faschismus ist ein sehr problematischer begriff, weil er nicht wirklich definierbar ist. versuchen wirs trotzdem mal: faschismus beschreibt eine auf eine starke führerpersönlichkeit zugeschnittene politische bewegung, die sich sich primär auf identitäre aussagen beruft, um eine klare grenze zwischen unterstützern und feinden ziehen zu können. ihr wohnen i.d.r. gewaltbereitschaft und -tätigkeit inne.
historisch gesehen ist der moderne faschismus mit dem eines mussolini nicht vergleichbar, es fehlt v.a. der gewaltaspekt. ansonsten spielt trump aber durchaus virtuos auf der klaviatur altehrwürdigen führertums:
- er stilisiert sich zum retter einer nation, die klar definiert ist. (weiß, christlich, arbeitend, englischsprechend)*
- er nutzt massenmedien, um permanent im gespräch zu sein und seine anhänger zu mobilisieren. (tun andere auch, er ist aber radikaler und deshalb auch erfolgreicher, da das internet kontroversen belohnt.)
- er formuliert klare aussagen gegen "feinde" der o.g. nation. (hispanics, muslime)
- er fordert die rückkehr zu "alten" idealen, die durch die moderne zerstört wurden. (familie, sexualität)
- er spricht fast ausschließlich über gefühle.
- er gibt sich unantastbar, ignorant und selbstgefällig, "weil er es kann".
- obwohl er zum establishment gehört, stellt er sich als stimme der vergessenen und unterdrückten dar.
wie gesagt, ist ein faschismusvergleich aus geschichtswissenschaftlicher perspektive höchst problematisch, v.a. sollte man trump nicht mit hitler vergleichen. da fehlt der ideologische unterbau, bzw. war hitler kein "echter" faschist, sondern hat sich nur bei mussolini bedient, als es um die organisation seiner bewegung ging.
mussolini und trump sind sich dagegen gar nicht mal so fern, wie man annehmen möchte. dennoch gehe ich mit dir konform, dass hysterie absolut deplatziert ist. was es braucht, sind knallharte analysen. es ist z.b. sehr wahrscheinlich, dass trump als ventil für die weißhäutigen verlierer des amerikanischen systems fungiert. das, was die usa wirklich bräuchten, wäre eine neue bürgerrechtsbewegung, die vllt. auch mal den "american dream" hinterfragen sollte. aber das ist sakrileg in den US of A.
* hier liegt auch gleichzeitig sein größter schwachpunkt: er macht sich auch jene zum feind, die eigentlich teil seiner nation sein müssten. v.a. die konservativen christen und die armee / veteranen hat er ziemlich gründlich verprellt.
andererseits leben wir ja im postfaktischen zeitalter.
die ganze wahl ist ein ekelhaftes schauspiel. demokratisch ist daran quasi nichts mehr. ist aber schon witzig, der usa bei der fahrt in richtung wand zuschauen zu können.