Gelöschtes Mitglied 137386
Guest
Natürlich schafft Sprache Realität, aber es gibt da krasse Ideologisierungen.
Ich finde das überhaupt nicht so natürlich, sondern schon als Idee total abwegig. Der Baum steht da, egal ob ich ihn Baum nenne oder Katze oder ob ich überhaupt sprechen kann. Realität ist real, völlig egal wie ich sie bezeichne oder ob ich sie überhaupt bezeichne. Die umgekehrte Wirkweise erscheint mir viel naheliegender: Realität schafft Sprache. Ich suche sprachliche Möglichkeiten, um Vorgänge in der Realität zu beschreiben. Ist die Realität bspw. rassistisch, wird auch meine Sprache rassistischer sein. Ist die Realität weniger rassistisch, wird auch meine Sprache automatisch weniger rassistisch sein.
Wenn man also vermeintlichen Sexismus in der Sprache adressieren will, wäre es viel naheliegender die Gründe für diesen vermeintlichen Misstand zu bekämpfen. Die Sprache wird dann ganz automatisch folgen. Die Argumentation von kain zeigt es doch sogar auf: Bis Merkel hat vermutlich niemand über die weibliche Form von Bundeskanzler nachgedacht. Nun gab es eine Frau als Kanzler und schon hat eigentlich jeder ohne zu Murren eben das Wort Kanzlerin verwendet. Die Realität hat die Sprache verändert, nicht umgekehrt.