Israel mal wieder

parats'

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Es nervt mich mittlerweile echt hart, wie dieser Konflikt quasi völlig losgelöst von den Fakten betrachtet wird
Vor ab danke für den ausführlichen Post.
Ich greif das da oben mal nur stellvertretend raus, weil es auf mich teils schon zutrifft.
Ich bin zu einem gewissen Grad befangen und "Gefühle" sind idR ein schlechter Ratgeber, zumindest bei einem vermeintlich sachlichen Austausch. Deine Punkte kann ich alle nachvollziehen und würde sie wahrscheinlich in jedem anderen Konflikt 1:1 unterschreiben.
Von daher gebe ich dir absolut Recht, dass die Diskussion längst die Realität verlassen hat und eigentlich nur noch ein S/W Muster auf die Haltung/Meinung des Gegenüber presst.

@Scorn4 abschließend zu deinen letzten Posts: Ich kann deine "Haltung" zu dem Thema null nachvollziehen, wahrscheinlich auch weil ein gewisser bias bei mir mitschwingt. Sieh es mir nach, falls ich dich blöd angegangen bin.
 
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@Scorn4 ich bin überhaupt kein Freund von Bibi und habe dass hier auch schon mehrfach gesagt. Dass Bibi ein dreifacher Belugastör ist wird aber sicher nicht dazu führen, dass ich mir Poistionen der Hamas zu eigen Mache. Ich meine hier werden immer wieder kriegskritische Berichte aus israelischen Medien gepostet. Wie siehts denn in Gaza damit aus? Mal so als Beispiel.

@Gustavo
Ich finde den ersten Teil deines Textes soweit okay, unten wirds mir dann aber doch etwas zu bunt.
Vielleicht ist dieser Krieg der exogene Schock, der Israels Politik neu ausrichtet, aber ich sehe ehrlich gesagt wenig Gründe dafür das zu glauben. Anstatt lediglich darauf zu schauen, wie die Situation heute aussieht, sollte man sich auch mal fragen wie sie vor 30 Jahren aussah und wie sie in 30 Jahren aussehen wird (was natürlich schwierig ist, wenn man nicht weiß wie sie vor 30 Jahren aussah). Sollen wir wirklich warten und hoffen, dass dieser Konflikt Israels Gesellschaft nicht weiter vergiftet bis wir irgendwann vielleicht tatsächlich keinen echten Unterschied mehr erkennen können? Ist ja schön und gut, dass "die Palästinenser" einfach so "die Waffen niederlegen" sollen und dann ist der Krieg vorbei, aber wie viel historische Präzedenz gibt es dafür bitte? Die Situation in Gaza ist nicht nur "humanitäre Katastrophe" sondern auch völlig autokratisch; welche Bevölkerung hat es in so einer Situation geschafft sich aus eigener Kraft aus so einem Dreck zu ziehen, noch dazu ohne jede Entwicklungsmöglichkeit?
Was ist das denn für ein seltsames framing? Eigene Kraft? Ohne Entwicklungsmöglichkeit? Gaza wurde selbst in den letzten Jahren mit ziemlich viel Unterstützung bedacht, und das obwohl sie abgeriegelt waren und regelmäßig Raketen flogen. Stell dir mal vor was man mit all diesen Mitteln machen könnte, wenn die Grenzen offen wären und nicht in Militärequipment fließen würden?

Wie kommst du auf die komische Idee, niemand würde Gaza helfen und man würde sie sich selbst überlassen? Sorry das ich hier so den Heator raushängen lassen, aber dass es den Palis nach einem niederlegen der Waffen besser ginge, ist schlicht und ergreifend wahr. Ein realistisches Szenario, wie es ihnen mit eigenem Staat und ohne ständige kriegerische Auseinandersetzung schlechter gehen sollte als jetzt, müsste man mir erstmal aufzeigen.

Versteh mich nicht falsch, ich glaube in keiner Weise an den noblen Wilden, der nur durch das Zutun Israels in dieser Situation gelandet ist, überhaupt nicht. Aber ich halte es letztendlich für egal, was der ausschlaggebende Grund dafür ist, es rechtfertigt nicht die Tatsache, dass man eine Vielzahl von zivilen Opfern für einen toten Hamas-Kämpfer in Kauf nimmt, zumal wie gesagt der Zuspruch zur Hamas nicht statisch ist. Selbst ohne zivile Toten finde ich es schwer erträglich, die Bevölkerung Gazas weiterhin wie die Insassen eines Freiluft-Gefängnisses zu behandeln, nur weil dort Antisemitismus grassiert. In meinen Augen ist die einzige vielversprechende Lösung eine, in der sowohl die Hamas als auch Israel keinerlei Einfluss mehr auf das Geschehen in Gaza haben und irgendeine Form von multilateraler Truppe dort die Kontrolle übernimmt, bis es in die Staatlichkeit entlassen werden kann.
Hier stimme ich zu. Wenn man nicht will, dass es Israel macht, müssen externe Kräfte ran. Gerne auch Deutschland/Europa - ich würde dafür stimmen. Aber das ist halt der Punkt: Niemand will das machen.
Und die Hamas wird so oder so nicht freiwillig gehen, vor dem Problem des dreckigen Stadtkampfes würde also auch die neue, "neutrale" Besatzungmacht stehen. Unter dieser Prämisse (andere wollen nicht helfen) finde ich es schon irgendwie lächerlich, dann mit dem erhobenen Finger zu wedeln. Ich kann mir ehrlich gesagt keinen Staat vorstellen, der in Israels Position anders handeln würde. Wenn die Defakto-Regierung eines Nachbar"staates" mal eben einen Großangriff fährt und über tausend Menschen meuchelt, gibt es einfach Krieg. Wenn die aktuelle Regierung der Angegriffenen aus irgendeinem Grund nicht wollen würde, würde die Bevölkerung schon dafür sorgen.
 

Gustavo

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@Gustavo
Ich finde den ersten Teil deines Textes soweit okay, unten wirds mir dann aber doch etwas zu bunt.

Was ist das denn für ein seltsames framing? Eigene Kraft? Ohne Entwicklungsmöglichkeit? Gaza wurde selbst in den letzten Jahren mit ziemlich viel Unterstützung bedacht, und das obwohl sie abgeriegelt waren und regelmäßig Raketen flogen. Stell dir mal vor was man mit all diesen Mitteln machen könnte, wenn die Grenzen offen wären und nicht in Militärequipment fließen würden?


Sorry, aber der Teil ist Käse. Mir ist klar dass im hier vorherrschenden Diskurs immer gerne von den Raketen gesprochen wird, die aus zweckentfremdeten Material gebaut werden, aber das ist quantitativ ein völlig zu vernachlässigender Posten. So zu tun als könne sich Gaza unter den aktuellen Bedingungen in *irgendeiner* Form wirtschaftlich entwickeln ist schlicht unwahr. Jenseits der Tunnel muss jegliches Material, bis auf die Tonne Zement, von Israel bewilligt werden und wird auch kontrolliert. In Gaza fehlt es an allem: Importmöglichkeiten, Exportmöglichkeiten, housing stock, Kapital. Ich kann nur nochmal auf den Tooze-Artikel bzw. auf den Kram von Sara Roy verweisen: Gaza ist wirtschaftlich so abgeschnitten, dass es effektiv keinerlei Möglichkeiten hat. Das mit dem Militärequipment ist ein talking point, kein ernsthaftes Argument.


Wie kommst du auf die komische Idee, niemand würde Gaza helfen und man würde sie sich selbst überlassen? Sorry das ich hier so den Heator raushängen lassen, aber dass es den Palis nach einem niederlegen der Waffen besser ginge, ist schlicht und ergreifend wahr. Ein realistisches Szenario, wie es ihnen mit eigenem Staat und ohne ständige kriegerische Auseinandersetzung schlechter gehen sollte als jetzt, müsste man mir erstmal aufzeigen.


Wo habe ich das geschrieben? Humanitäre Hilfe bekommt Gaza durch das UNRWA. Nicht ausreichend und ebenfalls durch Israel kontrolliert, aber ich habe überhaupt nicht gesagt dass Gaza sich selbst überlassen würde. Ansonsten würde die Bevölkerungszahl ja nicht immer weiter steigen, obwohl Landwirtschaft dort mittlerweile sehr schwierig geworden ist (ob sich Gaza potenziell selbst versorgen könnte ist meines Wissens unklar, aktuell tut es das jedenfalls nicht mal annähernd). Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen perplex, dass du das aus meinem Post rausgelesen hast.

Der zweite Teil: mea culpa. Das war missverständlich formuliert, vermutlich weil da ursprünglich ein Teil zu Deutschland nach dem Weltkrieg stand, den ich dann aber wieder rausgestrichen habe. Ich meinte nicht, dass es keine Evidenz dafür gibt, dass es Palästina nicht besser ging, wenn sie ihre Waffen niederlegen würden, das ist imho sehr spekulativ*. Was ich meinte ist, dass es keine empirische Evidenz dafür gibt, dass eine Bevölkerung in einer solchen Autokratie eine realistische Möglichkeit dazu hat, diese aus den Angeln zu heben. Ich tue mir deshalb schwer, alles was die Hamas so macht mal eben der Bevölkerung Gazas zuzurechnen.
In letzter Zeit wurde viel über den Poll von Amaney Jamal geschrieben, der wohl in der Woche vor der Attacke im Feld war und der zutage brachte, dass es trotz allem eine Mehrheit für eine Zwei-Staaten-Lösung in Gaza gibt, aber sich dafür zu verbürgen würde ich mich jetzt nicht.


*wie du dir da so sicher sein kannst finde ich erst mal erstaunlich, weil das davon ausgeht dass es aktuell in Israel eine Mehrheit für eine Zwei-Staaten-Lösung gibt, die ich jedenfalls bis zum 7. Oktober nicht erkennen konnte; die Ironie, mit der sich afaik noch überhaupt niemand beschäftigt hat, ist die Tatsache dass dieser Anschlag möglicherweise tatsächlich Bewegung in die Sache gebracht hat, wie vorher schwer vorstellbar gewesen wäre



Hier stimme ich zu. Wenn man nicht will, dass es Israel macht, müssen externe Kräfte ran. Gerne auch Deutschland/Europa - ich würde dafür stimmen. Aber das ist halt der Punkt: Niemand will das machen.
Und die Hamas wird so oder so nicht freiwillig gehen, vor dem Problem des dreckigen Stadtkampfes würde also auch die neue, "neutrale" Besatzungmacht stehen. Unter dieser Prämisse (andere wollen nicht helfen) finde ich es schon irgendwie lächerlich, dann mit dem erhobenen Finger zu wedeln. Ich kann mir ehrlich gesagt keinen Staat vorstellen, der in Israels Position anders handeln würde. Wenn die Defakto-Regierung eines Nachbar"staates" mal eben einen Großangriff fährt und über tausend Menschen meuchelt, gibt es einfach Krieg. Wenn die aktuelle Regierung der Angegriffenen aus irgendeinem Grund nicht wollen würde, würde die Bevölkerung schon dafür sorgen.


Dass jeder andere Staat genauso handeln würde wie Israel ist Spekulation. Ich kann dir natürlich nicht das Gegenteil beweisen, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht woher du solche Aussagen nimmst, einfach weil sie sich nicht mit der bisherigen Kriegsführung Israels decken. Solche Aussagen werden meiner Erfahrung nach regelmäßig von Leuten getätigt, die nur ein absolut schemenhaftes Bild von der israelischen Kriegsführung als "human" haben, ohne sich in irgendeiner Weise ernsthaft über die Gepflogenheiten des israelischen Militärs zu informieren und ohne in irgendeiner Weise zu berücksichtigen, wie asymmetrisch die Kräfteverhältnisse in diesem "Krieg" sind. Ohne einen Einblick in die Entscheidungsstrukturen der IDF zu haben, für welche es meines Wissens (jetzt ganz allgemein gesprochen und abseits des aktuellen Krieges) keine wirklich guten OSINT-Quellen gibt, fällt es mir schwer zu glauben dass die Pathologie, welche sich in den letzten Jahrzehnten immer stärker durch die israelische Gesellschaft gefressen hat, einfach so vor dem Militär halt macht. Auf viele Arten fand ich den Vergleich mit dem 11. September sehr treffend: Auch wenn die menschliche Tragödie die dahinter steht echt ist kann und sollte man miserablen Regierungen nicht vertrauen, schon das richtige zu tun. Und im Gegensatz zu den USA gibt es in Israel nicht mal zwei ungefähr gleich starke Blöcke, von denen einer halbwegs normal und nur der andere durchgeknallt ist. Wenn ich mir die Äußerungen von Herzog, der eigentlich immer ein guter Gradmesser für die die politische Stimmungslage des "guten" Israel ist, anschaue, sehe ich jedenfalls nicht viel Ermutigendes.

Aber wie gesagt: Dass Israel auf diesen Trichter selbst kommt war ja auch gar nicht mein Punkt, ich weiß nicht ob irgendein Land das würde. Mein Argument war, dass der Westen Israel dazu nötigen soll, diesen Krieg mit so wenigen zivilen Opfern wie möglich zu führen, selbst wenn das ein höheres Risiko für IDF-Soldaten bedeutet. Das wird Israel wohl kaum von alleine machen, aber Israel ist nun mal, eben anders als China oder Russland, von der militärischen Unterstützung des Westens abhängig.
 
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Sorry, aber der Teil ist Käse. Mir ist klar dass im hier vorherrschenden Diskurs immer gerne von den Raketen gesprochen wird, die aus zweckentfremdeten Material gebaut werden, aber das ist quantitativ ein völlig zu vernachlässigender Posten. So zu tun als könne sich Gaza unter den aktuellen Bedingungen in *irgendeiner* Form wirtschaftlich entwickeln ist schlicht unwahr. Jenseits der Tunnel muss jegliches Material, bis auf die Tonne Zement, von Israel bewilligt werden und wird auch kontrolliert. In Gaza fehlt es an allem: Importmöglichkeiten, Exportmöglichkeiten, housing stock, Kapital. Ich kann nur nochmal auf den Tooze-Artikel bzw. auf den Kram von Sara Roy verweisen: Gaza ist wirtschaftlich so abgeschnitten, dass es effektiv keinerlei Möglichkeiten hat. Das mit dem Militärequipment ist ein talking point, kein ernsthaftes Argument.


Wo habe ich das geschrieben? Humanitäre Hilfe bekommt Gaza durch das UNRWA. Nicht ausreichend und ebenfalls durch Israel kontrolliert, aber ich habe überhaupt nicht gesagt dass Gaza sich selbst überlassen würde. Ansonsten würde die Bevölkerungszahl ja nicht immer weiter steigen, obwohl Landwirtschaft dort mittlerweile sehr schwierig geworden ist (ob sich Gaza potenziell selbst versorgen könnte ist meines Wissens unklar, aktuell tut es das jedenfalls nicht mal annähernd). Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen perplex, dass du das aus meinem Post rausgelesen hast. Der zweite Teil: mea culpa. Das war missverständlich formuliert, vermutlich weil da ursprünglich ein Teil zu Deutschland nach dem Weltkrieg stand, den ich dann aber wieder rausgestrichen habe. Ich meinte nicht, dass es keine Evidenz dafür gibt, dass es Palästina nicht besser ging, wenn sie ihre Waffen niederlegen würden, das ist imho sehr spekulativ*.


*wie du dir da so sicher sein kannst finde ich erst mal erstaunlich, weil das davon ausgeht dass es aktuell in Israel eine Mehrheit für eine Zwei-Staaten-Lösung gibt, die ich jedenfalls bis zum 7. Oktober nicht erkennen konnte; die Ironie, mit der sich afaik noch überhaupt niemand beschäftigt hat, ist die Tatsache dass dieser Anschlag möglicherweise tatsächlich Bewegung in die Sache gebracht hat, wie vorher schwer vorstellbar gewesen wäre

Okay, Missverständnis meinerseits.

Zu deiner Fußnote: Hier stimme ich zu, ich gehe davon aus, dass das Thema jetzt wieder viel stärker auf der Agenda landen wird - hoffentlich von beiden Seiten. Wenn in 20 Jahren daraus dann wirklich die Zweistaatenlösung entsteht, werden die Hamaskämpfer von den Palis auf alle Ewigkeit verehrt werden. Der Gedanke widerstrebt mir, aber wenn das der Preis für Frieden ist, dann soll es so sein. Die Logik des Krieges ist nicht immer schön und "sauber".

Was ich meinte ist, dass es keine empirische Evidenz dafür gibt, dass eine Bevölkerung in einer solchen Autokratie eine realistische Möglichkeit dazu hat, diese aus den Angeln zu heben. Ich tue mir deshalb schwer, alles was die Hamas so macht mal eben der Bevölkerung Gazas zuzurechnen.
Ja, deswegen sage ich ja: Besetzen, Deprogrammieren, Aufbauhilfe.

Dass jeder andere Staat genauso handeln würde wie Israel ist Spekulation. Ich kann dir natürlich nicht das Gegenteil beweisen, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht woher du solche Aussagen nimmst, einfach weil sie sich nicht mit der bisherigen Kriegsführung Israels decken. Solche Aussagen werden meiner Erfahrung nach regelmäßig von Leuten getätigt, die nur ein absolut schemenhaftes Bild von der israelischen Kriegsführung als "human" haben, ohne sich in irgendeiner Weise ernsthaft über die Gepflogenheiten des israelischen Militärs zu informieren und ohne in irgendeiner Weise zu berücksichtigen, wie asymmetrisch die Kräfteverhältnisse in diesem "Krieg" sind. Ohne einen Einblick in die Entscheidungsstrukturen der IDF zu haben, für welche es meines Wissens (jetzt ganz allgemein gesprochen und abseits des aktuellen Krieges) keine wirklich guten OSINT-Quellen gibt, fällt es mir schwer zu glauben dass die Pathologie, welche sich in den letzten Jahrzehnten immer stärker durch die israelische Gesellschaft gefressen hat, einfach so vor dem Militär halt macht. Auf viele Arten fand ich den Vergleich mit dem 11. September sehr treffend: Auch wenn die menschliche Tragödie die dahinter steht echt ist kann und sollte man miserablen Regierungen nicht vertrauen, schon das richtige zu tun. Und im Gegensatz zu den USA gibt es in Israel nicht mal zwei ungefähr gleich starke Blöcke, von denen einer halbwegs normal und nur der andere durchgeknallt ist. Wenn ich mir die Äußerungen von Herzog, der eigentlich immer ein guter Gradmesser für die die politische Stimmungslage des "guten" Israel ist, anschaue, sehe ich jedenfalls nicht viel Ermutigendes.

Aber wie gesagt: Dass Israel auf diesen Trichter selbst kommt war ja auch gar nicht mein Punkt, ich weiß nicht ob irgendein Land das würde. Mein Argument war, dass der Westen Israel dazu nötigen soll, diesen Krieg mit so wenigen zivilen Opfern wie möglich zu führen, selbst wenn das ein höheres Risiko für IDF-Soldaten bedeutet. Das wird Israel wohl kaum von alleine machen, aber Israel ist nun mal, eben anders als China oder Russland, von der militärischen Unterstützung des Westens abhängig.
Mit "genauso handeln" meine ich in erster Linie: Es würde Krieg geben, der würde blutig werden, da letzlich jeder Staat die Auslöschung oder zumindest Vertreibung der angreifenden Terror-Regierung verfolgen würde. In einer dicht besiedelten Stadt geht sowas nicht sauber. Ob Israel sich jetzt besonders mit Grauenhaftigkeit hervortut, kann ich sicherlich schwer einschätzen, aber du lieferst jetzt ja auch nicht wirklich handfestes, oder? Ich sehe die Videos (ja durchaus auch unzensiert), lese mit Erklärungen bzgl. bestimmter Maßnahmen durch (roof knocks, Flugblätter, Warnungen mit langer Vorlaufzeit). Ich schaue aber halt auch Videos zu anderen Konflikten, und denke mir dann "okay, in der Region kenn ich keine Kampfpartei die sich überhaupt die Mühe macht, vor Luftschlägen zu warnen". Die Türken nicht, die Syrer nicht, die Saudies nicht, die Hamas schonmal gar nicht. Und wenn wir den Bogen weiterspannen? Russland nicht*; und die Amis? Okay ja, die vielleicht, aber auch nicht uneingeschränkt (siehe Drohnenschläge). Und natürlich sehe und lese ich auch, was die Hamas so anstellen, insbesondere wie rührend sie sich um das Wohl ihrer Zivilbevölkerung sorgen.

Nun kannst du sagen "ja, Israel sollte sich aber an höheren Idealen messen als an ihren Nachbarn". Und darüber kann man gerne reden, dann aber bitte doch etwas faktenbasierter als bisher. Aber ganz ehrlich, schau dir doch mal diesen Thread hier oder die Demonstrationen an. Oder den öffentlichen Diskurs an linken Institutionen gerade auch im angelsächsischen Raum. Die Leute blenden die Hamas und ihre Gewaltakte vollkommen aus. Da kommst du dann, und behauptest, dass das ja jetzt nicht so geschlossen antisemitisch sei, aber sorry, solche Entwicklungen geschehen nicht über Nacht, und ich finde das ehrlich gesagt ziemlich erschreckend. Wie entstehen denn geschlossen antisemitische Gesellschaften, wenn nicht so? Ich verstehe ehrlich nicht, wie du eigentlich weitgehend mir zustimmen kannst, und andererseits es dich nicht stört, wie sich der Diskurs in den formal antifaschistischen Kreisen entwickelt. Ich persönlich könnte es am ehesten noch verstehen, wenn man als linke Person sagt "ja hier bekriegen sich Faschisten mit Faschisten, was soll man machen", aber was derzeit abgeht? Haben sich irgendwelche linken Kreise je so sehr um das Schicksal der deutschen Bevölkerung im zweiten WK bemüht? Wo sind denn da die Fürsprecher, für z.B. Vertriebenenverbände? Waren es denn keine unschuldigen Zivilisten, die in Dresden, Hamburg und Berlin weggebombt wurden? Entweder wird extrem mit zweierlei Maß gemessen, oder viele (junge) Menschen wissen nicht wirklich, aus welchem Holz die Hamas geschnitzt ist.



* Für den Tschetschenien Krieg gibt es Berichte, das besoffene Soldaten gerne zufällig Dörfer bombardiert haben. Habe da mal ein paper gelesen, welches rausgefunden haben will, das scheinbar zufälliges und "indiscriminate" bombardement trotzdem zur Reduzierung von Aufständischen-Aktivitäten geführt haben soll - entgegen der üblichen These, dass Krieg/Attacken (speziell ungerechtfertigte) stets eher zu mehr Partisanenaktivität und/oder Terror/Extremismus führen. Wie belastbar/verallgemeinerbar das ist, sei dahin gestellt, aber wie bereits weiter oben gesagt: die Logik des Krieges ist nicht immer schön und "sauber", und ich könnte mir vorstellen, das hier auch eine (mMn zu oft vernachlässigte) kulturelle Komponente mit reinspielt. Link

EDIT:
Vergessen: Ich stimme zu, das diplomatisch auf Israel eingewirkt werden sollte, aber auch hier würde ich handfeste Vorschläge (etwa über ein militärisches Engagement) bevorzugen.
 
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Beispielhaft, weil es sonst zur Wall of Text wird.
Sorry, aber der Teil ist Käse. Mir ist klar dass im hier vorherrschenden Diskurs immer gerne von den Raketen gesprochen wird, die aus zweckentfremdeten Material gebaut werden, aber das ist quantitativ ein völlig zu vernachlässigender Posten.
Die Raketen sind nur ein plakatives Beispiel, aber doch nicht das einzige?
So zu tun als könne sich Gaza unter den aktuellen Bedingungen in *irgendeiner* Form wirtschaftlich entwickeln ist schlicht unwahr. Jenseits der Tunnel muss jegliches Material, bis auf die Tonne Zement, von Israel bewilligt werden und wird auch kontrolliert. In Gaza fehlt es an allem: Importmöglichkeiten, Exportmöglichkeiten, housing stock, Kapital.
Das ist doch alles nicht nur durch Entscheidungen von Israel zu? Es geht ja gerade nicht um die "aktuellen Bedingungen", die von der Hamas herbei geführt werden. Sondern um die Möglichkeiten, wenn die Hamas weg wäre.

1. Import/Export. Aufgrund der Hamas ist die Grenze zu Ägypten zu. Mir wäre neu, dass die Israelis 2005-2007 da "jede Tonne Zement bewilligten und auch kontrollierten". Wenn du da keine Nachweise lieferst halte ich das für Fake News & gehe davon aus, dass ein Fatah-Gaza nicht nur ziemlich frei im-, sondern auch exportieren könnte

"On 7 September 2005, Israel withdrew from Gaza and closed the Rafah crossing.[7] The Philadelphi Accord between Israel and Egypt, based on the principles of the 1979 peace treaty, turned over border control to Egypt, while the supply of arms to the Palestinian Authority was subject to Israeli consent. The agreement specified that 750 Egyptian border guards would be deployed along the length of the border, and both Egypt and Israel pledged to work together to stem terrorism, arms smuggling, and other illegal cross-border activities"

2. Housing Stock. Der wäre deutlich höher, wenn die Hamas nicht (a) Baustoffe in gigantischem Umfang zweckentfremdet hätte und (b) keine Kriege begonnen hätte, bei denen immer wieder Häuser in Gaza zerstört wurden.

3. Kapital. Neben dem von der Hamas zweckentfremdetem Kapital geht es auch um die ausgeblieben Hilfen, weil viele Geber den Gazastreifen natürlich viel stärker unterstützt hätten, wenn da keine Terrororganisation an der Macht wäre. Und das zweckentfremdete Kapital ist gigantisch - der Hauptzweck der Hamas-Verwaltung ist ja die Vorbereitung auf Krieg und nicht ziviler Aufbau. Das gibt die Hamas offen zu.


Du bist ein kluger Kerl, daher gehe ich davon aus, dass dir das alles bekannt ist. Warum also diese einseitigen, eher schon falschen Darstellungen? Geht es dir ums Recht haben, oder darum Israel schlecht darzustellen?
 
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The Iranian narrative is that they kick-started all the missile production in Gaza and gave them the technical and knowledge base, but now the Palestinians are self-sufficient, said Fabian Hinz, an independent security analyst focusing on missiles in the Mideast.

“Today, most of the rockets we’re seeing are domestically built, often with creative techniques,” Hinz said.
In a September documentary aired by the satellite news network Al Jazeera, rare footage showed Hamas militants reassembling Iranian rockets with ranges of up to 50 miles and warheads packed with 385 pounds of explosives. Hamas militants opened unexploded Israeli missiles from previous strikes to extract explosive materials. They even salvaged old water pipes to repurpose as missile bodies.

To produce rockets, Hamas chemists and engineers mix propellant from fertilizer, oxidizer and other ingredients in makeshift factories. Key contraband is still believed to be smuggled into Gaza in a handful of tunnels that remain in operation.
Oder meint Gustavo, dass spezifisch die wasserrohre selten sind?
 

Gustavo

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Okay, Missverständnis meinerseits.

Zu deiner Fußnote: Hier stimme ich zu, ich gehe davon aus, dass das Thema jetzt wieder viel stärker auf der Agenda landen wird - hoffentlich von beiden Seiten. Wenn in 20 Jahren daraus dann wirklich die Zweistaatenlösung entsteht, werden die Hamaskämpfer von den Palis auf alle Ewigkeit verehrt werden. Der Gedanke widerstrebt mir, aber wenn das der Preis für Frieden ist, dann soll es so sein. Die Logik des Krieges ist nicht immer schön und "sauber".


Ja, sehen wir glaube ich sehr ähnlich. Deshalb auch meine Fußnote: Ich verstehe nicht, woher manche die Sicherheit nehmen, dass "die Waffen niederlegen" alleine bereits das Problem Gazas lösen würde. Die Waffen niederlegen ist eine Sache, aber dadurch wäre weder die Welt direkt von der eigenen Friedfertigkeit überzeugt, noch wäre es garantiert dass in Israel dadurch eine politische Kraft an die Macht käme, die die rechten Spinner so weit marginalisiert, dass eine Zwei-Staaten-Lösung wieder möglich wäre. Ich rolle innerlich ein bisschen die Augen, wenn ich sehe wie "die Medien" (amerikanische und deutsche, die ich konsumiere) gerade scheinbar alle zeitgleich und in Zeitlupe die jüngere Geschichte des Nahostkonflikts entdecken: So habe ich in den letzten paar Tagen jetzt bestimmt vier oder fünf Mal die Einsicht gehört, dass es ja unter anderem Netanyahu war, der gegen die Verhandlungslösung von Rabin agitiert hatte (und dass seine Witwe ihn für das Klima verantwortlich machte, in dem Rabin dann ermordet wurde). Als wären das nicht alles 25 Jahre alte Fakten und als wäre Netanyahus Politik seitdem nicht noch deutlich konfrontativer geworden.

Stimme btw auch explizit bzgl. der Logik des Kriegs zu. Ich finde Gerechtigkeit, soweit sie zurückschauend ist, letztendlich zweitrangig. Die Situation ist so eine Katastrophe, dass es erst mal darum gehen muss irgendwie einen halbwegs tragfähigen Frieden zu schaffen, der eben nicht dauerhaft durch eine fehlende Entwicklungsperspektive für Gaza konterkariert wird. Wenn das bedeutet dass der strafrechtliche Umgang mit der Hamas eher aussieht wie in Chile mit dem Pinochet-Regime (oder auch, wenn wir uns mal ganz ehrlich machen, Nachkriegsdeutschland mit fast allen Nazis bis auf die oberste Funktionsebene), dann kann ich auch damit leben, weil es besser als die Alternative ist.



Mit "genauso handeln" meine ich in erster Linie: Es würde Krieg geben, der würde blutig werden, da letzlich jeder Staat die Auslöschung oder zumindest Vertreibung der angreifenden Terror-Regierung verfolgen würde. In einer dicht besiedelten Stadt geht sowas nicht sauber. Ob Israel sich jetzt besonders mit Grauenhaftigkeit hervortut, kann ich sicherlich schwer einschätzen, aber du lieferst jetzt ja auch nicht wirklich handfestes, oder? Ich sehe die Videos (ja durchaus auch unzensiert), lese mit Erklärungen bzgl. bestimmter Maßnahmen durch (roof knocks, Flugblätter, Warnungen mit langer Vorlaufzeit). Ich schaue aber halt auch Videos zu anderen Konflikten, und denke mir dann "okay, in der Region kenn ich keine Kampfpartei die sich überhaupt die Mühe macht, vor Luftschlägen zu warnen". Die Türken nicht, die Syrer nicht, die Saudies nicht, die Hamas schonmal gar nicht. Und wenn wir den Bogen weiterspannen? Russland nicht*; und die Amis? Okay ja, die vielleicht, aber auch nicht uneingeschränkt (siehe Drohnenschläge). Und natürlich sehe und lese ich auch, was die Hamas so anstellen, insbesondere wie rührend sie sich um das Wohl ihrer Zivilbevölkerung sorgen.


Wie gesagt: "Handfestes" in Echtzeit ist in diesem Konflikt imho nicht möglich. Aber ebenfalls wie gesagt: Ich beschäftige mich schon lange mit dem Konflikt und Handfestes aus den vorherigen Operationen in Gaza gibt es zur Genüge. Mir fällt es schwer zu glauben, dass die IDF nach einer so barbarischen Attacke humaner vorgeht als in Cast Lead oder Protective Edge und damals fielen eben auch nur ein Bruchteil der Tonnage die dieses Mal fällt. Letztendlich ist der Konflikt imho auch schwer mit anderen Konflikten (wie etwa Tschetschenien*) zu vergleichen, weil die Situation durch die geografische Lage so sui generis ist: Selbst bei wahllosen Luftschlägen bleibt anderen Bevölkerungen letztendlich immer noch die Flucht aus der Stadt, in Gaza gibt es de facto keine solche Fluchtmöglichkeiten, lediglich Bewegung in weniger stark betroffenes Gebiet.

Und ich will nochmal explizit darauf hinweisen: Ich weiß ganz genau, dass die Hamas ihre Bevölkerung als menschliche Schilde einsetzt. Jeder, der das bestreitet, weiß nicht wovon er redet. Nur ändert die agency der Hamas nun mal nichts daran, dass menschliche Schilde eben Menschen sind und man bei der kausalen Zurechnung nicht pauschal so tun sollte, als wäre Hamas alleine Schuld wenn diese sterben und Israel bliebe gar keine Wahl. Wir haben es schon häufig genug erlebt, dass Israel seine Sicherheit so extensiv definiert, dass letztendlich von einem humanitären Anspruch gegenüber Gaza nicht viel übrig bleibt.
Nur mal als Denkbeispiel: Wäre es für die Hamas nicht auch schwieriger, Israels Sicherheit zu bedrohen, wenn sie ohne Stromversorgung in Gaza operieren müsste? Würde es das rechtfertigen, Gazas einziges Kraftwerk zu bombardieren? Meine Vermutung ist die meisten Betrachter würden sagen nein. Nur ist das eben kein Denkbeispiel, sondern exakt was Israel getan hat, nachdem ein einzelner Soldat (Gilad Shalit) 2006 entführt wurde. Dasselbe Kraftwerk wurde 2014 dann wieder bombardiert, damals sprach die IDF davon, dass das kein gezielter Angriff war aber vielleicht aus Versehen passiert ist. Solche Geschichte gibt es zuhauf und sie kommen im Westen kaum vor, weil der Blick auf die IDF als die humane Armee vorherrscht. Das ist aber eben nur eine Geschichte, die eine vielschichtigere Realität überdeckt, die sich manchmal, aber keineswegs immer mit diesem Narrativ deckt. Manchmal habe ich ein bisschen den Verdacht, nicht ganz unähnlich der Berichterstattung über Flüchtlinge, dass man hier den Daumen bewusst auf die Waage drückt, weil man Angst hat dass die Realität die Stimmung negativ beeinflussen könnte.



*danke für den Link btw, ich hatte den Artikel tatsächlich mal gelesen als er erschienen ist aber seitdem nicht mehr daran gedacht

Nun kannst du sagen "ja, Israel sollte sich aber an höheren Idealen messen als an ihren Nachbarn". Und darüber kann man gerne reden, dann aber bitte doch etwas faktenbasierter als bisher. Aber ganz ehrlich, schau dir doch mal diesen Thread hier oder die Demonstrationen an. Oder den öffentlichen Diskurs an linken Institutionen gerade auch im angelsächsischen Raum. Die Leute blenden die Hamas und ihre Gewaltakte vollkommen aus. Da kommst du dann, und behauptest, dass das ja jetzt nicht so geschlossen antisemitisch sei, aber sorry, solche Entwicklungen geschehen nicht über Nacht, und ich finde das ehrlich gesagt ziemlich erschreckend. Wie entstehen denn geschlossen antisemitische Gesellschaften, wenn nicht so? Ich verstehe ehrlich nicht, wie du eigentlich weitgehend mir zustimmen kannst, und andererseits es dich nicht stört, wie sich der Diskurs in den formal antifaschistischen Kreisen entwickelt. Ich persönlich könnte es am ehesten noch verstehen, wenn man als linke Person sagt "ja hier bekriegen sich Faschisten mit Faschisten, was soll man machen", aber was derzeit abgeht? Haben sich irgendwelche linken Kreise je so sehr um das Schicksal der deutschen Bevölkerung im zweiten WK bemüht? Wo sind denn da die Fürsprecher, für z.B. Vertriebenenverbände? Waren es denn keine unschuldigen Zivilisten, die in Dresden, Hamburg und Berlin weggebombt wurden? Entweder wird extrem mit zweierlei Maß gemessen, oder viele (junge) Menschen wissen nicht wirklich, aus welchem Holz die Hamas geschnitzt ist.


Nur damit wir uns richtig verstehen: Was ich gesagt habe bezog sich auf US-Studenten, insbesondere die Art von Studenten über die man gerade überproportional viel liest und hört, d.h. an sehr selektiven Universitäten. Das beruht auch lediglich auf Nahfeldempirie, nicht auf repräsentativen Umfragen, insofern caveat emptor. Das vorgeschickt kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung an mehreren dieser Unis mit Studenten, die im weitesten Sinne etwas mit Sozialwissenschaften machen, nur sagen, dass es mir sehr unplausibel vorkommt, dass diese Einstellungen wirklich in Antisemitismus wurzeln soll. Dagegen spricht für mich, dass sowas wie die "Judenfrage" in den USA hauptsächlich ein Thema der gesellschaftlichen Ränder ist, während diese Menschen nahezu ausschließlich aus der Mitte der Gesellschaft kommen. Dazu war und ist das Medienklima in den USA so positiv gegenüber Juden und die Möglichkeiten, Juden als echte Menschen kennenzulernen statt als Stereotype so vielfältig, dass ich mir schwer vorstellen kann, woher tief sitzender Antisemitismus im Sinne von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit überhaupt kommen soll.
Die viel offensichtlichere Erklärung ist die Frage nach demselben Schema zu sehen, das ganz offensichtlich in den letzten paar Jahren studentischen Aktivismus quasi dominiert hat, Machtstrukturen. Mal abgesehen davon, dass ich das sowieso für eine etwas flache Weltsicht halte, passt die Analogie hier auch nicht besonders gut, aber das scheint mir trotzdem zu sein, was den Aktivismus befeuert. Das hat aber eben nichts damit zu tun, dass "der Jude" an sich irgendwelche pathologischen Züge hat, wie es Antisemiten gemeinhin glauben. Man kommt an einem sehr ähnlichen Endpunkt heraus wie Antisemiten, aber auf einem unterschiedlichen Weg und aus unterschiedlichen Gründen. Das heißt nicht, dass ich die Antisemiten nicht sehe, aber dazu habe ich mich gar nicht geäußert.

Was "den Diskurs" generell angeht: Ich habe ja schon geschrieben, ich bin damit auch nicht zufrieden. Für die meisten Leute ist der Konflikt letztendlich eine Projektionsfläche; echtes Interesse und echte Beschäftigung damit sehe ich sehr, sehr wenig. Ich bin ehrlicherweise bei dem Thema jetzt auch nicht wahnsinnig interessiert daran, wie die Binnendiskurse der Linken aussehen, weil ich das für Nabelschau halte. Bei dem Punkt wäre ich allerdings bereit, mich vom Gegenteil überzeugen zu lassen, wenn ich irgendwelche konkrete Evidenz dafür sehen würde, dass die Leute, die du explizit ansprichst, nicht lunatic fringe ist, sondern fest in der Mitte von linken Parteien mit realistischen Ansprüchen auf eine Regierungsbeteiligung verankert sind. Mir persönlich ist jedenfalls nicht klar, wie sich die Beweggründe für die Opposition zu Israels aktueller Politik verteilen zwischen (in meinen Augen sehr berechtigten) humanitärem und antisemitischem Impetus.
Ich habe es schon mal erwähnt, aber das wird im binnendeutschen Diskurs auch ein bisschen wenig beachtet: Dass die UN mit Israel unfair umgeht ist wie gesagt geschenkt, aber das hinderte bisher die westlichen Länder ja keinesfalls, sich auf die Seite Israels zu stellen (und dann bei inhaltlich bedeutungslosen Resolutionsabstimmungen überstimmt zu werden). Dass hier fast kein europäisches Land abgelehnt hat scheint irgendwie niemandem zu denken zu geben. Dass die USA viel deutlicher als sonst Israel öffentlich zur Zurückhaltung drängen, dass in Frankreich Diplomaten auf Posten im Nahen Osten Briefe schreiben, dass Macrons Schlingerkurs eine Gefahr für die diplomatischen Beziehungen Frankreichs in die Region wird, das ist alles neu und ziemlich außergewöhnlich. Dazu höre ich de facto im Diskurs gar nichts, weil es wohl auch nicht plausibel wäre, zu suggerieren alle Länder von Portugal bis Finnland mit Ausnahme von Österreich sind irgendwie vage antisemitisch.



EDIT:
Vergessen: Ich stimme zu, das diplomatisch auf Israel eingewirkt werden sollte, aber auch hier würde ich handfeste Vorschläge (etwa über ein militärisches Engagement) bevorzugen.

Handfest in welchem Sinne? Aktuell liegt der Ball ja auf der Seite der Israelis: Wenn Netanyahus Plan wirklich ernst gemeint ist, dann müsste der Westen Israel erst mal dazu bringen, die Aufgabe jemand anders zu übertragen. Was ich gut fände habe ich vage oben skizziert, aber erstens weiß ich natürlich auch nicht, was genau da diplomatisch möglich wäre und zweitens ist mir ehrlich gesagt unklar, was Europa alleine tun kann. Spielentscheidend sind eindeutig und vermutlich ausschließlich die Amerikaner.




Beispielhaft, weil es sonst zur Wall of Text wird.

Die Raketen sind nur ein plakatives Beispiel, aber doch nicht das einzige?

Ich wollte darauf hinaus, dass häufig so getan wird, als hätte Gaza eine Entwicklungsperspektive, die aber durch Zweckentfremdung der Mittel durch die Hamas zerstört wird. Das ist aber nicht wahr: Die Mittel reichen, selbst wenn die Hamas sie nicht zweckentfremden würde (wie eben durch die Raketen), schlicht kaum aus um humanitäre Grundversorgung zu ermöglichen; der Gedanke dass mit diesen Mitteln wirtschaftliche Entwicklung finanziert werden kann ist schlicht illusorisch und meines Wissens gibt es auch niemand, der das empirisch ernsthaft bestreitet.


Das ist doch alles nicht nur durch Entscheidungen von Israel zu? Es geht ja gerade nicht um die "aktuellen Bedingungen", die von der Hamas herbei geführt werden. Sondern um die Möglichkeiten, wenn die Hamas weg wäre.

Mir ging es sehr wohl um die aktuellen Bedingungen, weil ich sie für eine illegitime Einschränkung der Möglichkeiten menschlicher Entwicklungsperspektive für zwei Millionen Menschen halte. Ich habe nicht gesagt, dass sie ohne Hamas nicht besser wären. Ich sage aber, dass die Existenz der Hamas diese Bedingungen so nicht rechtfertigt, insoweit Israel diese beeinflussen kann, was ein beträchtliches Maß ist.
Mal abgesehen davon, dass deine Behauptungen teilweise schlicht unwahr sind*, kaprizierst du dich einfach darauf, alles kausal der Hamas zuzurechnen, was Israel mit der Hamas rechtfertigt. Das ist aber nur dann ein ein sinnvolles Argument, wenn es eine unabhängige Instanz gibt, die Israel auf die Finger schaut. Wie wir alle wissen gibt es diese nicht. Insofern halte ich "ist halt die Schuld der Hamas, dass Israel den housing stock zerbombt, hätte die Hamas halt nicht angreifen sollen" für extrem inhuman.



*etwa die Behauptung, dass der housing stock nennenswert unter der Zweckentfremdung der Hamas leidet, was VÖLLIG aus der Luft gegriffen ist (de facto wird durch Israel so wenig Baumaterial genehmigt, dass selbst bei 100% Zweckentfremdung durch die Hamas der Einfluss auf das Wohnungsproblem in Gaza gering wäre)
 
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Was genau sagt der Index denn aus und welches Argument möchtest du damit machen?
 
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Jordanien, Ägypten etc sind im ähnlichen Bereich wie Palästina vom Wert. Wenn geschrieben wird, wie sehr Israel unterdrücker ist, sollte man es doch an einen der Indizes was feststellen können. Gaza ist tiefer als die andren Gebiete, aber sonst sind die mit den Nachbarländern vergleichbar.
 
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Der Index vergleicht medizinische Versorgung, Lebenserartung und Bildung, nicht politische Freiheit und/oder Unterdrückung.
 
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Die USA stützen jetzt wohl Israels Angaben bzgl. des Krankenhauses. Auch gibt es dort wohl heftige Bodenkämpfe. Der Hamas scheint das Krankenhaus sehr wichtig zu sein.

Nur damit wir uns richtig verstehen: Was ich gesagt habe bezog sich auf US-Studenten, insbesondere die Art von Studenten über die man gerade überproportional viel liest und hört, d.h. an sehr selektiven Universitäten. Das beruht auch lediglich auf Nahfeldempirie, nicht auf repräsentativen Umfragen, insofern caveat emptor. Das vorgeschickt kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung an mehreren dieser Unis mit Studenten, die im weitesten Sinne etwas mit Sozialwissenschaften machen, nur sagen, dass es mir sehr unplausibel vorkommt, dass diese Einstellungen wirklich in Antisemitismus wurzeln soll. Dagegen spricht für mich, dass sowas wie die "Judenfrage" in den USA hauptsächlich ein Thema der gesellschaftlichen Ränder ist, während diese Menschen nahezu ausschließlich aus der Mitte der Gesellschaft kommen. Dazu war und ist das Medienklima in den USA so positiv gegenüber Juden und die Möglichkeiten, Juden als echte Menschen kennenzulernen statt als Stereotype so vielfältig, dass ich mir schwer vorstellen kann, woher tief sitzender Antisemitismus im Sinne von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit überhaupt kommen soll.
Die viel offensichtlichere Erklärung ist die Frage nach demselben Schema zu sehen, das ganz offensichtlich in den letzten paar Jahren studentischen Aktivismus quasi dominiert hat, Machtstrukturen. Mal abgesehen davon, dass ich das sowieso für eine etwas flache Weltsicht halte, passt die Analogie hier auch nicht besonders gut, aber das scheint mir trotzdem zu sein, was den Aktivismus befeuert. Das hat aber eben nichts damit zu tun, dass "der Jude" an sich irgendwelche pathologischen Züge hat, wie es Antisemiten gemeinhin glauben. Man kommt an einem sehr ähnlichen Endpunkt heraus wie Antisemiten, aber auf einem unterschiedlichen Weg und aus unterschiedlichen Gründen. Das heißt nicht, dass ich die Antisemiten nicht sehe, aber dazu habe ich mich gar nicht geäußert.

Ich sehe halt die Gefahr, dass der Übergang da fließend ist. Es gibt auch ziemlich harte Rechte, die meinen, sie hätten ja nichts gegen Ausländer per se, und sie kennen ja ein paar von "den Guten", aber ... .
Gerade haben wir in den Medien wieder Corbyn, der sich schlicht weigert, die Hamas als Terrororganisation zu bezeichnen. Auf Youtube findest du Varoufakis, der natürlich den Europäern die Schuld gibt*. Wenn das eigene Weltbild so aufgebaut ist, dass ein Großteil der Juden irgendwie immer auf der Seite der "ursächlich" Schuldigen stehen, und diese Ideologie soweit getragen wird, dass sogar die Hamas verteidigt oder als "gute Freunde" bezeichnet wird, dann ist doch der Vorwurf des Antisemitismus gerechtfertig? Und das waren und sind z.T. auch noch populäre Figuren, die mal hohe Ämter innen hatten. Die Linke in Frankreich brauch ich da glaube ich garnicht erst erwähnen, und die Mitglieder von "The Squad" beäuge ich zumindest kritisch.
Natürlich ist es so, dass viele junge Linke erstmal auch viel nachplappern, etwa von besagten Authoritäten oder halt das Zeug, was die sonst so netten muslimischen Mitstudenten sagen. Einige von denen ändern ihre Meinung vielleicht irgendwann. Etwa weil sie Videos vom Vorgehen der Hamas sehen, oder Berichte von unterdrückten Gruppen in den entsprechenden Staaten lesen (lgbtq+). Aber einige werden definitiv drauf hängen bleiben. Und gerade im Moment marschieren sie eben auf Demos mit, wo auch schonmal "Tod den Juden" gerufen wird, eine Abgrenzung findet da nicht statt. Ich meine auch gelesen zu haben, dass es eine Zunahme an klassisch anti-semitischen Positionen bei Umfragen in "far-left" communities gibt, finde aber auf Anhieb keinen Link.

Wegen all dem sehe ich das nicht so entspannt. Wenn die eigene Definition von "Machtstrukturen" derart fehlerhaft ist, dass sie zu dem führt, was wir sehen, wie lässt sie sich dann noch sauber von "echtem" Antisemitismus unterscheiden? Wenn der Jude als der Feind gesehen wird, nicht wegen seiner degenerierten Gene, sondern wegen seinem (kulturell verankertem?) Hang zu Kapitalismus und Imperialismus, dann ist das auch Antisemitismus.


*Die sind ja weiß und imperialistisch, braune Menschen sind zu blöd oder zu edel für Imperialismus. Das sagt er natürlich nicht, aber Argumentationen dieser Art habe ich aus der Richtung bereits gehört.
 
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Der Index vergleicht medizinische Versorgung, Lebenserartung und Bildung, nicht politische Freiheit und/oder Unterdrückung.
So habe ich bspw Gustavo verstanden: Lebensumstände der Gaza-Bürger sind so schlecht, dass die Radikalisierung kein Wunder sei.
Das muss sich ja auf Aspekte wie Versorgung, Bildung, Lebenserwartung niederschlagen, oder?
Weil dass die politische Unfreiheit & Unterdrückung im Gazastreifen in erster Linie der Hamas zuzuschreiben ist, darüber sind wir uns vermutlich sogar einig.

@Gustavo
Gut, bleiben wir gerne bei diesem ganz konkreten Teilaspekt, Housing Stock.
Du schreibst: "etwa die Behauptung, dass der housing stock nennenswert unter der Zweckentfremdung der Hamas leidet, was VÖLLIG aus der Luft gegriffen ist (de facto wird durch Israel so wenig Baumaterial genehmigt, dass selbst bei 100% Zweckentfremdung durch die Hamas der Einfluss auf das Wohnungsproblem in Gaza gering wäre)"
Gründe, warum der Housing Stock ohne Hamas deutlich besser wäre:
  • Zerstörung von Housing Stock als Konsequenz von durch die Hamas initiierten Waffengängen
  • Reduzierte internationale Hilfe aufgrund der Hamas
  • Zweckentfremdung von Baustoffen durch die Hamas
Du hast dir nur einen der drei Faktoren herausgepickt & diesen als "gering" eingeschätzt.
 
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Der Beitrag ist paywalled, aber fand das Aufmacherbild ganz interessant (und aus meiner Perspektive verdeutlicht es natürlich den problematischen Trend v.A. in Europa). Noch vor 80 Jahren gab es in so einigen der heute "komplett roten" Länder ziemliche große jüdische communities. Ich bin mir sicher, die Menschen in den Ländern refkletieren über ihre blutige Vergangenheit, und mit dem "Erbfeind" hat die aktuelle Protestwelle überhaupt nichts zutun.
 
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Moment … aber aus den Wortmeldungen der unterdrückten "brown people of the global south" u.a. auf Twitter habe ich doch erfahren, dass der Westen 100% hinter dem Terrorjuden steht und alle pro-palästinensischen Kundgebungen verboten werden? Nachdem Unterdrückte immer die Wahrheit sagen, musst Du weißer Mann folglich Hitler sein und hast daher Unrecht.

:|


ganz ehrlich … ich glaube das ist vor allem ein ventil für alle die sich schon immer vom westen unterdrückt und geschnitten fühlen. da spielt mE sehr viel neid und missgunst eine rolle. "warum haben die so viel und wir nur so wenig?" … und dann sucht man nach einer rationalisierung dafür, dass diese situation ungerecht ist und die eigene meinung eigentlich die richtige. sehr menschlich.
im studium hatte ich die diskussion so häufig, dass "der westen das osmanische reich zerstört hat, weil ihm missfiel, wie erfolgreich der islam war", dass ich allein deswegen halbwegs firm in der geschichte des osmanischen reichs werden musste.
so häufig diese butthurt-diskussionen die sich um "aber die islamische kultur ist eigentlich der christlichen um jahrhunderte voraus, es wird nur totgeschwiegen" … puh. da schwingt für mich eine menge selbstinduziert verletzter stolz und mangelndes selbstwertgefühl mit.
man (also diese personen) wünscht sich (verständlicherweise) respekt und anerkennung und realisiert, dass man selbst und seine kultur den anderen menschen vollkommen egal ist. "folgerichtig" projiziert man das dann auf den offensichtlichsten unterschied zwischen sich selbst und seiner umgebung, nämlich die unterschiedliche kultur/ethnie, ohne zu realisieren, dass es innerhalb dieser out-group genauso ist, und dass "man" sich irgendwo am arsch der welt eben genauso wenig um die spezifische geschichte und errungenschaften anderer erdteile schert.

passend dazu die heute durchs dorf getriebe tiktok-sau, dass ein haufen gen-z tiktoker bin ladens "letter to america" für sich entdeckt haben und jetzt bin laden ganz fresh finden.
 
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Did you just assume his/her/their gender AND skin color?
 

zimms

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Ist halt bei Twitter ein wenig doof, wenn man es ohne Account nicht lesen kann.
 

zoiX

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Und deshalb eben auch: Bitte keine Twitterlinks!
 
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Umfrage unter Palästinensern. Solide sample size und breakdown nach Westbank vs Gaza. Aber natürlich Fragezeichen, was die Methode/die Auswahl angeht.

Leider ein erschreckendes Bild. Eine riesige Mehrheit unterstützt den Terror vom 7. Oktober, die Hamas - und ist für eine ein Staaten Lösung ohne Juden.

Einige Beispiele auch als Screenshot.

Quelle:
 

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Leider ein erschreckendes Bild. Eine riesige Mehrheit unterstützt den Terror vom 7. Oktober, die Hamas - und ist für eine ein Staaten Lösung ohne Juden.
Die Umfrage wurde zwischen dem 31.10. und dem 7.11. durchgeführt, also nach drei Wochen Bombardement durch Israel.
Werlche andere Antwort hättest du erwartet? Die löschen hier tägliche ganze Familien aus, aber EIGENTLICH sich die Israelis ja im Recht?
 
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Man sieht in den Daten ja, dass im Gazastreifen "nur" knapp 47% die Hamas-Angriffe am 7. Oktober stark unterstützen.
Während es in der Westbank über 68% sind.

Dieser deutliche Unterschied lässt sich imo damit erklären, dass...
  • Im Gazastreifen die Hamas & ihre Motivationen konkret bekannter ist
  • Die Befragten im Gazastreifen viel konkreter als in der Westbank an den Folgen des Terrors vom 7. Oktober leiden
Das allein spricht ja schon dagegen, dass die Leute so antworten weil Israel sich wehrt & nach dem 7. Oktober palästinensische Zivilisten sterben.
Wäre das eine dominante Motivation, dann müssten im Gazastreifen ja mehr, und nicht deutlich weniger, die Angriffe vom 7. Oktober unterstützen.

Insofern glaube ich nicht, dass Umfragen vor dem 7. Oktober radikal anders ausgesehen hätten.

Natürlich gibt es einen Faktor, dass die Befragten das antworten mögen, was sie denken, was von ihrem Umfeld erwartet wird.
Das würde bspw scheinbare Absurditäten erklären, wie nur 3% verlautbaren, an einen Sieg Israels zu glauben, aber dennoch eine große Mehrheit einen Waffenstillstand befürworten.
Aber auch dieser Faktor müsste im Gazastreifen stärker sein - da erwartet ja der Hamas-Blockwart und die brainwashed children von dir die Hardcore-Aussagen.

Auch hier also: Da der Gazastreifen etwas vernünftiger antwortet, schein sich für mich zu bestätigen:
  • Im Gazastreifen ist einzig und allein die Hamas das Problem (für Unfreiheit & Armut)
  • In der Westbank ist wesentlich Israel das Problem (für Unfreiheit, Armut & vor allem ein Gefühl der Ohnmacht), sekundär die Fatah
 

zimms

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Die Umfrage wurde zwischen dem 31.10. und dem 7.11. durchgeführt, also nach drei Wochen Bombardement durch Israel.
Werlche andere Antwort hättest du erwartet? Die löschen hier tägliche ganze Familien aus, aber EIGENTLICH sich die Israelis ja im Recht?
Man sieht auch ganz gut, dass scheinbar der Hamas 0 Schuld am momentanen Konflikt gegeben wird. Und es zeigt auch, dass es heuchlerischer Bullshit ist, wenn auf den Demos die Leute "From the river to the sea" skandieren und dann behaupten dabei geht es ja nur um Freiheit und Frieden.
 
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Die Hamas ist eine verdammte Terrororganisation. Das sind Jihadisten. Niemand hier im Topic hat das irgendwo bestritten.
Israel ist dagegen ein legitimer Staat, dem alle Handlungsoptionen offenstehen. Dass der Konfilkt überhaupt existiert, liegt an israel und seinem Umgang mit den Palästinensern.
Ihr HAMAS-Schreier dagegen haltet jede Israelkritik für indirekte Sympathie für diese Terroristen und seid nicht im Geringsten bereit, Israel irgendwo in der Schuld zu sehen.
 
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Wer an der Situation schuld ist, ist doch zweitrangig. Die primäre Frage ist, wie Israel im hier und jetzt die Situation für seine Bürger besser machen kann. Was das beste Vorgehen wäre, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Irgendwelche Zugeständnisse, während die Hamas noch an der Macht ist, halte ich aber für wenig erfolgreich.
 
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Offene Jihad Propaganda in Washington DC:
https://www.reddit.com/r/samharris/comments/17qzmvw
Ich mache mir schon Sorgen. Mir scheint es nicht so, als ob nur eine kleine Minderheit an Muslimen, selbst in den USA, Gewalt im Namen der Religion unterstützt.

Und da wir wissen, dass die Muslime, die das ablehnen in großer Mehrheit die Schnauze halten, ist das schon ein krasses Pulverfass.
 
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als Ausgleich:
Der Tenor unter dem Post: Empörung über die falsche Äußerung von Guterres. So schrieb der israelische Autor Hen Mazzig: »Syrien: 500.000 Tote (Syrian Observatory for Human Right, 2021), Jemen: 377.000 Tote, Afghanistan: 176.000 Tote, Irak: 400.000 Tote, (…) Dies sind Uno-Zahlen, nur zu Ihrer Information …«

Auch aus Deutschland gab es Kritik an Guterres’ Aussagen. CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen kommentierte auf Englisch: »Diese Behauptung ist nicht nur sachlich falsch, sondern auch erschreckend, wenn man bedenkt, wie viele Zivilisten in Syrien, Äthiopien, dem Jemen und der Ukraine ums Leben gekommen sind. Bei der Wahrheit zu bleiben, leugnet nicht das sehr reale und unerträgliche Leiden der Palästinenser.«
schönes Totenzählen. Aber solange sich Muslime sich "nur" gegenseitig lynchen, ist das wohl nicht so der Rede wert.

Bericht über die Antisemitismusfälle an der Columbia, aber Gustavo meinte ja, das sei eine Private Uni und so.
Für Shai Davidai kommt das zu spät. In einem Monat, sagt der Professor für Verhaltenspsychologie, habe die Universitätsleitung einen hervorragenden Ruf von mehr als 250 Jahren ruiniert. Ende Oktober ging ein Video Davidais viral. Der gebürtige Israeli stand im Kreise von Studenten auf dem Campus und schrie an die Präsidentin Shafik gerichtet: „Sie sind ein Feigling!“, weil sie die Taten der Hamas nicht verurteilt habe. Die „Pro-Terror-Studentengruppen“, die den Angriff als „Widerstand“ bezeichnet hatten, müssten umgehend verboten werden. Später schrieb Davidai in einem Meinungsbeitrag für den Sender CNN, seine Ansprache sei ein „Schrei der Verzweiflung – eigentlich ein Heulen“ gewesen, der „aus den dunkelsten, tiefsten“ Ängsten entsprungen sei.

Antisemitische Vorfälle an der Columbia häufen sich​

Der jüdische Professor ist seit dem 7. Oktober nur einmal auf dem Campus gewesen. „Ich will nicht in ein Gebäude gehen, in dem Menschen sitzen, die mein Leben für weniger wert halten als das anderer“, sagt er. Damit meint Davidai diejenigen, die den Terror gegen Israel nicht explizit verurteilt haben. Schließlich wolle die Hamas alle Juden vernichten. „Meine zwei Jahre alte Tochter, meinen sieben Jahre alten Sohn und meine 93 Jahre alte Großmutter.“ Nur weil man ein Intellektueller sei, habe man nicht unbedingt die Moral gepachtet, sagt Davidai über diese Kollegen und Studenten. Absichtlich Babys zu ermorden und Frauen zu vergewaltigen sei niemals in Ordnung. „Das ist ein Grundverständnis. Dazu muss ich nicht an einer Ivy-League-Universität sein.“ Joseph Massad, ein Columbia-Professor für zeitgenössische arabische Politik, hatte den Angriff der Hamas in einem Onlineartikel als „erstaunlich“ und „beeindruckend“ beschrieben.

ansonsten Gefangenentausch und Feuerpause:
Dem Abkommen zufolge sollen im Zuge einer viertägigen Feuerpause 50 der von der Hamas verschleppten Geiseln freikommen. Israelischen Medien zufolge soll es sich um 30 Kinder, acht Mütter sowie zwölf ältere Frauen handeln. Die Waffenruhe ermögliche auch humanitäre Hilfe für den Gazastreifen, teilte Israels Regierung mit. Die Hamas bestätigte die geplante Freilassung der 50 Geiseln und teilte mit, das Abkommen sehe im Gegenzug die Freilassung von 150 palästinensischen Gefangenen vor.
 
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schönes Totenzählen. Aber solange sich Muslime sich "nur" gegenseitig lynchen, ist das wohl nicht so der Rede wert.
Das fand ich ebenfalls sehr "interessant", als vor kurzem die bzw. einige arabische Länder Assad mit einbanden und er medienwirksam irgendwo aus nem Flugzeug kommend im Video eingefangen wurde. Man bemüht einen der größten Schlächter am eigenen Volk, der für den Tod von Hundertausenden Muslimen direkt verantwortlich zu machen ist. Sowas ist kein Zynismus mehr. Es ist verlogen, Heuchelei und generell überhaupt nicht tragbar. Wurde aber allgemein von der Weltöffentlichkeit mit Achselzucken konnotiert.

Saudi-Arabien ist auch verdächtig still. Die wissen ganz genau was Phase ist und dürften unendlich froh sein, dass Israel sich mit dem Terrorismus und den Palästinensern rumschlagen muss und sie selber nicht. Vermutlich gilt das sogar für die meisten arabischen Länder, gerade denen in unmittelbaren Umgebung ohne großen iranischen Einfluss. Man wird dort einen Step aus der Steinzeit gemacht und realisiert haben, dass es eig. nur friedlich mit Israel geht und nur dann Fortschritt und Prosperität einsetzt.
 

Gustavo

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Ich sehe halt die Gefahr, dass der Übergang da fließend ist. Es gibt auch ziemlich harte Rechte, die meinen, sie hätten ja nichts gegen Ausländer per se, und sie kennen ja ein paar von "den Guten", aber ... .
Gerade haben wir in den Medien wieder Corbyn, der sich schlicht weigert, die Hamas als Terrororganisation zu bezeichnen. Auf Youtube findest du Varoufakis, der natürlich den Europäern die Schuld gibt*. Wenn das eigene Weltbild so aufgebaut ist, dass ein Großteil der Juden irgendwie immer auf der Seite der "ursächlich" Schuldigen stehen, und diese Ideologie soweit getragen wird, dass sogar die Hamas verteidigt oder als "gute Freunde" bezeichnet wird, dann ist doch der Vorwurf des Antisemitismus gerechtfertig? Und das waren und sind z.T. auch noch populäre Figuren, die mal hohe Ämter innen hatten. Die Linke in Frankreich brauch ich da glaube ich garnicht erst erwähnen, und die Mitglieder von "The Squad" beäuge ich zumindest kritisch.
Natürlich ist es so, dass viele junge Linke erstmal auch viel nachplappern, etwa von besagten Authoritäten oder halt das Zeug, was die sonst so netten muslimischen Mitstudenten sagen. Einige von denen ändern ihre Meinung vielleicht irgendwann. Etwa weil sie Videos vom Vorgehen der Hamas sehen, oder Berichte von unterdrückten Gruppen in den entsprechenden Staaten lesen (lgbtq+). Aber einige werden definitiv drauf hängen bleiben. Und gerade im Moment marschieren sie eben auf Demos mit, wo auch schonmal "Tod den Juden" gerufen wird, eine Abgrenzung findet da nicht statt. Ich meine auch gelesen zu haben, dass es eine Zunahme an klassisch anti-semitischen Positionen bei Umfragen in "far-left" communities gibt, finde aber auf Anhieb keinen Link.

Wegen all dem sehe ich das nicht so entspannt. Wenn die eigene Definition von "Machtstrukturen" derart fehlerhaft ist, dass sie zu dem führt, was wir sehen, wie lässt sie sich dann noch sauber von "echtem" Antisemitismus unterscheiden? Wenn der Jude als der Feind gesehen wird, nicht wegen seiner degenerierten Gene, sondern wegen seinem (kulturell verankertem?) Hang zu Kapitalismus und Imperialismus, dann ist das auch Antisemitismus.


*Die sind ja weiß und imperialistisch, braune Menschen sind zu blöd oder zu edel für Imperialismus. Das sagt er natürlich nicht, aber Argumentationen dieser Art habe ich aus der Richtung bereits gehört.


Vielleicht haben wir unterschiedliche Ansichten davon, was "Antisemitismus" bedeutet*, aber ich würde zumindest konzeptionell schon zwischen (1) "contra Juden weil Juden" und (2) "contra Israel weil Israel" unterscheiden, mit (3)"contra Juden weil Israel" irgendwo dazwischen, wobei ich (3) in den allermeisten Fällen für eine Schutzbehauptung halte, die eigentlich nur (1) als wahre Haltung kaschieren soll. Über Varoufakis' Aussagen zu dem Thema weiß ich jetzt wenig (die Aussagen aus dem Video sind imho dummes Geschwätz), aber über Corbyn weiß ich ein bisschen besser bescheid und er scheint mi rein Paradebeispiel für (2) zu sein: Jemand der ein Problem mit Israel wegen Israels Politik hat und darüber relativ wirre Der-Feind-meines-Feindes-Standpunkte einnimmt (bspw. Hamas nicht als terroristisch zu sehen), aber niemand der Abneigung gegen Juden als Gruppe hegt, etwa weil sie Avatare des Kapitalismus sind oder Weltverschwörer oder Anhänger einer falschen (kontra "der wahren") Religion etc.
Echte gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in diesem Sinne passt zum größten Teil der modernen Linken auch gar nicht so richtig, weil diese doch recht universalistisch unterwegs ist (zumindest der Teil, der in der Politik im Westen eine Rolle spielt). In dem Sinne sind die Juden nicht die Bösen, weil sie die Juden sind, sondern weil sie die Unterdrücker sind; wären sie die Unterdrückten dann wären sie die Guten. Nur um es ganz explizit zu sagen: Ich finde das keine sehr sinnvolle und ehrlich gesagt auch eine ziemlich dümmliche Sicht auf die Welt, aber ich glaube schon, dass große Teile der Linken genau so denken und dass das kein Deckmäntelchen ist, um den "Weisen-von-Zion/Brunnenvergifter"-Antisemitismus des 20. Jahrhunderts zu kaschieren. Insofern halte ich den Gedanken, dass sich da gerade "die Linke" entlang antisemitischer Gedankenkonstrukten radikalisiert, für relativ weit hergeholt und sehe da schon eine sehr klare Unterscheidung zwischen dieser Gedankenhaltung und "echtem" Antisemitismus. Was ich an Forschung dazu kenne sagt auch, dass "klassischer" Antisemitismus in der Linken weit weniger verbreitet ist als im Rest der Gesellschaft. Das ist natürlich nicht identisch mit der Gruppe derjenigen, die identitätspolitisch bewegt sind (schon gar nicht nur mit den Studenten von sehr selektiven Universitäten), aber es ist schon ein deutlicher Hinweis dass man stark an der Grundlage für eine solche Radikalisierung zweifeln sollte. Natürlich sind in der Realität die Übergänge fließender als in der Konzeption und aus (2) kann durchaus auch (1) werden (man denke etwa an die linksextremen Bewegungen der 1960er und 1970er), aber diejenigen, die sich jetzt über die Studenten beschweren gehen meines Erachtens ein bisschen arg leichtfertig und unempirisch über die Möglichkeit hinweg, dass Kritik an Israel vielleicht einfach nur Kritik an Israel ist und nicht direkt Antisemitismus.



*ich finde die IHRA-Definition an sich nicht schlecht, allerdings einige der Beispiele fragwürdig






So habe ich bspw Gustavo verstanden: Lebensumstände der Gaza-Bürger sind so schlecht, dass die Radikalisierung kein Wunder sei.
Das muss sich ja auf Aspekte wie Versorgung, Bildung, Lebenserwartung niederschlagen, oder?
Weil dass die politische Unfreiheit & Unterdrückung im Gazastreifen in erster Linie der Hamas zuzuschreiben ist, darüber sind wir uns vermutlich sogar einig.

@Gustavo
Gut, bleiben wir gerne bei diesem ganz konkreten Teilaspekt, Housing Stock.
Du schreibst: "etwa die Behauptung, dass der housing stock nennenswert unter der Zweckentfremdung der Hamas leidet, was VÖLLIG aus der Luft gegriffen ist (de facto wird durch Israel so wenig Baumaterial genehmigt, dass selbst bei 100% Zweckentfremdung durch die Hamas der Einfluss auf das Wohnungsproblem in Gaza gering wäre)"
Gründe, warum der Housing Stock ohne Hamas deutlich besser wäre:
  • Zerstörung von Housing Stock als Konsequenz von durch die Hamas initiierten Waffengängen
  • Reduzierte internationale Hilfe aufgrund der Hamas
  • Zweckentfremdung von Baustoffen durch die Hamas
Du hast dir nur einen der drei Faktoren herausgepickt & diesen als "gering" eingeschätzt.


Dazu zwei Sachen:

1. Der HDI ist, obwohl er "Entwicklung" im Namen hat, kein besonders guter Maßstab für Entwicklung, weil zwei der drei Komponenten im Grunde nur irgendeine Form von Staatlichkeit messen (Bildung und Gesundheit) und schon ein relativ niedriges Niveau genügt um dort gut abzuschneiden. Diese Staatlichkeit gibt es aber eben gerade nicht in Gaza: Das wird nicht primär durch palästinensische Strukturen geliefert, sondern durch die UN; ohne UN wären die Werte im Keller. Der einzige Teil, der wirklich Entwicklung misst, ist wirtschaftlicher Wohlstand und da sieht man, dass Gaza eben nicht vergleichbar ist mit seinen Nachbarn, nicht mal mit der West Bank. Es ist völlig hoffnungslos zu glauben, dass man bei permanenter Arbeitslosigkeit irgendwo um die 50% (wobei unklar ist, wie belastbar diese Zahlen sind), seit Jahrzehnten auf niedrigem Niveau stagnierenden oder sinkenden GDP und keinerlei erkennbarer Entwicklungsperspektive irgendwie darauf hoffen kann, dass selbst ein symbolischer Konflikt an Bedeutung verlieren würde. Dass ihr jetzt entdeckt habt, dass es in Gaza breitflächige Primärbildung und Gesundheitsversorgung (natürlich auf sehr niedrigem Niveau) gibt, ändert daran nichts.

2. Wie gesagt: Ich glaube wir haben nicht wirklich etwas, worüber wir uns Verständigen könnten, weil wir von unterschiedlichen Prämissen ausgehen. Du bist bereit der Hamas kausal die Zerstörung von Waffengängen zuzuschreiben, die ich für nicht zwingend notwendig und deshalb auch nicht der Hamas zurechenbar halte. Israel ist den Palästinensern so himmelhoch überlegen, dass ich es für völlig unakzeptabel halte, dort regelmäßig den Rasen zu mähen nur weil die Hamas dort an der Macht ist und Raketen auf Israel schießt die tatsächlich nie jemanden treffen.
Dein zweiter Punkt ist hochspekulativ und ich bin ehrlich gesagt erstaunt, woher du glaubst das einschätzen zu können (ich kann es jedenfalls nicht). Der dritte Punkt ist wie oben erwähnt quantitativ vernachlässigbar.
 
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Jupp, das ist echt ohne Worte. Man denke nur an den Austausch von Gilad Schalit, der 2011 gegen 1027 Palästinenser freigekommen ist. T. Heinrich hat das in einem seiner Lageberichten bzw. Streams auch mal etwas genauer beleuchtet, was für absurde Situationen sich da ergeben, weil Schwerverbrecher dadurch ohne Weiteres in Freiheit leben können, obwohl sie definitiv eine Bedrohung für die öffentliche Ordnung darstellen. Selbst bei Ausweisung aus Israel finden sich solche Personen dann über Umwege in Europa wieder.
 

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Bitte was? Da geht es um Sky News, einen der reichweitenstärksten Nachrichtensender in Europa.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Bitte was? Da geht es um Sky News, einen der reichweitenstärksten Nachrichtensender in Europa.

Die Behauptung stammt aber nicht von Sky News. Sie stammt nicht mal von der Moderatorin. Sie stammt von einem namentlich nicht genannten "hostage negotiator" und dem Sprecher wird Platz eingeräumt darauf einzugehen*. Wenn das emblematisch für irgendwas wäre könnte man vielleicht noch darüber reden, aber man muss schon auf beiden Augen blind sein um so zu tun, als wäre in den westlichen MSM Israel die benachteiligte Partei.



*im Übrigen: Die Herleitung ist natürlich schwachsinnig (der Wunsch, möglichst wenige Gefangene freizulassen, hat nichts mit dem Wert zu tun den der israelische Staat den Gefangenen zuschreibt), aber die Unterstellung ist *natürlich* korrekt und es ist auch völlig absurd, das zu bestreiten; rhetorisch kann man natürlich erzählen was man will und das Gegenteil klingt besser, aber in der Realität kenne ich keinen Staat der Welt, der das Leben seiner eigenen Bürger nicht höher wertet als das Leben anderer Staatsbürger, die Unterschiede sind lediglich in der Frage wie viel höher
 

Celetuiw

StarCraft: Brood War
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Joa es laufen viele dume Interviews im Fernsehen.
Aber das jetzt stellvertretend für "die Israel Hasser" zu nehmen was ein namentlich nicht benannter Typ zu der Moderatorin gesagt hat?
Weiß ja nich Kollege, das is steil.
Was bringt das denn? Wenn ich mich jetzt bei X Einklinke und hier tausend tweets reinspamme von accounts, die Palis entmenschlichen und herabwuüdigen, was beweist das?

Mir beweist das langsam nurnoch, dass twitter/x einfach beschissen ist, weil ein riesen Pool für Hatespeech aller Arten.
 
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Die Behauptung stammt aber nicht von Sky News. Sie stammt nicht mal von der Moderatorin. Sie stammt von einem namentlich nicht genannten "hostage negotiator" und dem Sprecher wird Platz eingeräumt darauf einzugehen*.
Achso. Auf einmal ist ganz irrelevant, was die Moderatoren im TV sagen. Solange der andere darauf antworten kann.

Diesen Take habe ich ehrlich gesagt noch nie gehört. In meiner Erinnerung werden Anchors auch nach ihren Fragen und Aussagen und Implikationen beurteilt. Auch von dir.

Da habe ich dann wenig Verständnis, wenn man solche Fragen normalisiert.

Wenn das emblematisch für irgendwas wäre könnte man vielleicht noch darüber reden, aber man muss schon auf beiden Augen blind sein um so zu tun, als wäre in den westlichen MSM Israel die benachteiligte Partei.
Geht nun einmal nicht um "die MSM". Zum Glück sind viele Medien, bspw Axel Springer, klar solidarisch mit Israel.

Es geht um die konkreten Personen. Von denen leider viele einen tiefen Bias, um nicht zu sagen Hass, in sich zu tragen scheinen.
 
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