Ich bin die Tage über folgende Meldung gestolpert:
https://dubisthalle.de/fdp-in-halle...ehr-solaranlagen-auf-daechern-zu-ermoeglichen
Für mich bemerkenswert, weil mal was eher sinnvolles von der FDP. Was.
Ich kenne das Thema aus meiner Arbeit aktuell nur am Rande, ist aber tatsächlich ein riesiger Stolperstein, den ich als Außenseiter vorher nie als solchen wahrgenommen habe. Die Stories meiner Kunden zum Denkmalschutz sind Legion, spätestens durch die Gaspreise ist es allerdings wieder aktueller geworden und bringt schon viele Facepalms raus. Im September durfte ich mir diverse Vorträge zu Dekarbonisierungsstrategien in der Quartiers- oder Portfolioentwicklung anhören. Meine Fresse. Mir war nicht bewusst, wie willkürlich Denkmalschutz ist und was da teilweise geschützt wird.
Mal so ein paar Stories, willkürlich:
Hatte den Fall, dass eine Kirche (Baujahr 1952) nicht mehr genutzt wird. Kommune und Privatinvestor wurden gefunden, die im Innenraum integrative Wohnzellen / Sozialwohnungen bauen, das ganze Gebäude energetisch sanieren wollten und die Außenflächen mit Ladesäulen und einem Spielplatz aufwerten wollten. Nach den ersten Monaten der Projektentwicklung (Finanzierung vollständig geklärt) stellte sich heraus, dass es abgelehnt wurde, mit der Begründung des zuständigen Denkmalschützers (studierter Kunsthistoriker), die "Innenwirkung des Raumes wäre beeinträchtigt". Im Zuge der Diskussion hat sich der Investor zurückgezogen und das Projekt ist gescheitert. Der Inhaber ist weiterhin gezwungen das Gebäude regelmäßig zu sanieren, auch wenn eine Nutzung unrentabel ist. Die Kirche sieht übrigens aus wie ein Arschloch, total charakterlos und hat im Innenraum keine Kunstwerke oder andere nennenswerte architektonische Besonderheiten.
KiTa soll renoviert werden, inklusiver neuer Dämmung. Dafür müsste allerdings hier- und da kleine Änderungen an der Fassade vorgenommen werden. Ehemaliger Architekt lehnt den Antrag ab, er hat da noch seine Rechte dran und bevor er stribt, wird an der Außenwirkung nichts getan. Denkmalschutz unterstützt ihn und hat das Gebäude als denkmalgeschützt erklärt.
Gleichen Fall gab's in Grün bei einem Sozialwirtschaftlichen Träger, der seine Büros in einem Glas-Anbau verlagern wollte, damit die Innenräume in Sozialwohnungen, bzw. alters- und behindertengerechte Wohnungen verwandelt werden wollten. Rote Karte wegen der verdammten Ästhetik.
Eine Umnutzung von Wirtschaftsgebäuden zu Behindertenwerkstätten und einem Sozialladen wurden geblockt, weil "dem historischen Charakter (Nutzart) keine Rechnung getragen wird". Geht's noch?
Generell - und hier die Verbindung zum Link - sind PV-Anlagen auf den Dächern von Kirchen und Sakralbauten verboten, über Bundesländer hinweg. Grund: Man sieht sie und damit ist die Ästhetik gestört. Selbst neue Anlagen mit entsprechender Färbung gehen nicht. Eine neues Dach muss fast immer zwingend dem alten gleichen, auch wenn es theoretisch zu Problemen mit VSP / Betreiberpflichten führt. Bitte, was? Diese Gebäudetypen sind die größten Energiekrücken der Welt und man darf sie nicht anfassen.
Selbst WENN es durchgeht kommen dann lachhafte Auflagen. Hatten ein Gemeindezentrum (Pfarrheim, Küsterschuppen, Gemeindehaus und großer Kirchplatz), die in Sozialwohnungen, Jugendräume und Verwaltung für Caritas umgenutzt werden sollte, auf dem Platz dann ein Spielplatz. Finanzierung geklärt (immer ein Brocken). Irgendwann kam der Denkmalschutz um die Ecke und meinte, dass so Dinge wie die Metallbrüstung, die den Platz eingrenzt, aber erstmal per Hand (!) abgeschliffen und dann mit historisch-korrektem Lack behandlet gehört. Oder eine spezielle historische Mörtelmischung zu nutzen sei, ansonsten, bla bla bla. Auch hier haben sich Investoren und Vereine zurückgezogen, weil das jahrelang ging und das Projekt ist in der Gesamtheit geplatzt.
Ich verstehe irgendwo, warum man den Kölner Dom oder so was wie Neuschwanstein nicht anfassen möchte, aber irgendwelche Kapellen am Arsch der Welt dürfen nicht eingerissen oder modernisiert werden. Das regt mich tatsächlich mehr als diese ganzen Genderopfer auf, Aktionismus von irgendwelchen Hurz-Historikern aus der Ecke.