Vorab: ich habe kurdische und türkische Vorfahren. Entsprechend divers ist das Familienbild und die Meinungen zur Türkei und ihrer politischen Ausrichtung.
Für mich ist die YPG eng verwandt mit der PKK. Beide sind im Kontext türkischer Sicherheitsinteressen äußerst relevant. Es war dum von der Weltengemeinschaft zu glauben, dass ein teils shizophrenes Volk wie das der Türken (seit 1923 herrscht die Angst vor das Ausland wolle "teile & herrsche" spielen, überall sieht man Feinde), es schweigend hinnehmen würde, dass die YPG vom Westen bewaffnet wird und autonome Gebiete für sich an der türkischen Grenze beansprucht. Damit wäre ein Präzedenzfall geschaffen, der türkische Kurden dazu ermuntern könnte sich ein Beispiel daran zu nehmen. Davor fürchtet man sich in der Türkei. Nicht nur ein bischen. Sondern sehr. Ein teilstaatliches Gebilde an der Grenze stellt für viele eine greifbare und reale Bedrohung der territorialen Integrität dar. Insofern wirken die Sanktionsdrohungen und das Gekeile aus dem Ausland so überhaupt nicht. "Blut und Boden!" ist ein altes türkisches "Sprichwort" - für die Wahrung des Territoriums ist kein Opfer zu groß.
Im Konflikt mit der PKK sind in der Türkei circa 45.000 Menschen getötet worden. Im Vergleich dazu war die RAF, welche die BRD auch heute noch in Angst & Schrecken versetzt, ein "Vogelschiss". Vorallem die 90iger Jahre waren extrem brutal und blutig. Mit horrenden Verlusten auf beiden Seiten. Die Türkei wird niemals irgendeine Form von Tolleranz ggüber Organisationen an den Tag legen, die sich offen mit der PKK solidarisieren und sich als "Geschwister im Geiste" verstehen. Die Türkei ist ein Terror gebeuteltes Land. Daher verstehe ich, dass man die YPG zerschlagen möchte. Auch wenn viele Leute in der BRD gerne romantisierend vom kurdischen Wiederstandskämpfer fantasieren, und dabei eigtl nicht einmal verstehen, dass die Kurden keine homogene Masse sind, nicht alle die selbse Sprache sprechen, Religion teilen oder gar die selben politischen Ziele/Ideologien verfolgen.
Eine weitere Komponente findet sich in den ~3,8 Mio. Flüchtlingen in der Türkei. Die Türken wollen seit Jahren diesen Korridor, um viele davon wieder zurückzuführen. Das man damit traditionell kurdische Siedlungsgebiete mit Syrern besiedelt, die eigtl aus anderen Landesteilen stammen, nimmt man natürlich gerne mit. Schwächt schließlich die Kurden an der Grenze langfristig. Nur hier von ethnischer Säuberung zu schwafeln grenzt an geistiger Behiderung². Das sind Syrer! Das ist ihr Land! Punkt!
Den Abzug der Amerikaner und die hilflose Bigotterie der Europäer indes finde ich ekelhaft! Schon wieder werden die Kurden geopfert und im Stich gelassen. Und niemand denkt auch nur ernsthaft darüber nach wie man sinnvoll einen echten kurdischen Staat etablieren könnte. Alles nur inhaltsloses Gelaber. Generell ist die ganze Geschichte der Kurden durchzogen von Enttäuschungen und Verrat. Es wird Zeit, dass dieses gebeutelte Volk endlich ihren eigenen Staat bekommt! Wie wärs mal wenn die Amerikaner nicht so exzsessiv die Kurden im Norden Iraks daran hindern würden Bestrebungen in diese Richtung umzusetzen? Dort wäre theoretisch ein kurdischer Staat denkbar, den die Türkei nicht bekämpfen, sondern tolerieren oder gar unterstützen würde. Wurde auch oft genug so formuliert und auf die intensiven Wirtschaftsbeziehungen zwischen Türken und nordirakischen Kurden verwiesen. Blöd nur, dass diese aber eigtl gar keinen Bock haben auf streng scharf-links leninistisch-marxistische Kommunisten (PKK/YPG), weil man selbst dem Beispiel liberaler Marktwirtschaften folgen möchte.