwer ist, zwischen unschuldig und "schuldig" zu unterscheiden. Und solange die Hamas dafür sorgt, dass dies so bleibt (genauso ein Kriegsverbrechen btw.), sehe ich nicht, dass Israel hier die alleinige Bringschuld hat.


Ich würde den Begriff "Genozid" nicht benutzen, aber nicht primär, weil ich ihn für Propaganda halte (obwohl er das sicher ist); es gibt nahezu nichts, was in diesem Konflikt nicht auf die eine oder andere Art propagandistisch genutzt wird. Häufig sind diese Begriffe und Denkschemata so ubiquitär, das es anscheinend häufig nicht mal den Nutzern selbst noch auffällt ("Islamfaschist" fällt da wohl durchaus auch drunter). Ich möchte bloß darauf hinweisen, dass man nicht moralische Bewertungen in rechtliche Kategorien pressen sollte, weil das Völkerrecht nun mal einfach hochdefizitär ist, so wie alle Rechtsbereiche in denen souveräne Staaten sich untereinander auf irgendetwas verständigen müssen mindestens problembehaftet sind. Es gibt viele Kriegshandlungen, die die meisten Menschen für völlig unakzeptabel hielten, die aber vom Kriegsvölkerrecht gedeckt sind und es gibt Kriegshandlungen, insbesondere in asymmetrischen Kriegen, die nach strenger Auslegung illegal sind, die aber de facto nicht vermeidbar sein dürften, außer man gibt zu dass ein Krieg überhaupt nicht geführt werden kann. Wie der Krieg letztendlich rechtlich zu bewerten ist kann man imho getrost der Nachwelt überlassen, die dann mutmaßlich auch weiß, wie viele der Kriegstoten tatsächlich Zivilisten waren und wie viele Hamas-Kämpfer.

Was für moralische Maßstäbe man an einen solchen Krieg anlegt sollte dagegen jeder für sich jetzt beantworten können. Da gibt es dann natürlich eine große Unsicherheit, was die facts on the ground tatsächlich sind (bspw. Israels effektive 100%-Quote von allen erwachsenen Männern als Hamas-Kämpfer vs. die 30 bis 35%, die Euromed schätzt), aber ich finde jeder sollte sich zumindest prinzipiell darüber im Klaren sein, was er noch unterstützenswert findet und was nicht mehr. Davon sehe ich aber bzgl. der Bewertung dieses Konflikts in Deutschland sehr wenig, effektiv werden da seit Jahrzehnten effektiv die goal posts verschoben: Jedes Mal, wenn Israel eine noch beschissenere Regierung bekommt, jedes Mal wenn die Siedler noch rücksichtsloser vorgehen, jedes Mal wenn der Rechtsstaat in Israel ein bisschen mehr für Nicht-Juden aufgeweicht wird, jedes Mal wenn neue zivile Opfer beim lawn mowing zu beklagen sind, habe ich überhaupt nicht das Gefühl, dass das in Deutschland *irgendwelche* Folgen bzgl. der Bewertung Israels hat, als ob der einzige Maßstab sein kann, ob Israel besser oder genauso schlecht wie Hamas ist. Deshalb auch meine Frage oben: Wo verläuft die Grenze? Wenn der ehemalige israelische Botschafter der UN im WSJ ventiliert, wenn nur jedes Land im Westen 10000 Palästinenser aus Gaza aufnimmt, wäre man der Lösung des humanitären Problems schon viel näher, gibt das hier niemandem zu denken? Glaubt hier irgendwer wirklich, sollte man darauf eingehen, würde Israel diesen Menschen eine Rückkehr erlauben? Müssen wir auch ethnische Säuberungen noch für akzeptabel halten, weil sie immerhin nicht der Genozid sind, den die Hamas an Israelis verüben würde, wenn sie könnte?
 
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Naja den Plan müssen doch alle Beteiligten in einer Form bringen, d.h. Israel und seine Verteidiger müssen die gleichen Fragen beantworten: Was genau ist der konkrete Plan, den Israel verfolgt? Auslöschung der Hamas? Bestrafung der Palästinenser? Wie verhindert man weiteren Zulauf zur Hamas durch die Zerstörungen in Gaza? Ist die anhaltende Bombardierung eine angemessene Reaktion auf den Terroranschlag vom 07.10.? Wenn nein, was ist die Alternative? Wenn ja: Wo genau wird man am Ende der Militäraktion stehen und warum nicht an genau der gleichen Stelle wie vorher?
Wie kann man die Radikalisierung der Israelischen Regierung verhindern oder dem Entgegensteuern?
Ich behaupte nicht, Antworten auf diese Fragen zu haben, aber ich vertraue der Israelischen Regierung und der IDF in diesen Fragen nicht.
 
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