Kann man natürlich so sehen, finde ich für einen erwachsenen Menschen aber irgendwie merkwürdig.
Obwohl der Quote verkürzt ist, versuche ich mal beide zu adressieren. Das Zitat ist übrigens auf die für mich wichtige Essenz heruntergebrochen, denn es spiegelt genau das wider, das am Ende einer üblichen Unterhaltung zu dem Thema von den Verfechtern der Regeln übrig bleibt: Es wäre rückständig diese Schreibweise nicht in Betracht zu ziehen.
Glaub mir, ich kenne die Positionen aus der Theorie und der Praxis im Detail.
Zu dem Punkt Grammatik und puristischer Sichtweise auf die Sprache lasse ich von mir aus alles gelten, das geht mir am Arsch vorbei. Auf der Ebene der Grammatik ein Grabenkampf geführt, den wahrscheinlich 90% der Leute nicht führen sollten - dazu zähle ich auch mich. Interpunktion ist bei mir Zufall, selbst bei augenscheinlich "gebildeten" Personen ist ein perfekter Sprachgebrauch die absolute Seltenheit. Ergo geht es mir, wenn es nur um mich ginge und jeglicher Kontext der Debatte ausgeblendet würde, tatsächlich der Pragmatismus an vorderster Stelle, also die Möglichkeit überhaupt einen Lesefluss zu haben. Willkürliche Sonderzeichen sind da die Pest.
Wirklich störend an der Debatte ist die Vermengung von verschiedensten Dingen, über die wir uns am Ende wahrscheinlich sogar einig sind. Es ist ein riesiger Unterschied, ob eine Person "genervt" ist, oder "sich nicht angesprochen" fühlt, oder überhaupt (siehe vorheriger Absatz) formulieren kann, worum es in erster Linie geht. Es ist mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit nicht der Punkt, dass eine LehrerIN sich nicht in einer E-Mail beginnend mit "Liebe Lehrer," wiederfindet. Es ist das komplette Ökosystem, für den ein Stellvertreter gesucht wird, da die Summe zu komplex zu benennen ist. Ironischerweise ist es also ein Sprachbarriere, die meiner Einschätzung nach der Auslöser ist. Und somit ergibt sich eigentlich der Rest, denn ist zwar nicht zwangsweise falsch "darüber zu reden", sondern es wäre weitaus sinnvoller "über etwas anderes" zu reden. Auch breche ich mir zwar keinen Zacken aus der Krone, das "Problem" anzuerkennen, es würde aber von mangelnder Reflexion zeugen, eine Ursache zu finden, wo wahrscheinlich keine ist.
Wenn du mein erstes Zitat liest, dann stört mich eigentlich die Energie für diese Nebelkerze, denn daraus ergeben sich in den einzelnen Situationen die kontraprodukivsten Konsequezen. Wenn ein Unternehmen die Stellenausschreibungen/Newsletter gendert, habe ich nichts einzuwenden. Wenn ein Unternehmen das macht und denkt, damit wäre das "Problem" gelöst, dann ist es Dünnschiss - siehe die tollen Unternehmenskulturen ohne Sinn und Verstand. Mir scheint es sinnvoller den entsprechenden Rahmen umzuformulieren und das auf allen Ebenen in einem entsprechenden Prozess zu verstetigen. Beispielsweise mit dem Aufruf an Frauen und Randgruppen sich zu bewerben. Das ist, und das wurde auch hier schon gesagt, eine tatsächlich effiziente Maßnahme, die besser als jedes gegendere wäre. Verstetigung würde erreicht, wenn entsprechende Strukturen in der Hierarchie nachgelagert werden, die auch spezielle Bedürfnisse gerecht werden können.
Und das wird nicht getan, wahrscheinlich weil es viel Energie kosten würde und der Leidensdruck für alle Beteiligten (also auch die ablehnenden Personen) nicht groß genug ist. Auch Jahrzehnte nach den ersten Pressestunts von LannX und Konsorten nicht. Aber es wird darauf gebaut das ursprüngliche Ansinnen würde etwas bewirken würde es nur oft genug wiederholt, was es augenscheinlich nicht tut (hallo Heator, so viel zu deiner Logik und #2 an Benrath). Stattdessen findet sich eine Linie im Sand und der Auslöser hinter allem geht verloren, was wiederum deine erste Reaktion bedingt. Gratulation, was wurde gewonnen? Nichts. Außer, dass du eventuell sogar anfängliche Unterstützung aus deinen eigenen Reihen verlierst. Ziel sollte es sein den anderen zu respektieren, nicht ein System von pro und contra zu erschaffen, deren Eingruppierung von chaotischen Zustimmungen der einzelnen Befindlichkeiten abhängt. Diese Logik ist doch total bescheuert. Sich berechtigter Kritik nicht zu stellen gleich doppelt, denn nicht jede Kritik zeugt von genereller Ablehnung des Ansinnens.
@Neger: nicht alles was hinkt ist ein Vergleich.