Spezifische Forschungsgegenstände zu fördern ist etwas völlig anderes als die Unterstützung von Ideologien.
Es spricht nichts dagegen spezielle Forschungsgegenstände zu fördern wenn diese einen besonderen Gesellschaftlichen Nutzen haben. Passiert ja auch ständig, es gibt diverse Fördertöpfe für wichtige Themen.
Aber wenn man damit eine Ideologie fördern möchte, wenn sich das Feld und deren Bearbeiter als Helfer einer Ideologie verstehen, dann geht es eben nicht mehr darum ein bestimmtes Thema zu erforschen, sondern bei der Forschung zu einem Thema ein bestimmtes Ergebnis zu erhalten. Also gerade keine saubere Wissenschaft mehr zu machen. Und das hat an Universitäten einfach absolut nichts verloren.
Solange diese Grundhaltung existiert wird in dem Feld kein wissenschaftliches Arbeiten möglich sein und genau das weiter passieren was man an den sokal squared papern schön sieht: solange man nur der richtigen Ideologie folgt kann man jeden Schwachsinn publizieren.
Wie gesagt: Sehe ich anders. Wenn der Staat bspw. Demokratieforschung macht, weil er wissen will, wie das Funktionieren der Demokratie verbessert werden kann, habe ich kein Problem damit, dass er Leute ausschließt, deren Forschung darauf zielt, zu zeigen, dass Demokratie die unterlegene Herrschaftsform gegenüber (aufgeklärter) Autokratie ist. Niemand, der jemals einen sozialwissenschaftlichen Fachbereich von innen gesehen hat, wird ernsthaft davon ausgehen, dass Leute vorurteilsfrei an ihre Arbeit gehen und sich nur von den Forschungsergebnissen leiten lassen. Niemand wird davon abgehalten, anderslautende Forschung zu machen, nur muss der Staat das eben nicht noch unterstützen. Sollte der Wille der Bevölkerung sich irgendwann so drastisch ändern, dass der Staat seine Ziele insgesamt ändert, muss man dem dann halt Rechnung tragen.
Man könnte auch einen Lehrstuhl für Impfkritiker auch sehr viel positiver konnotiert als grundgesetzlich verankertes Leitziel der Bundesrepublik sehen: Recht auf körperliche Unversehrtheit.
Ist halt nicht wirklich zutreffend, aber klar könnte man machen.
Alberner Vergleich. Weder ist die körperliche Unversehrtheit grundgesetzlich garantiert, noch sagt irgendwer, dass die Ziele absolut befolgt werden müssen: Nur weil Gleichheit in Artikel 3 verankert ist, sagt bspw. auch niemand, dass wir alle das Gleiche verdienen müssen oder alle in gleichgroßen Wohnungen leben müssen.
Da stimme ich ja sogar zu. Allerdings ignorierst du dabei den Grund warum er sie an Leute vergibt die so schlechte Arbeit abliefern. Das passiert ja nicht zufällig gerade in diesem Feld so stark. Der Grund ist das nicht wissenschaftliches Arbeiten das Ziel ist, sondern Ideologie.
Oder was glaubst du denn ist der Grund für diese schlechte Vergabe?
Das mit sokal squared ist etwas arg kurz gedacht. Die ursprüngliche Sokal-Affäre hatte bspw. nichts mit expliziter Ideologie zu tun, eher mit Phänomenologie: Sokal hat behauptet, physische Prozesse seien sozial konstruiert. Sokal wollte zeigen, dass Postmodernismus Unfug ist, Postmodernismus an sich hat aber intrinsisch nicht viel mit bestimmten Ideologien zu tun*. Dass man die "grievance studies" Departments so leicht trollen konnte, hatte weniger damit zu tun, dass sie ideologisch arbeiten, als damit, dass sie rein qualitativ und deskriptiv arbeiten. Heißt nicht, dass man das nicht auch mit
quantitativer Arbeit machen kann, aber dann eben durch tatsächlichen Betrug.
Der Grund ist größtenteils Uni-intern: Die Disziplin ist aus anderen Fächern entstanden, in denen unwissenschaftlich gearbeitet wird, deshalb sind die meisten Leute dort unwissenschaftlich unterwegs. Die ganze Geschichte des Fachs (und selbst das Fach selbst) macht in der Erklärung "Der Staat oktroyiert Ideologie auf" überhaupt keinen Sinn: Die Disziplin ist in den USA größtenteils an Privatunis etabliert worden, da kann von staatlichem Einfluss keine Rede sein. Es gibt eine Nachfrage danach durch die Studenten und in den Disziplinen, in denen Leute halbwegs wissenschaftlich arbeiten, wird wenig Forschung in der Richtung betrieben. Klassischer Mismatch: Für diejenigen, die auch härtere Sozialwissenschaft können, gab es lange Zeit überhaupt keinen Weg, in so ein Department zu kommen, weil ihr Skillset nicht nachgefragt wurde. Für diejenigen, die es nicht können, gibt es keinen Grund, die anderen reinzulassen.
*es stimmt natürlich, dass viele Postmodernisten links sind, aber das ist ist weniger in der Ideologie angelegt als in der Frage, wer die Fächer beackert, in denen das als Herangehensweise akzeptiert wird