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Dass es diese Begriffe gibt, ist doch kein guter Grund sie in jeder Situation zu verwenden, wo sie unter einen allgemeineren Begriff gefasst sind. Wenn wir das als generelle Maxime annähmen, könnten wir uns überhaupt nicht mehr bündig ausdrücken. Wir verwenden oft generische Bezeichnungen oder ein Pars pro toto, statt immer explizit zu machen, wer oder was alles erfasst ist.Das ist ein Strohmann. Es geht an der Stelle nicht darum, dass Frauen nicht verstehen, dass die Begriffe in dem Falle als generisches Maskulinum zu verstehen ist. Es geht darum, dass, obwohl sowohl Schülerinnen und Schüler, als auch Lehrerinnen und Lehrer _gemeint_ sind, eben nur von Schülern und Lehrern geredet wird. Ich kann eben nachvollziehen, dass sowas jemanden auf Dauer nervt, da es die Begriffe Schülerin und Lehrerin gibt, und diese auch geläufig sind in unserer Sprache (anders als teacheress, wie ich in diesem Thread gelernt habe). Du kannst das offensichtlich nicht nachvollziehen. Damit erübrigt sich die Diskussion an der Stelle eigentlich.
Darum ist die Frage doch, warum es in diesem konkreten Fall ein Problem sein sollte. Das lässt sich imo nur durch die Bias der deutschen Sprache erklären, dass die generische Form eben die männliche ist. Dazu fallen bei fast allen Bezeichnungen dieser Art das grammatikalische und natürliche Geschlecht zusammen.
Beiden Umständen kann man schwerlich abhelfen bzw. zahlt einen Preis. Dieser Preis ist imo in den meisten Kontexten zu hoch im Vergleich zur Alternative, dass eine Minderheit entweder lernt davon nicht mehr genervt zu sein oder mit dieser Genervtheit zu leben.
Ich bin, anders als du, auch der Meinung, dasss es eine sinnvolle Frage ist, ob man sich über sowas ärgern sollte. Mit deiner Herangehensweise kannst du diese Frage nämlich niemals beantworten. Darum halte ich sie nicht für sinnvoll.
Das Problem hast du ja nicht nur hier, sondern in unendlich vielen Situationen (Stichwort: Microaggressions). Es geht oft darum, auf welche Genervtheiten man als Gesellschaft Rücksicht nimmt und auf welche nicht.
Sowas kann und sollte innerhalb der Gesellschaft diskutiert werden. Das geht aber nicht, wenn die einzigen Gründe "mich nervt das" und "mich nervt das nicht" sowie "mich interessiert, dass dich das nervt" und "mich interessiert das nicht" sind.
Wie soll denn so deiner Meinung nach der Einzelnen entscheiden, was er tun soll, ob er persönlich Rücksicht auf eine Genervtheit nehmen soll oder nicht? Gründe gibts ja nicht. Soll er regelmäßig Umfragen darüber zu Rate ziehen, was grad wie viele Menschen nervt und was er deswegen lieber nicht mehr sagen oder tun sollte?
Das ist doch absurd. Natürlich ist Rücksichtnahme wichtig, aber sie kann sinnvollerweise niemals grenzenlos sein.
Mohr ist doch ein ganz anderer Fall. Das ist in erster Linie mal ein veraltetes Wort, das in der normalen Sprache so gut wie nicht mehr verwendet wird. Der Anstoß daran ist afaik ein jüngeres Phänomen und hängt oft nicht mit der Bezeichnung selbst, sondern mit dem stereotypen Darstellungen zusammen, die regelmäßig damit verknüpft sind.Dann nimm das Wort Mohr, das ist Deutsch. Kommt auch nicht so gut an.
Und hier sind 2 wichtige Punkte, auf die es mir ankommt:
1. Offensichtlich sollte wie es bei meinem gegenüber ankommt in der Wahl meiner Ausdrucksweise _doch_ eine Rolle spielen.
2. Das Wort "Neger" wurde im gesellschaftlich ausgehandelten Prozess aus unserem Sprachgebrauch verbannt. Das kam, imo, ähnlich wie die jetzige Diskussion, zunächst von den "Eliten" oben. Dennoch hat sich die Gesellschaft die Argumente angehört und mehrheitlich verstanden "Joa, das sollten wir dieser Minderheit zu liebe dann doch lassen." Momentan sind wir im gleiche Prozess in Bezug auf das gendern.
Ob und was sich ändern wird hängt davon ab, wie viele Betroffene es wirklich nervt (an dieser Stelle spielen deine und meine Meinung auch keine Rolle), ob wir diese Genervtheit nachvollziehen können und was die möglichen Alternativen sind (an diesen Stellen natürlich schon).
Mein Punkt war, dass der Verzicht auf das Wort "Neger" sprachökonomisch quasi kostenlos ist - der Verzicht auf das generische Maskulinum nicht. Gleichzeitig ist die mutmaßliche Schadwirkung des Wortes höher. Darum ist klar, warum der Verzicht in einem Fall deutlich sinnvoller ist.
Im Übrigen würde ich verneinen, dass man auf das Wort "Neger" allein aus Rücksicht auf die Befindlichkeit einer Minderheit verzichtet.
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