Letzteres rangiert seit Jahren auf sehr hohem Niveau, spätestens seit dem Kriegsausbruch hat Deutschland die höchsten Strompreise DER WELT.
Aber nur private Haushalte. Unternehmen beziehen afair zu ziemlich konkurrenzfähigen Konditionen ihren Strom.
Am Ende ist der Energiemarkt in D einfach kaputt reguliert und durch kräftige Lobby der Energieriesen ist die bürgerliche Energiewende ausgeblieben bzw. wurde gestört.
Einfachstes Beispiel bleibt die heimische PV.
In den Niederlanden oder auch USA drehen die Stromzähler einfach rückwärts wenn deine Hausinstallation netto Strom einspeist.
In Deutschland musst du bei einem Anschluss der PV an dein Heimnetz penibel die 15Min Leistung angeben und bist gezwungen für 12ct je kw/h einzuspeisen. Zeitgleich beziehst du aber Strom zu mittlerweile 50ct je kw/h.
Stell dir du vor du bist Apfelbauer und bevor du deine Ernte verarbeiten darfst, musst du am hiesigen Apfelmarkt noch im Verhältnis 4:1 tauschen (vor dem Krieg 2,5:1).
Und weil dir der Staat den Knüppel noch nicht tief genug eingeführt hat, musst du das auch noch versteuern (ja, auch der Eigenverbrauch). Du bist ja jetzt ein Stromproduzent und damit ein kleiner Unternehmer - ob die Anpassung aus 2021 Linderung herbeiführt, wird man dieses Jahr sehen. Liebhaberei vs Abführung von Verlusten (bspw. Reparatur) ist kein Selbstläufer, ziemlich individuell und beinhaltet bei einer Versteuerung ja auch noch die Auswahl zwischen Unternehmertum (Vorsteuerabzug) und Kleinunternehmerregelung (<22k Umsatz).
Ich habe nur noch Verachtung für die Energiepolitik in diesem Land, die gezielt die privaten Haushalte so dermaßen gängelt. Im Ergebnis springen nette Aufsichtsratposten für den Parteiklüngel raus.
Anderes Beispiel: Uniper ist die Abspaltung von E.On für fossile Energieträger. Also alle Bereiche die auf mittlere Sicht nicht mehr benötigt werden und somit in etwa einer Bad Bank entsprechen. Warum muss sowas gerettet werden? Im falle von kritischer Infrastruktur wird der relevante Teil einfach verstaatlicht und die Aktionäre werden im Rahmen des Insolvenzverfahrens nach den Gläubigern mit dem Rest der Insolvenzmasse abgefunden. Wieso der Steuerzahler hier die Aktionäre rettet verstehe ich überhaupt nicht. Im Mutterkonzern, die finnische Firma Fortum, sitzt übrigens Philipp Rösler im Aufsichtsrat.
Hat mit der Rettung jetzt nichts zu tun, aber zeigt wie unglaublich wichtig solche Posten für Politiker a.D. wohl sind. Herr Rösler wird ja irgendwann mal seinen Platz räumen und somit wird diesen Stuhl wieder ein deutscher Politiker füllen.
Noch ein Beispiel?
Die Absekung der Mehrwertsteuer auf Gas ist ja schön und gut. Aber alle privaten Haushalte, die im Rahmen einer energetischen Sanierung vor wenigen Jahren ihre Gasinstallation ausgetauscht haben durch PV + Pufferspeicher + Wärmepumpe gehen jetzt leer aus, hier bleibt es bei 19%. Da erzählt einem die Politik wie wichtig die Energiewende ist, legt Subventionsprogramme zur Förderung auf und dann wird man einfach "vergessen".
Man speist für 12ct je kw/h ein und muss im Gegenzug für 50ct je kw/h beziehen, sofern keine Preisbindung mehr existiert.
Wir haben einen enormen Anstieg im Day-Ahead-Preis für Strom am Spotmarkt, weil marode französische gammel Atommeiler bei der aktuellen Dürre Kühlungsprobleme haben. Die Hälfte dieser löchrigen Kisten läuft nicht und Deutschland muss Gas verstromen um den Ausfall aufzufangen.
Dieses Land ist bezogen auf die Energiepolitik am Ende. Ein Selbstbedienungsladen der Konzerne, da würde selbst Schlesinger mit ihren Massagesitzen das Gesicht einfrieren.
Dazu ein Politikfilz, der ohne rechtliche Konsequenzen gegen die Interessen der Bürger arbeitet.
Was spricht dagegen, dass man mal anfängt die Energiepolitik in diesem Land auf eine möglichst hohe Autonomie der einzelnen Einheiten zu richten? Weg mit dem ganzen bürokratischen Mist. Stromzähler drehen zukünftig rückwärts. Versiegelte Flächen wie Gewerbe und Parkplätze müssen zukünftig PV + Pufferspeicher haben.
Für private Haushalte finanziert der Staat die PV und den Pufferspeicher, wenn sich in Straßenzügen Besitzer zusammenschließen und eine Entität bilden - im Gegenzug müssen die Hausbesitzer eine Wärmepumpe vorweisen (oder den Einbau bestätigen). Dazu braucht es zwar ein paar Umspannwerke, aber so bildet man autarke Zellen, die sich weitestgehend selbst versorgen.
Das würde auch Druck vom Nord-Süd-Gefälle bei der Stromproduktion nehmen. Denn aktuell dürften wohl noch mehrere 10tkm an Kabeln fehlen, um den Süden ausreichend zu versorgen. Dazu fehlen natürlich auch noch die ganzen Transformatoren, da bei den Distanzen der Verlust bei Wechselstrom (linearer Anstieg des Verlusts mit der Übertragungslänge) viel zu hoch ist. Für unseren Haushalt brauchen wir idR. aber Wechselstrom und nicht Gleichstrom - auch hier bieten sich deshalb lokale kleine autarke Zellen mit Pufferspeicher an.
Hier wird seit 20 Jahren auf Sicht gefahren und offensichtliche Lösungen werden zugunsten produktiver Lobbyarbeit geopfert.
Deutschland hat die Photovoltaik massentauglich gemacht und dann durch dumme Politik an China verloren, die viel günstiger produzieren konnten. Ähnliches passiert übrigens gerade bei der Windkraft (wenn auch etwas abgeschwächter). Nordex hat sein letztes Werk für Rotorblätter in Deutschland zugemacht und lässt nun in Indien produzieren.
Wir haben nur zwei primäre Quellen bei den erneuerbaren Energien - Photovoltaik und Windkraft. Beides wird nicht mehr in Deutschland produziert, sondern muss um die halbe Welt verschickt werden. Es wird zu Dumpinglöhnen in China und Indien zusammengekloppt und sämtliches Know How wandert ab.
Bevor hier jetzt einer mit Biogas ankommt, nein das ist keine Alternative. Wir betreiben in D riesige Anbauflächen für Biogas, damit der ganze Kram auch so zahlreich wächst, muss kräftig gedüngt werden. Leider wird für Stickstoff-Dünger Erdgas verwendet, da aus diesem das notwendige Ammoniak gewonnen wird.
Biogas ist eine riesige Nebelkerze, mit der sich Landesfürsten (shout out an Maggus) auf die Schultern klopfen können wie geil der Ausbau bei den erneuerbaren doch in ihrem tollen Bundesland ist. Wenn man sich ehrlich macht und für Biogas mal die Gesamtfläche der Agrarwirtschaft + die Herstellung von Stickstoff-Dünger und dem Erdgas einbezieht, dann bleibt da nicht viel übrig.
Willkommen im besten Deutschland, das es jemals gegeben hat.
€: Zur Causa Rösler noch ein tweet, den ich eben nochmal raussuchen musste. Einfach widerlich, wie nonchalant hier die Seiten gewechselt werden und zwar quer durch alle Parteien. Es sei auch nochmals an Walter Riester erinnert, der nach Niederlegung des Mandats zu Union Investment wechselte.