Ist das so?
Ich finde den Letter schon krass & finde die Beschreibung zutreffend, dass er den Hamas-Terror nicht verurteilt & sogar verteidigt.
Ganz ehrlich: Das ist keine Diskussion, auf die ich mich einlasse. Jeder kann lesen, was dort steht. Dass das in einem Balkendiagramm mit "Columbia Faculty who ... support Hamas" zusammengefasst wird, ist völlig offensichtlich eine Lüge. Daran ändern die Zitate aus dem offenen Brief der Studenten exakt gar nichts, denn die Professoren schreiben ja nicht, dass sie ihre Meinung in allen Punkten teilen, sondern dass die Studenten ihre Meinung äußern können sollten. Das ist innerhalb des Verständnisses von Meinungsfreiheit, das in den USA vorherrscht, auch keineswegs außergewöhnlich und es gilt festzuhalten, dass Pushback eben nicht von der Columbia selbst kam, sondern von privaten Initiativen (der "doxxing"-Wagen). Dass du eine so offensichtliche Lüge wie diesen Twitter-Post hier auch noch "verteidigst"*, ist wirklich unterste Schublade. Es ist eine Sache offensichtliche Propaganda zu konsumieren, wie du es anscheinend (wenn ich mir die Links anschaue, die du so postest) tust, aber es ist noch mal eine ganz andere wenn das eigene Denken entlang dieser propagandistischen Bahnen verläuft.
*nicht dass irgendetwas, was du vorgebracht hast, das tatsächlich tut; du wiederholst im Grunde einfach nur, dass dir die Meinung nicht passt
Ich finde es halt keine akzeptable Meinung, den Hamas-Terror nicht zu verurteilen, sondern zu verteidigen.
Glaubst du, dass sich das Bild an anderen Universitäten radikal unterscheiden würde?
Und es ist ja nicht der einzige Grund, warum ich dafür wäre da "aufzuräumen".
Ich halte es für eine falsche Allokation der Resourcen, soviele Lehrstühle zu (palaktives Beispiel) Genderwissenschaften wie heute zu haben.
Dass man mit einer Änderung vielleicht auch den Antisemitismus an Universitäten ein bischen bekämpt wäre willkommener Nebeneffekt.
Das kannst du so sehen, ich halte es aber für himmelsschreiend ignorant. Die "Geisteswissenschaften" samt und sonders zurückstutzen zu wollen, weil eine winzige Unterkategorie Arbeiten produziert, die dir nichts in Weltbild passen, würde ich als ziemlich autoritäre, hochgradig ignorante Geisteshaltung sehen.
Dieses Human-Shields-Argument passt imho aus zwei gründen nicht.
Erstmal ist es im Gazastreifen schwierig, irgendwo zu stehen, wo gerade keine Zivilisten sind. Auf einem km² sind dort 5328 Einwohner.
Und zweitens: wenn da ein Bankräuber Geiseln nimmt und - um klare Verhältnisse zu schaffen - demonstrativ auch welche erschießt, dann reagiert man nicht mit Flächenbeschuss, Sprengung der Bank oder dergleichen.
Scorn, jetzt mal ehrlich, was soll diese Diskussion? Ein Bankräuber will ne Bank ausrauben, mehr nicht. Hamas will Israel vernichten. Der Willen einer Regierung, zivile Opfer in Kauf zu nehmen hängt dramatisch davon ab, was auf dem "Verhandlungstisch" liegt. Dein Vergleich ist schlecht und du solltest dich schlecht fühlen. Oder streitest du etwa ab, dass die Hamas Israel vernichten will? Positionier dich doch bitte mal, und sage, wie mit der Hamas umgegangen werden soll, anstatt Ausflüchte für ihr Vorgehen zu liefern.
Dieser ganze Vergleich "Zivilbevölkerung in Gaza" mit einer Geiselnahme ist btw völliger Mist. Wenn du dir eine Geiselnahme in einer Bank vorstellst ist die moralische Betrachtung der Gesellschaft weitestgehend klar: Geisel in einer Bank kann prinzipiell jeder werden und es ist auch kein moral hazard, in eine Bank zu gehen. Konsequenterweise ist der Gesellschaft das Leben der Geiseln exakt so viel wert wie das Leben derjenigen, die im Zweifelsfall ihr Leben für die Befreiung von Geiseln riskieren würden.
Wenn die israelische Armee in Gaza agiert kannst du davon ausgehen, dass das Leben der "Geiseln" und das Leben eines IDF-Soldaten nicht mal im Ansatz den gleichen Wert haben. Kein Polizist würde Geiseln erschießen, nur um sicher zu sein der Geiselnehmer habhaft werden zu können, aber Israel tut exakt das. Mir ist durchaus bewusst, dass das in einem Krieg nicht immer vermeidbar ist. Was beide Seiten ausblenden ist allerdings, dass das keine dichotome Frage ist: Es ist nicht wirklich vorstellbar, was Israel tun könnte, um die Hamas von der Macht zu vertreiben, was überhaupt keine zivilen Opfer fordern würde. Es ist allerdings auch (zumindest für mich) schwer vorstellbar, dass die aktuelle Vorgehensweise tatsächlich einen hohen Wert auf die Vermeidung ziviler Opfer in Gaza legt.
Es ist imho ein bisschen absurd, wie ich hier andauernd die talking points von wegen "Israel versucht so gut es geht zivile Opfer zu vermeiden" lese. Wisst ihr wirklich wovon ihr da redet? Worauf basiert diese Einschätzung? Natürlich sagt die IDF das, aber die IDF ist ein Kombatant, keine unabhängige Quelle. Man muss gar nicht auf das Niveau von unkommentierten Twitter-Links runter, um das in Zweifel zu ziehen, B'Tselem bietet einem das sehr gut und fundiert aufbereitet. Hat sich sowas irgendwer hier mal angeschaut, der das hier behauptet oder wird da einfach wiederholt, was irgendwo in der Zeitung stand? Natürlich könnte sich die IDF auch weniger Mühe geben, das steht außer Debatte. Aber wer sich die Entwicklung der israelischen Politik und Gesellschaft in den letzten 30 Jahren anschaut, dem könnten zumindest leise Zweifel kommen, ob diese am Militär wirklich einfach so vorbeigegangen ist.
Arafat hat in den 60ern eine Chimäre geschaffen. Es sind einfach nur Araber und selbst wenn wir diese dünne Legitimation mal hinnehmen, dann erlangt man Autonomie nicht, indem man eine Gruppe von Islamisten unterstützt, die offen die Auslöschung Israels verfolgen.
Der Ausgangspunkt war übrigens einfach nur der Vergleich zu anderen Völkern die von ihrem Souverän unterdrückt werden und diesen finde ich einfach maximal unpassend.
Israel unterdrückt die Bevölkerung doch nicht, weil die sich weigern gute Juden (lol) oder Israelis zu sein. Sondern es schützt seine Bevölkerung vor den Angriffen durch Islamisten.
Nicht mal die eigenen Brüder in den Nachbarländern wollen aus Angst vor neuen Terrorzellen die Flüchtlinge aufnehmen.
Vielleicht bin ich durch persönliche Umstände auch befangen und toleriere da durchaus weniger, aber mein Mitleid für die Belange der Araber in Gaza sind mittlerweile auf ein Minimum reduziert und das obwohl ich eigentlich immer für eine Zweistaatenlösung war.
Ich picke mal diesen Post stellvertrend raus um zu beschreiben was mir an dieser Diskussion nicht passt, nimm es mir nicht übel. Es nervt mich mittlerweile echt hart, wie dieser Konflikt quasi völlig losgelöst von den Fakten betrachtet wird: Ganz unabhängig ob Pro-Israel oder Pro-Palästina, die meisten Leute (will ich dir explizit nicht vorwerfen, kenne dein Informationslevel nicht) können überhaupt keine halbwegs kohärente Beschreibung der Geschichte und Faktenlage liefern, einfach weil sie sie nicht kennen. Konsequenterweise bekommt man dann "Meinungen", die eine Melange aus (unterschiedlich verteilten) Grundsympathien, rezipierter Propaganda und Ideologien sind, wobei dafür dann einfach ein sehr komplexer Konflikt in sehr simple Schablonen gepresst wird: Entweder Israel ist schuld, weil Israel stark ist und Palästina schwach oder die Palästinenser sind schuld, weil sie antisemitisch sind. Und weil die Geschichte so vielschichtig ist kann jeder irgendetwas finden, woran er seine Sympathie festmacht: Der Deutsche bien pensant unterstützt Israel weil man das so macht, der Vulgärlinke die Palästinenser weil Kampf gegen Unterdrückung, selbst Götz Kubitschek weiß genau wo er sich einsortiert (Pro-Israel, weil Israel stark und wehrhaft, also genau was wir seiner Meinung nach nicht sind). Was ich hier im Forum relativ häufig sehe scheint mir eine gewisse Grundabneigung gegen Palästinenser zu sein, weil sie irgendwie vage irrational und religiös motiviert sind und weil Israel rational und demokratisch ist gibt ihm das quasi einen Legitimationsvorrang. Und es ist nicht so, als könnte ich nicht irgendetwas Vernünftiges an allen diesen Standpunkten erkennen, aber für mich sagen sie sehr häufig viel mehr über die Person als über den Konflikt. Letztendlich ist in diesem Konflikt mittlerweile so viel Unrecht auf beiden Seiten aufgelaufen, dass BEIDE Seiten mit gutem Recht auf Belege dafür zeigen können, warum man kämpfen muss. Mir kann niemand hier ernsthaft erzählen dass er unter den Lebensumständen, die aktuell in Gaza vorherrschen, sich erst mal überlegen würde wo die Fehler auf der eigenen Seite zu suchen sind, bevor man sich fragt was Israel so alles falsch macht. Das ist auch nicht irgendwie "dem Palästinenser" oder "dem Araber" oder "dem Israeli" inhärent, es ist einfach wie Menschen ticken.
Letztendlich finde ich diese Art von Betrachtung auch nicht hilfreich (eigentlich sogar schädlich), weil bei solchen Konflikten letztendlich keine übergeordnete Instanz existiert, die irgendwelche legitimen Forderungen und Ansprüche durchsetzen kann. Nur ftr: Meine Sicht ist auch, dass das Urproblem die Einstellung der Palästinenser war. Israel verhält sich eindeutig humaner als die Führung der Palästinenser, allerdings wurde Israel dafür auch mit der Unterstützung des Westens* belohnt, welche zu einer so drastischen militärischen Überlegenheit Israels geführt hat, dass moralisch kleinere Verfehlungen eine viel größere Wirkung haben. Gleichzeitig hat die unbedingte Unterstützung, hauptsächlich natürlich der USA, dazu geführt dass in Israel eine politische Strömung immer erfolgreicher wurde, die überhaupt keine Notwendigkeit mehr für eine Verhandlungslösung sieht und eine solche auch nicht anstrebt, sondern das Problem noch aktiv verschlimmert, indem sie im Westjordanland die Siedler protegiert und in Gaza keinerlei Entwicklungsperspektive zulässt.
Diese Unterstützung hat es erlaubt, dass die politische Situation Israels immer weiter degeneriert ist, so dass Leute den Ist-Zustand damit verteidigen müssen solche Scheiße zu sagen wie "oh, der Minister der Atomschläge auf Gaza gefordert hat ist direkt gefeuert worden, würde das die Hamas auch so machen?!?" Natürlich würde die Hamas das nicht so machen, aber genauso natürlich hätte so jemand in keiner gut funktionierenden Demokratie überhaupt eine Chance Teil einer Regierungskoalition zu sein und das ist eben kein unglücklicher Betriebsunfall, sondern die Richtung in die die Likud seit Jahren wollte, bisher aber wegen fehlender Mehrheiten nicht konnte. Es ist noch nicht SO lange her, dass es völlig undenkbar gewesen wäre, eine israelische Regierung unter Einbindung solcher Mongos zu bilden, heute ist der Typ nicht mal der Einzige oder Schlimmste. Die politische Situation vor dem 7. Oktober sah im wesentlichen so aus, dass es rechts von der Likud noch einen ganzen Haufen Spinner gab, auf der jüdischen Linken von der Likud fast nur noch apolitische Strömungen, die wenig mehr verbindet als ihre Abneigung gegen Likud und Netanyahu und eben Likud als Dreh- und Angelpunkt. Mal abgesehen davon, dass es schon arg bedenklich ist dass die großen Gegenspieler der Likud sich nicht mehr aktiv aus politischer Aktivität rekrutieren, sondern aus extrapolitischen Tätigkeiten, die hohes Ansehen in der israelischen Gesellschaft genießen, gibt es auch überhaupt keine Klammer, die diese Politik zusammenhält jenseits von "Netanyahu muss weg", was ja auch stimmt aber eben auch kein Programm ist.
Seit dem Brexit und Trump gibt es immer mehr Publikationen, die darauf hingewiesen haben, wie wichtig die politische Rolle einer moderaten Konservativen ist und Likud ist leider ein Paradebeispiel dafür, wie eine Partei demokratische Normen schleift, um ihren Willen zu bekommen. Meine Vermutung (die ich natürlich nicht belegen kann) ist, dass die Popularität dieser Strömung sich hauptsächlich aus dem Konflikt um Palästina speiste. Dementsprechend glaube ich nicht, dass man Israel damit einen Gefallen tut, es bedingungslos zu unterstützen, einfach weil keine Lösung dieses Konflikts in Sicht ist: Es ist hoffnungslos zu glauben, dass die Situation in Gaza sich von alleine verbessern könnte, ob mit oder ohne Hamas. Es ist genauso hoffnungslos darauf zu warten, dass die anderen arabischen Staaten den Palästinensern helfen. Eine ethnische Säuberung ist wohl kaum zu rechtfertigen und es ist auch völlig unklar, wohin diese Leute vertrieben werden könnten, weil sie niemand will.
Vielleicht ist dieser Krieg der exogene Schock, der Israels Politik neu ausrichtet, aber ich sehe ehrlich gesagt wenig Gründe dafür das zu glauben. Anstatt lediglich darauf zu schauen, wie die Situation heute aussieht, sollte man sich auch mal fragen wie sie vor 30 Jahren aussah und wie sie in 30 Jahren aussehen wird (was natürlich schwierig ist, wenn man nicht weiß wie sie vor 30 Jahren aussah). Sollen wir wirklich warten und hoffen, dass dieser Konflikt Israels Gesellschaft nicht weiter vergiftet bis wir irgendwann vielleicht tatsächlich keinen echten Unterschied mehr erkennen können? Ist ja schön und gut, dass "die Palästinenser" einfach so "die Waffen niederlegen" sollen und dann ist der Krieg vorbei, aber wie viel historische Präzedenz gibt es dafür bitte? Die Situation in Gaza ist nicht nur "humanitäre Katastrophe" sondern auch völlig autokratisch; welche Bevölkerung hat es in so einer Situation geschafft sich aus eigener Kraft aus so einem Dreck zu ziehen, noch dazu ohne jede Entwicklungsmöglichkeit?
Versteh mich nicht falsch, ich glaube in keiner Weise an den noblen Wilden, der nur durch das Zutun Israels in dieser Situation gelandet ist, überhaupt nicht. Aber ich halte es letztendlich für egal, was der ausschlaggebende Grund dafür ist, es rechtfertigt nicht die Tatsache, dass man eine Vielzahl von zivilen Opfern für einen toten Hamas-Kämpfer in Kauf nimmt, zumal wie gesagt der Zuspruch zur Hamas nicht statisch ist. Selbst ohne zivile Toten finde ich es schwer erträglich, die Bevölkerung Gazas weiterhin wie die Insassen eines Freiluft-Gefängnisses zu behandeln, nur weil dort Antisemitismus grassiert. In meinen Augen ist die einzige vielversprechende Lösung eine, in der sowohl die Hamas als auch Israel keinerlei Einfluss mehr auf das Geschehen in Gaza haben und irgendeine Form von multilateraler Truppe dort die Kontrolle übernimmt, bis es in die Staatlichkeit entlassen werden kann. Mag sein, dass das die Existenz für Israel marginal gefährlicher macht, aber die aktuelle Gefahr für Israel, so bedauerlich sie ist, rechtfertigt in keiner Weise was vor und nach dem 7. Oktober im Gazastreifen passiert ist.
Natürlich gibt es viele ungerechte und unmenschliche zwischenstaatliche Konflikte in der Welt, aber an vielen kann der Westen, wenn man sich mal ganz ehrlich macht, wenig machen: Wenn China die Uighuren partout unterdrücken will, können wir uns in Europa auf den Kopf stellen, es wird nicht viel helfen. Aber an dieser Situation kann der Westen tatsächlich etwas ändern, nämlich weil er Israel die Mittel in die Hand gedrückt hat, sie überhaupt erst entstehen zu lassen. Das sollte sich dringend ändern. Wenn Deutschland Israel wirklich etwas Gutes tun will, sollte man weniger darüber diskutieren was ACAB jetzt genau für Direktiven bzgl. bedeutungsloser UN-Resolutionen gibt und mehr darüber nachdenken, ob man bereit ist deutsche Soldaten die Drecksarbeit machen zu lassen, wenn über die Zusammensetzung einer multilateralen Truppe für Gaza geredet wird. Es wäre imho unendlich töricht, das wieder Israel zu überlassen, die mittlerweile mehr als genug gezeigt haben dass ihnen am Wohlergehen der Palästinenser kaum etwas liegt. Der Sicherheitsbegriff wird endlos überdehnt, um nicht eingestehen zu müssen, dass die Situation im Gazastreifen seit Jahrzehnten untragbar ist. Wie schonmal erwähnt: An der Nordgrenze gibt es auch keine rigiden Kontrollen von Ein- und Ausfuhren und trotzdem schafft Israel auch dort, seine Sicherheit zu verteidigen. Warum soll das an der Grenze zum Gazastreifen nicht funktionieren?
*zumindest im Laufe der Zeit, ganz am Anfang war der ausschlaggebende Faktor die Unterstützung der Sovietunion