Danke für die ausführliche Antwort!
Warum sollte denn der private Sektor irrational gegen Angebot & Nachfrage bezahlen?
Könnte mir vorstellen, dass die Rolle von Gewerkschaften unterschiedlich ist.
Was wäre denn da deine "Lösung"?
Ich verstehe die Frage im Kontext des Zitats nicht. Es hilft, wenn da stringenter Text steht, der nicht Tage später in einem Stichpunkt subsummiert. So fühlt es sich an, als ob du da nur Antworten rausziehen willst, die du hören möchtest, das wirkt etwas wie der Btah-Smiley.
Im Niedriglohnsektor, speziell in den Leiharbeitskarusellen, wirst du kaum Gewerkschaften oder sonstige Vertretungen finden, das ist ja das "schöne". Ich miete mir jemand für den Grinder und werfe den dann weg. Wenn die Personengruppe noch bildungsfern oder aus dem Ausland kommt, dann brauch ich mir auch verhältnismäßig wenig Sorgen machen. Es gibt Gründe, warum diese Klasse an Leuten meist schon indirekt geschützt sind und nicht als Streikbrecher genutzt werden dürfen. Meiner Erfahrung nach werden da trotzdem Tricks benutzt, wenn es denn zu solchen Situationen kommt. Nicht im IG-Bereich, aber andernorts habe ich das schon häufiger erlebt, bei Kinoketten z.B.
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Digitalisierung bin ich immer ein Fan. Aber das ist halt nicht auf das Bilungssystem beschränkt, finde ich daher semi off-topic.
So geht es mir, wenn wir mit dir über Flüchtlinge / Migration reden. Da hast du nicht unrecht, es vermischen sich viele Bereiche, deswegen habe ich die low hanging fruits mal in den Vordergrund gestellt, die relational wenig Energie brauchen und wenig(er) Kosten verursachen.
Klingt für mich zu kleinteilig.
Warum sollten diese Umschulungen besser sein als die von dir kritisierten tueren Fortbildungen für CAD/CNC-Kurse?
Es geht überhaupt um den Gedankengang und die Einstellung durch die Förderträger, das Beispiel zeigt nur ziemlich deutlich warum. Generell will ein Fördergeber nie (Gleichheitsgebot) eine spezifische Branche i.S.v. wenigen Firmen / Organisationen subventionieren, erst recht keine Hersteller. Deswegen werden mit der Keule bereits öffentliche Träger oder Träger außerhalb der Privatwirtschaft (e.V., gGmbH, KdöR) ausgegrenzt. Verstehe ich bis zu einem gewissen Punkt.
Wenn man 0815-CAD-Kurse anbieten möchte, landet man schnell bei AutoCAD oder Nemetschek (in meiner Bubble), alle anderen Anbieter sind etwas zweckfrei. Die sind aber auf dem Papier nicht förderbar, weil das abstrakte Prinzip der Bedienung (die theoretischen Grundlagen) schnell erklärt sind und ohne Kontext keiner Firma was bringen. Der Kontext, also die konkreten Fälle, sind dann wieder auf eine Firma und die Software/den Hersteller bezogen. Im konkreten Fall bei uns wäre das AutoCAD, Punktwolken und Spezialflächen, extrem spezifischer Gebäudetypus für CAFM. Eine Förderung brächte nur der Gecko GmbH und Allplan und der einen Person etwas, eventuell findet man in ganz Deutschland noch 3-4 Personen - ich verstehe, warum die Gesellschaft als ganzes daran kein Interesse hat.
In der Industrie ist das aber der Hauptgrund schlechthin, warum ich als Fördermittelgeber angefordert wurde. Die Maschinen sind selten der krasse Kostenfaktor, meist ist es die Implementation in die Produktionskette und v.a. die Spezialschulungen, denn da langen die Hersteller zu. Verstehe ich auch, weil das viel Know-How braucht und nicht im Vorbeigehen zu machen ist. Förderbar sollte das nicht sein, weil das die gleiche Konstellation wie oben ist.
Was allerdings total drin ist, sind Bildungsträger die Spezialsoftware schulen, ohne Kontext und dafür voll (von der Bundesagentur) gefördert werden, wenn sie minimale formale Anforderungen erfüllen. Bspw. mehr als 160 Unterrichtseinheiten, dann kann da rein, was will: Bspw. Grundlagen der Bauzeichnung, dann 120 Stunden Kurs in CAD mit fikitiven Beispielen mit Allplan. Ist völlig sinnfrei, weil das wieder nur marginales Breitenwissen vermittelt, das den Firmen nicht taugt, weil die konkreten Fälle nicht behandelt werden und später am Arbeitsplatz zu vermitteln sind. Für das Nachlernen braucht es aber exorbitant viel Zeit, weil das Basiswissen dann doch zu grob ist, quasi nur wenige Tage Berufsschule einer Ausbildung ersetzt. Aber die Agentur freut sich, weil das die erfragten Bedarfe "der Wirtschaft" adressiert. Das alleine gehört ausgemerzt, ist aber nicht das Problem.
Was aber durchaus möglich ist, wäre ein anderer Fördermittelgeber, der alle mögliche Inhalte zulässt, vma. der ESF des Bundeslandes. Da suche ich mir einen Dozenten und Inhalte qua Ausschreibung und kann dann Branchenwissen über eine gefakte Ausschreibung reinholen. Ist nicht easy, aber es ist machbar, wenn dir geholfen wird. Und das ist in der Produktion hier häufig(er) zu beobachten, bei allen möglichen Förderschwerpunkten, die gedehnt werden, bis sie irgendwie passen. Das ist für mich auch fair game, ein typisches Problem wenn Juristen was gut meinen und dann in eine Gesetzeskonserve transformieren, hintenraus aber rumschrauben, bis es dann doch geht. Gelebter Institutionalismus, man macht sich selbst Arbeit.
Mein Problem ist, dass die Fördermittelgeber en passant einfach gGmbH, e.V. und KdöR wegstreichen, mit der Begründung, die können das schon selber tragen, sie müssen ja angeblich nicht wirtschaften. Diese kleine Hürde zu überwinden ist im Vergleich zur Industrie ein Ding der Unmöglichkeit und stimmt nicht mit der Realität überein. Auch die Altenpflege ist privatwirtschaftlichen Mechanismen unterworfen, die Krankenpflege zwar nicht in dem Ausmaß, kämpft aber auch. Nicht zu sprechen von Gesundheitsberufen wie Physio- oder Ergotherapie: Für alle musst du in einer schulischen Ausbildung sogar erstmal selbst zahlen. Wtf, warum bitte bekommt ein Lehrling für Mechatronik ein Gehalt, aber ein Physiotherapeut nicht, sonder darf auch noch zahlen? Da kommste nichtmal mit Bafög rum, oder irgendeiner Krücke, man schaut halt auf ewig in die Röhre.
Aber bleiben wir bei der Ausbildung: Die Krücke, Fördermittel irgendwie umzudesignen führt zu ekligen Verteilungseffekten. Die Konsequenz: Du hast dann Kurse, die wenige Personen für ausgesuchte Firmen trainieren. Auf dem Papier erreichst du da zwar mehr sehr gute Weiterbildung, aber halt nicht nachhaltig - es geht nur eine Branche, kommt die in Schwierigkeiten (in denen diese Branchen angeblich immer und zu jederzeit sind), dann war alles für die Katz. Theoretisch wäre das für das Handwerk machbar, aber je kleiner ein Betrieb und je kleiner dessen Lobby / Vernetzung, desto weniger kommt dabei raus. Es ist eine indirekte Quersubventionierung, die eigentlich vermieden werden sollte. Würde man die Kriterien aufweichen, könnte man Zusatzweiterbildungen für andere Branchen ermöglichen und weitaus mehr Personen erreichen, zudem die Kosten etwas für die Träger senken. Selbst wenn der Träger vor die Hunde geht, so wäre der Bedarf an den Qualifikationen weitaus höher als in den Edelbranchen und deren Werkhallen. (Davon ab drohen die Edelbranchen stetig mit dem Outsourcen der Prozesse und Drohungen kann ich mal gar nicht ab, aber das ist jetzt meine Einstellung)
Das Lächerliche (siehe soziale Gerechtigkeit) ist, dass es Initiativen gibt kreativ mit den Fördermitteln zu werden, bspw. in den Arbeitgeber-Service-Kampagnen. Da könnte man so richtig in die Vollen gehen. Aber da das Mantra ist, man müsse Zahlen erreichen, gehe ich lieber damit auf 4-5 Konzerne zu und qualifiziere wenig Person für den Grinder, statt die vielen kleinen Träger zu adressieren. Das wäre ja schwierig und braucht viel Energie, dafür wäre es um ein Vielfaches nachhaltiger und hätte die größeren Brennpunkte.
Hier geht es tatsächlich nicht mehr um low hangig fruits, sondern um ein Umdenken in mehreren Ministerien, da kann die Agentur isoliert nicht viel bewegen.
Wäre mir zu bürokratisch. Finde Kinderbetreuung kann schon der Staat ganz gut zentralisiert anbieten.
Ja, kann er offensichtlich nicht, siehe Randnotizen zur Betreuungsstruktur. Ein Blick in die regionalen Karten und ich sehe, wer da was und wie gut anbietet. Der Staat subventioniert die sozialen Träger mit Geld (völlig okay), aber aus Eigenantrieb macht er nichts. Diakonie und katholische Wohlfahrt machen hier >70% der Infrastruktur aus. Und beide stehen vor einem Mitgliederschwund sondergleichen, da gerät was ins Schwanken. Zwar wird das Geld des Staates nicht weg sein, aber es könnte schnell ein Loch entstehen, die Träger zu verwalten / transformieren, das aus Eigenantrieb eine gewaltige Hausnummer wird. Wird überhaupt nicht angegangen. Was bringt das Geld, wenn die Bürokratie dahinter gar nicht existiert?
Mein Vorschlag wären daher Anreize die Verwaltung / Organisation langsam in kommunale und wirtschaftliche Hand zu überführen, um regional kleine Gegenpole zu generieren. Die Bürokratie könnte man kleiner halten, es langt eine Veränderung der Fokussetzung und Bewegung von Trägern. Es ist nicht so, als ob die Arbeitgeber davon nicht profitieren könnten.
Hier wird's halt schnell teuer.
Weiß nicht, ob wir uns angesichts wirtschaftlicher Lage & Demographie ein pro Kopf deutlich teurers Pflegesystem leisten können.
Naja, so leisten wir uns die Bauern mit ihrem Großbetriebssystem und Zuverdienern im Klein-Klein. Den Landwirten mit Biobetrieben etc. kommen die Subventionen nicht zu. Oder wir leisten uns Millionenzahlungen an die Edelindustrie, die in großen Teilen ins Ausland weggeführt werden. Die Beträge sind jetzt wirklich nicht die Welt, man könnte auch darüber reden, überhaupt die Verwendungszwecke existierender Leistungen (Pflegestufen) etwas zu vereinfachen.
Auch hier eher dagegen. Bürokratisch & schwer, Missbrauch zu vermeiden (Fake-Ehrenamt).
Missbrauch vermeiden und Bürokratie abbauen beißt sich. Klar wird es Trittbrettfahrer geben und ich will auch keine Gießkanne über jegliches Ehrenamt. Der Vorsitzende eines Kleingartenvereins braucht da keine Boni, die Helfer von Tafeln verdienen es imo schon. Mach dir aber auch klar, wie wenig es von diesen Leuten gibt und wie alt die sind. Die meisten wird beispielsweise Sonderurlaub nicht kratzen, weil sie sowieso in Rente sind und die Motivation etwas zu tun ist sowieso intrinsisch. Nur ist es außer Mode, daher wäre eine extrinsische Motivation an die jüngere Generation überlegenswert, um die intrinische zu boosten - wer mal drin ist, der bleibt eventuell drin. Die derzeitige Vergünstigung von Ehrenamt ist jedenfalls eher purer Hohn.
Grundsätzlich bin ich für Ausbau von öffentlichem Nahverkehr.
Ob das aber auf dem Land so darstellbar ist, dass das für die von dir genannten Facharzttermine reicht?
Klappt das auf dem Land nicht generell ganz gut mit Taxi?
Letzte Frage: Mal so, mal so. Meist gibt es ein Taxi, wenn das nicht da ist, ist es nicht da. So meine Erfahrung, muss aber nicht für alles gelten.
Diese Quoten an Sozialwohnungen finde ich eher schlecht.
Führen zu diesem Zweiklassensystem aus Luxuswohnungen, die Sozialwohnungen gegenfinanzieren.
Lieber staatlicher Wohnungsbau für das Low Cost Segment.
Ja, grundsätzlich richtig. Aber wo stehen wir da? Es kann übrigens funktionieren und muss diese Konsequenzen nicht auslösen. Ich rede hier nicht von dem einen MFH mit 10 Parteien, sondern von Quartieren, die von größeren Investoren hingekotzt werden. Das werden auch ohne Quoten schnell Gated Communities auf Wish bestellt, weil die halt am oberen Ende des Segments sind. Unsere Konzernmutter holt sich auch Investoren vor Baubeginn, weil es ohne nicht möglich ist. Dabei wird aber immer gegengeplant, dass da eine Durchmischung entstehen soll, weil sozialer Wohnbau.
Primärbeispiel, wei geil das funktionieren kann:
https://www.ev-heimstiftung.de/innovationen/sozial/quartiersentwicklung/
Absolut sensationell, welche Ergebnisse da erzielt wurden und weiterhin werden. So ein Denken mit einzubringen wäre wichtig. Es muss nicht jeder alles können, es würde langen, wenn es wenigstens versucht wird.