Vielleicht überschätzt du auch, wie dramatisch der Arbeitsmarkt bspw in der Logistik ist. Klar: Die Jobs sind oft nicht super attraktiv, so dass die Leute oft wechseln, wenn sie können. Aber: Für viele ist das ein erreichbarer Job, weil man uhn mit wenig Qualifikation und wenig Deutsch ausüben kann.
Das mit der Logistik und dir scheint ein Steckenpferd zu sein. Ich rede hier nicht von Dispatchern oder den klassischen Kraftfahreren, die halbwegs normale Touren im lokalen Umfeld machen, bspw. Baustellen-, Material- oder Warensendungen von Standorten in der Region / näherem Umfeld. Gerade Zusteller und Helfer in den Logistikhubs sind nicht mehr so easy, sowie Personal im Bereich der Bahn. Dagegen sind Fachkräfte im Bereich Mechatronik und co. deutlich besser verfügbar, wenn auch da die Suche eher hart sein mag. Wenig deutsch ist auch
sehr relativ, wenn man keinen EU-Führerschein hat, auf dem man aufbauen kann und selbst dann. Siehe die anderen Topics, glaube es war soziale Gerechtigkeit: Die Sprache ist zwingendes Kriterium für die Abschlussprüfung in dem Bereich, die viel zu schwierig für das geforderte Niveau ist. Leute mit Lese- und Textverständnis durchzuboxen ist machbar, Leute, die generell an der Sprache (weil Spracherwerb) eine andere Hausnummer. Das wird seit Jahren bekrittelt und ist Gegenstand anhaltender Diskussion in den Kammern / bei Bildungsträgern. Völlig sinnfrei. Oder siehe die Auflage an den Flüchtling aus Extra 3 - eigentlich bestanden, muss aber weiter rumlernen, weil das halt so sein muss. Danke Merkel.
Am Ende müssen wir als Gesellschaft schauen, dass wir Werte schaffen, die andere wollen. Weil wir vieles importieren müssen oder wollen. Daher ist es durchaus gesellschaftlich wichtig, dass Forschung und Entwicklung sowie Produktion funktionieren.
Pflege ist auch wichtig - aber eben Konsum, den wir uns als Gesellschaft leisten können müssen.
Kinder sind wichtig - daher gibt es ja auch in Deutschland schon viel Förderung & Lehrer werden gut bezahlt.
Ich sage gleich dreimal Smarty in den Spiegel und frage dich wo deine Kinder auf die Schule gehen und welche extra-Förderungen du ihnen außerhalb des Systems zukommen lässt. Wir haben förderalistischen Scheißdreck, ein verrostetes System des Beamtentums mit wenig Anreizen sich konstant als Lehrkraft zu verbessern, kaum unterstützende Hilfe für psychisch belastete / zu fördernde Kinder und du meinst wir hätten "viel Förderung". Im Vergleich mit Schwarzafrika und den indischen Slums von Mumbai schon, von mir aus auch mit den staatlichen Schulen der USA in Brennpunkten, aber meine Anspruchshaltung ist eine höhere.
Im Detail kann man da über vieles streiten und auch vieles besser machen. Klingt bei dir aber so, als ob du da sehr hohe hättest. Was stellst du dir denn bei gesellschaftlicher Unterstützung für Care Arbeit konkret vor?
Viele kleine Details, die in Summe aber eine Richtung anzeigen können. Mal aus dem Bauch raus:
- Weitere Digitalisierung, alleine kindkrank sollte nicht bedeuten, dass ich evtl. zwei mal vor Ort in der Praxis stehe und dann noch zur Kasse / Post muss und beim AG telefonieren. Der dann wiederum rumfieselt, bis alles im System ist, weil ein Teil der AU (normal) so und ein anderer (kindkrank) so erscheint. Ob man da auch gekürztes Gehalt haben sollte, stelle ich mal in Frage.
- Wenn ich schon Geld von Agentur und sonstigem in die Bewerbung von Girls Days für Maschbauer blase, dann sollte ich im absoluten Minimum das gleiche für Erzieher und Pflege rausblasen, gerne auch als "boys days".
- Generell Förderung von Weiterbildung und Umschulung für soziale Berufsbilder, die nicht an die Rechtsträger gekoppelt sind. Mir geht nicht ein, warum viele Fördermittel direkt KdöR, e.V. und gGmbH auslassen, obwohl die das Geld wirklich nicht dicke haben. Gleichzeitg finanziere ich aber über x-Hintertüren für drei Maschbauer extrem spezifische CAD- oder CNC-Kurse, die für den Markt genau gar nicht relevant sind.
- Verstärkter Aufbau von Ganztagsbetreuung von Grundschule auf an, auch gerne in Tandem mit "der Wirtschaft (tm)" vor Ort. Es ist hirnrissig, dass ich langsam einsteigen kann, weil die Kitas sporadisch eine Betreuung von 8 bis 15 Uhr anbieten, in der Grundschule aber plötzlich wieder 11 Uhr 30 tagesweise aus ist und >70% der Eltern in die Röhre gucken.
- Aufbau von einfach verständlichen, funktionierenden, digitalen Lösungen für die Bewerbung / Vergabe von Betreuungsplätzen, das ganze las einheitliche Softwarelösung, die den Kommunen zur Verfügung gestellt wird
- Subvention / Bewerbung / Zuschüsse an Unternehmen, die eine Betriebs-Kita / Hausaufgabenbetreuung für die Mitarbeiter einrichten / mitfinanzieren, höhere Mittel, wenn das als Verbund geschieht. U.a. vllt. durch Übernahme der technischen Betriebskosten (nicht Personal) oder Übergabe von geeigneten Objekten durch die Stadt / Wohnbau. Angebote von Shuttle-Services oder ähnliches, wenn das nicht im dicksten Industriegebiet geschehen soll. Müsste man eindenken, dass auch von außen ein %-Teil Kinder reinkommen darf (und muss, bevor das stratifizierend wirkt).
- gezieltere Unterstützung und Gründungshilfen für ambulante Pflegeservices, gerne auch Erleichterungen und Nachlässe für Spritkosten für alles was in diese Richtung geht (auch Essenslieferungen und co). Wenn die Traktorenbande schon was kriegt, dann sollten die auch was haben, das über die normale Querfinanzierung hinaus geht.
- bereits mehr Leistungen in den unteren Pflegestufen, die u.a. auch gerne der Psychohygiene der Angehörigen dienen darf
- mehr Nachlässe für Ehrenamtliche, bzw. Bewerb des Ehrenamts, das nicht nur regional gilt. Vma. eine Woche mehr gesetzlicher Urlaub, höheres Bafög / niedrigere Rückzahlungsbeträge oder sonstige Boni, wenn sozial-relevantes Ehrenamt ausgeübt wird, das mit der Care-Arbeit verschränkt ist: Seniorenarbeit, Suppenküchen, Tafel, Hausaufgabenbetreuung, so was in die Richtung.
- gezielter Ausbau von öffentlichem Nahverkehr / Hol- und Bringservices auf dem platten Land für Alte und Kinder. Muss ja nicht sein, dass ich die zu Facharztterminen karren muss, weil kein Bus/Bahn und kein Taxi
- Subvention vom Ausbau / gezieltem Bau von behinderten- oder altersgerechten Wohnungen, bzw. Zwang an private Großkonzerne einen Mindestanteil an gefördertem Wohnraum in ihre Quartiere oder Bauklötze zu ziehen
- Abschaffung jeglicher kirchenrechtlicher Sonderformen im Arbeitsrecht, auch für Diakonien und kirchennahen Sozialverbänden