Flüchtlingsströme Richtung Europa #2

  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 137386
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Ernstgemeinte Frage zum Schluss: glaubst Du die obenstehenden Zahlen liegen an der Religion (=Islam) oder liegen sie an der Bildung (= eher den Bildungsfernen Schichten zugeordnet)?
Warum zum Geier ist das ne oder-Frage? Das geht natürlich komplett Hand in Hand.
Der Rest klingt nach reiner Spekulation, die zufällig immer dazu tendiert, dass schon alles gut werden wird...aus Prinzip. Genau diese Mentalität hatten wir die letzten Jahrzehnte auch schon, scheint es total zu bringen :mond: .

Am geilsten natürlich solche Verharmlosungen
Die wenigsten rennen mit herum und töten alle Ungläubigen.
Dann haben wir wohl auch kein Problem mit rechts, denn die wenigsten Rechten rennen rum und töten alle Ausländer...geniales pro-Argument.
 
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Ahmet Toprak oft genug zitiert.

Religion, so Lamya Kaddor, könne Integration fördern – oder auch nicht, und man komme nicht voran in der Integrationsdebatte, wenn nur einheitliche Bilder von Islam-gläubigen Familien vermittelt werden. Denn was für Lamya Kaddor nur ein Aspekt ist, ist für Ahmet Toprak der Kern seiner Kritik. Er sagt, der Islam werde zum Problem, wenn Eltern die soziale Integration ihrer Kinder religiösen und vermeintlich kulturellen Gründen unterordnen. Ein Verhalten, dass sich potenziert, wenn viele muslimisch konservative Familien nah beieinander wohnen. In der Türkei gibt es dafür den Begriff "Nachbarschafts-Druck". Ein Mechanismus, der auch in Deutschland wirkt und in Ballungsgebieten besonders sichtbar wird.

Nachbarschaftsdruck, da sich Minderheiten gerne vernetzen, bei Asiaten gibt es dann diese Schwanzvergleiche, was ihre Kinder für Noten/Abschlüsse und später Jobs haben ("he doctor yet?").
Türkisch, männlich sind die Bildungsverlierer aktuell und die sind religiöser und fanatischer als ihre Elterngeneration, nicht weniger (im Gegensatz zu vielen anderen Migrationsgruppen).


Und gefühlt die meisten hier haben das Glück, nicht in einer Schnittstellenrolle zur Produktion/Arbeiterschaft arbeiten zu müssen. Die zwei schlimmsten Archetypen da sind der deutsche Fastrentner, der die Tätigkeit schon seit 30 Jahren genauso immer schon gemacht habe und nicht von irgendnem Unischnösel belehrt werden müsse, sowie der Halbstarke mit Migrationshintergrund, der der schlimmste Rassist ist und sich ohne Ende überschätzt und aufspielt.
 
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Warum zum Geier ist das ne oder-Frage? Das geht natürlich komplett Hand in Hand.
Der Rest klingt nach reiner Spekulation, die zufällig immer dazu tendiert, dass schon alles gut werden wird...aus Prinzip. Genau diese Mentalität hatten wir die letzten Jahrzehnte auch schon, scheint es total zu bringen :mond: .

Am geilsten natürlich solche Verharmlosungen

Dann haben wir wohl auch kein Problem mit rechts, denn die wenigsten Rechten rennen rum und töten alle Ausländer...geniales pro-Argument.
OK, dann muss ich wohl etwas "direkter" Kommunizieren. Zahlen aus Umfragen bedürfen auch immer einer Interpretation. Ich habe hier - wie Du gemerkt hast - die "alles wird gut" Interpretation gewählt (die nicht meiner realen Meinung entspricht).
Als Gegenpol zu Heators "alles ist scheiße" Interpretation.
Das heißt im Grunde nichts anderes, als dass unser Bias bestimmt wie wir diese Zahlen deuten und es kein schwarz oder weiß dabei gibt.

Es tut mir leid, dass Dir aus meinem Post nicht so ersichtlich wurde was meine eigentliche Intention war.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
OK, dann muss ich wohl etwas "direkter" Kommunizieren. Zahlen aus Umfragen bedürfen auch immer einer Interpretation. Ich habe hier - wie Du gemerkt hast - die "alles wird gut" Interpretation gewählt (die nicht meiner realen Meinung entspricht).
Als Gegenpol zu Heators "alles ist scheiße" Interpretation.
Das heißt im Grunde nichts anderes, als dass unser Bias bestimmt wie wir diese Zahlen deuten und es kein schwarz oder weiß dabei gibt.

Es tut mir leid, dass Dir aus meinem Post nicht so ersichtlich wurde was meine eigentliche Intention war.
Joa ich mein, wenn du weiter Appeasement und alles nicht so schlimm machen willst, wirds halt weitergehen und nächster Stopp sind dann französische Verhältnisse. An der Religion liegt es im
Übrigen nicht, sondern an der Kultur, also den Werten dieser Gesellschaftsschicht, die halt die Aufklärung bisher verpennt hat. Ich gehe aucg diesen Kulturrelativismus niemals mit „früher waren wir auch voll so“ oder „wir finden unserre Werte ja auch richtig „ als ob islamistische Steinzeitertte und Aufklärung und Humanismus qualitativ gleich wären und es reiner Zufall ist, was man richtig findet. Dann hat man halt Aufklärung nicht verstanden und was das Wort universell in „universelle Werte“ bedeutet.

Das ist übrigens auch der Punkt an dem Integration scheitert, genau diese Einstellung von „ach ist ja alles nicht so schlimm, haben halt andere Werte usw.“. Du glaubst offenbar selbst nicht an die Überlegenheit unserer Werte und Kultur gegenüber archaischen Steinzeitwerten, warum sollten sie sich also integrieren, wenn nicht mal du überzeugt bist, dass unsere Kultur schlicht überlegen ist?
 
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Gelöschtes Mitglied 160054

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Goldrichtig, aber dafür bedürfte es Nichtcuckpolitiker, die haben wir leider aktuell nicht (das ich wüsste).
 
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Das ist übrigens auch der Punkt an dem Integration scheitert, genau diese Einstellung von „ach ist ja alles nicht so schlimm, haben halt andere Werte usw.“. Du glaubst offenbar selbst nicht an die Überlegenheit unserer Werte und Kultur gegenüber archaischen Steinzeitwerten, warum sollten sie sich also integrieren, wenn nicht mal du überzeugt bist, dass unsere Kultur schlicht überlegen ist?
Äh bitte was? Wie kommst Du darauf? Meine atheistischen Werte (die überaus Humanistisch sind) sind allen anderen Werten und jeglicher anderer Kultur überlegen. Ich bin vielleicht nicht 100%ig das Ideal aber so nah dran wie kaum ein anderer. Gerade auch Du würdest gut daran tun, etwas mehr meiner liberalen, humanistischen Art zu folgen.

Oder willst Du mir jetzt sagen, dass Du das anders siehst?

(Achtung Btah: hier wurde wieder ein Szenario von mir aufgebaut in welchem leichte Gemüter die Hintergedanken und Schlussfolgerungen vielleicht nicht ganz durchdringen)
 
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(Achtung Btah: hier wurde wieder ein Szenario von mir aufgebaut in welchem leichte Gemüter die Hintergedanken und Schlussfolgerungen vielleicht nicht ganz durchdringen)
Vielleicht bist du auch einfach nur scheiße darin sowas zu schreiben...wobei Moment ich glaub das vielleicht können wir streichen.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Äh bitte was? Wie kommst Du darauf? Meine atheistischen Werte (die überaus Humanistisch sind) sind allen anderen Werten und jeglicher anderer Kultur überlegen. Ich bin vielleicht nicht 100%ig das Ideal aber so nah dran wie kaum ein anderer. Gerade auch Du würdest gut daran tun, etwas mehr meiner liberalen, humanistischen Art zu folgen.

Oder willst Du mir jetzt sagen, dass Du das anders siehst?

(Achtung Btah: hier wurde wieder ein Szenario von mir aufgebaut in welchem leichte Gemüter die Hintergedanken und Schlussfolgerungen vielleicht nicht ganz durchdringen)

Öhm joa, soll vermutlich ironisch sein, aber ja die humanistischen Werte der Aufklärung sind bislang der Gipfel menschlicher Zivilisation. Wir können darüber debattieren, ob asiatische Kulturen nicht auch teilweise was für sich haben, aber dass die Werte der Aufklärung allem, was es so an archaisch religiösen Werten gibt einfach Lichtjahre voraus sind, darüber brauche ich nicht debattieren. Wer meint, dass steinigende, handabhackende, frauenverhüllende Höllenmenschen ohne Schuhe auf einem zivilisatorischen Level mit uns sind, da wäre ne Diskussion fruchtlos.
 
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Ich glaube sein Punkt war eher, dass man nach humanistischer Sichtweise eher mehr als weniger Menschen bei uns aufnehmen sollte.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Ich glaube sein Punkt war eher, dass man nach humanistischer Sichtweise eher mehr als weniger Menschen bei uns aufnehmen sollte.

Warum? Humanismus bedeutet nicht, dass man jemandem zum eigenen Nachteil helfen muss. Das wäre dann schon wieder fast christliche Dogmatik. Rationaler Humanismus bedeutet, man soll helfen, wenn man es kann, aber man muss sich dabei nicht selbst aufopfern. Ich vertrete die Ansicht, dass wir die Grenze des Leistbaren lange erreicht haben und bereits jetzt die Gesellschaft für die Zukunft zum Schlechteren verändert wurde.
 

Gustavo

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Türkisch, männlich sind die Bildungsverlierer aktuell und die sind religiöser und fanatischer als ihre Elterngeneration, nicht weniger (im Gegensatz zu vielen anderen Migrationsgruppen).


Ersetze "türkisch" durch "muslimisch" und ich habe diese Behauptung schon oft gehört. Belegt gesehen habe ich es allerdings noch nie. Also habe ich mir mal angeschaut, ob es dazu irgendwas Handfestes gibt. Und siehe da:

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Alles aus dieser Studie, die im wesentlichen nur eine Umfrage von Kantar (mit beeindruckendem n für diese Art Studie) ist. Der Vergleich ist um Längen besser als das, was man sonst so sieht, weil er DIE beiden großen confounder kontrolliert:
(1) Es wird nach Einwanderer-Generation kontrolliert, nicht nach Alter
(2) Es werden Muslime aus muslimisch geprägten Ländern mit anderen Menschen aus denselben Ländern verglichen, nicht Muslime aus muslimisch geprägten Ländern mit Christen aus christlich geprägten Ländern

Und siehe da: (1) Die Unterschiede zwischen den "Kulturen", die Hobbysoziologe Heator hier als entscheidenden Knackpunkt ausgemacht hat, spielen praktisch keine Rolle mehr. (2) Die Unterschiede zwischen erster und zweiter Generation sind teilweise klein, teilweise auch nicht, aber wenn es Unterschiede gibt dann (fast*) immer in die wünschenswerte Richtung.





*je nachdem, was man sich unter 4-21 vorzustellen hat, kann man das fast hier auch weglassen


Es ist wie mit der Drogenliberalisierung. Ich verstehe noch nicht wirklich warum - das kann Gustavo vermutlich besser erklären - aber in manchen BEreichen scheinen Politiker entweder nicht zu kapieren, was die eindeutige Mehrheit will, oder sie wollen aus irgend einem Grund partout nicht das tun, was die Mehrheit will. Beispiele aus dem Kopf wären Cannabislegalisierung (sowas wie 80+% Zustimmung meine ich in der Bevölkerung), Sterbehilfe (auch etwas im Bereich von 80% dafür) und FLüchtlinge (letzte Umfrage laut taz.de knapp 60% gegen Aufnahme von mehr Flüchtlingen). Also eigentlich ziemliche low hanging fruits, warum es nicht gemacht wird - wie gesagt für mich noch ein Rätsel.

Deutschland hat schlicht zu viele Vetopunkte. Solange du entweder eine Rechts-Links-Koalition hast und/oder ein Zustimmungsgesetz im Bundesrat brauchst du de facto nicht nur die Mehrheit in der Bevölkerung, sondern auch die Mehrheit in den jeweiligen Parteien. Teilweise reicht sogar eine nennenswerte Minderheit in einer Partei; bspw. in der Union weil die Konservativen sich überrollt fühlen und man ihnen deshalb zugesteht, bestimmte Dinge blockieren zu können. Wenn heute die Regelungen neu getroffen werden müssten, d.h. wenn bspw. Cannabis nicht unter Strafe stünde, dann würde sich garantiert keine Mehrheit mehr für eine Kriminalisierung finden. Aber weil halt SPD UND Union an einem Strang ziehen müssen und in der Union immer noch haufenweise Rentner sind, die Cannabis für Teufelskraut für Hippies halten, wird es halt nichts bis irgendwann entweder die Union nicht mehr an der Macht ist oder genug Rentner weggestorben sind.
 
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Gustavo mich überzeugt deine Schlussfolgerung bezüglich der Kulturen nicht.
Wenn zwei Leute aus dem gleichen Land kommen und sich nur durch ihre Religion unterscheiden, werden sie in den meisten Fällen vermutlich immer noch sehr stark von der gleichen regionalen Kultur geprägt sein. Insofern halte ich den Vergleich der Leute aus Land A mit ihren Landsleuten aus Land A und dann die Differenzierung nach Religion für wenig aussagekräftig.
Trotzdem danke für die interessante Statistik.
 

Gustavo

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Gustavo mich überzeugt deine Schlussfolgerung bezüglich der Kulturen nicht.
Wenn zwei Leute aus dem gleichen Land kommen und sich nur durch ihre Religion unterscheiden, werden sie in den meisten Fällen vermutlich immer noch sehr stark von der gleichen regionalen Kultur geprägt sein. Insofern halte ich den Vergleich der Leute aus Land A mit ihren Landsleuten aus Land A und dann die Differenzierung nach Religion für wenig aussagekräftig.

Man kann immer noch einen Epizykel draufklatschen und so tun als drehe sich die Sonne doch um die Erde oder man kann der offensichtlichen Tatsache ins Gesicht sehen, dass es eben andersherum ist. Der Zusammenhang zwischen SES des Herkunftslandes und allen möglichen Kennwerten, die wir bei Ausländern unter gelungener/misslungener Integration verbuchen ist tausendfach belegt, für Einwanderer, für Deutsche, für Muslime, für alle anderen Religionen. Die offensichtliche Erklärung: Die Erde dreht sich halt doch um die Sonne und der Effekt ist primär ein Ländereffekt, kein Religions- oder Kultureffekt. Klar mag es einen kleinen Residualeffekt geben und klar kann man sich darüber unterhalten, ob upstream die Mehrheitskultur/religion eines Landes etwas mit dem niedrigen SES zu tun hat wie @HeatoR es immer mal wieder macht, aber da spielt sich dann alles auf der Makroebene (Kultur/Religion/Institutionen von Land X) ab, die wenig Rückschlüsse auf die Mikroebene (ein individueller Einwohner von Land X) zulassen. Beides ist aber sekundär im Vergleich zu den Ländereffekten.
 
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Danke für die Statistiken, Gustavo -- und das "quotable" einfügen.

Ein Problem ist natürlich, dass eben alle Muslime in einen Topf geworfen werden.
"First generation" ist hier also ein Mix aus (vereinfacht ausgedrückt) den älteren Türken und den neuen Syrern und Afghanen.
Das beschönigt hier auch den Trend der 2. Generation, da diese eben nicht nur mit ihren Eltern verglichen werden, sondern mit den schlechter integrierten "Neubürgern".

Auch wäre hier eine Time Series interessant -- meiner Erinnerung nach hat sich die Integration der 2./3. Generation unter den Muslimen eben stärker polarisiert als bei anderen Einwanderergruppen. Es gibt hervorragend integrierte Muslime, aber auch gerade in der 3. Generation wieder sehr relgiöse, die wenig mit Deutschland am Hut haben wollen.

Letztlich fehlt mir die Abfrage von Aspekten der freiheitlich-demokratischen Grundordnung wie Gleichberechtigung der Frau, Priorität zwischen Recht und religiösen Regeln, Sicht auf Homosexuelle, Sicht auf Leute die ihre Religion wechseln wollen, Bereitschaft zur Inter-Ethnischen oder Inter-Religiösen Ehe für sich selbst vs für die eigenen Kinder (insb Töchter).

Aber nehmen wir deine Daten for face value:

Ich bin ja der erste, der das Problem bei allen Religionen sieht.
Auch (bspw) die russlanddeutschen Baptisten sind oft nicht mega-cool, wie sie mit ihren Kindern umgehen und deren möglichen Wünschen, sich anders zu verhalten als die Eltern.
Aber dennoch gibt es eben qualitative Unterschiede -- "sehr gläubig muslimisch" ist insgesamt problematischer als "sehr gläubig buddhistisch".

Hier sieht man, wie der Glaube sich unter Muslimen stärker hält.
Obwohl eben die Erste Generation Muslime hier ein Mix der Gastarbeiter und der (mutmaßlich religöseren) Einwanderer der letzten 10 Jahre ist.
Auch hier zeigt sich die Verfestigung.
Abgefragt wurden hier natürlich eher die unprobelmatischen Aspekte der Religion.
Wenn es aber bei dem Frauenbild, der Sicht auf Homosexuelle und Juden, der Sicht auf Apostaten ähnlich aussieht, dann haben wir eben fast keinen positiven Trend über Generationen -- sondern das Risiko, dass selbst die 5. Generation Muslime noch zu viele Menschen enthalten wird, die Frauen diskrmiminieren, Töchter einschränken, Homosexuelle und Juden verachten. Und dieer Hass auf Minderheiten wie Homosexuelle und Juden ist letztlich auch der Boden für Gewalt.
Hier sieht man schön, dass wir eben in der ersten Generation eine katastrophale Bildungssituatioin haben.
Unter den 4,5% Muslimen mit Hochschulabschluss sind dann ja auch die legalen Migranten, die für einen Job hierherkommen -- so dass der Mix der illegalen Migrante aka "Flüchtlinge" eben noch schlechter ist.

Au ch sieht man, dass sich das in der Folgegeneration nicht stark verbessert. 11,7% Hochschulabschluss ist zu wenig.
Etwas böse gesagt: 50% fühlen sich ihren korrupten Theokratien stark verbunden.
Wie schlimm diese Länder sind sieht man hier schön an der Antwort der "keine Religion", von denen sich zurecht niemand "sehr stark" verbunden fühlt.
Aber gut, wenn man selbst nicht zur verfolgten Minderheit gehörte, dann hat man vielleicht ein rosiges Bild der Heimat, bzw es ist halt einfach "trotz allem" die Heimat.
 
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Ein Problem ist natürlich, dass eben alle Muslime in einen Topf geworfen werden.
"First generation" ist hier also ein Mix aus (vereinfacht ausgedrückt) den älteren Türken und den neuen Syrern und Afghanen.
Das beschönigt hier auch den Trend der 2. Generation, da diese eben nicht nur mit ihren Eltern verglichen werden, sondern mit den schlechter integrierten "Neubürgern".
vor allem beachte man hierbei den tollen "Trick" auf "türkisch, männlich" mit "muslimisch" zu antworten...oder anders gesagt Gustavo hat keinerlei Daten zu dem geliefert was er gequotet hat
 
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@Gustavo Eine Sache die mE in den Daten nicht wirklich reflektiert ist, die aber eine relevante Rolle bei dem spielt worüber wir hier immer wieder diskutieren, ist das Abgrenzungsbedürfnis als Reaktion auf mangelnde Akzeptanz. Das ist mE das größere Problem bei den Menschen zweiter/dritter Generation. Das Gefühl nicht dazuzugehören und die, trotz prinzipieller weitgehender "Kompatibilität", einsetzende Abgrenzung gegenüber der Mehrheit mit den Zeichen der als abgelehnt empfundenen (eigenen) Kultur.
Das ist, ich hatte es an mehreren Stellen schon geschrieben, für mich die Nagelprobe der Integration … wenn man sich auf der einen Seite darauf einlässt Bürger dieser Kultur zu sein, aber auf der anderen Seite auch akzeptiert, dass diese Menschen dazugehören.
 
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Für mich ist die Nagelprobe eher, ob eine Durchmischung toleriert wird.

Und hier stellt sowohl die patriarchalische Kultur als auch die Religion eine große Hürde dar:

Der muslimische Mann darf eine nicht-Muslima heiraten -- umgekehrt aber auf keinen Fall.

Und selbst wenn man sagen würde "na, passiert doch in 50% der Fälle", dann ist das eben oft keine echte Mischkultur, sondern mit der Erwartungshaltung verbunden, dass die neue Familie natürlich gänzlich muslimisch zu sein hat.

Es gibt natürlich mittlerweile glücklicherweise viele tatsächlich funktionierende Ehen auf Augenhöhe in beiden Richtungen bzgl Geschlechtern bspw zwischen Deutschen und Türken. Das ist aber aus meiner Erfahrung bei Frauen aber nur dann der Fall, wenn das Elternhaus eben nicht sonderlich religiös ist -- oft erkennbar am Kopftuch. Da ist die Mama dann vielleicht traurig dass die Schwiegertochter/der Schwiegersohn kein türkisch kann, aber man toleriert es.

Diese Art der Toleranz der Durchmischung und freien Partnerwahl der eigenen Kinder (Töchter) erwarte ich eben in viel geringerem Maße von den Einwanderern seit 2015 oder jetzt aus Afghanistan.
 

Gustavo

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@Gustavo Eine Sache die mE in den Daten nicht wirklich reflektiert ist, die aber eine relevante Rolle bei dem spielt worüber wir hier immer wieder diskutieren, ist das Abgrenzungsbedürfnis als Reaktion auf mangelnde Akzeptanz. Das ist mE das größere Problem bei den Menschen zweiter/dritter Generation. Das Gefühl nicht dazuzugehören und die, trotz prinzipieller weitgehender "Kompatibilität", einsetzende Abgrenzung gegenüber der Mehrheit mit den Zeichen der als abgelehnt empfundenen (eigenen) Kultur.
Das ist, ich hatte es an mehreren Stellen schon geschrieben, für mich die Nagelprobe der Integration … wenn man sich auf der einen Seite darauf einlässt Bürger dieser Kultur zu sein, aber auf der anderen Seite auch akzeptiert, dass diese Menschen dazugehören.


Auch diesen vermeintlichen Trend gibt die Umfrage nicht wirklich her:

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Ich bin der These gegenüber auch generell eher skeptisch. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von Muslimen in dem Sample ist 21 Jahre, in denen hat sich denke ich schon eine Menge dahingehend getan, Deutschland als Einwanderungsland zu akzeptieren. Es gibt zwar immer noch eine nennenswerte Minderheit der deutschen Bevölkerung, die das nicht wirklich akzeptieren will, aber sie ist geschrumpft und stärker marginalisiert (was sich alleine schon darin ausdrückt, dass die Leute politisch nur noch Mehrheiten in der AfD haben, während das vor 20 Jahren auch durchaus für die Union galt). Auch wird deutlich aktiver versucht, Integration zu befördern, als noch bei der Generation, die sich hauptsächlich aus Gastarbeitern plus Familiennachzug zusammengesetzt hat. Dazu ist der Trend was das angeht erfreulicherweise ein virtuous cycle: Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund ist in einem Maße gestiegen, dass Nichtdeutsche viel normaler geworden sind. In vielen Ländern der westlichen Welt sieht man auch, dass diese Art von Gleichheit auch für autochthone Jugendliche ein viel größeres Thema geworden ist, dahingehend dürfte die aktuelle Schülergeneration deutlich bessere Erfahrungen machen als diejenigen, die in dieser Umfrage die Zweite Generation bilden.

@Xantos2: Die allermeisten Behauptungen zur Zweiten/Dritten Generation sind mehr oder weniger anekdotisch, weshalb ich die Studie hier für so gut halte. Die meisten Nicht-Sozialwissenschaftler wären schockiert, wenn sie sehen würden, wie wenig gute Langzeitumfragestudien es gibt. Bspw. fällt mir überhaupt nur eine gute Panelstudie ein, die politische Themen abfragt und explizit mehrere Generationen derselben Familien befragt (und die stammt aus den USA). Das hier ist tatsächlich schon ein ziemlicher Quantensprung, weil man sonst häufig NUR das Alter hat, was aber offensichtlich confounded ist, da sich bei den Jüngeren dann Zweite Generation und kürzer Zugezogene poolen.
Eine Polarisierung, zumindest wie man das Wort generell versteht, lassen die Zahlen aus 4-3 unwahrscheinlich erscheinen. Es gibt in der zweiten Generaton vermutlich deutlich mehr religiöse Fanatiker, aber die sind trotzdem wohl eine quantitativ nicht ins Gewicht fallende Minderheit, wenn man sie auf die Grundgesamtheit bezieht.
 
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weil man sonst häufig NUR das Alter hat, was aber offensichtlich confounded ist, da sich bei den Jüngeren dann Zweite Generation und kürzer Zugezogene poolen.
Aber bei dieser Studie poolen sich dafür in er "1. Generation" einerseits die Zuwanderer aus den 70ern:
  • viel älter
  • angekommen, verwurzelt mitt Kindern/Familie
  • Arbeit gehabt, für den eigenen Lebensunterhalt aufgekommen
Andererseits die Masse der Zuwanderer 2015+:
  • jünger
  • nicht angekommen, oft keine sozialen Beziehungen/Familie
  • Keine Arbeit, wenig Perspektive, für den eigenen Lebensunterhalt aufzukommen
(Plus noch eine kleinere Gruppe qualifizierte Zuwanderer, die für Job/Studium hierherkommen und die im Schnitt auch keine Problemgruppe sind.)

D.h. ohne hier Alter (oder Zuwanderungsjahrzehnt) noch mit reinzubringen finde ich eine reine Betrachtung nach Generationen genauso potentiell irreführend wie nach Alter. Gerade in Bezug auf Schlussfolgerungen, was ggf in der 2. Generation besser wird (oder eben auch nicht, weil es ein Mix-Effekt sein könnte).
 

Gustavo

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Aber bei dieser Studie poolen sich dafür in er "1. Generation" einerseits die Zuwanderer aus den 70ern:

Extrem unwahrscheinlich. Die einzige Region, in der die durchschnittliche Aufenthaltsdauer kurz genug ist, dass eine nennenswerte Zahl der Befragten seit 2015 gekommen sind, ist der Nahe Osten und der stellt lediglich 15% der Befragten. Auch ist der Anteil derjenigen, die als Gastarbeiter gekommen sind, heute geringer als du annimmst. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer derjenigen mit eigener Migrationsgeschichte ist bei den Türken, die mit Abstand die größte Gruppe der Gastarbeiter stellen, 32 Jahre, bei allen anderen Gruppen deutlich kürzer. Weniger als 30% des Samples der Muslime sind älter als 44, was darauf schließen lässt, dass die Zahl der Zuwanderer, die in den 1970er-Jahren in Deutschland ankamen, sehr gering sein dürfte. Die meisten dieser Leute sind über den Familiennachzug gekommen, nicht als Gastarbeiter. Im Übrigen würde ich auch davor warnen, die Gastarbeiter-Generation per se als besser integriert darzustellen. Generell, deine ganzen Verallgemeinerungen ("angekommen"/"nicht angekommen", "Arbeit/Keine Arbeit") sind ehrlich gesagt ziemlich plump.
 
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Geh doch lieber mal auf den Fakt ein, dass deine "1. Generation" eben total unterschiedliche 1. Generationen vermischt und daher die Interpretation problematisch ist.

Ob nun die Leute selbst Gastarbeiter waren, oder nachgeholte Kinder/Ehepartner, ändert doch das Problem gar nicht.

Du postulierst ja einen positiven Trend von 1.-2. Generation, was so eben nicht klar ist, wenn wir nicht die 1. Generation mit IHRER 2. Generation vergleichen können.

Und es ist alles andere als "plumpe Verallgemeinerung", wenn ich auf den Umstand hinweise, dass es ein großer Unterschied ist (sowohl für die Kosten für die Zielgesellschaft als auch für die Zufriedenheit und das Selbstwertgefühl der Migranten), ob ein "1. Generation"-Migrant nun einen klassichen BRD-Lifetimejob hat (türkische Gastarbeiter), oder zu ca. 50% keinen Job / ca. 50% Mindestlohn (2015+).

Das Selbstwertgefühl ist ja bei Migrantenkindern selbst dann ein Problem, wenn die Eltern arbeiten:
(Zusammenfassung der Ergebnisse ab S. 86)
 

Gustavo

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Geh doch lieber mal auf den Fakt ein, dass deine "1. Generation" eben total unterschiedliche 1. Generationen vermischt und daher die Interpretation problematisch ist.

Habe ich bereits getan. Zahlen danach aufgeschlüsselt, was du es dir wünschst, gibt es nicht*. Ist aber wie gesagt in diesem Fall kein großes Problem, weil weder diese Dichotomoie "gute" Gastarbeiter/"schlechte" Flüchtlinge in der Realität so nicht existiert, noch die ursprünglichen Gastarbeiter und die seit 2015 angekommenen Flüchtlinge in besonders großer Zahl in der Studie vertreten sind, jedenfalls nicht genug, um die großen Schlüsse aus der Studie über den Haufen zu werfen.

Du machst hier schlicht dasselbe, was Macki oben auch schon gemacht hat: Dir gefallen die Schlüsse nicht, also fängst du an Gründe zu suchen, warum die Studie nicht tragfähig ist. Ohne eine Langzeitstudie der Art, die es nicht gibt, muss man über irgendetwas Durchschnitte nehmen, entweder über Generationen oder über Kohorten. Was du vorschlägst würde die Schlüsse sehr viel mehr verzerren, denn ein sinnvoller Vergleich zwischen "Gastarbeitern" und "Flüchtlingen" wäre Gastarbeiter nach fünf bis sieben Jahren, nicht Gastarbeiter heute. Diese Daten gibt es aber nicht, weil sie damals niemand erhoben hat. Aber das ist wie gesagt auch nicht so wild: In deiner Flüchtlings-Monomanie gehst du im Grunde genommen schlicht davon aus, was du eigentlich beweisen willst, nämlich dass die Flüchtlinge nach den Kenndaten der Studie schlechter abschneiden als vorherigen Einwanderer. Da machst du es dir aber dann doch zu einfach.




*was das hier ist ist schon quasi eine Größenordnung schwieriger als Querschnittstudien und die Schlüsse, die man daraus ziehen kann, eine Größenordnung besser als Schlüsse alleine nach Lebensalter


Und es ist alles andere als "plumpe Verallgemeinerung", wenn ich auf den Umstand hinweise, dass es ein großer Unterschied ist (sowohl für die Kosten für die Zielgesellschaft als auch für die Zufriedenheit und das Selbstwertgefühl der Migranten), ob ein "1. Generation"-Migrant nun einen klassichen BRD-Lifetimejob hat (türkische Gastarbeiter), oder zu ca. 50% keinen Job / ca. 50% Mindestlohn (2015+).

Es ist völlig plump, weil es Integration auf einen einzelnen Aspekt verengt, zu dem du dazu nicht mal Daten hast. Für den klassischen Gastarbeiter standen überhaupt keine Integrationsanstrengungen auf dem Plan, weil nicht erwartet wurde, dass er langfristig in Deutschland bleiben würde. Ganz nebenbei verschiebst du damit auch kräftig die goal posts, denn Arbeitsmarktteilnahme ist nicht gleich Integration, sondern korreliert lediglich mit ihr und wenn die Arbeitsmarktteilnahme schwieriger wird, dann sagt das erst mal nur sehr indirekt etwas über Integrationsfähigkeit aus. So wird aus Integration dann Arbeitsmarktteilnahme, aus Daten werden deine Vermutung und aus Argumenten werden irgendwelche fiktiven "Kosten", die du überhaupt nicht belegen kannst, egal wie oft ich dich nach Belegen frage.
 
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Auch diesen vermeintlichen Trend gibt die Umfrage nicht wirklich her:

tAqZ7PZ.png


Ich bin der These gegenüber auch generell eher skeptisch. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von Muslimen in dem Sample ist 21 Jahre, in denen hat sich denke ich schon eine Menge dahingehend getan, Deutschland als Einwanderungsland zu akzeptieren. Es gibt zwar immer noch eine nennenswerte Minderheit der deutschen Bevölkerung, die das nicht wirklich akzeptieren will, aber sie ist geschrumpft und stärker marginalisiert (was sich alleine schon darin ausdrückt, dass die Leute politisch nur noch Mehrheiten in der AfD haben, während das vor 20 Jahren auch durchaus für die Union galt). Auch wird deutlich aktiver versucht, Integration zu befördern, als noch bei der Generation, die sich hauptsächlich aus Gastarbeitern plus Familiennachzug zusammengesetzt hat. Dazu ist der Trend was das angeht erfreulicherweise ein virtuous cycle: Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund ist in einem Maße gestiegen, dass Nichtdeutsche viel normaler geworden sind. In vielen Ländern der westlichen Welt sieht man auch, dass diese Art von Gleichheit auch für autochthone Jugendliche ein viel größeres Thema geworden ist, dahingehend dürfte die aktuelle Schülergeneration deutlich bessere Erfahrungen machen als diejenigen, die in dieser Umfrage die Zweite Generation bilden.

@Xantos2: Die allermeisten Behauptungen zur Zweiten/Dritten Generation sind mehr oder weniger anekdotisch, weshalb ich die Studie hier für so gut halte. Die meisten Nicht-Sozialwissenschaftler wären schockiert, wenn sie sehen würden, wie wenig gute Langzeitumfragestudien es gibt. Bspw. fällt mir überhaupt nur eine gute Panelstudie ein, die politische Themen abfragt und explizit mehrere Generationen derselben Familien befragt (und die stammt aus den USA). Das hier ist tatsächlich schon ein ziemlicher Quantensprung, weil man sonst häufig NUR das Alter hat, was aber offensichtlich confounded ist, da sich bei den Jüngeren dann Zweite Generation und kürzer Zugezogene poolen.
Eine Polarisierung, zumindest wie man das Wort generell versteht, lassen die Zahlen aus 4-3 unwahrscheinlich erscheinen. Es gibt in der zweiten Generaton vermutlich deutlich mehr religiöse Fanatiker, aber die sind trotzdem wohl eine quantitativ nicht ins Gewicht fallende Minderheit, wenn man sie auf die Grundgesamtheit bezieht.
Hmmm… Jein.
Bei den Zahlen kommt es schon erheblich darauf an wie die Frage genau lautet. "Verbundenheit mit Deutschland" ist nicht "Sich akzeptiert fühlen" … klar ist das verwandt und sicher auch irgendwie korreliert, aber eben auch nicht das Gleiche. Und selbst wenn man die Frage als passend annimmt sieht man schon, dass sich bei den Muslimen relativ am wenigsten in Richtung Verbundenheit getan hat. Bei n=4507 ist dieser Unterschied safe signifikant.

Sicherlich hat das auch unterschiedliche Gründe, weil man sich als Einwanderer anders gegenüber einem Land oder einer Gesellschaft fühlt als wenn man, unangesehen der Eltern, dort geboren ist. Letztendlich ist aber meine Wahrnehmung/persönliche Empirie hier sehr dominant. Ich habe es zu häufig erlebt, dass meine Hypothese in der Realität unterstrichen wurde. Eines der wirkmächtigsten Events war 2016 (iirc) zur EM, als die Türkei gegen irgendwen gewonnen hatte und ich durch einen Autokorso aus Deutschtürken einfach nur über den Fußgängerüberweg an einer zentralen Kreuzung musste. Das war Anschauungsunterricht par excellence. Ich wurde angeschrien und es wurde in meine generelle Richtung gespuckt mit den Worten "Scheiß Kartoffel, wir sind wenigstens stolz auf unser Land, schau nur wir sind Sieger!" … aus offensichtlichen Gründen ist mir das sehr im Gedächtnis geblieben.

In diesen Ausrufen kristallisiert sich mE sehr stark die Summe der Probleme die Deutschland, die autochtone Gesellschaft und die Immigrationsgesellschaft miteinander haben. Es gibt jeweils ein "wir" und "die" und unterschiedliche "Deutschlands" und unterschiedliche "mein Lands". Egal wie sehr diese Menschen sich auf einer rationalen Ebene mit Deutschland verbunden fühlen oder abgefunden haben; die emotionale Bindung wird noch sehr lange dauern, auf beiden Seiten. Egal wie laut die Bekenntnisse sind, dass man ja ganz bunt ist, sind die Feste im Prenzlberg halt trotzdem the whitest game in town (with international sprinkles) … oder umgekehrt fühlt sich ein sehr guter Freund von mir, der mit einer Deutschtürkin zusammen ist immer etwas komisch bei ihr zuhause weil die Männer in einer geschlossenen Runde sitzen und nur türkisch reden und er dann bei den Frauen hockt die ihn wenigstens einbinden.

Ich bin zuversichtlich, dass sich das alles irgendwie lösen lässt und ich glaube auch, dass Religion da mittelfristig bei den meisten keine große Rolle spielen wird. Trotzdem ist Religion halt ein extrem starkes Instrument (aus Datensicht) für kulturelle Differenz, und das ist noch ein immenser Brocken. Bei der oben referenzierten Familie reden wir davon, dass zwei der Töchter mit Deutschen zusammen sind. Trotzdem ist das Leben dieser Familie aus unserer deutschen Sicht so absurd anders … WhatsApp-Gruppen von Brüdern, Schwestern und Cousins mit 60+ Mitgliedern wo einfach den ganzen Tag über geschnattert wird … andere Welt, anderes Familienverständnis, anderes Allesverständnis. Dass Beziehungen zwischen diesen Welten echt anstrengend und schwierig sind (typischerweise wegen der Familien) wird nur bewirken, dass es noch länger dauern wird bis man eine gemeinsame deutsche Identität findet … oder eben irgendwann diejenige Sicht sich durchsetzt die die Mehrheit ist.
 
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… oder umgekehrt fühlt sich ein sehr guter Freund von mir, der mit einer Deutschtürkin zusammen ist immer etwas komisch bei ihr zuhause weil die Männer in einer geschlossenen Runde sitzen und nur türkisch reden und er dann bei den Frauen hockt die ihn wenigstens einbinden.
wow, das nenn ich aber mal abgecuckt!
 
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Mit einer Gruppe schnauzbärtiger Typen rauchend in der Ecke sitzen und nix verstehen ist very Alpha?
Nimm mal Deinen Like von meinem Posting weg, das ist mir ja peinlicher als es bei den Frauen sitzen wäre.


In other News: kann jemand mit Rechten mal das fehlende t im Threadtitel einfügen? Es stört doch irgendwie sehr. Can't unsee :/
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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@Gustavo
Statt hier auf jeden noch so fragwürdigen Erguss einzugehen, wäre ich an einer Antwort auf meinen letzten Beitrag interessiert.

Sorry, ich habe den Post nicht vergessen, aber ich will mir vorher nochmal die Paper anschauen, die ich dazu im Kopf habe, einfach weil es schon eine Weile her ist dass ich mich damit beschäftigt habe.



Hmmm… Jein.
Bei den Zahlen kommt es schon erheblich darauf an wie die Frage genau lautet. "Verbundenheit mit Deutschland" ist nicht "Sich akzeptiert fühlen" … klar ist das verwandt und sicher auch irgendwie korreliert, aber eben auch nicht das Gleiche. Und selbst wenn man die Frage als passend annimmt sieht man schon, dass sich bei den Muslimen relativ am wenigsten in Richtung Verbundenheit getan hat. Bei n=4507 ist dieser Unterschied safe signifikant.

Klar, ich will auch gar nicht behaupten dass das exakt dasselbe ist. Ich glaube durchaus auch, dass es das Phänomen, das du beschreibst, in nennenswerter Zahl gibt. Ich wollte lediglich darauf hinaus, dass man vorsichtig sein sollte, nicht irgendwelche salienten Stereotype (gescheiterte Integration in der zweiten Generation --> Rückzug auf die vermeintlich überlegene ethnische Abstammung als Distinktionsmerkmal gegenüber der als ablehnend empfundenen Mehrheitsgesellschaft) die Empirie überlagern zu lassen. Imho ist gerade dieses Thema mit das schwierigste, um darüber vernünftig zu reden, weil das bei vielen Leuten SO schnell geht: Bei den einen, bei denen instant das "wir vs. die"-Schema aktiviert wird, bei den anderen, die instant den schutzlosen "Fremden" sehen, dem in Deutschland nur Ablehnung widerfährt.
Ich wünschte jemand würde mal ein Survey Design testen, bei dem Leute eine Normalverteilung sehen, ihnen dann aus einem Integrations-Dezil jemand vorgestellt wird und sie dann sagen sollen, wie paradigmatisch dieser Fall für Integration in Deutschland ist. :ugly:
 
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Ersetze "türkisch" durch "muslimisch" und ich habe diese Behauptung schon oft gehört.

Netter Versuch, es ersetzt aber niemand türkisch durch muslimisch, genauso wenig wie jemand einen anatolischen oder afghanischen ungebildeten Bergbauern mit einem iranischen gläubigen studierten hochgebildeten Akademiker gleichsetzt....

Dass die Grundlage der ganzen Misere die fehlende Bildung ist, weiß doch jedes Kind.

Um es mal anders zu formulieren, ungebildete christen aus dem nahen Osten sind höchstwahrscheinlich kulturell genauso rückständig wie ungebildete Moslems, breaking news...
 
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Gustavo

Doppelspitze 2019
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Netter Versuch, es ersetzt aber niemand türkisch durch muslimisch, genauso wenig wie jemand einen anatolischen oder afghanischen ungebildeten Bergbauern mit einem iranischen gläubigen studierten hochgebildeten Akademiker gleichsetzt....

Was für ein Blödsinn. Das Gegenteil ist der Fall: Wer sowas sagt glaubt in aller Regel nicht, dass irgendetwas an dem Problem spezifisch "türkisch" ist. Der einzige Grund, warum man das überhaupt sagen würde liegt schlicht daran, dass Türken lange Zeit die einzige muslimische Gruppe waren, die in Deutschland groß genug ist um überhaupt sichtbar zu sein. Die Religion steht bei solchen Aussagen im Vordergrund. Im Übrigen dürften die Zahlen für die zweite Generation aus der Studie für Muslime überwiegend türkischstämmige Menschen abbilden, denn für die meisten anderen Länder sind die Leute noch gar nicht lange genug im Land, als dass es eine erwachsene Generation in Deutschland geborener Kinder gibt.


Dass die Grundlage der ganzen Misere die fehlende Bildung ist, weiß doch jedes Kind.

Um es mal anders zu formulieren, ungebildete christen aus dem nahen Osten sind höchstwahrscheinlich kulturell genauso rückständig wie ungebildete Moslems, breaking news...

Das ist ja schön, dass du das erkennst (und die Vergleichbarkeit ist ja auch, was die Zahlen zeigen), aber soweit ich weiß regt sich niemand im Land über unintegrierbare Hauptschüler auf, nur über unintegrierbare Muslime.
 
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Das ist ja schön, dass du das erkennst (und die Vergleichbarkeit ist ja auch, was die Zahlen zeigen)

Sieht doch (fast) jeder hier im Thread so, selbst Heator sagt doch:

An der Religion liegt es im
Übrigen nicht, sondern an der Kultur, also den Werten dieser Gesellschaftsschicht,

Und mit "Schicht" ist ja wohl auch vor allem Bildung gemeint.
Ich frage mich dann halt mit oder gegen welche Windmühlen du diskutierst?
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Sieht doch (fast) jeder hier im Thread so, selbst Heator sagt doch:

Und mit "Schicht" ist ja wohl auch vor allem Bildung gemeint.

Wie kann man bitte diesen Satz lesen und NICHT denken, dass er denkt es liegt an der Kultur? Das sagt er doch selbst die ganze fucking Zeit explizit. Frag ihn mal was er von boat people hält, deren Bildungsniveaus waren nun auch niedrig.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Wie kann man bitte diesen Satz lesen und NICHT denken, dass er denkt es liegt an der Kultur? Das sagt er doch selbst die ganze fucking Zeit explizit. Frag ihn mal was er von boat people hält, deren Bildungsniveaus waren nun auch niedrig.
Leute, es spielt einfach beides eine Rolle? Wenn wir den Zivilisationsgrad an ein paar Kriterien festmachen wie Einstellung zur Rolle der Frau, Einstellung zu Minderheiten (insbesondere sexuelle Minderheiten), Einstellung zu religiösen vs. weltlichen Regeln usw. dann dürfte es doch im Durchschnitt eine offensichtliche Abstufung geben.

Soll heißen, die Wahrscheinlichkeit, dass ein syrischer Arzt Homosexuelle verachtet oder ein Problem damit hat, dass seine Tochter einen (womöglich deutschen) Freund hat, dürfte geringer sein als bei einem afghanischen Ziegenhirten, aber eben doch höher als bei der deutschen Durchschnittsbevölkerung. Willst du das echt in Abrede stellen, Gustavo? Also willst du ernstlich behaupten, dass die akademisch Schicht in einem arabischen Land ähnlich liberal ist, wie die mitteleuropäische Akademikerschicht?

Ich kann das eigentlich ganz gut auch mit meinem eigenen Kulturkreis beobachten. Sicher hat ein russischer Physikprofessor eine wesentlich zivilisiertere Einstellung wenn es um Demokratie, Menschen- oder Frauenrechte geht als ein Gopnik im Adidas Anzug mit Vodkaflasche auf der Parkbank. Aber gleichwohl wird die Wahrscheinlichkeit, dass er Schwule für krank hält höher sein, auch als beim deutschen Hartzer.

Faktisch spielt das doch aber ohnehin keine Rolle, da ein Migrationsrecht nach meiner Vorstellung auf Qualifikation beruht und natürlich ohne ethnische Diskriminierung auskommt, sondern viel mehr mit einer Bewährungszeit arbeitet. Meldet die Schule dann in den ersten 10 Jahren zB dass es Probleme beim Sportunterricht mit den Töchtern gibt, oder dem Respekt seitens der Eltern gegenüber weiblichen Lehrkräften (beispielsweise), dann heißt es halt bybebye Fachkraft, guten Flug nach Hause.
 
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Bei den Zahlen kommt es schon erheblich darauf an wie die Frage genau lautet. "Verbundenheit mit Deutschland" ist nicht "Sich akzeptiert fühlen" … klar ist das verwandt und sicher auch irgendwie korreliert, aber eben auch nicht das Gleiche. Und selbst wenn man die Frage als passend annimmt sieht man schon, dass sich bei den Muslimen relativ am wenigsten in Richtung Verbundenheit getan hat. Bei n=4507 ist dieser Unterschied safe signifikant.
Da hast du wohl Recht. "Verbundenheit mit Deutschland" fühlen geht eher darauf ein, was du in deinen Herzen trägst, während "Sich akzeptiert fühlen" darauf eingeht, was du denkst, was andere dir gegenüber im Herzen fühlen. Und letzteres ist von sehr vielen wilden Faktoren abhängig.
Sicherlich hat das auch unterschiedliche Gründe, weil man sich als Einwanderer anders gegenüber einem Land oder einer Gesellschaft fühlt als wenn man, unangesehen der Eltern, dort geboren ist. Letztendlich ist aber meine Wahrnehmung/persönliche Empirie hier sehr dominant. Ich habe es zu häufig erlebt, dass meine Hypothese in der Realität unterstrichen wurde. Eines der wirkmächtigsten Events war 2016 (iirc) zur EM, als die Türkei gegen irgendwen gewonnen hatte und ich durch einen Autokorso aus Deutschtürken einfach nur über den Fußgängerüberweg an einer zentralen Kreuzung musste. Das war Anschauungsunterricht par excellence. Ich wurde angeschrien und es wurde in meine generelle Richtung gespuckt mit den Worten "Scheiß Kartoffel, wir sind wenigstens stolz auf unser Land, schau nur wir sind Sieger!" … aus offensichtlichen Gründen ist mir das sehr im Gedächtnis geblieben.
Bist wahrscheinlich nur neidisch auf deren Sieg. Scheiss Kartoffel.
Aber im Ernst: stört es dich eher, dass sich da Deutschtürken danebenbenommen haben oder dass sich Fußballfans daneben benommen haben? Stellt man die neben k.A. Sankt-Pauli-Fans, gingen die mit so einem verhalten wohl als voll integriert durch?
In diesen Ausrufen kristallisiert sich mE sehr stark die Summe der Probleme die Deutschland, die autochtone Gesellschaft und die Immigrationsgesellschaft miteinander haben. Es gibt jeweils ein "wir" und "die" und unterschiedliche "Deutschlands" und unterschiedliche "mein Lands". Egal wie sehr diese Menschen sich auf einer rationalen Ebene mit Deutschland verbunden fühlen oder abgefunden haben; die emotionale Bindung wird noch sehr lange dauern, auf beiden Seiten. Egal wie laut die Bekenntnisse sind, dass man ja ganz bunt ist, sind die Feste im Prenzlberg halt trotzdem the whitest game in town (with international sprinkles) … oder umgekehrt fühlt sich ein sehr guter Freund von mir, der mit einer Deutschtürkin zusammen ist immer etwas komisch bei ihr zuhause weil die Männer in einer geschlossenen Runde sitzen und nur türkisch reden und er dann bei den Frauen hockt die ihn wenigstens einbinden.
Ich bin zuversichtlich, dass sich das alles irgendwie lösen lässt und ich glaube auch, dass Religion da mittelfristig bei den meisten keine große Rolle spielen wird. Trotzdem ist Religion halt ein extrem starkes Instrument (aus Datensicht) für kulturelle Differenz, und das ist noch ein immenser Brocken. Bei der oben referenzierten Familie reden wir davon, dass zwei der Töchter mit Deutschen zusammen sind. Trotzdem ist das Leben dieser Familie aus unserer deutschen Sicht so absurd anders … WhatsApp-Gruppen von Brüdern, Schwestern und Cousins mit 60+ Mitgliedern wo einfach den ganzen Tag über geschnattert wird … andere Welt, anderes Familienverständnis, anderes Allesverständnis. Dass Beziehungen zwischen diesen Welten echt anstrengend und schwierig sind (typischerweise wegen der Familien) wird nur bewirken, dass es noch länger dauern wird bis man eine gemeinsame deutsche Identität findet … oder eben irgendwann diejenige Sicht sich durchsetzt die die Mehrheit ist.
1. Antrax (wer kennt ihn noch?) hat mich damals zu einem privaten Pokerturnier mitgeschleppt, wo andere "Polen" waren. Die sehen deutsch aus, sprechen deutsch, gehen überall locker als Deutsch durch, stammen aber von Polen ab und feiern das in ihrer Ingroup, indem sie unter einander polnisch sprechen. Wahrscheinlich mit dickem deutschen Akzept, kann ich nicht beurteilen. Das wäre wahrscheinlich so ein Fall, wo eine "gemeinsame deutsch Identität" trotzdem da ist, oder? Macht es rein theoretisch einen Unterschied, ob die jetzt untereinander polnisch sprechen (was ich nicht verstehe) oder dickes Hessisch (was ich auch nicht verstehe)?

2. Meine Frau ist Chinesin und hat hier ihren Job. Sie betreut ihre deutschen Kunden auf deutsch aus dem Home Office. Sie trinkt morgens beim Frühstück Kaffee, liest Zeitung und schimpft über die Bundesregierung. Deutscher gehts nicht. Wenn sie andere Chinesen trifft, quatschen die natürlich erstmal auf Chinesisch (was ich tatsächlich verstehe und mitsprechen kann). Der größte Blocker zur "gemeinsamen deutschen Identität" ist wohl, dass Deutsche manchmal fragen, wann sie (also hier die Chinesen) denn wieder zurück in die Heimat gehen.
edith: Und nach 2 Jahren Lehrtätigkeit an einer chinesischen Uni muss ich sagen: wenn man dort plötzlich auf richtige Menschen trifft, ist man echt happy, wenn man mit denen Englisch sprechen kann. Oder Deutsch.
 
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Gustavo

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Leute, es spielt einfach beides eine Rolle? Wenn wir den Zivilisationsgrad an ein paar Kriterien festmachen wie Einstellung zur Rolle der Frau, Einstellung zu Minderheiten (insbesondere sexuelle Minderheiten), Einstellung zu religiösen vs. weltlichen Regeln usw. dann dürfte es doch im Durchschnitt eine offensichtliche Abstufung geben.


Na ja, damit reduzierst du aber die ursprüngliche Frage mehr oder weniger auf "wie säkular ist eine Gesellschaft" und während das zweifelsohne mit Integrationsfähigkeit ihrer Bevölkerung korreliert, ist es weit davon entfernt, identisch damit zu sein. Du kannst durchaus eine funktionierende Demokratie aufbauen mit einer Bevölkerung, die mehrheitlich bei keiner dieser Fragen zustimmt; das war ja selbst in Deutschland bis vor nicht so langer Zeit alltäglich. Die BRD beispielsweise hat es auch nie geschafft, Menschen die noch im Kaiserreich sozialisiert waren mehrheitlich zu ordentlichen Demokraten zu machen, aber irgendwann starben sie halt weg und bei ihren Kindern sah es dann schon besser aus und bei ihren Enkeln noch besser. Dass das bei Muslimen nicht genauo gehen soll erschließt sich mir überhaupt nicht. Was wir gemein haben ist dass wir beide von der offensichtlichen Überlegenheit der offenen Gesellschaft überzeugt sind gegenüber irgendwelchen anderen Gesellschaftsmodelle. Was ich mich bei dir immer frage ist warum du trotzdem so pessimistisch bist, dass die Kinder von Einwanderern das nicht auch sehen. Ich habe das Gefühl ihr geht immer direkt von irgendwelchen Extrembeispielen aus, wo direkt der Lehrerin der Handschlag verweigert wird und die Töchter aus dem Schwimmunterricht genommen werden, dabei ist der typische Muslim kein Fanatiker, sondern einfach ein stinknormaler gesellschaftlich konservativ und wirtschaftlich links denkender Typ, der meistens mit Politik wenig anfangen kan. Dementsprechend auch kein Wunder, dass die meisten, die Wahlrecht hatten, lange bei der SPD rauskamen (und heute verstärkt Union wählen).


Soll heißen, die Wahrscheinlichkeit, dass ein syrischer Arzt Homosexuelle verachtet oder ein Problem damit hat, dass seine Tochter einen (womöglich deutschen) Freut hat, dürfte geringer sein als bei einem afghanischen Ziegenhirten, aber eben doch höher als bei der deutschen Durchschnittsbevölkerung. Willst du das echt in Abrede stellen, Gustavo? Also willst du ernstlich behaupten, dass die akademisch Schicht in einem arabischen Land ähnlich liberal ist, wie die mitteleuropäische Akademikerschicht?


Das behaupte ich nirgends und würde ich auch nicht behaupten. Nach allem was wir über das Thema wissen ist das eigene Umfeld der prägendste Einfluss und ab einem bestimmten Alter ändert sich an der eigenen Meinung auch meist nur noch begrenzt etwas, insofern wundert es mich natürlich null, wenn der syrische Arzt Probleme mit Homosexuellen hat. Aber dass die Kinder des syrischen Arztes dieselben Probleme haben ist vergleichsweise unwahrscheinlich, wenn sie in Deutschland aufwachsen, aber deutlich weniger unwahrscheinlich, würden sie in Syrien aufwachsen.



Faktisch spielt das doch aber ohnehin keine Rolle, da ein Migrationsrecht nach meiner Vorstellung auf Qualifikation beruht und natürlich ohne ethnische Diskriminierung auskommt, sondern viel mehr mit einer Bewährungszeit arbeitet. Meldet die Schule dann in den ersten 10 Jahren zB dass es Probleme beim Sportunterricht mit den Töchtern gibt, oder dem Respekt seitens der Eltern gegenüber weiblichen Lehrkräften (beispielsweise), dann heißt es halt bybebye Fachkraft, guten Flug nach Hause.

Ich sehe nicht ganz, was das bezwecken soll. Sagen wir mal deine Fachkraft kommt aus einem Land, wo Frauenrechte kaum existieren. Wenn du jetzt jemanden zurückschickst, willst du einfach so die Augen davor verschließen dass das quasi zwangsläufig bedeutet, dass seine Töchter dann mit ihm dorthin zurück müssten? Wem ist dadurch geholfen? Für dich und mich macht es ja nur sehr begrenzt einen Unterschied, ob der Typ Frauenrechte für belanglos hält, weil seine Meinung bei uns gesellschaftlich praktisch keine Relevanz hat, weil er eine krasse Minderheitenposition einnimmt. Für seine Töchter allerdings ist seine Position hoch relevant und du nimmst ihnen mit so einer Möglichkeit ihre mit Abstand beste Chance, aus diesem System rauszukommen. Ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, dein System nimmt sich mehr oder weniger alleine als Maßstab, dass du dich damit gut fühlst, das kann es ja aber gesellschaftlich nun wirklich nicht sein.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Ich antworte mal von hinten nach vorne:

Sagen wir mal deine Fachkraft kommt aus einem Land, wo Frauenrechte kaum existieren. Wenn du jetzt jemanden zurückschickst, willst du einfach so die Augen davor verschließen dass das quasi zwangsläufig bedeutet, dass seine Töchter dann mit ihm dorthin zurück müssten?
Für dich und mich macht es ja nur sehr begrenzt einen Unterschied, ob der Typ Frauenrechte für belanglos hält, weil seine Meinung bei uns gesellschaftlich praktisch keine Relevanz hat, weil er eine krasse Minderheitenposition einnimmt. Für seine Töchter allerdings ist seine Position hoch relevant und du nimmst ihnen mit so einer Möglichkeit ihre mit Abstand beste Chance, aus diesem System rauszukommen.

Ja, ich verstehe deinen Punkt und natürlich ist das ein Nachteil. Hier muss man aber einen Tod sterben - entweder man geht das Risiko ein, dass man auf eine gesellschaftliche Bereicherung in Form der Kinder in zweiter/dritter Generation verzichtet, oder man geht das Risiko ein, dass diese Kinder bereits vom schädlichen Einfluss des Vaters/der Eltern verdorben wurden und die Ansichten auch in die nächste Generation perpetuieren. Zusätzlich muss man Abwägen zwischen dem o.g. potentiellen Nachteil und der Signalwirkung, die auf mittlere Sicht dazu führen kann, dass sich nur Menschen um einen Platz in Deutschland bemühen, die bereit und willens sind ihre Ansichten zu überdenken.

Will sagen: Wenn von Anfang an gesagt wird und optimalerweise vertraglich festgehalten wird "wenn du hier nach Sharia light Ansichten leben willst, dann wird das ein sehr kurzer Aufenthalt und wenn du damit ein Problem hast, komm gar nicht erst", dann schreckt das potentiell eben die falschen Leute, die wir nicht haben wollen, ab. Dafür muss das aber auch wirklich durchgesetzt werden, sonst ist die Integrationspflicht eben so zahnlos wie sie jetzt ist.

Ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, dein System nimmt sich mehr oder weniger alleine als Maßstab, dass du dich damit gut fühlst, das kann es ja aber gesellschaftlich nun wirklich nicht sein.

Naja es ist ja nun echt nicht so, als ob ich da irgend ein Rad neu erfunden hatte. Das System entspricht mehr oder weniger dem tausendfach besprochenen kanadischen oder neuseeländischen Modell, nur mit einem etwas strengeren Fokus auf kulturelle integration mit dem unverhohlenen langfristigen Ziel der Assimilation (nicht in erster Generation, aber eben in dritter oder vierter Generation).

Ich glaube auch nicht, dass nur ich mich damit gut fühle, wenn wir Leute ins Land lassen, die die Werte unserer Gegenwartsgesellschaft nicht nur gezwungenermaßen hinnehmen oder gar verachten, sondern im Gegenteil aktiv begrüßen und gerade deshalb herkommen WEIL ihre Töchter hier frei leben können. Solche Menschen gibt es nämlich auch zu Hauf in muslimischen Ländern und sie sind mir sehr willkommen.

Das behaupte ich nirgends und würde ich auch nicht behaupten. Nach allem was wir über das Thema wissen ist das eigene Umfeld der prägendste Einfluss und ab einem bestimmten Alter ändert sich an der eigenen Meinung auch meist nur noch begrenzt etwas, insofern wundert es mich natürlich null, wenn der syrische Arzt Probleme mit Homosexuellen hat. Aber dass die Kinder des syrischen Arztes dieselben Probleme haben ist vergleichsweise unwahrscheinlich, wenn sie in Deutschland aufwachsen, aber deutlich weniger unwahrscheinlich, würden sie in Syrien aufwachsen.

Wie erklärst du dann die weitaus höheren Werte für Homophobie und Antisemitismus bei muslimischen Jugendlichen in hier bereits dritter oder vierter Generation? Ich bezweifle ja nicht, dass die Gesellschaft auf manche eine heilende Wirkung hat, die sie aus den Fängen ihrer Familie und Kultur befreit, aber leider längst nicht bei allen und längst nicht quantiativ so zahlreich, dass sie der Deutschen Bevölkerung angeglichen wären:
Studien gibts hier ebenfalls zuhauf, mir wurde diese hier jüngst empfohlen, ich habe sie aber noch nicht gelesen (das Ergebnis entspricht aber dem o.g.): https://www.beck-shop.de/hoessl-ant...maNDmAviPMJN4glc1o5paeAeIYx0VllRoCJNoQAvD_BwE

Na ja, damit reduzierst du aber die ursprüngliche Frage mehr oder weniger auf "wie säkular ist eine Gesellschaft" und während das zweifelsohne mit Integrationsfähigkeit ihrer Bevölkerung korreliert, ist es weit davon entfernt, identisch damit zu sein. Du kannst durchaus eine funktionierende Demokratie aufbauen mit einer Bevölkerung, die mehrheitlich bei keiner dieser Fragen zustimmt; das war ja selbst in Deutschland bis vor nicht so langer Zeit alltäglich. Die BRD beispielsweise hat es auch nie geschafft, Menschen die noch im Kaiserreich sozialisiert waren mehrheitlich zu ordentlichen Demokraten zu machen, aber irgendwann starben sie halt weg und bei ihren Kindern sah es dann schon besser aus und bei ihren Enkeln noch besser.

Hier lässt du so ein paar kleine aber sehr wesentliche Faktoren aus. Das Bewusstsein um die Schuld im 2WK, die ja eig erst von der Nachfolgergeneration richtig aufgearbeitet wurde, dürfte als Abgrenzungsresultat eine große Rolle gespielt haben. Diesen Abgrenzungsdrang zu der Vorgängergenration gibt es bei Muslimen nicht, wieso auch? Im Gegenteil entspricht es der muslimischen Kultur Älteren besonders großen Respekt zu erweisen, insofern dürfte es noch viel schwieriger sein gegen die Eltern zu rebellieren, als es für unsere 68er war (und die Tatsache, dass man als Frau dafür auch manchmal ermordet wird, dürfte auch nicht gerade motivierend wirken).

Was wir gemein haben ist dass wir beide von der offensichtlichen Überlegenheit der offenen Gesellschaft überzeugt sind gegenüber irgendwelchen anderen Gesellschaftsmodelle. Was ich mich bei dir immer frage ist warum du trotzdem so pessimistisch bist, dass die Kinder von Einwanderern das nicht auch sehen.

Das sage ich so pauschal nicht, aber ich sehe jetzt nicht, warum du angesichts der massiven Integrationsprobleme, die es nunmal in zweiter und dritter Generation gibt, so positiv bist. Schau nur das Thema Antisemitismus, Sexismus und die Kriminalitätsstatistik an. Bei der letzteren erfassen wir ja leider nicht nach Ethnie, aber ich garantiere Dir, dass unter den "deutschen" Tätern die meisten ebenfalls so Deutsch sind wie ich. Dazu sehen wir die Situation in französischen, britischen und schwedischen Vorstädten, wo mittlerweile auch die dritte oder vierte Generation wütet und kommen eben zu dem Schluss, dass in einer überlegenen Gesellschaft aufzuwachsen eben nicht reicht, um sich in diese auch integrieren zu wollen.
 

Gustavo

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Ja, ich verstehe deinen Punkt und natürlich ist das ein Nachteil. Hier muss man aber einen Tod sterben - entweder man geht das Risiko ein, dass man auf eine gesellschaftliche Bereicherung in Form der Kinder in zweiter/dritter Generation verzichtet, oder man geht das Risiko ein, dass diese Kinder bereits vom schädlichen Einfluss des Vaters/der Eltern verdorben wurden und die Ansichten auch in die nächste Generation perpetuieren. Zusätzlich muss man Abwägen zwischen dem o.g. potentiellen Nachteil und der Signalwirkung, die auf mittlere Sicht dazu führen kann, dass sich nur Menschen um einen Platz in Deutschland bemühen, die bereit und willens sind ihre Ansichten zu überdenken.

Will sagen: Wenn von Anfang an gesagt wird und optimalerweise vertraglich festgehalten wird "wenn du hier nach Sharia light Ansichten leben willst, dann wird das ein sehr kurzer Aufenthalt und wenn du damit ein Problem hast, komm gar nicht erst", dann schreckt das potentiell eben die falschen Leute, die wir nicht haben wollen, ab. Dafür muss das aber auch wirklich durchgesetzt werden, sonst ist die Integrationspflicht eben so zahnlos wie sie jetzt ist.


Ich verstehe ehrlich gesagt das Kalkül hinter deiner Rechnung nicht, weil ich nur in einer Richtung ernsthafte Kosten sehe. Wenn wir sowas wie ein Kontingent an Leuten hätten, die zu uns kommen können, könnte ich schon verstehen: Dann wäre es natürlich besser, uns die Leute so auszusuchen, dass sie und ihre Nachkommen das Maximum aus ihren neu gewonnenen Freiheiten machen. Aber so funktioniert unser System ja überhaupt nicht, insofern tragen die Kosten komplett die Kinder derjenigen, die unter dem aktuellen System nach Deutschland kommen könnten, unter deinem System aber nicht.
Wo die Kosten auf der anderen Seite sind entzieht sich mir mehr oder weniger vollständig: Einen gesellschaftlichen Einfluss haben diese Leute ja nicht und kriegen sie auch nicht. Die meisten von ihnen sind und werden keine Staatsbürger und empirisch betrachtet dürfte sich bei ihren Nachkommen im Durchschnitt (!) schon eine deutliche Verschiebung der Werte hin zu den westlichen Werten einstellen, was wir übrigens auch sehen, wenn wir die Ergebnisse aus internationalen Umfragen wie bspw. dem World Value Survey vergleichen, wo Deutschtürken deutlich andere Einstellungen haben als Türken in der Türkei. Ihr denkt immer eher an die Ausnahmefälle, bei denen die Integration mehr oder weniger komplett scheitert, als an den Regelfall, in dem Deutschtürken zwar weiterhin konservativer bleiben als der Rest der Bevölkerung, aber eben auch deutlich liberaler sind als ihre eigenen Eltern. Selbst unter den aktuellen Bedingungen, unter denen die autochthone Bevölkerung schrumpft und die Bevölkerung mit Migrationshintergrund größer wird hast du netto einen riesigen Gewinn an Liberalismus über die Zeit, weil der Wertewandel in Richtung gesellschaftspolitischem Liberalismus ja quer durch alle Bevölkerungsschichten anhält. Jedenfalls fehlt mir jede Fantasie dafür, wie konservative Deutschtürken daran etwas ändern könnten, schließlich machen sie bspw. als Wähler nur bei einer Partei überhaupt einen Prozentanteil der Wählerschaft aus und der Anteil ist 1 und die Partei ist die SPD, die ja nun auch nicht gerade gesellschaftspolitisch rückschrittlich unterwegs ist.

Die Kosten für die Kinder derjenigen, die du entweder wieder wegschicken würdest oder die gar nicht erst kommen dürften sind dagegen direkt und beträchtlich, weil in den meisten dieser Länder ihre Eltern viel mehr Einfluss auf ihr Leben haben können als in Deutschland. Dazu kommt, dass wie gesagt bei den meisten zumindest zu einem gewissen Teil eine Liberalisierung gegenüber den Einstellungen des Heimatlandes einsetzt, die dann ebenfalls ausbleibt. Selbiges gilt mutmaßlich für die Kindergeneration ebenfalls, weil wir gerade bei muslimischen Ländern sehen, dass sich der Wertewandel dort verlangsamt hat oder ganz zum Stillstand gekommen ist, während er im Westen anhält.


Naja es ist ja nun echt nicht so, als ob ich da irgend ein Rad neu erfunden hatte. Das System entspricht mehr oder weniger dem tausendfach besprochenen kanadischen oder neuseeländischen Modell, nur mit einem etwas strengeren Fokus auf kulturelle integration mit dem unverhohlenen langfristigen Ziel der Assimilation (nicht in erster Generation, aber eben in dritter oder vierter Generation).

Ich glaube auch nicht, dass nur ich mich damit gut fühle, wenn wir Leute ins Land lassen, die die Werte unserer Gegenwartsgesellschaft nicht nur gezwungenermaßen hinnehmen oder gar verachten, sondern im Gegenteil aktiv begrüßen und gerade deshalb herkommen WEIL ihre Töchter hier frei leben können. Solche Menschen gibt es nämlich auch zu Hauf in muslimischen Ländern und sie sind mir sehr willkommen.


Ich sage nicht, dass nur du dich damit gut fühklst, im Gegenteil: Das ist der Impetus, der einen interessanten Teil der Einstellungen gegenüber Migranten treibt. Der Gedanke, dass diese sich nicht in unsere gesellschaftliche Ordnung einfügen wollen, wo sie in aller Regel erst mal relativ weit unten anfangen würden, sondern in ihren Gedankenbildern eigene Werteordnungen entwerfen, in denen traditionalistische Werte wie Ehre oder Abstammung wertvoller sind als die Werte, in denen wir Erfolg messen, ist für viele Deutsche offensichtlich eine Kränkung, mit der sie nicht umgehen können.
Dir kann das egal sein, weil du objektiv erfolgreich bist und dich in unserer gesellschaftlichen Ordnung über Bildung oben einsortiert hast, aber für Leute die diesen Halt nicht haben funktioniert das eben nicht so einfach und dort schlägt es häufig in Abschätzumg um. Das ist natürlich objektiv ziemlich würstchenhaft, auf Migranten rumzuhacken, weil sie sich so mental ein wenig Wertschätzung verschaffen, die sie sonst nicht bekommen, aber ganz offensichtliche gibt es viele Leute, die das tun. Ich erinnere nur an die ganzen Leute, die von Flüchtlingen "Dankbarkeit" erwarten, weil sie in Deutschland aufgenommen wurden, selbst aber völlig unterdurchschnittliche Existenzen führen, die nur deshalb materiell einträglich sind weil sie zufällig zur richtigen Zeit (Wirtschaftswunderjahre) am richtigen Ort (Deutschland) geboren wurden.

Aber wie gesagt: Wenn du damit sagen willst wir gehen von einer Zahl X an Leuten auf, die wir aufnehmen können/wollen und dann suchen wr diejenigen, die am meisten von diesen Freiheiten profitieren, weil ihre Integration ordentlich läuft*. Danach klingt es aber nicht nur davon zu schreiben, dass du Leute heimschicken willst, weil das für mich danach klingt als kriegen wir erst mal Zahl Y an Leuten, die es schaffen hier einzuwandern, und bleiben dürfen dann Y minus alle diejenigen, die deinen Test nicht bestehen. Wenn du damit nur Leute treffen könntest, die keine Kinder haben, die davon auch negativ beeinflusst würden, wäre mir das sogar ganz recht, aber das Problem ist halt, dass in deinem Beispiel die Erziehung halt bereits der Litmustest für Integration ist.




*btw: Was hier auch häufig unter den Tisch fällt ist die Tatsache, dass Wertewandel eine extrem starke materielle Basis hat. Die Zahl der Türken, die einerseits extrem konservative gesellschaftspolitische Einstellungen haben, andererseits aber wirtschaftlich gut integriert sind, ist extrem überschaubar, das folgt einer der wenigen relativ gut abgesicherten Muster, die die Einstellungsforschung zu dem Thema hat



Wie erklärst du dann die weitaus höheren Werte für Homophobie und Antisemitismus bei muslimischen Jugendlichen in hier bereits dritter oder vierter Generation? Ich bezweifle ja nicht, dass die Gesellschaft auf manche eine heilende Wirkung hat, die sie aus den Fängen ihrer Familie und Kultur befreit, aber leider längst nicht bei allen und längst nicht quantiativ so zahlreich, dass sie der Deutschen Bevölkerung angeglichen wären:
Studien gibts hier ebenfalls zuhauf, mir wurde diese hier jüngst empfohlen, ich habe sie aber noch nicht gelesen (das Ergebnis entspricht aber dem o.g.): https://www.beck-shop.de/hoessl-ant...maNDmAviPMJN4glc1o5paeAeIYx0VllRoCJNoQAvD_BwE


Woher hast du das mit Homophobie und Antisemitismus? Ich bezweifle die grundsätzliche Aussage (dass er höher ist als bei deutschen Jugendlichen) nicht unbedingt, aber die Frage ist wie viel höher und dazu gibt es meines Wissens überhaupt keine Daten. Die Promotion auf die du hinweist ist bspw. eine Interviewstudie, die ganze sechs Fälle präsentiert und die meisten Eltern dieser Jugendlichen sind sogar noch in der Türkei zur Schule gegangen.

https://www.beck-shop.de/hoessl-ant...maNDmAviPMJN4glc1o5paeAeIYx0VllRoCJNoQAvD_BwE
Hier lässt du so ein paar kleine aber sehr wesentliche Faktoren aus. Das Bewusstsein um die Schuld im 2WK, die ja eig erst von der Nachfolgergeneration richtig aufgearbeitet wurde, dürfte als Abgrenzungsresultat eine große Rolle gespielt haben. Diesen Abgrenzungsdrang zu der Vorgängergenration gibt es bei Muslimen nicht, wieso auch? Im Gegenteil entspricht es der muslimischen Kultur Älteren besonders großen Respekt zu erweisen, insofern dürfte es noch viel schwieriger sein gegen die Eltern zu rebellieren, als es für unsere 68er war (und die Tatsache, dass man als Frau dafür auch manchmal ermordet wird, dürfte auch nicht gerade motivierend wirken).


Das spielt eine sehr untergeordnete Rolle. Es gibt, beginnend in den 1960ern, gute Studien zu der demokratischen Haltung der Bevölkerung und, um es etwas zu vereinfachen, du siehst im Grunde genommen Veränderung bei der Inhärenten Zustimmung zur Demokratie hauptsächlich durch zwei Trends
(1) Alte Bürger sterben, fallen also aus der Wahlbevölkerung heraus
(2) Junge Menschen wachsen in die Wahlbevölkerung herein
Die Beschäftigung mit dem Zweiten Weltkrieg beginnend Anfang der 60er spielt dafür eine unwesentliche Rolle, das war immer mehr oder weniger eine Eliteveranstaltung. Bei der älteren Generation hast du immer sehr viele (natürlich keineswegs alle) Bürger, für die Demokratie alleine nach der Performanz beurteilt wurde: Wenn sie Ergebnisse liefert sind wir dafür, wenn sie keine liefert verliert sie unsere Zustimmung. Eine inhärente Präferenz für Demokratie wird erst zu der Zeit von einem Eliten- zu einem Massenphänomen, als diejenigen ins Wahlalter kamen, die schon in (vergleichsweise bescheidenem) Wohlstand aufgewachsen waren. Die Linie verläuft allerdings früher, nämlich nicht erst bei den 68ern, sondern schon bei Leuten die in den 1950ern sozialisiert wurden, als die Kriegsschuld in Deutschland noch extrem wenig thematisiert wurde. Das alles heißt natürlich nicht, dass sich nicht die Zustimmung zur Demokratie in der Zeit verändert hat, die ist vergleichsweise schnell sehr stark gestiegen. Aber am Anfang eben hauptsächlich deshalb, weil es wirtschaftlich extrem gut lief und die ganze Gesellschaft fühlbar an Wohlstand gewonnen hat.

Will sagen: Das alles hat mit Religion und Kultur wenig zu tun. Es wird schwer Einwanderer zu finden, die eine hohe inhärente Zustimmung zur Demokratie mitbringen*, das galt lange Zeit für Deutschland und es gilt jetzt immer noch unabhängig von der Religion für die meisten Einwanderer. Solange du es schaffst, Einwanderer halbwegs in unsere Wirtschaft zu integrieren, schaffst du es aber bei den allermeisten auch, sie von demokratischen Werten zu überzeugen. Die "postmateriellen" Werte (wie z.B. Rechte für "Minderheiten", Sinnfindung jenseits von Erwerbsbeschäftigung etc.) folgen in aller Regel, spätestens bei der nächsten Generation.
Und auch wenn ihr das anscheinend nicht glaubt, für die allermeisten gelingt die Integration in den Arbeitsmarkt gut genug. Sicher findet der Wandel nicht so schnell statt wie bei Christen (was man ja auch aus den Zahlen sieht, die ich gepostet habe), was viel damit zu tun haben drfte dass die Religion für Muslime ein stärkeres Distinktionsmerkmal ist als für christliche Einwanderer in ein christliches Land, aber der Wandel findet statt. Es gibt unrühmliche Ausnahmen, bei denen es (ob der engen Bindung an die Religion) sehr viel langsamer funktioniert, eben wie Antisemitismus, aber bei der oben zitierten Zahlen sehe ich insgesamt keinen Grund für die Panik, die in diesem Land teilweise herrscht. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten wenn Muslime in Deutschland exakt dieselben Einstellungen hätten, die sie heute haben, aber nominell Christen wären, würde von "gescheiterter Integration" niemand reden.



*jetzt nicht im Sinne von "Demokratie ist gut weil die Demokratien, an die wir denken, reiche Länder sind"

Das sage ich so pauschal nicht, aber ich sehe jetzt nicht, warum du angesichts der massiven Integrationsprobleme, die es nunmal in zweiter und dritter Generation gibt, so positiv bist. Schau nur das Thema Antisemitismus, Sexismus und die Kriminalitätsstatistik an. Bei der letzteren erfassen wir ja leider nicht nach Ethnie, aber ich garantiere Dir, dass unter den "deutschen" Tätern die meisten ebenfalls so Deutsch sind wie ich. Dazu sehen wir die Situation in französischen, britischen und schwedischen Vorstädten, wo mittlerweile auch die dritte oder vierte Generation wütet und kommen eben zu dem Schluss, dass in einer überlegenen Gesellschaft aufzuwachsen eben nicht reicht, um sich in diese auch integrieren zu wollen.

Ich sehe keine "massiven Integrationsprobleme", im Übrigen kommt das vom Thema ab, weil man diesbezüglich nur schwer einen Kulturfaktor ausmachen kann, einfach weil die Vergleichsgruppe (eine andere Kulturgruppe, bspw. Christen, aus vergleichbaren Ländern häufig viel zu klein ist). Du redest jetzt wieder von "Warum scheitert Integration" und ich rede gleich von "Scheitert Integration überhaupt?", aber das ist letztendlich nicht worauf ich hinaus wollte, sondern der kulturelle Einflussfaktor. Einfach zu sagen "schau halt in die Vorstädte" ist halt nicht zielführend, wenn es nur eine Einwanderergruppe gibt, die groß genug ist um die Vorstädte zu füllen, außer du willst polnische Klemptner mit pakistanischen Einwanderern vergleichen, was von vorneherein untauglich ist, um kulturelle Effekte zu identifizieren. Wie du weißt wohne ich hauptsächlich in den USA und da sind die Problembezirke ebenfalls voll mit Minderheiten, aber bei denen ist der "kulturelle" Aspekt in dem Sinn unbedeutend, dass das auch alles Christen sind, die sogar alle die Sprache sprechen. Dort denken die Leute die "kulturellen" Aspekte kommen aus genau der entgegengesetzten Richtung, die man bei religiösen Muslimen identifizieren würde, trotzdem werden sie angenommen. That being said:

Wir reden wieder aneinander vorbei, weil ich mir die ganze Gruppe anschaue und frage "wie oft gibt es Probleme" (öfter als bei Deutschen, aber insgesamt selten) und du dir die Probleme anschaust und fragst "wie oft kommen sie von Zuwanderern" (deutlich überproportional). Was allerdings stimmt ist die Tatsache, dass die Schwere der Probleme, die tatsächlich existieren, stark mit dem wirtschaftlichen Erfolg von Zuwanderern korrelieren, nur eben nicht so wie manche hier denken: Man braucht keine "Nettozahler", man braucht lediglich Leute die irgendwie am Wohlstand der Gesellschaft partizipieren können. Das ist auch der Grund, warum man bei uns dort sehr viel bessere Erfahrungen macht als in Frankreich oder dem UK*: Frankreich hat bis heute die klassische political economy der Südeuropäer, die auf gut verdienende und gut abgesicherte Hauptverdiener ausgerichtet ist, während der Einstieg in den Arbeitsmarkt schwierig ist und die "Integrationsmaßnahmen" Frankreichs haben sich seit jeher auf genau das beschränkt, was einige hier fordern: Frankreich propagiert dass das Franzosentum der Apex des Menschseins ist und einfach darauf vertraut, dass man Leuten nur die Staatsbürgerschaft geben müsse und sie das dann auch verstehen. Der UK dagegen war immer sehr liberal und hat darauf vertraut, dass sich die Gesellschaft schon irgendwie von selbst richten wird und bis auf das Gesundheitssystem keine nennenswerten wirtschaftlichen Unterstützungsmaßnahmen nötig sind.




*Schweden ist ein Sonderfall, weil die tatsächlich eine Größenordnung mehr Menschen aus den am schwierigsten zu integrierenden Gebieten aufgenommen haben; die Zahlen für Schweden sehen übrigens über alle Gruppen keineswegs schlecht aus, nur produzieren bestimmte Gruppen halt überdurchschnittlich viele Probleme. Im Übrigen hat das in Schweden absolut nichts mit einer "dritten oder vierten" Generation zu tun, ich weiß nicht woher du das hast
 

Deleted_228929

Guest
Jedenfalls fehlt mir jede Fantasie dafür, wie konservative Deutschtürken daran etwas ändern könnten, schließlich machen sie bspw. als Wähler nur bei einer Partei überhaupt einen Prozentanteil der Wählerschaft aus und der Anteil ist 1 und die Partei ist die SPD, die ja nun auch nicht gerade gesellschaftspolitisch rückschrittlich unterwegs ist.
Das könnte sich übrigens bald ändern: https://www.nzz.ch/international/de...-von-der-spd-zur-cdu-uebergelaufen-ld.1607330


Das spielt eine sehr untergeordnete Rolle. Es gibt, beginnend in den 1960ern, gute Studien zu der demokratischen Haltung der Bevölkerung und, um es etwas zu vereinfachen, du siehst im Grunde genommen Veränderung bei der Inhärenten Zustimmung zur Demokratie hauptsächlich durch zwei Trends
Gibt es dazu irgendwas konkreteres, was im Internet verfügbar ist? (So mit Zahlen etc.)

(Oder zumindest ein paar Stichworte wonach man suchen muss, um die Sachen zu finden)
 

Gustavo

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Jo, habe die Umfrage auch gesehen, allerdings muss ich zugeben dass ich da gerne noch etwas von einer anderen Quelle als nur der Adenauer-Stiftung sehen möchte, bevor ich einen Sprung dieser Größe einfach so glaube. Achim Goerres macht zum Wahlverhalten von Migranten in Deutschland btw gute Sachen, nach allem was ich so mitbekomme.


Gibt es dazu irgendwas konkreteres, was im Internet verfügbar ist? (So mit Zahlen etc.)


(Oder zumindest ein paar Stichworte wonach man suchen muss, um die Sachen zu finden)

Wenn du ganz an den Anfang willst würde ich mit Civic Culture von Almond/Verba anfangen. Immer noch ziemlich gut (wenn auch methodisch ein bisschen altbacken) ist "Die Unterstützung des politischen Systems der Bundesrepublik" von Dieter Fuchs von 1989, die der VS-Verlag vor nicht so langer Zeit digitalisiert hat, kriegst du umsonst bei Library Genesis der Unibibliothek deines Vertrauens.
 
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Da es ja letztens mal wieder um die Frage geht "wie teuer ist die Zuwanderung unqualifizierter Migranten", hier ein recht neuer FAZ-Artikel zur Arbeitsmarktintegration der Syrer:

"Fast zwei Drittel aller erwerbsfähigen Syrer in Deutschland lebt ganz oder teilweise von Hartz IV. Mit 65 Prozent war der Anteil der Bezieher staatlicher Unterstützung unter Zuwanderern aus Syrien im März dieses Jahres deutlich höher als unter Ausländern aus anderen Hauptherkunftsländern von Asylbewerbern wie etwa Somalia oder Afghanistan. Wie aus einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit weiter hervorgeht, bezogen 37,1 Prozent der Somalier im erwerbsfähigen Alter im gleichen Zeitraum Hartz-IV-Leistungen. Unter den Afghanen lag der Anteil bei 43,7 Prozent."

Und bei den Afghanen haben wir hier natürlich nicht nur die Zuwanderer, sondern auch die Afghanen, die in den 90er-Jahren hierhergekommen sind. Also vermutlich ähnliche Werte wie bei Syrern in der 2015+ Kohorte.
 
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Aber kostet doch nichts. Dir wird doch nichts weggenommen. Wächst doch bekanntlich alles auf unseren deutschen Honig-Bäumchen. :deliver:
 
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