Ich hab da letztens einen ganz interessanten Vergleich gehört, kriegs aber nicht mehr ganz zusammen. Das ging ungefähr so: Trump ist wie Zigaretten. Die meisten seiner potentiellen Wähler mögen die Wirkung, sind sich aber durchaus bewusst, dass die Verabreichungsform nicht so toll ist. D.h. sie nehmen die Wirkung mit und nehmen den Krebs dafür in Kauf.
Seine Basis sitzt ja hauptsächlich in Staaten, wo in den letzten Jahrzehnten viele relativ gut bezahlte Jobs (Industrie, Fertigung, Bergbau etc.) durch Automatisierung oder Abwanderung ins Ausland verloren gegangen sind. Die meisten fahren da jetzt LKW oder arbeiten bei Walmart oder so. Die hätten aber gerne wieder gut bezahlte Jobs. Von den Demokraten fühlen die Leute sich nicht ernst genommen - mMn zurecht:
Wenn ich LKW Fahrer wäre und man würde mir erzählen, dass mein Job trotz autonomen Fahrzeugen auch in der fernen Zukunft sicher sei, dann würde ich mich verarscht fühlen. Wenn Vorschläge zur Verbesserung der Jobsituation in diesen Regionen dann lauten, dass man doch Programmieren lernen soll, würde ich mich gleich doppelt verarscht fühlen. Sowas haben die bei der Automatisierung der Autoproduktion z.B. alles schonmal gehört und dann waren sie arbeitslos. Warum schult man den 48 jährigen ehemaligen Bergbauarbeiter denn nicht gleich zum Chirurgen um? Krankenhäuser gibts in der Gegend im Gegensatz zu Softwarefirmen wenigstens relativ viele.
Und dann wählt man halt den Kandidaten, der zwar ein recht offensichtlicher Trottel ist, aber die eigenen Probleme wenigstens vorgibt ernst zu nehmen, indem er gegen China vorgeht, wo viele Jobs hin abgewandert sind oder Fantasien wie die Wiedereröffnung der Bergwerke propagiert und mit Einwanderern noch die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt schwächt. Die Einwanderer sind zwar nicht das Problem, aber man hat wenigstens mal irgendwas getan.
Es ist wohl kein Zufall, dass Andrew Yang der demokratische Kandidat war, der die höchsten Zustimmungswerte unter Trumpwählern hatte und gleichzeitig der einzige Demokrat, der die Probleme in solchen Staaten auch adressiert hat. Trotz "kommunistischer" Ideen wie einem bedingungslosen Grundeinkommen.
Der demokratische Wahlkampf ist auch eine Katastrophe, was wohl hauptsächlich daran liegt, dass an den Vorwahlen nur registrierte Demokraten teilnehmen dürfen. Um alle nicht registrierten Demokraten braucht man sich ja keine Gedanken machen. Wobei die Demokraten ja auch ordentlich zerstritten sind. Da wird dann Monatelang über Themen debattiert, die für die klassischen Wechselwähler und unentschlossenen nebensächlich sind, um die Nominierung zu gewinnen. Wobei man inhaltlich ja dieses mal sowieso sehr wenig hört, außer "Trump muss weg!" kommt da nicht so viel.