Ein entscheidender Faktor für Donald Trumps Wahlsieg im November 2016 waren ehemalige Demokraten-Wähler, die plötzlich für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten stimmten. Von den mehr als 650 Wahlbezirken, in denen 2008 und 2012 für Barack Obama gestimmt wurde, gewann Donald Trump 2016 rund ein Drittel, viele davon in wichtigen Staaten wie Ohio, Michigan und Wisconsin. Auch Donna Burgraff gab Obama einst ihre Stimme. Dann wählte sie Trump. Bereut sie heute, knapp zwei Jahre nach der Wahl, ihre Entscheidung?
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Video: FAZ.NET, Bild: dpa
Wer wie wem hilft ist auch eine der großen Fragen in der Politik. 2008 haben Sie für Barack Obama in der Präsidentschaftswahl gestimmt. Was hat Ihnen an ihm zugesagt?
Ich bin registriert als independent voter, gehöre also weder den Demokraten noch den Republikanern an. Ich habe immer für den gestimmt, den ich für den besten Kandidaten hielt. 2008 war ich begeistert von Obamas „hope and change“-Botschaft. Ich hatte wirklich gehofft, dass ein Wandel eintritt. Was er damals gesagt hat, war wahnsinnig inspirierend. 2012 war dann klar, dass er der Kohle-Industrie an den Kragen will, also habe ich schlussendlich für Mitt Romney gestimmt.
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Welche Schulnote würden Sie ihm geben knapp zwei Jahre nach seiner Wahl?
Ein Sehr gut für das, was er macht. Ein Ausreichend für das, was er sagt. Mir gefällt das nicht, diese ganzen Beschimpfungen und Bezichtigungen. Ich bin da kein Freund von. Sein Auftritt gefällt mir nicht sonderlich, aber ich würde ihn wieder wählen.
Das wäre 2020, falls er noch einmal antritt. Wie sieht es bei den Midterms am Dienstag aus?
Ich habe vorab gewählt, und zwar durch die Bank weg Republikanische Kandidaten bei allem, was auf dem Wahlzettel anzukreuzen war. Das mache ich nicht immer so, aber diese ganze Hysterie um Brett Kavanaugh und was die Demokraten daraus gemacht haben, hat mir so gar nicht zugesagt.
Brett Kavanaugh wurde von Trump als Richter am Supreme Court nominiert, dann von Christine Blasey Ford beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben. Wenn Sie sich ein ideologiefreies Gericht wünschen, glauben Sie dann nicht, dass Kavanaugh nach der ganzen Kontroverse dort fehl am Platz ist?
Die ganze Angelegenheit war von Anfang an hässlich und chaotisch. Alle haben Ford geglaubt, bevor sie überhaupt einen Ton gesagt hatte. Das war für Kavanaugh auch nicht fair. Diese Land steht für eine Menge Werte, und Rechtsstaatlichkeit ist einer davon. Mir hat nicht gefallen, dass Trump sich dazu geäußert und Blasey Ford veralbert hat, aber ein fairer Prozess muss gegeben sein. Und deshalb sehe ich keine Anlass dazu, eine Partei zu wählen, die so mit Kavanaugh umgesprungen ist. Ein gewisser Schatten wird immer über ihm hängen nach den Anschuldigungen. Ich hoffe bloß, dass er seine eigene Meinung außen vor hält als Richter am Supreme Court.
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Was hat Ihnen an Hillary Clinton als Kandidatin denn nicht zugesagt? Und warum haben Ihre Verwandten, die „überzeugten Demokraten“, den Glauben an die Partei verloren?
Natürlich war Hillary Clinton mehr als qualifiziert für das Amt. Ich hatte zwar das Gefühl, dass sie Präsidentin werden wollte, aber nicht, dass sie sich besonders für die Menschen im Land interessiert hat. Bei Bill, mal abgesehen von den Problemen, die er hatte, bekam ich wenigstens das Gefühl, dass er es ernst meint. Aus Sicht vieler aus der Arbeiterklasse und der Mittelschicht stehen die Demokraten nicht mehr für die Anliegen und Werte, die ihnen wichtig sind.