ReVenger!
Community-Forum, Organisator ohne Grenzen OT-Turni
- Mitglied seit
- 24.03.2007
- Beiträge
- 3.466
- Reaktionen
- 84
Ich hätte ja nicht gedacht, dass Leute mit Mitte dreißig bereits eine so ausprägte "Das haben wir schon immer so gemacht"-Manier an den Tag legen.
Aber dazu einiges vorweg:
Gesellschaft, und dazu zähle ich auch die Sprache, die sie spricht, ändert sich doch nicht einfach dann, wenn alle der Meinung sind, dass es jetzt Zeit für Änderungen ist. Gesellschaft ist nicht ein Konstrukt, dass dazu gemacht wurde, jedem möglichst alle Freiheiten zu gewährleisten oder den Status Quo zu erhalten. Gesellschaft sorgt letztendlich dafür, dass es allgemein verbindliche Regeln des Zusammenlebens gibt, an die sich jeder halten sollte und die deshalb funktionieren, weil sie von der Mehrheit akzeptiert werden. Letztendlich legt der innergesellschaftliche Diskurs fest, welche Moral die "richtige" ist. Wenn ein nennenswerter Teil unzufrieden ist, wird sich die Gesellschaft entweder ändern, oder sie wird Fliehkräfte entwickeln, die im ärgsten Fall zu ihrem Verfall führen. Und hier ist eben der Punkt: Eine ganze Menge Menschen findet die derzeitigen Regeln nicht mehr zeitgemäß und fühlen sich nicht durch das generische Maskulinum entsprechend angesprochen und respektiert. Und diese Unzufriedenheit reicht auch schon einen Wandel anzustoßen. Genauso wie Menschen eben unzufrieden mit dem Umgang von oder den Regelungen zu Vermumung, vor allem religiöser, ideologisch geladenen Symbolen oder der Verwendung von Anglizismen sind, wird eben auch hier sich ein neuer Konsens etablieren. Natürlich könnt ihr die Änderung ablehen, weil ihre keine Lust auf Änderung habt, aber kompromisbereit ist das einfach nicht.
In den letzten Jahren hat sich das Bild der Geschlechter deutlich gewandelt, gerade die Nature-vs-Nuture-Debatte wird dabei ja auch immer wieder befeuert. Unsere Geschlechterrollen, darin sind sich hoffentlich alle einig, sind eben nicht vollkommen naturgegeben, sondern entstammen zu einem großem Teil der Erziehung. Und auch, wenn die Gesellschaft insgesamt im letzten Jahrhundert deutlich liberaler wurde, so gab es gleichzeitig eine Tendenz alles zu sexualisieren, was man nur sexualisieren konnte. Ein Beispiel: bis zum Beginn des letzten Jahunderts wäre nie jemand auf die Idee gekommen, dass Frauen Salat und Süßes mögen, während es für Männer Fleisch sein soll. Nicht einmal das ach so progressive Mittelalter erzählt in seinen Texten von unterschiedlichen Essensvorlieben. Erst im Zuge der immer fortschreitenden Industrialisierung und dem Abhandenkommen des gemeinsamen Essens, kam es auf, dass "weibliche" und "männliche" Gerichte gibt. Die letzten Jahre oder auch Jahrzehnte kehren diesen Trend zu einem gewissen Maß eben wieder um. Zudem wandelt sich auch das Verständnis der Berufe und vieles mehr. Es muss halt nicht mehr der biertrinkende, steakessende Mechaniker sein, der am Wochenende Fußball schaut und auch nicht mehr die salatessende und Macchiato-schlürfende Krankenschwester, die abends zum Yoga geht. Und diese neue Realität manifestiert sich nunmal auch in der Sprache, denn das geschaffene "weibliche" Selbstbewusstsein will auch an dieser Stelle Anerkennung finden.
Mein persönlicher Kritikpunkt an der Debatte ist eher, dass innerhalb einer relativ kleinen Gruppierung, den Sozialwissenschaften an den Universitäten, ein neuer Konsens gefunden wurde, dieser propagiert und umgesetzt wurde, ohne dass die breite Mehrheit an der Debatte beteiligt gewesen wäre. Gefühlt, jetzt nachdem sich schon einiges geändert hat, erreicht die Debatte erst die breite Öffentlichkeit. Natürlich sind nicht alle mit den Regelungen zufrieden. Es gab ja auch genug Beispiele dafür aus Artikeln hier, wie die Frau, die meinte, dass das Frauen quasi das generische Maskulinum "erobern" sollten. Andere beharren auf das Sternchen. Und es gibt sicher noch hundert andere Ideen. Irgendwann wird sich sicher ein Konsens finden, ich bezweifle aber, dass einfach alles beim alten bleibt.
Persönlich finde ich die Regelungen mit *innen, _innen, :innen auch nicht besonders toll. Ich denke an den Lesenfluss gewöhnt man sich, aber Deutsch ist eine Sprache, die doch noch einige Dialekte aufweist und entsprechend die Aussprache nach Region deutlich unterschiedlich ausfällt. Den, aus diesen Regelungen folgenden, Glottisschlag, also die kurze Pause beim Aussprechen, wird meiner Meinung nach kaum verständlich machen ob es jetzt beispielsweise Bäckerinnen oder Bäcker*innen sein sollen und eher für Verwirrung sorgen. Auch habe ich gelesen, dass sich mit der Sternchenregelung wiederum einige nicht mehr angesprochen fühlen, was natürlich ein großer Minuspunkt wäre, falls diese Behaupt denn zutrifft. Aber selbst wenn sich das durchsetzt dann ist es eben so. Nicht jede Änderung innerhalb der Gesellschaft wird meinen Zuspruch haben. Aber ich bin zumindest offen dafür, dass sich etwas ändert.
Kommt mal klar, ehrlich.
Aber dazu einiges vorweg:
Gesellschaft, und dazu zähle ich auch die Sprache, die sie spricht, ändert sich doch nicht einfach dann, wenn alle der Meinung sind, dass es jetzt Zeit für Änderungen ist. Gesellschaft ist nicht ein Konstrukt, dass dazu gemacht wurde, jedem möglichst alle Freiheiten zu gewährleisten oder den Status Quo zu erhalten. Gesellschaft sorgt letztendlich dafür, dass es allgemein verbindliche Regeln des Zusammenlebens gibt, an die sich jeder halten sollte und die deshalb funktionieren, weil sie von der Mehrheit akzeptiert werden. Letztendlich legt der innergesellschaftliche Diskurs fest, welche Moral die "richtige" ist. Wenn ein nennenswerter Teil unzufrieden ist, wird sich die Gesellschaft entweder ändern, oder sie wird Fliehkräfte entwickeln, die im ärgsten Fall zu ihrem Verfall führen. Und hier ist eben der Punkt: Eine ganze Menge Menschen findet die derzeitigen Regeln nicht mehr zeitgemäß und fühlen sich nicht durch das generische Maskulinum entsprechend angesprochen und respektiert. Und diese Unzufriedenheit reicht auch schon einen Wandel anzustoßen. Genauso wie Menschen eben unzufrieden mit dem Umgang von oder den Regelungen zu Vermumung, vor allem religiöser, ideologisch geladenen Symbolen oder der Verwendung von Anglizismen sind, wird eben auch hier sich ein neuer Konsens etablieren. Natürlich könnt ihr die Änderung ablehen, weil ihre keine Lust auf Änderung habt, aber kompromisbereit ist das einfach nicht.
In den letzten Jahren hat sich das Bild der Geschlechter deutlich gewandelt, gerade die Nature-vs-Nuture-Debatte wird dabei ja auch immer wieder befeuert. Unsere Geschlechterrollen, darin sind sich hoffentlich alle einig, sind eben nicht vollkommen naturgegeben, sondern entstammen zu einem großem Teil der Erziehung. Und auch, wenn die Gesellschaft insgesamt im letzten Jahrhundert deutlich liberaler wurde, so gab es gleichzeitig eine Tendenz alles zu sexualisieren, was man nur sexualisieren konnte. Ein Beispiel: bis zum Beginn des letzten Jahunderts wäre nie jemand auf die Idee gekommen, dass Frauen Salat und Süßes mögen, während es für Männer Fleisch sein soll. Nicht einmal das ach so progressive Mittelalter erzählt in seinen Texten von unterschiedlichen Essensvorlieben. Erst im Zuge der immer fortschreitenden Industrialisierung und dem Abhandenkommen des gemeinsamen Essens, kam es auf, dass "weibliche" und "männliche" Gerichte gibt. Die letzten Jahre oder auch Jahrzehnte kehren diesen Trend zu einem gewissen Maß eben wieder um. Zudem wandelt sich auch das Verständnis der Berufe und vieles mehr. Es muss halt nicht mehr der biertrinkende, steakessende Mechaniker sein, der am Wochenende Fußball schaut und auch nicht mehr die salatessende und Macchiato-schlürfende Krankenschwester, die abends zum Yoga geht. Und diese neue Realität manifestiert sich nunmal auch in der Sprache, denn das geschaffene "weibliche" Selbstbewusstsein will auch an dieser Stelle Anerkennung finden.
Mein persönlicher Kritikpunkt an der Debatte ist eher, dass innerhalb einer relativ kleinen Gruppierung, den Sozialwissenschaften an den Universitäten, ein neuer Konsens gefunden wurde, dieser propagiert und umgesetzt wurde, ohne dass die breite Mehrheit an der Debatte beteiligt gewesen wäre. Gefühlt, jetzt nachdem sich schon einiges geändert hat, erreicht die Debatte erst die breite Öffentlichkeit. Natürlich sind nicht alle mit den Regelungen zufrieden. Es gab ja auch genug Beispiele dafür aus Artikeln hier, wie die Frau, die meinte, dass das Frauen quasi das generische Maskulinum "erobern" sollten. Andere beharren auf das Sternchen. Und es gibt sicher noch hundert andere Ideen. Irgendwann wird sich sicher ein Konsens finden, ich bezweifle aber, dass einfach alles beim alten bleibt.
Persönlich finde ich die Regelungen mit *innen, _innen, :innen auch nicht besonders toll. Ich denke an den Lesenfluss gewöhnt man sich, aber Deutsch ist eine Sprache, die doch noch einige Dialekte aufweist und entsprechend die Aussprache nach Region deutlich unterschiedlich ausfällt. Den, aus diesen Regelungen folgenden, Glottisschlag, also die kurze Pause beim Aussprechen, wird meiner Meinung nach kaum verständlich machen ob es jetzt beispielsweise Bäckerinnen oder Bäcker*innen sein sollen und eher für Verwirrung sorgen. Auch habe ich gelesen, dass sich mit der Sternchenregelung wiederum einige nicht mehr angesprochen fühlen, was natürlich ein großer Minuspunkt wäre, falls diese Behaupt denn zutrifft. Aber selbst wenn sich das durchsetzt dann ist es eben so. Nicht jede Änderung innerhalb der Gesellschaft wird meinen Zuspruch haben. Aber ich bin zumindest offen dafür, dass sich etwas ändert.
Kommt mal klar, ehrlich.
Zuletzt bearbeitet: