Gustavo
Doppelspitze 2019
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care to elaborate on that Schuldkomplex?
Na ja, meine subjektive Beobachtung ist, dass in den letzten ungefähr zehn Jahren in den USA das politische Selbstvertrauen der nichtweißen Bevölkerung enorm gestiegen ist. Einerseits können sie sich besser vernetzen, andererseits werden sie auf ganz natürliche Art ein immer größerer Teil der Demokratischen Partei (die mittlerweile fast 50% nichtweiße Wähler hat). Konsequenterweise verlangen sie einen größeren Teil des Kuchens auf ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen und begründen es damit, dass sie einerseits historisch diskriminiert wurden und andererseits immer noch "systemisch" diskriminiert werden.
Ein beträchtlicher Teil des linke Spektrums in den USA (respektive was man da "links" nennt) weiß, dass das mit der Diskriminierung nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, weiß aber auch, dass das Land insgesamt überhaupt keine Anstalten macht, für das Problem irgendwelche Entschädigungsleistungen zu erbringen und nimmt es deshalb quasi auf sich selbst, diese zu leisten. Das führt dann regelrecht zu einer Einstellung, in der Minderheiten quasi nicht aus eigenem Verschulden scheitern können und unter Inkaufnahme von immer größerer kognitiver Dissonanz erklärt werden muss, warum Minderheiten in den USA immer noch unterdurchschnittlich häufig ohne besondere Hilfe vorankommen. Alle wissen es, niemand gibt es zu, weil schon zugeben zu einem Problem werden kann. Das kann ich mir nicht mehr anders erklären als dadurch, dass bestimmte Weiße so sehr glauben, dass sie als Weiße eine kollektive Schuld an den gesellschaftlichen Zuständen haben.