Hab mir letztens ein paar Gedanken zur Gender-Thematik gemacht und wollte die mal aufschreiben.
Bei der Gender-Diskussion wird ja gern immer über irgendwelche abstrusen Lebensentwürfe und Identitäten gelacht. Ich muss sagen ich bin da auch nicht im Bilde was es so alles gibt: Transgender, Pangender, Intersexuell, Transmaskulin, Butch. Um mal ein paar aus der Wiki-Liste zu nennen.
Kommt mir manchmal auch abstrus vor.
Aber die Behauptung, das wäre eine Modeerscheinung der Neuzeit ist imo Blödsinn. Es geht hier um die eigene Identität; nichts ist wichtiger für einen Menschen. Daher ändert sich das imo auch nicht einfach von heute auf morgen; erst Recht nicht insofern, dass daraus eine komplette Bewegung entsteht. Was sich allerdings geändert hat, und das relativ kurzfristig, ist die zwischenmenschliche Kommunikation. Sprich: Das Internetz ist schuld.
Wo früher vereinzelte Menschen mit individueller Orientierung in der zweigeschlechtlichen Welt komplett untergegangen sind, finden sie jetzt Gleichgesinnte und leben ihre Neigungen tendenziell mehr aus. Dadurch werden sie natürlich auch erst präsent in der Gesellschaft. Jetzt gibt es ja seit dem LGBT-Movement die Bestrebung, diese Sachen auch gerichtsfest zu machen. Gleichberechtigung für Homosexuelle ist auch ne tolle Sache, aber über Homosexualität ist die Bewegung ja schon längst hinaus. Und etwas in die Rechtsprechung einzufügen, also Rahmenbedingungen zu definieren, für eine Bewegung, deren Kern die Individualität der Angehörigen ist, wird so definitiv nicht funktionieren.
Ich stimme also zu, dass man nicht für jeden Furrie, für jeden Dendrophilen, für jedwede geschlechtliche Identität eine entsprechende Definition machen kann. Also man kann, aber man wird immer noch eine Subgruppe finden, die sich dadurch ausgeschlossen fühlt. Soweit stimme ich "Genderwahnschreiern" auch zu. Aber die Konsequenz erschließt sich mir nicht. Wieso sollte man sich jetzt deswegen am _eindeutig_ veralteten Konzept der Zweigeschlechtlichkeit so krampfhaft festkrallen? Warum nicht eine Ebene mehr abstrahieren?
Wozu brauchen wir denn noch die rechtliche Unterscheidung in Mann und Frau? Damit ich weiß, auf welche öffentliche Toilette ich gehen soll? Ja Wahnsinn. Warum definieren wir nicht das Subjekt "Mensch" und leiten daraus entsprechend die Rechte und Pflichten ab? Das würde natürlich bedeuten, dass sowas wie Wehrpflicht oder Frauenquote nicht funktioniert. Außerdem würde beim Kennenlernen ein neues Thema dazukommen ("Wo wohnt du? Was arbeitest du? Welche Identität hast du?") Scheint mir aber nicht so kompliziert zu sein. Und es würde die ledige Diskussion der Toiletten vereinfachen (alles Unisex). Aber wo genau ist das Problem?