Was hat der Fußball nur jahrzehntelang gemacht als es noch keine Ultras, Choreos und co. gab...
Auch früher herrschte schon ne bessere Stimmung im Stadion als Freitag in der Allianz Arena. Das Ultra-Phänomen ist ja tatsächlich ziemlich neu und im Endeffekt finde ich ne Tribüne, bei der nicht nur ein Block den Support vorgibt wesentlich besser. Bei der Alemannia funktioniert das inzwischen sogar zB halbwegs wieder, weil 99% der Fans auf der Tribüne die Ultras am liebsten aus dem Stadion werfen würde (scheiß Karlsbande)
Und ja der Support ist am Ende für den Erfolg einer Mannschaft reichlich egal, da gibt es sogar die ein oder andere ernsthafte Untersuchung zum Thema Heimvorteil und der liegt eben nicht darin inwiefern die eigenen Fans am lautesten brüllen.
Dann verstehe ich allerdings nicht so ganz, warum es Anfeuerungen von Spieler an die eigenen Tribünen gibt (schon häufig genug selber gesehen), wenn das so völlig irrelevant ist. Die Spieler scheint es ja schon irgendwie zu interessieren.
Das kann man so feststellen ohne gleich Anhänger allgemein als unnötig abzustempeln. Mich nervt es nur so wenn so getan wird als hänge das sportliche Schicksal eines Vereins davon ab, ob da nun ein paar hundert mehr oder weniger in der Süd ihrem Hobby nachgehen.
Ich stand selber jahrelang in den Fankurven der Provinz und bin keiner, der da nun gemütlich von seiner Couch aus redet, aber ich habe nie irgendeine Gegenleistung für meine Unterstützung verlangt. Ich hab es gemacht, weil ich Bock drauf hatte und dieser Gedanke scheint verloren zu gehen.
Da wird bei den Vereinen immer über Kommerz und co. gemeckert, aber gleichzeitig will man dann als Fangruppierung noch ständig belohnt werden weil man das macht wofür man ja als Fan eigentlich da ist.
Ich werfe den Leuten sicherlich nicht vor, dass sie unnötig sind. Es sind einige Sachen die mir auf die Nerven gehen (zB wenn die Mannschaft gut spielt, es steht 0:0 und die Leute pfeifen weil es nicht das große Spektakel ist), die haben aber meistens eher damit zu tun, dass die betreffenden Personen eben nicht ins Stadion gehen weil sie den Verein toll finden. Die Unterschiede sieht man ja in Dortmund schon bei CL vs Liga, wo in der CL auf einmal zig Leute im Stadion sind, die verlangen, dass sie für ihr Geld auch unterhalten werden. Das Publikum da war vor ein paar Jahren noch deutlich angenehmer, da weit weniger verlangend.
Die Belohnungssache ist so eine Sache. Es gibt vor allem unter den Ultras genügend Leute, die sich als die wichtigsten Menschen der Erde erachten. Bei unserem Spiel in Malaga zB haben die Leuten recht deutlich nahegelegt den Teil des Blocks, in dem sie sich befanden doch bitte zu verlassen, weil sie die Plätze als ihrer Meinung nach beste Plätze für den Support haben wollten. Sowas ist absolut unmöglich. Es gibt gewisse Dinge, die vom Kern der Fanszene kritisiert werden, aber eigentlich nicht viel mit Sonderrechten zu tun haben. Da geht es dann eher um die Beschneidung des Status Quo. Wenn iwelche Experten meinen Stadionverbote gehören abgeschafft oder Pyrotechnik unreglementiert erlaubt bin ich sicherlich nicht dafür, weils einfach Schwachsinn ist, darum gehts aber i.A. ja nichtmal.
Sowas wie Auswärts-Dauerkarten kann man jetzt zB auch als Sonderrecht ansehen, die Abschaffung würde seitens des FCB aber nie geschehen, wenn man nicht wüsste, dass man eh keine Probleme hat die Karten zu verkaufen. Mich wundert eher, dass sie DK nicht komplett abschaffen, ausverkauft wär das Stadion wohl noch immer und man würde mehr Geld damit verdienen.
Und man hat da bewusst finanzielle Einbußen hingenommen, um diese Stehplatzbereiche zu ermöglichen. Was soll also bitte dieses Beispiel zeigen? Das die Vereine eh schon entgegenkommend sind und hier unnötig Gräben geschaffen werden?
Warum wollte man denn zuerst die Stehplätze abschaffen? Das Fans darüber nicht begeistert sein würden war doch eigentlich direkt klar. In dem Punkt hätte man natürlich schon hart sein können, wollte es sich aber anscheinend (noch) nicht völlig mit den betreffenden Leuten verscherzen. Die Tatsache, dass keine Stehplätze geplant waren zeigt halt auch nicht grad, dass man seitens des Vereins sehr am "Wohlbefinden" der eigenen Fankurve interessiert ist.
Letztlich ist die Stimmung ein nettes Extra, aber eben auch nicht mehr und das worüber wir diskutieren ist doch sowieso eine neuzeitliche Erscheinung.
Man bildet sich halt etwas auf die eigene, tolle Stimmung ein und da passt es ja, dass du auf England verweist.
Die Zustände dort wurden nämlich erst besser als man wirklich aufgeräumt hat und Stehplätze verboten wurden. Der Rest mit überteuerten Karten und co. ist dann ja wieder eine andere Entwicklung gewesen, aber genau diese wird doch gefördert, wenn bestimmte Fangruppierungen nur noch auf Konfliktkurs mit den Vereinen sind, denn wenn man ehrlich ist, dann brauchen die Vereine diese Gruppen nicht und gerade im Fall von Bayern werden sie ja subventioniert.
Stimmung im Stadion ist alles, aber kein neuzeitliches Phänomen.
Und das Beispiel England ist da doch schon durchaus treffend, wenn man bedenkt, wie sehr die Stimmung in den englischen Stadien selbst von der etablierten englischen Presse kritisiert wird. Die Engländer sind von ihrem Status Quo alles andere als begeistert. Was da vorher abging war allerdings auch alles andere als positiv.
Und ja, wir könnten auch in deutschen Stadien ohne Probleme Ruhe haben, wenn wir einfach den Preis für die billigste Karte auf 100€ erhöhen. Das will in Deutschland aber keiner, immerhin macht ja noch Werbung mit den stimmungsvollen Stadien. Ich kann mir auch irgendwie nicht vorstellen, dass du es wirklich befürworten würdest, wenn man 80% der Bevölkerung komplett vom Bundesligafußball ausschliesst. Lösen würd das die Probleme ja vermutlich eh nicht, eher in die unteren Ligen (mit deutlich schlechteren Sicherheitsvorkehrungen) verlagern.
Da ist es doch verständlich, wenn die Vereinsführung dann irgendwann kein Verständnis mehr hat. Man kommt den Leuten finanziell und in vielen anderen Bereichen entgegen und dann darf man sich anhören wie scheiße man doch ist. Was wird denn da von Fanseite erwartet?
Mir würd es von Fanseite zB schon reichen nicht vom eigenen Verein verarscht zu werden. Vor der letzten Saison zB sagte unser toller Herr Cramer, dass man ja die Ticketpreise nicht erhöhen will (nachdem man sie in der Vorsaison inflationsbedingt erhöhen "musste" um den Rekordgewinn noch weiter zu steigern). Hat man dann auch nicht gemacht, stattdessen aber Kategorieanpassungen durchgeführt, so dass die durchschnittliche Sitzplatzkarte ne größere Preissteigerung erfuhr, als man jemals durchdrücken würde. Das ist halt schon iwie recht lächerlich. Nebenbei darf man sich dann von Watzke anhören, dass auf jeden Dauerkartenbesitzer ja 10 Leute auf der Warteliste kommen, wenn den DK-Besitzern was nicht passt, können sie ja gerne gehen. Sehr nett, nachdem man 5 Jahre vorher noch sehr froh über die hohe Auslastung im Stadion war...
Aber die Diskussion führt ja eh zu nix. Die eine Seite sagt "Verein gut, Fans böse", die andere das Gegenteil. Im Endeffekt endet man wohl bei "eigentlich beide scheiße", da von beiden Seiten sehr wenig Diskussionsbereitschaft besteht, zumindest nicht zeitgleich. "Der Verein macht alles richtig, sind ja nur die Fans die blöd sind", was man ja tlw selbst von Offiziellen zu hören bekommt ist mir da aber auch zu einfach.
Zu Stehplätzen: würde mich eh wundern, wenn es die noch lange gibt. Die Abschaffung ist ja schon häufig genug gefordert worden, irgendwann wird das seitens der Politik eh durchgedrückt. Ich bezweifle ja irgendwie, dass die meisten Vereine da großartig gegen protestieren werden, vor allem nicht diejenige, die ihre Karten eh verkauft bekommen (Bayern, Dortmund, Schalke etc)
@ Klatskin: ah ok, dann kann man deinen Post so unterschreiben. Gegen die Leute, die wegen des Vereins ins Stadion gehen und dann nicht 90 Minuten dabei sind hat eigentlich auch niemand was. Das Event- /Erfolgsfans richtet sich mMn auch eher gegen die Leute, die wirklich nur fürs Event und weil "beim BVB muss man ja mal dabei gewesen sein" ins Stadion gehen und denen die Mannschaft die da spielt eigentlich ziemlich am Arsch vorbei geht.
Absolut erschreckend fand ich zB auch das Verhalten Levels gegenüber, als er vom eigenen Publikum bei jedem Ballkontak ausgepfiffen wird. Er durfte sich bei nem Interview im VIP-Bereich auch schon anhören, dass er sich doch wieder nach Gladbach verpissen soll. Der Stehplatzbereich hat ihn da hingegen unterstützt, was bei nem eigenen Spieler, den die Situation offensichtlich überforderte, sicherlich die beste Idee ist. Die Reaktion von ihm nach dem betreffenden Spiel sprach da schon Bände.
€: der Bandvergleich hinkt doch schon angesichts der Soundqualität. Und er schreibt, dass Stimmung scheißegal ist und darum ging es mir im Endeffekt bei dem Verweis auf seinen Post. War evtl etwas unklar