So, mal abseits der broodwar.de üblichen Grabenkämpfe möchte ich auch mal meinen Senf dazugeben und gleichzeitig versuchen, dass Ganze wieder ein wenig objektiv zu gestalten.
Ich war immer skeptisch gegenüber der Politik Israels eingestellt.
Ich meine, auf der einen Seite kann es kein souveräner Staat hinnehmen, dass das eigene Territorium ständig mit Raketen beschossen wird und dadurch die eigene Bevölkerung gefährdet wird.
Wie israelische Abgesandte treffend bemerkten:
"Stellen Sie sich vor, jeden Tag schlagen niederländische Raketen in Xanten ein."
Auf der anderen Seite muss festgehalten werden, dass über 80% der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen unterhalb der Armutsgrenze lebt, ein See- oder Flughafen darf ohne israelische Zustimmung nicht gebaut werden, nur ein Bruchteil des Gaza-Streifens ist landwirtschaftlich nutzbar und Gaza ist zum rudimentären Überleben auf internationale Hilfslieferungen angewiesen.
Hinzu kommt, dass die meisten Einwohner des Gazastreifens Flüchtlinge und Vertriebene sind, das ganze Gebiet ist m.M nach nicht nur ein Pulverfass, sondern vielmehr eine ausgewachsene ICBM.
(Quellen: Wiki, Spiegel, FAZ,Zeit, Geschichtsunterricht von damals)
Erschwerend kommen die ethnischen Unterschiede hinzu, sowie die Tatsache, dass auf beiden Seiten die Fundamentalisten großen Einfluss geniessen. Zionisten und Ultraorthodoxe sehnen sich nach der Diaspora Davids Reich zurück, damit der Messiahs kommen kann und die Muslime wollen "ihr" Land zurück und wieder freien Zutritt nach Jerusalem und ins heilige Land zurück haben (SEHR vereinfacht!).
Zur Rolle der EU hat MegaVolt schon einen interessanten Aspekt genannt, man darf aber auch nicht vergessen, dass GB m.M. nach fast uneingeschränkt auf Seiten Israels steht, D in Sachen Israel nach internationalen Parkettregeln gefälligst die Klappe zu halten hat (ob das noch zeitgemäß ist, darf bezweifelt werden) und F...darüber kann ich mir gerade kein Urteil erlauben.
Zum Konflikt selbst:
Ich denke, Lawrence von Arabien hatte Recht als er sagte, eine Revolte zu unterdrücken sei wie "die Suppe mit dem Messer aufzulöffeln", und er musste es wissen.
Vietnam, der 1. Afghanistankonflikt, der heutig Irak etc. zeigen sehr anschaulich, dass asymetrische Konflikte mit starker Vermischung von Kombattanden und Zivilisten kaum bzw. eigentlich gar nicht zu gewinnen sind.
Wer kapituliert denn da? Da kann man genauso gut gegen eine Hydra antreten imho.
Klar, Israel kann und wird die Kampfkraft der Hamas empfindlich schwächen, aber die Auflösung muss letztendlich von innen erfolgen. Ob da eine solche Blutspritze hilft, um Druck aufzubauen, da bin ich mir momentan noch nicht so sicher.
Meine Idealvorstellung im Moment (auf lange Sicht):
Ein kleiner, souveräner Palästinenserstaat mit Zugang zum Meer und zur Luft, eine 20-30 km breite, demilitarisierte Zone für 12 Jahre bewacht von Ägypten und USA auf beiden Seiten und dann schrittweise Annäherung zwischen Israel und Palästina.
Aber aufgrund der riesigen Kluft zwischen Palästinensern und Israelis sowie der unglaubichen Komplexität des Gesamtkonflikt wird das wohl leider Utopie bleiben...
Puh, viel geworden...naja diskutiert mit mir